Was für ein spannender Abend!
Die 4X Finals auf der von Guido Tschugg designten Fourcross Strecke in Leogang waren die spannendsten Rennen seit langer Zeit. Wie sich schon nach den ersten Läufen zeigen sollte, hatte auch das Wetter als ständig präsenter Zufallsfaktor ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
In Form von schlammig-glitschigen Kurven war hier bis auf die letzten Meter alles offen und mehr als einmal fand sich ein Pilot, der sich schon sicher in der nächsten Runde glaubte, im schmierigen Dreck der Salzburger Bergwelt wieder.
Bei 8°C und Regen waren sehr viele Regenschirme und nicht so viele Zuschauer zu sehen. Freecaster-Kommentator Nigel Page: “I hope the race is better as the weather”
Sein Wunsch sollte in Erfüllung gehen.
Neben den 4X Finals stand heute am Nachmittag auch die Qualifikation im DH auf dem Programm, die ebenfalls Überraschungen in petto halten sollte.
4X
Damen
Das Damenfeld ist überschaubar – nur 15 Racerinnen gehen an den Start. Gleich im zweiten Rennen des ersten Durchgangs (Viertelfinale) sind die deutschen Damen Laura Brethauer und Steffi Marth an der Reihe. Laura erwischt einen schlechten Start aber Steffi findet sich nach kurzem Zweikampf mit Neza Knez aus Slowenien zu Beginn der dritten Geraden auf Platz zwei wieder. Ihren Vorsprung kann sie auf der Rhythm Line ausbauen – doch in der allerletzen Kurve passiert es – auf der aufgeweichten Strecke rutscht sie weg und landet voll im Dreck. Neza zieht an ihr vorbei, diese beiden deutschen Mädels sind im Viertelfinale rausgeflogen.
Kleine Rinnsale auf der Startgeraden
Lea Schleifenbaum ist die dritte Starterin aus Deutschland. In ihrem Heat hat sie allerdings nach schlechtem Start keine Chance gegen Lokalmatadorin Anita Molcik sowie Sarsha Huntington, die sich erstaunlich schnell von Ihrem Horror-Unfall in Fort William erholt hat.
Das erste Halbinale konnte die frischgebackene Europameisterin Romana Labounkova vor Joana Petterson für sich entscheiden. Nach dem Start war Katy Curd auf der zweiten Position, allerdings nur bis sie auf der zweiten Geraden fast stürzt und Petterson an ihr vorbeizieht.
Romana Labounkova
Mittlerweile ist es auch schon sehr dämmerig geworden, viel dunkler als man es auf den Fotos vermuten kann. Das Fahren auf der anspruchsvollen Strecke wird dadurch sicher nicht einfacher.
Anita Molcik darf sich im zweiten Halbfinale ihren Platz beim Start aussuchen – und nimmt den zweiten von links. Ganz links startet Anneke Beerten dann einen Tick schneller als die Österreicherin und Anita berührt mit ihrem Vorderrad in der ersten Kurve das Hinterrad von Anneke. Sekundenbruchteile später findet sich Anita samt ihren Hoffnungen auf einen Sieg vor heimischem Publikum in der matschigen Leoganger Erde wieder. Anneke fährt einen ungefährdeten Run ins Ziel, ebenfalls im Finale ist Fion Griffiths.
Im kleinen Finale gibt die wütende Anita Molcik dann alles und gewinnt souverän vor Katie Curd – und landet dadurch als Fünfte noch auf dem Podium – die Freude bei ihr und den Zuschauern darüber ist groß.
Das Finale der Damen wiederum war nichts für schwache Nerven. Anneke Beerten kann sich etwas von den anderen Mädels absetzen kommt aber am letzten Double auf der letzten Geraden etwas zu kurz und schafft es gerade noch nicht über den Lenker zu fliegen. Durch diese unfreiwillige Aktion verliert sie viel Geschwindigkeit und Romana Labounkova kann zu Anneke aufschliessen. Dicht nebeneinander biegen die beiden Führenden in die letzte und glitschigste aller Kurven ein. Romana liegt kurz vorne, bevor sie wegrutscht und durch ihren Sturz den Platz frei macht für einen Sieg von Anneke Beerten vor Joana Petterson. Romana Labounkova kommt auf Platz 3 ins Ziel, Fionn Griffiths wird vierte.
Anneke Beerten in Führung
Durch ihren Sieg ist Anneke Beerten jetzt führende im Gesamt-Worldcup (230 Punkte) vor Jana Horakova (220 Punkte – war in Leogang nicht am Start) und Anita Molcik (210 Punkte).
Anneke Beerten ist überglücklich nach dem Sieg
Herren:
Bei den Herren machten sich 64 Starter auf den Weg zum Start, um um den Sieg zu fighten. Sehr schnell endet der Fight in Heat 1 für Mitch Ropelato. Extra aus den USA angereist stürzt er bereits in der ersten Kurve. In der ersten Runde gibt es auch in den anderen Heats zahlreiche Ausrutscher, in Heat 6 legen sich z.b. alle vier Starter in der zweiten Kurve gemeinsam in den Dreck. Auf meinem Zettel steht noch, dass Publikumsliebling Cedric Gracia am grossen Step Up noch Zeit hatte zu stylen.
CG direkt nach dem Start – diesmal ganz in Schwarz
Klar sichtbar wird auch, dass die letzte Kurve komisch abgesteckt ist. Links aussen ist extra ein Anlieger angebracht, damit man sich mit Schwung Richtung Ziel schiessen kann, allerdings ist man ohne die Benutzung des Anliegers bei direktem Weg durch die Matsche schneller, da der Weg deutlich kürzer ist. Weiter oben werden Holz-Stepup und Rhythm Section mit grossen Doubles gerne zum Überholen genutzt.
In der Runde der besten 64 scheiden mit Nico Seidel, Are Tschugg, Daniel Fülle, Stefan Scherz und Kai Wendschuh fast alle deutschen Starter aus. Nur Andreas Dotzauer und Johannes Fischbach kommen eine Runde weiter.
Im Achtelfinale gibt es bereits einige Überraschungen. Im zweiten Heat wird Roger Rinderknecht trotz eines Superstarts unterwegs noch von Filip Polc überholt – Slavik und Polc kommen weiter – Rinderknecht raus!
Roger Rinderknecht am Start
In Heat drei ist Dan Atherton ebenfalls trotz guten Starts in einen Sturz verwickelt – bis die Bikes wieder getrennt sind ist der Zug jedoch abgefahren und Dan Atherton scheidet an dieser Stelle aus.
Heat 6: Dotzauer gegen Tartakovic, Mechura und Hnidak. Andreas Dotzauer hatte hier das nachsehen, Hnidak und Tartakovic sind in der nächsten Runde – die rutschige Matsche in der letzten Kurve beendete auch hier die Hoffnungen von Lukas Mechura, der kurz vorher noch mindest gleichauf mit Kamil Tartakovic lag.
Johannes Fischbach kann im achten Heat mit einem perfekten Start möglichen Unfällen der Konkurrenz entgehen und kommt souverän als Sieger im Ziel an.
In den Viertelfinalen geht es richtig zur Sache:
Heat 1: Gracia Polc Slavik Prokop
Michal Prokop am Start
Gracia startet schlecht , schliddert aber mit blockiertem Hinterrad in Kurve zwei an seinen Konkurrenten vorbei – mangels Traktion wird er jedoch direkt wieder von Slavik und Polc kassiert. Prokop überholt auf der letzten Geraden mit Riesensprüngen über Step-Up und Doubles bis er direkt in einen Double einschlägt und ohne Bike nochmal etliche Meter durch die Luft fliegt. Der Aufprall tut schon beim zusehen arg weh. Nachdem ihm aufs Bike geholfen wurde kann er mit eigener Kraft noch in das Ziel rollen
Slavik und Polc kommen weiter
Heat 2: Joost Wichmann und Romain Saladini starten beide sehr gut und erreichen auch in dieser Reihenfolge das Ziel.
Joost „the Boost“ Wichman in Kurve 1
Heat 3: Graves und Marosi kommen weiter, Graves hatte am Ende der Rhythm Section grossen Vorsprung
Heat 4: Graf, Riha, Dowie und Fischbach
David Graf startet einen Tick besser als Johannes Fischbach und kommt als ….
erster aus Kurve 1 – hinter ihm sieht man Fischbach mit Startnummer 6.
Fischbach stürzt in Kurve zwei fast, weil er dann nur langsam beschleunigen kann ist Riha an ihm vorbei. Er versucht auf Stepup und Pro-Line zu überholen und liegt dort auch kurz vorne, bis er nach einem der großen Sprünge wie vorher schon Michal Prokop stürzt.
Halbfinale:
1) Joost Wichman kommt als schnellster aus dem Startgatter und fährt souverän bis ins Ziel. Hinter ihm versucht Romain Saladinin noch an Tomas Slavik heranzukommen – erfolglos
Jared Graves am Startgatter
2) David Graf und Jared Graves starten fast gleichschnell, Graf muss sich jedoch in Kurve 1 ein wenig zurücknehmen, um nicht mit Graves oder der Streckenbegrenzung zu kollidieren.
Graves vorne, Graf dahinter – so verlassen sie Kurve 1
Marosi und Riha sind kurz darauf links und rechts von ihm, dann sieht es aus, als ob er aus Versehen ausklickt und sich mit dem rechten Fuß abstützen will. Sein Fuß scheint aber wegzuknicken und steht danach anscheinend unnatürlich weg, er lässt sich hinter der Konkurrenz auf die linke Seite fallen und wird danach von den Sanis auf der Strecke behandelt. Marosi und Graves kommen beide in das Finale.
Update von David vom Sonntag früh: Er hat sich diverse Bänderverletzungen zugezogen, gebrochen ist wohl nichts. Eine Operation, schreibt er, ist derzeit nicht möglich.
Die weiteren Rennen sind erstmal ausgesetzt und David Graf wird auf der Strecke behandelt. Die schlimm aussehnde Szene wird vom Regisseur noch mehrmals eingespielt – einmal hätte gereicht. Neben der Strecke landet der Rettungshubschrauber und der Verletzte wird nach etlichen Minuten abtransportiert.
GUTE BESSERUNG DAVID!
Es steht an: das kleine Finale bei den Männern
Am Start: Saldini, Polc und Riha
Polc erwischt einen schlechten Start, Saladini liegt vorne.
Saladini wechselt aber anstatt auf der Pro-Line zu bleiben umständlich auf die andere Spur und verliert seinen Schwung. Riha siegt vor Saladini.
Der Höhepunkt des Abends – das Finale:
Mittlerweile ist es fast richtig dunkel geworden. Jared Graves muss im letzten Rennen gegen drei RSP-Team Fahrer antreten!
Graves Wichman Slavik und Marosi – das Finale steht an. Man kann erahnen wie dunkel es schon ist. Riders Ready, watch the Gate
Und los gehts
Wichman, Marosi und Slavik wollen es Graves diesmal zeigen. Start – Graves kam mal wieder blitzchnell los. Wichman, von der inneren Spur gestartet schiesst schräg in Kurve 1 und Jared Graves dabei fast ab. Graves bleibt in Führung, Wichman fällt nach ganz hinten.
Jared Graves fährt daraufhin einen ungefährdeten Sieg nach unten, Tomas Slavik kommt auf 2, Michal Marosi auf drei.
Graves (475 P) liegt nach diesem Wochenende mit Punkten vor Slavik (300 P) und Wichman (285 P).
Was bleibt im Gedächtnis?
4X in Leogang ist sicher nicht nur eine Notlöung für den Wegfall von Schladming. Der 4X Kurs hat sehr spannende Rennen geboten, sicher auch dank des schlechten Wetters. Die Strecke kann locker als Vorbild für andere Strecken im Worldcup herhalten, sie ist abwechslungsreich, bietet schnelle Passagen, grosse Sprünge, Holzhindernisse und knifflige Felspassagen – überholt werden kann fast überall. Danke Guido für die Strecke – absolut Spitze gemacht!!
Auch für die Zuschauer, die nicht vor Ort sein konnten war das Event Top. Bei Freecaster gab es keinen Ruckler, der Kommentar mit Rob Warner, Nigel Page und Tarek Rasouli (wir wissen jetzt auch, dass er Steffi „gorgeous findet“ 
Im Gedächtnis bleiben auch die Stürze von Prokop, Fischbach und Graf, ich drücke David Graf die Daumen, dass er wortwörtlich wieder auf die Beine kommt und an die Spitzen-Ergebnisse der letzten Wochen und Monate anknüpfen kann.
Wie fandet ihr den 4X in Leogang?
Downhill Qualifikation
Sam Blenkinsop und Rachel Atherton sind jeweils die Bestzeiten heute gefahren
Bei den Herren lag Greg Minnaar zwar nach der zweiten Zwischenzeit knapp 1.5 Sekunden vorne – im unteren Abschnitt war Sam Blenkinsop jedoch deutlich schneller und holte sich mit 0.21 Sekunden Vorsprung und 4:03:25 Startplatz 1 und 50 Worldcup Punkte.
Blinky schiesst auf seinem neuen Lapierre Bike am schnellsten über die glitschigen Wurzeln
Rachel Atherton ist die Nummer 1 bei den Damen
Mehr Infos und Impressionen aus Leogang findest du in unserem Video vom Qualifying
| Worldcup Leogang – DH Qualifikation: im IBC TV ansehen | |
Nach 250 Startern bei Regen war die Strecke nach der Quali schon ziemlich zerbombt.
Hier die weiteren Platzierungen.
Bester Deutscher ist Marcus Klausmann mit knapp 18 Sekunden Rückstand und Platz 36. Ebenso qualifiziert ist Benny Strasser mit Platz 54.
Bei den Frauen erreichte Rachel Atherton mit 4:33:01 die schnellste Zeit. Harriet Rücknagel konnte sich für das morgige Rennen auf Platz 17 qualifizieren.
Das Rennen der Damen startet morgen um 13:15, die Herren legen um 14:00 los. Es ist Regen vorausgesagt!
Klickt euch in die Fotos – Hoshi hat wieder ganze Arbeit am Auslöser geleistet – DANKE!
Das Rennen wird kostenlos auf Freecaster übertragen:
http://freecaster.tv/live/mtb/101105…-dhi-3-leogang
Die genialen Bilder sind einmal mehr von Hoshi Yoshida und das Video von Vittorio Platania. Vielen Dank den beiden!
