Vorstellung: Cannondale Scalpel 2011: im IBC TV ansehen

Cannondale hat für 2011 seine Racewaffe Scalpel komplett überarbeitet und nicht nur das Gewicht weiter gesenkt, sondern auch die Funktion des Racefullies verbessert. Seltsam nur: Beim Uphill auf dem nur noch 8,4kg leichten Racebike komme ich ganz schön ins Schwitzen und auch der extrem leichte Carbonlaufradsatz von DT Swiss scheint sich nicht drehen zu wollen. Was da los ist? Jetlag und über 2600m Höhe zeigen ihre Wirkungen.

Die eigentliche Frage ist aber, wie Cannondale auf dieses nochmals niedrigere Gewicht gekommen ist. Ein Scott Spark wiegt in der leichtesten Ausstattung fast 800g mehr und das Scalpel kommt ohne gewagte Tuningparts daher. Der Weg führt wie bei Cannondale üblich über das Stichwort „System Integration“. Ziel bei der Entwicklung sei es gewesen, so Peter Denk, die gelungene Geometrie des Flash Hardtails auf das 80mm Fully Scalpel zu übertragen. Zu den minimalen Änderungen gehören ein um 0,5° flacherer Lenkwinkel, ein 20mm höheres Innenlager und natürlich 80mm Federweg (und damit 20mm weniger als beim Vorgänger). Heraus kommt ein unglaubliches Rahmengewicht von 1365g (Größe L, ohne Dämpfer) und eine Steifigkeit, die unabhängigen Messungen zu Folge neue Maßstäbe im Wettbewerb gesetzt hat.

Im Video erklären und Manuel Fumic und Peter Denk die technischen Details des Rahmens, wer gerne ein bisschen lesen will, der mache direkt hier damit weiter…

Technischen Details

Was hat Cannondale alles in seinen Innovationsträger gepackt, um fast 600g gegenüber dem Vorjahresmodell einzusparen? Im Kern des Rahmens hat man das Zero Pivot System weiterentwickelt, das darauf basiert, dass das Federn des Hinterrades allein vom Flex der Carbonketten und -sitzstreben ermöglicht wird. Im Gegensatz zum Vorgängermodell besteht jetzt auch der Innenlagerbereich vollständig aus Carbon und die Kettenstreben werden direkt an das Innenlager laminiert. Durch eine Erhöhung der Angriffsbreite an das 73mm Innenlagergehäuse, ein extra voluminöses 60mm Unterrohr und ein nach unten breiter werdendes Sitzrohr ist der Innenlagerbereich nicht nur deutlich steifer, sondern auch leichter geworden.

Weitere Verbesserungen hat es in den Kettenstreben gewesen, die beim alten Scalpel zu wenig Flex in vertikaler Richtung erlaubt haben und so die Hinterbaufunktion deutlich beeinträchtigt haben. Im neuen Modell hat Cannondale die Gewebelagen im 90° Winkel zueinander angeordnet, so dass das Ziel vertikalen Flex zu ermöglichen und horizontalen zu verhindern deutlich besser erreicht werden konnte. Peter Denk gibt auch Entwarnung an alle diejenigen im Forum, die an der Dauerhaltbarkeit solcher Konstruktionen zweifeln. Dass sich das Harz zwischen den Gewebelagen durch die andauernde Bewegung lösen könnte und der Rahmen sich so selbst delaminiert, sei ausgeschlossen. Anders als Scott hat Cannondale jedoch weiterhin einen kleinen aber feinen Aluminiumanteil an seinem Carbonrahmen. Die Ausfallenden, Lagereinsätze und der Umlenkhebel sind aus Aluminium gefertigt, um eine maximale Dauerbelastbarkeit zu erreichen. Selbstverständlich ist auch an der Systemintegration weitergearbeitet worden, die jedoch sinnvoller Weise auch auf fremde Patente zurückgreift.

Die Lefty Federgabeln haben gegenüber dem Vorjahr minimal an Gewicht zugelegt und bekommen dafür ein neues, weiches Lockout. Je nach Einstellung bleibt ein kleiner Restfederweg erhalten, der die Traktion am Vorderrad erhöht. Im Inneren der Gabeln kann zusätzlich die Auslösehärte des Lockouts durch einen Federwechsel verändert werden. Aktiviert wird der Lockout über den von Rock Shox bekannten XLoc Hebel, der hydraulisch funktioniert und auch an älteren Modellen nachgerüstet werden kann. Wer die wenigen zusätzlichen Gramm noch einsparen möchte, kann natürlich auch den alten Einstellknopf verwenden. Grundsätzlich wird die Lefty von einer in Rock Shox Lizenz hergestellten Solo Air Luftfederung kontrolliert. Eine tatsächliche Neuerung im Rahmen der Systemintegration stellt die Kombination aus Vorbau und Schaft dar. Diese besteht nicht mehr länger aus einem Teil, sondern ist in Vorbau und Schaft geteilt. Hierdurch kann die Gabel nun problemlos an verschiedene Steuerrohrlängen und Fahrergrößen angepasst werden. Gleichzeitig wird jedoch durch die Einsparung der Aheadkappe bei Reduzierung des Gewichts die Steifigkeit des Systems weiter gesteigert. So wiegt die Lefty Speed Carbon mit Steuersatz, Schaft und Vorbau sowie der Befestigungsschraube für die Nabe 1481g (1194g ohne weitere Anbauteile) und bleibt damit ein gutes Stück unter den vergleichbaren 100mm Gabeln. Mit an Bord sind auch wieder die Cannondale eigenen Hollowgram SI Kurbeln mit BB30 Innenlager, die denen aus dem Rennradbereich entsprechen und durch verschiedene Spiderkonfigurationen alle erdenklichen Kettenblattkombinationen anbieten können.

Geometrie

Ausstattungen, Gewicht und Preise

kleiner Hinweis: Um die Bilder in der richtigen Farbe zu sehen, einfach draufklicken… ist nen bissle seltsam

Scalpel Ultimate

– Lefty Speed Carbon XLR

– Sram XX Gruppe

– Hollowgram SL BB30 Kurbel

– DT Swiss XCR 1.2 Carbon Laufradsatz

– 8,4kg und 8399€

Scalpel 1

– Lefty Speed Carbon XLR

– Shimano XTR 2011

– FSA SL-K 386 BB 30 Kurbel

– Mavic Crossmax SLR Laufradsatz

– 5999€

Scalpel 2

– Lefty Speed XLR Aluminium

– Sram X0 Gruppe

– FSA Afterburner 386 BB30 Kurbel

– DT Swiss XCR 1.5 Laufradsatz

– 4299€

Scalpel 3

– Lefty Speed PBR Aluminium

– Shimano SLX/XT Gruppe

– FSA Afterburner 386 BB30 Kurbel

– DT Swiss XCR 1.7 Laufradsatz

– ca. 3200€

Promotion Video – Cannondale Scalpel: im IBC TV ansehen

Fahreindruck

Wie schlägt sich dieses extrem leichte Bike also auf dem Trail? Die anderen Journalisten haben vor der Testrunde davon berichtet, dass das alte Scalpel sich eher wie ein Softtail gefahren habe und nicht wirklich ein aktives Fully gewesen sei. Nach wie vor fährt sich das Bike sehr straff und scheint keinerlei Energie zu verschenken, andererseits bietet es aber doch eine kleine Menge zusätzlichen Komfort und eine sehr gute Traktion beim Klettern. Insgesamt lässt sich das Scalpel wie erwartet sehr leicht den Berg hinauf bewegen. Die Geometrie des Rades fühlt sich entspannt und dennoch voll auf Vortrieb ausgerichtet an – trotz Raceposition sitzt man nicht zu weit vorne unten auf dem Bike, als dass Abfahrten keinen Spaß mehr machen würden. Beim Downhill überzeugt das Bike mit extrem guter Lenkpräzision und einer guten Dämpfung der Lefty Federgabel. Darüber hinaus stellt die Lefty noch ein echtes Sicherheitsfeature dar. Konstruktionsbedingt kann sich die Lefty zwar immer noch verwinden, blockiert dank der Nadellager im Inneren dabei jedoch nicht wie gewöhnliche Teleskopfedergabeln und bleibt deshalb auch beim Bremsen in steilen Terrain voll aktiv. Das wiederum zahlt sich in besserer Traktion und dadurch kürzeren Bremswegen aus, was sich sehr angenehm anfühlt und im Zweifelsfall entscheidend sein kann.

Fazit

Eine Sänfte ist das Scalpel keineswegs und der Hinterbau steigert die Traktion und die Laufruhe, keinesfalls aber den Komfort. Dafür ist das Bike extrem steif und setzt jeden Tritt in maximalen Vortrieb um. Hinzu kommt die ebenfalls äußerst steife und vom Lenker blockierbare Lefty Federgabel, die dem Bike nicht nur ein unverwechselbares Äußeres verleiht, sondern auch auf dem Trail einen guten Eindruck hinterlässt und mit hervorragender Bremsperformance überzeugt.

Die Bilder sind von Tobias Stahl und Ale di Lullo. Videos von Tobias Stahl und Cannondale.

Weitere 2011er Berichte über die Neuheiten von Cannondale: Jekyll, Claymore und Scarlet (jeweils auf den Namen klicken und mehr ehrfahren)

  1. benutzerbild

    dkc-live

    dabei seit 09/2006

    Also ein Hersteller der mit lebenslanger Garantie wirbt und dann sowas als Ablehnungsgrund für Garantieanspruch angibt,
    Garantieverlust weil der Hardtailrahmen!! einen schlechten Pflegezustand aufwies.
    würde ich allerdings meiden.
    Nein ich habe einen neuen bekommen. So ist das ja nicht. Aber eben auf Kulanz. Der Rahmen den ich bekommen habe, hat nun keine Garantie mehr. Find ich persönlich richtig arm von Cannondale. Die Rahmen sind beide am Sattelrohr gerissen, weil es nicht entgratet war. Der Lack bei Cannondale ist ja sowieso unter aller Sau. Mein neues hat schonwieder Lackverlust. Aber es fährt sich gut smilie Für Specialized oder Scott war eben kein Geld da. Da bekommt man mal nicht eben 50% auf ein 2013 er Modell.
  2. benutzerbild

    PeterPunkrock

    dabei seit 10/2008

    Gut zu wissen und vielen Dank.smilie
    Damit hat sich die Marke für mich erledigt.

  3. benutzerbild

    Stumpjumper11

    dabei seit 07/2012

    Da bekommt man mal nicht eben 50% auf ein 2013 er Modell.

    Da kannst du mal sehen mit was für einer Gewinnspanne die kalkulieren. smilie
  4. benutzerbild

    dkc-live

    dabei seit 09/2006

    Da kannst du mal sehen mit was für einer Gewinnspanne die kalkulieren. smilie
    Machen alle so. So um 2006 rum hast du bei Cannondalehändlern nur Rabatt auf Anfrage bekommen. Seitdem die aber aufgekauft wurden, werden die rausgerammscht. Bei Speiseeis gibt es auch nur Rabatt auf Anfrage und Onlinekauf ist auch schwer möglich. Ich denke der massive Rabatt lag auch daran, dass keiner mehr 26" will.
  5. benutzerbild

    PeterPunkrock

    dabei seit 10/2008

    Wenn das 50% auf ein 26" Rad waren mit Sicherheit.

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