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Craft BIKE Transalp Challenge – Etappenbericht Nr. 5 – Trauer um Heinrich Schmieder

Hier kommt er, der Bericht von der „Königsetappe“ der diesjährigen Transalp. Daniel und Nico von den Cosmic Challengern haben bereits im Bericht zur vierten Etappe ihren großen Respekt vor dieser Etappe bekundet und in der Tat steht ihr Bericht noch aus – hoffen wir, dass es ihnen gut geht .

Bereits vor Beginn der Etappe gab es eine traurige Nachricht: Heinrich Schmieder, Tatort Schauspieler zwischen 1990 und 2001 ist in der Nacht zum Mittwoch in seinem Hotelzimmer verstorben. Die Todesursache ist noch unklar. An dieser Stelle unser Beileid für alle Angehörigen, Freunde und Bekannte Heinrich Schmieders. Weitere Informationen (dpa) zum Tod des beliebten Schauspielers findet ihr hier.

Hier aber der Bericht von Ronald und Jana vom RC Dresden:

Etappe 5 – Pannenserie 2.0

Heute starte ich mal mit dem rein technischen Bericht:

– VR Jana verliert nach Flankenschnitt Luft 1x Nachpumpen mit Minipumpe, da CO2 -Pumpe nicht funktioniert (5min Zeitverlust)

– VR Jana nochmal Nachpumpen mit Standpumpe bei Kay an der Verpflegung (3min Zeitverlust)

– nach ca. 6 Kehren Mortirolo Passauffahrt verklemmt sich bei mir wiedermal die Kette zwischen Nabenflansch und Kassette, da so auch der Freilauf verklemmt ist, kann man noch nicht mal Schieben. Nach hilflosen versuchen bin ich dann die Serpentinen radtragend wieder runter gerannt, da in Kehre 1 ein paar Betreuer vom Mooove Team standen. Nach einiger Zeit haben wir dann das Kettenschloss geöffnet und mit viel Gewalt irgendwie die Kette wieder rausbekommen (20min Zeitverlust für mich, Jana fuhr weiter)

– HR Jana Flankenschnitt, kurz bevor ich sie hoch zum Mortirolo-Pass wieder eingeholt hatte, diesmal ziehen wir einen Schlauch ein, und pumpen mit der Minipumpe auf (10min Zeitverlust)

– VR Jana verliert weiter Luft, am Mortirolo-Pass stehen zum Glück wieder Leute vom Mooove Team und haben eine Standluftpumpe, damit wir auch im VR von Jana einen Schlauch einziehen können (10min Zeitverlust)

– die 2. Lockoutstufe an meiner DT Gabel ist nun auch noch ausgestiegen, d.h. es gibt nur noch total starr oder ungedämpftes Federn

– einmal Lenker gerade drehen bei Jana nach Sturz

Wir hatten heute richtig gute Beine und hatten uns alles perfekt eingeteilt um am heutigen längsten Anstieg nach 70km richtig Plätze zu machen. Die einzelnen Zeitverluste addiert geben leider auch nur einen Teil der Wahrheit wieder, da es natürlich in Flachstücken nicht unwesentlich ist, in der richtigen Gruppe zu sein bzw. Kontakt zu schnellen Leuten zu haben. Da verliert man in unserem Fall, wenn man die dann verpasst, eben nochmal extra Zeit. In den Abfahrten haben wir natürlich wieder Zeit liegen lassen, aber diesmal hätte es locker für die Top Ten gereicht. Zu allem Überfluss wurde Jana dann ja auch leider noch bergab von einem der zahlreichen sinnlos aggressiv fahrenden männlichen Hinterbänklern umgefahren und stürzte.

Heute Morgen ging die Startaufstellung gleich mal mit einer Schweigeminute für einen des nächtens verstorbenen Fahrer los. Echt beklemmendes Gefühl! Später erfuhr ich dann, dass es wohl Heinrich Schmieder, ein Schauspieler, den einige sicher aus unserem „Tatort“ kennen, war.

Naja, nachdem die Gesamtwertung nun mit dem heutigen 16. Platz endgültig versaut ist, haben wir die Freiheit in den nächsten Tagen es einfach mal laufen zu lassen und nicht mehr darauf achten zu müssen bei der nächsten Etappe möglichst auch noch fit zu sein

Jana hat jetzt neue Raceking mit weißer Seitenflanke. Die sind etwas robuster, bei mir halten sie schon seit Etappe 1 ohne schlimmere Blessuren. Immer wieder ist es auch eine große Hilfe, dass ich auf der SRM genau sehe wie viel Watt ich trete und dann genau in meinem Zielbereich bleiben kann. So immer ca. an der anaeroben Schwelle. Na gut, heute mit der Pannenwut war es dann auch öfter mal mehr. Echt nicht schön am Tag mehrmals immer wieder die gleichen Leute zu überholen. Heute Morgen war wieder ein schöner Stau an den ersten Bergen. Auf dem Foto sollte es gut zu erkennen sein, wo wir uns täglich durcharbeiten müssen. Morgen wollen wir mal versuchen im Block wenigstens ganz vorne zu stehen. Ist aber schwierig mit dem Warmfahren, denn das geht ja nicht im Startblock. Wir haben einen Plan…

Landschaftlich natürlich wieder traumhaft, die Bilder können es eigentlich kaum wiedergeben. Und da wir gestern dachten, mehr Staub geht nicht, wurden wir heute eines besseren belehrt… Oops schon 22:05 , ab ins Bett!

Der Bericht von den Cosmic Challengern Daniel und Nico

5. Etappe Livigno – Ponte di Legno

Auch von unserer Seite: Tiefe Anteilnahme um den tragischen Tod des verstorbenen Schauspielers und Transalp Challengers Heinrich Schmieder.

Heute morgen war es soweit – die Königsetappe stand an. Nach der gestrigen 4. Etappe waren wir komplett am Ende, die Beine komplett leer, der Rücken schmerzt, der Nacken brennt und die Hände haben Druckstellen (daher Vorbau nun mit 3cm Spacern).

Daher wählten wir die einzige Methode zur Besserung – Erholung. Nach Ankunft im Hotel direkt eine Stunde aufs Ohr gelegt und zum ersten Mal während dieser Transalp 8 Stunden geschlafen.Und es hat sogar geholfen. Aber der Reihe nach…

Wir waren um 8.10Uhr am Start (Einlaß zur den Startblöcken ist um 8Uhr) und waren natürlich wieder hinten platziert. Selbst vor 8Uhr bildet sich in Block C eine Schlange vor dem Einlaß – wirklich krank. Die Startblöcke werden nach der Gesamtplatzierung aufgesetzt, dass heißt in unserem Fall Block C da wir knapp die Top100 verpassen. Allerdings starten auch in Block C Mixed, Damen und Master Teams, welche bis zu 2-3 Stunden pro Etappe mehr brauchen wie wir. Das heißt jeden Tag mehrere hundert Biker überholen.

Doch heute wurde dies zum Verhängnis, direkt nach dem Ort Livigno führte die Strecke, mal wieder, eine Skipiste hinauf. Diese war wieder so extrem steil, dass die ersten 400 Meter geschoben wurde – dann steht man mal 5min auf einem Fleck bis man überhaupt weiter kann.

Kommt dann noch eine Engstelle hinzu, wie Singletrails oder schmale Brücken kostet das zusätzlich Zeit. Als dann noch das Kameramotorrad an einer extrem steilen Rampe auf dem Singletrail feststeckte fällt es schwer ruhig zu bleiben. So hatten wir erst nach ca. 2 Stunden uns „frei fahren“ können und sind in unserem Leistungsfeld angekommen. Dieser Umstand nervt, wieso wird nicht einfach nach den exakten Zeiten der Gesamtwertung die Blöcke verteilt?

Nach Stunde 2 kamen wir richtig in Fahrt, dass Tempo war gut, wir fanden die richtigen Gruppen und konnten uns so Stück für Stück vorarbeiten. Die Abfahrten waren der Wahnsinn, heftige „Schotterabfahrten“, welche einem wirkliche alles abverlangen. Extrem steil, extrem steinig mit teilweise Geröllfeldern. Ebenso die steilen Singletrails, so dass man nur komplett auf der Bremse steht. Dabei zeigt es sich, dass man mittlerweile anderes Terrain erreicht: Die Trails waren super steinig und felsig, die Schläuche pflasterten den Trail. Auch uns erwischte es, als wir versuchten weiter Boden gut zu machen, bei einem hefigen Geröllteil passierte es: Das Hinterrad nicht genug entlastet, Durschlag, Luft draußen. Obwohl es nach 2min weiter ging sind 30 Fahrer an uns vorbei. Die Leistungsdichte ist wirklich heftig. Insgesamt schlauchte die Etappe einfach sehr durch die heftigen Abfahrten, die Hände waren so beansprucht nach 20km Abfahrt, dass man kaum mehr Bremsen und den Lenker festhalten konnte. Viele Stürze waren die Folge, hoffentlich ohne bleibende Verletzungen!

Nach 65km kam dann der eigentliche Hammer – Passo Mortirolo (bekannt vom Giro d’Italia). Der schwierigste Pass der Alpen siehe Roadbike. Eigentlich keine richtige Straße, vielmehr ein geteerter Forstweg. 1500 Höhenmeter am Stück bei einer Steigung, die wir zuvor noch nie an einer geteerte Straße gesehen haben. Doch erstaunlicherweise konnten wir unser Tempo durchhalten und kämpften weiter bis zur Schlußabfahrt nach Ponte di Legno. Die letzten 10km vor dem Ziel waren wieder hart – Ebene und ein kleiner Anstieg. Doch die Beine spielten mit – nach 7:04h erreichten wir auf Platz 94 das Ziel.

Nun heißt es nach Bikewartung und Berichte schreiben ab ins Bett… Übrigens sind wir in Passo del Tonale, direkt im Skigebiet. Im Sommer ist das hier eine Geisterstadt. Das heißt morgen früh vor dem Start erstmal 9km Passabfahrt an den Start. Solange es nur bergrunter geht – toll!

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