Brillen von Adidas? Machen die nicht eher Produkte für andere Sportarten? Adidas produziert im Brillensektor nicht selbst, sondern vergibt die Lizenz an das 1964 gegründete Familienunternehmen Silhouette aus Österreich, das die Brillen unter dem Namen Adidas Eyewear produziert. Sehr schön hierbei ist der Umstand, dass dabei vom Entwurf bis hin zur Fertigung alles dort „in house“ passiert, somit im Land bleibt und keine Fertigung in ferne Länder ausgelagert wird. Dies bietet eine sehr gute Qualitätskontrolle, schlägt sich allerdings auch auf Grund höherer Lohnkosten im Preis nieder.
Info: Adidas Eyewear Evil Eye Evo Pro
Die sieben einzelne Bauteile lassen starke Winkelanpassungen über geklickte Rasterungen oder drehbare Elemente zu. Dies zusammen mit zwei Grundgrößen des Rahmens soll dafür sorgen, dass die Brille auf jedes Gesicht passt. Wechselgläser für verschiedene Lichtverhältnisse werden in 22 Varianten angeboten. Beim mattschwaren Pro Modell sind rot-verspiegelten Linsen enthalten. Diese sind alle wasserabweisend beschichtet und sollen so zusammen mit einer zusätzlichen Anti-Fog-Beschichtung für durchgängig klare Sicht sorgen.
Korrekturgläser – Bikebrille mit Sehstärke
Wer eine Sehhilfe benötigt, kann sich bei einem Optiker passend zu seiner sehstärke zusätzlich einen speziellen Einsatz in einer Stärke von +8 bis -10 Dioptrien fertigen lassen, welcher dann einfach hinter die eigentlichen Filter geclipst wird. Möchte man tiefer in die Tasche greifen, ist dies auch direkt an den Wechselgläsern in der gewünschten Beschichtung möglich.
Der Preis für die verglasten Filter variiert je nach dem Aufwand für den Schliff und kosten zirka 240 €. Wer sich hierfür interessiert, sollte sich auf jeden Fall mit von einem entsprechenden Optiker beraten lassen, der eine solche Arbeit anbietet. Originalbeschichtung auf geschliffenen Wechselgläsern sind über den Optiker beziehbar.

Preis
ab 169 € UVP
In der Hand
Die Evil Eye Reihe ist mir nicht unbekannt: Als das erste Modell zirka 2000 in die Shops kam, hatte ich gerade von einer Brille auf Kontaktlinsen gewechselt, da mich der Rahmen der Brille beim Fahren sehr störte. So war ich von dem breiten Gesichtsfeld der Evil Eye begeistert. Die Brille begleitete mich einige Jahre, bevor der Rahmen unter einem unachtsamen Hintern auf einem Campingstuhl kaputtging. Vom Nachfolgermodell war ich nicht sonderlich angetan, da dieses mit einem stark verkleinerten Rahmen ausgeführt war und dieser mich beim Fahren wieder in meinem Blickfeld störte. Als Christian von Silhouette in der Präsentation als erstes Hauptentwicklungsziel der neuen Evil Eye Evo das große Gesichtsfeld anführte, kam ich mir fast ein wenig erhört vor.
Setzt man die Brille auf, verschwindet sie fast gänzlich aus dem Blickfeld. Lediglich unten sehe ich den Rahmen mit geradeaus gerichtetem Blick oder wenn ich weit nach außen schaue. An der oberen Kante besitzt sie einen abnehmbaren Schweißfänger, der brennende Augen durch Schweiß, dahinschmelzende Sonnencreme oder Wind verhindern soll. Wer noch ein Quäntchen mehr Belüftung, möchte kann diesen ganz einfach abclipsen.
Passform
Wer Brillenträger ist oder auch nur Sonnenbrillen trägt, dem dürfte das Problem mit der Passform sicher bekannt sein. Manche Modelle wollen einfach nicht auf den Schädel passen, zusätzlich sind Gesichter in den seltensten Fällen 100 % symmetrisch. Ähnlich wie bei Helmen oder Schuhen findet man nach zumeist intensiver Suche und Vergleichen einen Hersteller oder ein Modell, welches einem passt und dabei bleibt man – solange es eben angeboten wird. In meinem speziellen Fall musste ich mich oft nach einem anderen Sonnenbrillenmodell umsehen, da die Wimpern meines rechten Auges immer am Glas vorbeistrichen. Klingt banal? Nervt aber unglaublich beim Fahrradfahren! Die Lösung, die Brille weiter auf der Nase herunterzuschieben, mindert nicht nur die Schutzwirkung gegen Spritzer und andere Umwelteinflüsse, auch der Sitz ist unangenehm – somit als Lösung nicht akzeptabel.

An der Evil Eye ist es wie schon erwähnt möglich, die Bügel in verschiedene Positionen zu klicken, den Naseneinsatz rechts und links unabhängig voneinander zu verstellen oder komplett umzudrehen (für flachere Nasen insbesondere wichtig, um einen sicheren Sitz zu gewährleisten).
So brachte ein Klick am rechten Bügel und an der rechten Seite des Naseneinsatzes die Brille so in Position, dass der Abstand am rechten Auge vergrößert wurde und meine Wimpern nicht mehr am Glas strichen. Ohne diese Funktion wäre die Brille beim Anprobieren im Laden sehr schnell wieder im Regal gelandet.

Die gummierte Innenseite der Bügel ist leicht geriffelt um zu gewährleisten, dass die Brille auch bei wilden Fahraktionen sicher auf dem Gesicht sitzt. Für meinen persönlichen Geschmack hätten diese etwas breiter ausfallen können, um bei langen Ausfahrten nicht punktuell an einer Stelle zu sitzen. Das war nicht unangenehm, aber nach einigen Stunden doch spürbar.
Auf dem Trail
Bei den ersten Ausfahrten in der Provence waren die Temperaturen zwar trotz Sonnenschein recht kühl, die Antifog-Beschichtung wurde dennoch vor keine harte Aufgabe gestellt. Auf den engen Trails mussten die Gläser aber den einen oder anderen Ast abfangen, der mir ins Gesicht schnellte – da die Brille durch ihre Bauart sehr viel vom Gesicht abdeckt, profitiert man hier, ähnlich wie mit einer Goggle, von einer Minimierung der Kratzer im Gesicht, wenn man eben viel auf solchen Trails unterwegs ist. Allen Astpeitschenhieben zum Trotz steckten die Gläser alle Kontakte soweit weg, ohne einen Kratzer davon zu tragen.

Nach meinem Campingstuhl-Abschied von der ersten Evil Eye griff ich jahrelang zu den zwischenzeitlich eingestellten Varioglas-Brillen von Specialized. Eine Anpassung der Lichtdurchlässigkeit der Gläser an aktuelle Lichtverhältnisse mochte zwar nicht immer blitzschnell erfolgen, machte die Brillen oder Gläserwahl aber immer sehr leicht – man musste sie nicht treffen.

Fährt man mit den verspiegelten, roten Standard-Gläsern von sonnigen Trails in ein schattiges Tal, wird es nämlich doch etwas dunkel. Man kann auf heller verspiegelte oder ganz klare Gläser zurück greifen. Diese sind einfach und schnell tauschbar – doch möchte ich dies trotzdem nicht auf dem Trail machen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Matsche auf den aktuellen Gläsern, die dann zwischen (Wechsel-)Glas und Rahmen sitzt, bis hin zu herunterfallenden Gläsern oder dem Umstand generell hierfür anhalten zu müssen…
Aus diesem Grund entschied ich mich auf die klare Variante der Gläser umzusteigen, womit ich auch seit Jahren bei Goggles ohne ernsthafte Probleme unterwegs bin. In diesem Setup nutzte ich die Brille auch die vergangenen Wintermonate auf allen Ausfahrten, die zu 90 % matschig und mit Temperaturen um die 0° aufwarten konnten. Beste Testbedingungen also.

Der sehr große Rahmen bot hier nicht nur den Vorteil eines großen Gesichtsfelds, sondern sorgte auch zuverlässig für eine unüberwindbare Barriere für Matsch-, Wasser- und Schneespritzer. Sehr gut gefiel die verbesserte wasserabweisende Eigenschaft der Beschichtung, die auch bei der von uns vorgestellten Adidas Eyewear Tycane überzeugen konnte [zum Artikel]. Die in unseren Breitengraden unausweichlichen Matsch-Spritzer, welche auf dem Glas landeten, zogen sich zusammen oder perlten gleich ganz ab, womit sie keinen großen Sichtbereich verdeckten.
Was die Anti-Fog-Beschichtung angeht, wird von manchem Hersteller seit Jahren viel versprochen. Die Evil Eye ist so angelegt, dass sie möglichst lange freie Sicht bietet. Denn eine 100 % beschlagsfreie Brille ist technisch nicht möglich: Bei langsamen, harten Uphills mit hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Temperaturen beginnt auch die Evil Eye Pro zu beschlagen. Hier hilft es, den Kopf ein wenig in den Fahrtwind zu heben und von der Luftzirkulation unter der Brille zu profitieren – dann lichtet sich der Nebel zuverlässig und schnell wieder.
Pro
- Sehr großes Sichtfeld, der Rahmen ist fast nicht zu sehen
- Anpassbarkeit an den Kopf und damit verbesserter Tragekomfort
- Gute Anti-Fog-Beschichtung
Contra
- Wer die Unkompliziertheit von selbsttönenden Gläsern gewohnt ist, kann vom (einfachen, aber notwendigen) Gläserwechsel unter Umständen genervt sein
- Hoher Preis
Adidas Evil Eye Pro Evo Test-Fazit
In Summe ist Adidas mit der Neuauflage der Evil Eye ein sehr gutes Produkt gelungen. Das große Sichtfeld, die optische Qualität und die Passform, insbesondere mit der Verstellbarkeit auf unterschiedliche Kopfformen, konnten überzeugen. Die Möglichkeit, einen optischen Einsatz oder aber direkt geschliffene Gläser zu verwenden, macht die Evil Eye Evo insbesondere für Leute interessant, die beim Sport keine Kontaktlinsen verwenden wollen oder können. Wer einigermaßen Acht gibt und sich nicht ständig auf seine Brille draufsetzt, wird in der Evil Eye Evo ein qualitativ hochwertiges Produkt finden. Hier kann sich der Mehrpreis gegenüber anderen Mitbewerbern durchaus rechtfertigen.
Adidas Evil Eye Evo Pro 2015 Preisvergleich
Weitere Informationen

Farben und Filter
Basic:
- black shiny/black (Rahmen) + grey/green mirror H (Filter)
- black matt/white + LST active silver
- white matt/green + LST bright silver
- black shiny/black + LST polarized silver
Pro:
- black matt/black + grey/red mirror H
- black matt/grey + LST active silver H
- white shiny/white + grey/blue mirror H
- blue shiny/mint + LST bright silver H
- black matt/grey + LST polarized silver H
Filtervarianten
LST™ active af
LST™ bright af
clear af
LST™ active silver H
LST™ bluelightfilter silver H
LST™ bright silver H
LST™ polarized silver H
grey/blue mirror H
grey/green mirror H
grey/red mirror H
grey/yellow mirror H
clear H
LST™ active silver
LST™ active silver light
LST™ bluelightfilter silver
LST™ bright silver
LST™ contrast silver
LST™ polarized silver
clear
crystal silver gradient
grey
space lens
(af = Antifog, H = Hydrophob)
Adidas-Teamfahrer mit der Evil Eye Evo Pro
Bike-Brillentests in der Übersicht
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61 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDie Fassung wird sich durch die Verglasung leicht aufbiegen, dadurch würde eine L eventuell zu groß werden.
Ich habe die L genommen bei einem 58cm Kopfumfang, habe ein relativ breites Gesicht. Die S sind eher für Frauen, da im allgemeinen kleinere Köpfe.
OK danke
Ich habe 59cm Kopfumfang. Ja ich denke S geht besser. Komme gerade vom Optiker, habe noch eine Julbo Brille getestet. Finde ich auch gut. Der Nachteil an Adidas ist, das die etwas mehr hervorstehen als andere Brillen (Abstand Glas zu den Augen). Damit wird die Brille besser durchlüftet, jedoch ist der Sitz dann nicht mehr sehr gut.
Gruss cola
wobei die Belüftung bei der neuen evil-eye net so toll ist, die alte war da spürbar besser.
Und viel Spass mit den geschliffenen Gläsern, was zahlst du für ein Paar?
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