Canyon Sender CFR 2021 im ersten Test: Nachdem wir in den letzten Wochen und Monaten mit Fotos und Clips eines neuartig wirkenden Downhill-Bikes unter den Fahrern der beiden Canyon World Cup-Teams gelockt wurden, ist es nun endlich so weit – das neue Canyon Sender CFR ist da! Das Carbon-Bike hat ordentlich abgespeckt und rollt je nach Rahmengröße komplett auf 29″-Laufrädern oder beherbergt ein 27,5″-Laufrad am Heck. Außerdem ist der Downhiller ein ordentliches Stück in die Länge gewachsen, bietet jedoch Einstellmöglichkeiten für Reach und Kettenstrebenlänge. Wir konnten das Koblenzer Racebike bereits antesten!
Canyon Sender CFR: Infos und Preise
Seit 2016 hat Canyon mit dem Sender ein waschechtes Downhill-Racebike im Programm. Das Rad wurde damals in Zusammenarbeit mit dem für seine Tüfteleien bekannten Ex-Weltmeister Fabien Barel entwickelt und wenig später vom Canyon Factory Racing-Team erfolgreich im Downhill World Cup eingesetzt und verfeinert. Vier Jahre später ist das 650b-Bike allerdings etwas in die Jahre gekommen – Zeit für ein umfassendes Update! Auffälligste Neuerung ist, dass das neue CFR-Modell in den Größen S und M als Mullet-Bike kommt, in L und XL hingegen als 29er. Dank neuem Carbon-Hinterbau und umkonstruierter Dämpfer-Aufnahme wurde zudem einiges an Gewicht gespart – und das trotz eines deutlich längeren Radstands. Das neue Canyon Sender ist ab sofort in den beiden Varianten CFR (5.799 €) und CFR FMD (4.699 €) online erhältlich!
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 200 mm (vorne) / 200 mm (hinten)
- Hinterbau MX-Link (Viergelenker)
- Laufradgröße 29″/27,5″ (S & M) | 29″ (L & XL)
- Besonderheiten kleinere Rahmengrößen mit Mullet-Konfiguration, größere komplett 29″, Carbon-Hinterbau, Kettenstreben und Reach verstellbar
- Gewicht 15,70 kg (Sender CFR)
- Farben Schwarz-Rot-Weiß / Schwarz / Neon-Grün
- Rahmengrößen S / M / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.canyon.com oder im Bikemarkt: Canyon Sender kaufen
Preis Canyon Sender CFR: 5.799 € (UVP)
Preis Canyon Sender CFR FMD: 4.699 € (UVP)
Im Detail
Vergisst man mal kurz die neue Laufradgröße, dann ist die auffälligste Änderung am Canyon Sender CFR sicherlich die Dämpferposition. Während das Rad mit seinem wuchtigen Sitzdom weiterhin eindeutig an seinen Vorgänger erinnert, ist der Dämpfer ein gutes Stück nach unten gerutscht und wird nun im Unterrohr verschraubt. Das bringt nicht nur einen etwas tieferen Schwerpunkt, sondern auch einiges an Gewichtsersparnis mit sich. Durch die weniger komplexe Dämpferaufnahme und einem Hinterbau, der nun komplett aus Carbon und nicht mehr aus Aluminium besteht, hat das Sender CFR laut Canyon zirka 600 g abgespeckt. Ein Aluminium-Modell wird es übrigens nicht mehr geben – das neue Kürzel CFR steht für „Canyon Factory Racing“ und deutet darauf hin, dass es sich beim neuen Sender um eine reine Race-Maschine handeln soll. Für weniger Performance-orientierte Bikepark-Shredder wird Canyon jedoch weiterhin eine Alu-Variante im alten Design anbieten.
Am Heck setzt das Sender CFR weiterhin auf den MX-Link-Hinterbau mit 200 mm Federweg. Dabei handelt es sich um einen regulären Viergelenker-Hinterbau, der um zwei weitere Umlenkhebel eweitert wurde. Ja, das ist sehr ähnlich wie beim neuen Specialized Demo. Nein, es ist nicht dasselbe, denn der Dämpfer wird nach wie vor vom mittleren, senkrechten Link angesteuert, nicht vom untersten. Der mittlere Link ist allerdings – vermutlich auch durch die neue Dämpferposition – deutlich länger und gerader geworden. Canyon folgt am Sender weiterhin dem Konzept der „Triple Phase Suspension“: Diese soll ein sanftes Ansprechverhalten mit ausreichend Gegenhalt in der Federwegsmitte sowie einer hohen Endprogression verbinden. Letztere fällt etwas stärker aus als beim Vorgänger-Modell. Dadurch soll sich das Rad nicht nur mit Luft-, sondern auch mit Stahlfeder-Dämpfer gut fahren lassen.
Neu hingegen ist der um 60 % reduzierte Pedalrückschlag – also das Maß, mit dem die Kette beim Einfedern an der Kurbel zieht. Um den optimalen Mix aus Komfort und Grip sowie Anti-Squat zu finden, hat Canyon einen Prototyp mit verstellbarer Position des Hauptlagers konstruiert und mit einer Nabe kombiniert, die es erlaubt, die Antriebskräfte zu messen und dadurch Rückschlüsse auf den Pedalrückschlag zu ziehen. Das Ganze fand in Zusammenarbeit mit SRAM Deutschland sowie der Hochschule Pforzheim unter anderem im Rahmen des Projekt Dis/Connect statt, über das wir bereits berichtet haben.
Nun aber zur Laufradgröße: Wie eingangs erwähnt wird das Rad in den Größen S und M mit einem 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad verkauft, in L und XL mit 29″ vorne und hinten. Grund ist die durchaus sinnige Annahme, dass vor allem kleinere Fahrer von mehr Beinfreiheit am Heck profitieren können, die guten Überrolleigenschaften des 29″-Vorderrads jedoch nicht missen wollen. Für weitere Eindrücke und Einschätzungen zur 29″ vs. Mullet-Debatte findet ihr hier unseren großen Vergleichstest der Laufrad-Kombinationen. Die Grenze zwischen M (Mullet) und L (29er) zieht Canyon zirka bei 1,83 m Körpergröße. Wer zwischen den Größen steht und sich nicht entscheiden kann, den könnte der spezielle Reach-Steuersatz des Sender CFR interessieren. Dieser erlaubt es, ohne großen Aufwand – man muss lediglich neue Lagerschalen in den Rahmen legen – den Reach um ±8 mm zu verändern. Verändern lässt sich auch die Kettenstrebenlänge – allerdings sind die Kettenstreben des 29ers jeweils 10 mm länger.
Ansonsten bietet der Rahmen alles, was das moderne Downhill-Herz begehrt! Die Züge wandern kurz hinterm Steuerrohr ins Innere des Rahmens und treten erst oberhalb des Tretlagers wieder ans Tageslicht, nur um nach sehr kurzer Distanz wieder in die Kettenstreben zu wandern. Die antriebsseitige Strebe ist mit einem welligen Überzug vor Kettenschlägen geschützt, was zudem die Geräuschkulisse des Bikes reduzieren soll. Außerdem sind alle wichtigen Stellen – beispielsweise dort, wo die Ferse am Hinterbau reibt – mit dicker Schutzfolie überzogen. Ein verschraubter Protektor soll Steinschlägen am Unterrohr vorbeugen. Ungewöhnlich ist, dass sämtliche Gewinde im Rahmen leicht austauschbar und laut Canyon als Ersatzteile verfügbar sind. Grund dafür ist laut Hersteller, dass im World Cup zwar kein einziger Rahmen gebrochen sei – durch das ständige Auseinander- und wieder Zusammenbauen hätten Rahmen jedoch wegen beschädigter Gewinde ausgetauscht werden müssen. Da Downhill-Bikes in ihrem Leben meist einiges mitmachen und definitiv Service-anfälliger als andere Räder sind, finden wir das Feature durchaus sinnvoll.
Geometrie
Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist das Canyon Sender CFR über alle vier Größen gewaltig gewachsen. Die Reach-Werte beginnen bei nicht sehr kurzen 438 mm und enden erst bei gewaltigen 510 mm. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass das Sender über einen speziellen Steuersatz verfügt, mithilfe dessen sich der Reach um 8 mm verlängern oder verkürzen lässt. Grund für das Längenwachstum, das sich auch auf die um 10 mm verstellbaren Kettenstreben – 435 bis 445 mm beim Mullet-Bike, 445 bis 455 mm beim 29er – ausgewirkt hat, sind Canyon zufolge unter anderem immer schnellere und härtere Rennstrecken. Dazu passen auch der 63° flache Lenkwinkel sowie Stack-Werte, die über alle Größen hinweg deutlich über 600 mm liegen. Das Tretlager ist bei unserem 29″-Testbike in Größe L um 21 mm abgesenkt und damit eher etwas auf der hohen Seite. In den Mullet-Versionen liegt die Absenkung logischerweise bei geringeren 8 mm – vom Boden aus betrachtet liegt das Tretlager immer auf 352 mm Höhe.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Fahrergröße | 166–176 cm | 175–183 cm | 183–192 cm | 192–208 cm |
Laufradgrößen | 29" vorne, 27,5" hinten | 29" vorne, 27,5" hinten | 29" komplett | 29" komplett |
Sitzrohr | 400 mm | 400 mm | 420 mm | 440 mm |
Oberrohr (horizontal) | 597 mm | 625 mm | 650 mm | 672 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 63° | 63° | 63° | 63° |
Sitzwinkle (effektiv) | 78,5° | 78,5° | 78° | 78° |
Sitzwinkel (tatsächlich) | 60° | 60° | 60,5° | 60,5° |
Kettenstreben | 435 mm (+10 mm) | 435 mm (+10 mm) | 445 mm (+10 mm) | 445 mm (+10 mm) |
Radstand | 1239 mm (+10 mm) | 1266 mm (+10 mm) | 1305 mm (+10 mm) | 1333 mm (+10 mm) |
Stack | 617 mm | 622 mm | 631 mm | 635 mm |
Reach | 435 mm (± 8 mm) | 460 mm (± 8 mm) | 485 mm (± 8 mm) | 510 mm (± 8 mm) |
Überstandshöhe (bei 1/3 Reach) | 739 mm | 743 mm | 747 mm | 752 mm |
Tretlager-Absenkung | 4 mm | 4 mm | 21 mm | 21 mm |
Tretlagerhöhe | 352 mm | 352 mm | 352 mm | 352 mm |
Ausstattung
Das Canyon Sender CFR wird zum Start in zwei Ausstattungsvarianten angeboten, die sich an den Vorlieben und Komponenten der beiden World Cup-Teams der Koblenzer orientieren. Das von uns gefahrene CFR-Modell für 5.799 € setzt auf ein hochwertiges RockShox Ultimate-Fahrwerk bestehend aus Boxxer-Federgabel und Super Deluxe-Luftdämpfer – ein Setup, das auch Troy Brosnan so nutzt. Geschaltet wird mit der hochwertigen SRAM X01 DH-Schaltung, DT Swiss stellt die Laufräder mit 240er Naben und FR560-Felgen und SRAM Code RSC-Bremsen sorgen für die nötige Verzögerung. Cockpit samt Carbon-Lenker sowie die Sattelstütze hingegen stammen aus der Canyon-eigenen G5-Serie.
Etwas wilder und Freeride-lastiger präsentiert sich das Canyon Sender in der 4.699 € teuren CFR FMD-Ausstattungsvariante. Hier setzt es auf einen Fox 40 Performance Elite-Federgabel sowie den Fox DHX2 Performance Elite-Stahlfeder-Dämpfer. Die Schaltvorgänge erledigt ein Shimano Saint-10-fach-Antrieb, die Bremsen stammen aus derselben Shimano-Baureihe. DT Swiss stellt wieder die Laufräder mit 350er Naben und FR2020-Felgen, Sattelstütze und Alu-Cockpit wiederum kommen von Canyon direkt.
Sender CFR FMD | Sender CFR | |
---|---|---|
Rahmen | M086, CFR Carbon | M086, CFR Carbon |
Gabel | Fox 40 Performance Elite | RockShox Boxxer Ultimate |
Dämpfer | Fox DHX2 Performance Elite | RockShox SuperDeluxe Ultimate |
Schaltung | Shimano Saint, 10-fach | SRAM X0 DH, 7-fach |
Bremsen | Shimano Saint, 203 mm | SRAM Code RSC, 200 mm |
Laufräder | DT Swiss DT350 / FR2020, 30 mm | DT Swiss DT240 / FR560, 30 mm |
Reifen | Schwalbe Magic Mary 2,35" Super Gravity | MAXXIS Minion DHR II 2,4" WT MG DH |
Kubeln | Shimano Saint, 36 Zähne | SRAM X0 DH, 36 Zähne |
Vorbau | Canyon G5 | Canyon G5 |
Lenker | Canyon G5 AL | Canyon G5 CF |
Sattel | Ergon SMD20 | Ergon SMD20 |
Sattelstütze | Canyon G5 | Canyon G5 |
Preis (UVP) | 4.699 € | 5.799 € |
Erster Eindruck: Canyon Sender CFR
Wir konnten das Canyon Sender CFR bereits einen Tag lang auf den sehr schnellen und ruppigen Strecken im Trailpark Klinovec fahren. Um trotz der kurzen Zeit einen soliden Eindruck zu gewinnen, hatten wir zudem ein Specialized Demo 29 im Gepäck, mit dem wir sehr vertraut sind. Beim Aufsitzen fällt zunächst auf: Das Canyon Sender CFR ist groß … sehr groß! Mit 485 mm Reach und 800 mm breitem Lenker sitzt man auch mit 1,83 m Körpergröße vergleichsweise gestreckt auf dem Rad. Entsprechend unsicher sind auch die ersten Fahrten auf der Downhill-Strecke. In staubigen, engen Kurven fehlt oft der Druck auf dem Vorderrad, außerdem kickt das Heck in Absprüngen und an Kanten beängstigend. Nachdem wir uns an den langen Radstand gewöhnt haben und den Rebound am RockShox Super Deluxe Ultimate ungewöhnlich langsam eingestellt haben, wandelt sich das Blatt!
Einen kleinen Eindruck der Streckenbedingungen am Klinovec bekommt ihr im POV-Zusammenschnitt:
In schnellen Sektionen mit vielen feinen Schlägen – die am Klinovec alles andere als selten sind – nimmt das leichte Carbon-Geschoss unglaublich viel Geschwindigkeit mit. Ganz ähnlich wie beim straffen 650b-Vorgänger-Modell hat man hier das Gefühl, weniger ausgebremst zu werden und leichtfüßiger zu rollen als mit anderen Bikes. Dabei punktet das Sender CFR jedoch mit wesentlich mehr Komfort als das alte Modell. Es ist im Vergleich mit anderen DH-Boliden zwar immer noch eher auf der straffen Seite – schräge Schläge werden jedoch gut aufgenommen und schicken Rad und Fahrer nicht wie bei übermäßig steifen Bikes direkt ins Gemüse. Das geringe Gewicht und der aktive Hinterbau sorgen dafür, dass sich das Canyon Sender CFR für seine Länge erstaunlich behände in die Luft befördern und dann quer legen lässt. Pedalumdrehungen lassen den Hinterbau zwar durchaus einsacken – für ein Downhill-Bike fühlt sich das Sender jedoch vergleichsweise effizient an.
In extrem ruppigen Sektionen mit heftigen Schlägen ist man an Bord des Senders mit einem eher aktiven Fahrstil immer noch gut beraten. Das Rad steckt heftige Landungen und stumpfe Drops zwar locker weg – Durchschläge waren mit 30 % Sag am Heck nie ein Thema –, kann sich aber an höheren Hindernissen etwas aufhängen. Gerade im Vergleich zum in Größe S4 kleineren Demo reicht der Hinterbau in schnellen Wurzelpassagen etwas mehr Feedback an die Füße und kommt nicht ganz an die hohe Laufruhe heran. Das könnte jedoch durchaus mit dem eher langsam gewählten Rebound zusammenhängen. Wir werden das Sender in den kommenden Wochen weiter fahren und das Setup verfeinern – in der kurzen Zeit haben wir das Optimum noch nicht erreichen können. Auf dem schnellen, von Sprüngen und groben Steinfeldern durchsetzten Motorway am Klinovec hatten wir hingegen das Gefühl, dass das Rad wesentlich mehr Geschwindigkeit aufbauen möchte, als wir bereit sind mitzugehen. Eines ist also klar: Vor Highspeed-Passagen muss man sich mit dem Canyon Sender CFR nicht fürchten!
Fazit – Canyon Sender CFR
An einem abwechslungsreichen Tag am Klinovec konnten wir bereits einige interessante erste Eindrücke des Canyon Sender CFR sammeln. Besonders begeistert hat uns dabei, wie pfeilschnell der Bolide über Highspeed-Passagen fliegt – hier erreicht man ohne viel Aufwand Höchstgeschwindigkeiten. Doch auch in ruppigen und technischen Sektionen gehört das Canyon Sender CFR definitiv zu den fähigsten Downhill-Bikes auf dem Markt. Wie weit vorne es sich genau einsortiert und wie nützlich die hohe Anpassungsfähigkeit des Senders ist, werden wir für euch im Lauf der nächsten Wochen genau herausfinden!
Pro / Contra
Pro
- umfangreiche Einstellbarkeit
- aktiver Hinterbau
- geringes Gewicht
- hohe Anpassungsfähigkeit
Contra
- aktuell noch nichts
Was sagt ihr zum neuen Sender und der Entscheidung, es je nach Größe in verschiedenen Laufrad-Kombinationen anzubieten?
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