Die deutsche Cross-Country-Szene ist in den Tagen vor den 17. Deutschen Meisterschaften am Sonntag in Albstadt in Aufruhr geraten. Die Seriensieger Lado Fumic und Sabine Spitz können sich ihrer Sache nicht mehr so sicher sein, wie in den Jahren zuvor. Speziell Moritz Milatz und Nina Göhl meldeten durch herausragende Leistungen beim letzten Weltcup in Fort William, Großbritannien Ansprüche an.
So viel Spannung war selten. Hier ist aber ausnahmsweise nicht von der Fußball-Weltmeisterschaft die Rede. Immerhin: Es geht auch um was Rundes und es rollt. Für die Mountainbiker in der olympischen Cross-Country-Disziplin ist die Deutsche Meisterschaft in Albstadt ein Saison-Highlight, schon weil man vor einem Jahr am selben Ort eine noch nie da gewesene, prickelnde Atmosphäre erleben konnte.
Die beiden Titelverteidiger Sabine Spitz (Murg-Niederhof) und Lado Fumic (Kirchheim/T.) haben Gesellschaft bekommen auf dem Favoritenschild. Im Lager der Herren darf Moritz Milatz (Freiburg) nach seinem sechsten Platz beim Weltcup in Fort William, Schottland, berechtige Ansprüche anmelden. Obschon er es selbst gar nicht tut. „Sicher muss ich anerkennen, dass man das so sieht. Aber Lado ist für mich der Favorit. Lado muss, ich kann“, sagt Milatz.
„Ich werde sie alle schlagen, genau wie die letzten sechs Jahre“
Der angesprochene, sechsfache Serien-Titelträger gibt sich gar nicht bescheiden. „Am Wochenende wird es warm, da sieht die Welt wieder ganz anders aus. Ich werde sie alle schlagen, genau wie die letzten sechs Jahre.“ Lado Fumic tönt siegessicher. Vergangenes Jahr kam sein schärfster Konkurrent aus der eigenen Familie. Doch Manuel Fumic bestreitet nach zwei Schlüsselbeinbrüchen in Albstadt das erste ernsthafte Saisonrennen. Was der Vizemeister zu leisten im Stande ist, weiß nicht einmal er selbst so genau. „Ich muss schauen wie es läuft. Lado ist topfit und das passt ja dann“, denkt er mehr an seinen Bruder.
Kandidaten: Marx und Sickmüller
Der Vorjahres-Dritte Wolfram Kurschat (Deidesheim) laboriert noch an einem Fingerbruch und verzichtet auf einen Start. Dagegen scheint Torsten Marx (Hechingen) in guter Verfassung. „Ich bin überzeugt in Albstadt ein richtig gutes Ergebnis zu fahren“, sagt der Alb-Gold-Biker, dessen Team aus der Region kommt und deshalb besonders motiviert ist. Ein gutes Ergebnis fängt für Lokalmatador Marx bei Platz Fünf an, wenn es gut läuft ist eine Medaille im Bereich des Möglichen. Seine Teamkollegen Jochen Käß (Weil im Schönbuch) und Hannes Genze (Sindelfingen) kommen im günstigen Fall auch für Podiumsplätze in Frage.
Dann ist da noch der Hamburger Johannes Sickmüller, der im Frühjahr nur bei zwei MTB-Rennen auftauchte und sich dann mit einer Straßenrundfahrt in Irland gezielt auf die DM vorbereitet hat. Ihn muss man auf der Rechnung haben. Auch Stefan Sahm (Mössingen) gehört zum Kreis derer, die um die Medaillen fahren.
Obwohl das Rennen so offen ist, wie lange nicht mehr, auf der Seite von Lado Fumic liegen die meisten Trümpfe, schon weil er die größte Erfahrung besitzt. Gary Linekers Zitat über Fußball, als einem Spiel für 22 Leute, bei dem am Ende immer Deutschland gewinnt, könnte in Abwandlung auch auf Fumic zutreffen: „Die DM ist ein Rennen mit 120 Fahrern und am Ende gewinnt immer Lado Fumic“.
Nina Göhl die „logische Siegerin“?
Bei den Damen scheint die Chance auf einen „Regentenwechsel“ noch größer. Ein Weltcupsieg ist schließlich Ausweis höchster Qualität. Und so sieht Titelverteidigerin Sabine Spitz (Murg-Niederhof) ihre zwölf Jahre jüngere Konkurrentin Nina Göhl (Freiburg) auch als Favoritin. Die 22-Jährige laborierte über Pfingsten allerdings an einer Schleimbeutel-Entzündung im Knie, die sie im Training einschränkte. „Es ist alles offen. Klar, mit der Form von Fort William ist alles möglich“, sagt die Weltcup-Siegerin.
„Wenn man sich das anschaut und wenn man weiß, dass ihr die Strecke in Albstadt sicher besser gefällt als mir, dann ist sie eigentlich die logische Siegerin“, meint Sabine Spitz, die das Meisterjersey seit 2001 ununterbrochen trägt- es sehr gerne weiter tragen würde. Die Weltcup-Gesamt-Zweite sieht in Adelheid Morath (Freiburg), Katrin Schwing (Mosbach) und auch in Hanka Kupfernagel (Denzlingen) weitere Anwärterinnen auf die Medaillen. Die Cross-Vizeweltmeisterin hat sich auf die DM noch einmal speziell vorbereitet. Würde sie auf dem Podium stehen wäre es keine Überraschung. Adelheid Morath bekennt sich eindeutig zu ihrem Ziel: „Nina und Sabine werden um Gold und Silber fahren. Ich will mit aufs Podium“, sagt die zweifache DM-Vierte. Was Bianca Knöpfle (Freiburg) bei ihrem Zwischen-Gastspiel auf dem Mountainbike leisten kann, lässt sich schwer prognostizieren. Und Ivonne Kraft (Dettenheim) darf man nicht außer Acht lassen, auch wenn der steile Anstieg nicht ihr bevorzugtes Terrain ist.
Mastersklassen
In den beiden Mastersklassen Ü30 und Ü40 gelten die beiden Titelverteidiger erneut als Kandidaten. Martin Hollerbach (Burggen) muss sich in der Ü30 mit dem Olympia-Zehnten von Atlanta, Ralph Berner (Frammersbach), auseinandersetzen. Daniel Duske (Überlingen), Stephan Danowski (Hamburg) und Joachim Öchsner (Regensburg) gehören wohl zu den schärsten Konkurrenten.
Bei den älteren Jahrgängen will Matthias Ball Revanche für 2005, als er durch einen Defekt ausscheiden muss. Sein schärfster Rivale dürfte der amtierende Meister, Felix Kurth (Regensburg) sein.
Quelle: PM
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