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Test
TSG Kraken Helm

Auf dem Markt der Halbschalenhelme, die im Volksmund auch gerne mal Dirt-Kugel, Murmel oder, entschuldigung, Pispot genannt werden, gab es in den vergangenen Jahren im Grunde nur eine schleichende Evolution. Verglichen damit stellt der TSG Kraken mit seiner flexiblen Schale und Schutzschicht eine Revolution dar.

Was unterscheidet den „Kraken“ von allen anderen bisher da gewesenen Helmen?

Es ist nicht die Optik, denn die hilft bei einem Sturz herzlich wenig. Das gute an den Neuerungen des Helmes ist: Sie leisten einen Beitrag zur Sicherheit des ihn tragenden.

Aus der Box:

Der Helm wird in einem Stoffbeutel geliefert, zur Wahl stehen die Größen S/M und L/XL. Bei jeder gewählten Option gehören zwei verschiedene Sätze Polsterung zur Ausstattung, durch die die Schale an den Schädel angepasst werden kann. Das ist bekannt. Neu aber ist: Die schützende EPS-Schaum-Lage besteht nicht wie bei sämtlichen anderen Helmen aus einem Stück Spritzguss, sondern setzt sich aus 10 Einzelteilen zusammen, die über elastische Thermoplastik-Kunststoffteile flexibel miteinander verbunden sind. Die Schale selbst besteht aus ABS-Kunststoff und ist ebenfalls überaus biegsam. Am Kopf fixiert wird die Krake durch 3-Punkt-Gurtband, welches durch einen klassischen Schnellverschluss geschlossen wird.

In der Schale finden sich vorne, oben und hinten insgesamt 14 für einen Halbschalenhelm großzügige Belüftungsöffnungen, welche Luft in die zwischen den EPS-Teilen bestehenden Kanäle lassen. Durch die mehrteilige Konstruktion könnten also zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen werden: Das Problem, dass sich eine starre Bauweise dem Kopf in keiner Weise anpasst und die mangelhafte Belüftung von ähnlichen Produkten.

Die Haptik des Materials ist hochwertig, die Farben schön. Das Anthrazit ist wertig matt, der Kinngurt zumindest knallig blau. Das Gewicht von 453g ist nicht außergewöhnlich niedrig oder hoch, sorgt aber für einen soliden Eindruck. Die Verarbeitung ist gut, könnte aber gerne noch besser sein: Während die Schale perfekt ist, sitzen z.B. die hinteren beiden inneren Platten nicht auf gleicher Höhe. Das schadet der Funktion nicht im geringsten, könnte aber noch perfektioniert werden. Für ein gutes Gefühl sorgt die Tatsache, dass auch dieser Helm die EN1078 / CPSC Normen erfüllt.

Auf dem Kopf:

Kann sich der Helm tatsächlich wie ein Kraken mit seinen Tentakeln festsaugen? Umschließen die Polster den Kopf fest und lassen ihn nicht mehr los? Und spürt man tatsächlich etwas von der Belüftung?

Viele Helme, die ich in letzter Zeit anprobiert habe, machten zwar einen guten Eindruck, saßen dann aber locker, hoch oder sonst irgendwie unglücklich auf meinem Kopf. Deshalb fuhr ich auch nach 5 Jahren noch mit meinem Giro Semi MX durch die Gegend, obwohl sein Styropor nicht mehr als sicher einzustufen war. Anders sitzt da der Kraken: Sanft aufgedrückt umschließt er Haupt und Haar einfach sehr sehr gut. Keine Hohlräume, kein Wackeln, stattdessen eine tiefe Passform, die auch den Hinterkopf gut schützen dürfte. Der Helm sitzt in der Tat so fest, dass ich ihn ohne den Verschluss zu schließen durch Nicken und Kopfschütteln erst kopfüber verliere. Der Verschluss lässt sich weit verstellen und hat an seinem Ende statt einem Ende, das irgendwann ausfranst, einfach eine Schlaufe, an der er sich auch aufhängen lässt – eine klasse Detaillösung.

Während der Fahrt verhält sich der Kraken auffällig unauffällig, so soll es sein. Auch durch unsanftere Landungen verrutscht er nicht, und ohne es probiert zu haben bin ich mir sicher: Auch ein Doppel-Backflip wird keinen Zentimeter Luft zwischen Kopf und Helm bringen. Wenn Sonne und Anstrengung die Transpiration in Gang bringen, ergibt sich folgendes Kühlungsbild: Oberes Kopfdrittel inklusive Hinterkopf: Ziemlich gut. Ein Ring einmal um den Kopf rum auf der Höhe der Stirn kann und muss aber schlecht gekühlt bleiben, hier finden sich kaum Luftkanäle und irgendwie muss der Helm ja auch sitzen, oder? Die Schaumstoffpolster saugen Schweiß vernünftig auf, auch wenn man für mich auf die zahlreichen Kraken-Prints hätte verzichten können, einen großen Unterschied macht es aber vermutlich nicht.

Alles in allem:

Auch wenn der Kraken in wenigen kleinen Details noch verbessert werden könnte – Verarbeitung der Innenplatten und Innenprint, eventuell noch etwas leichter, Schaumstoffpolster am Rand „verschweißen“ – handelt es sich dabei um den besten Halbschalenhelm, den ich bisher finden konnte. Die innovative Konstruktion, die durch einen perfekten Sitz und elastisch dämpfende Eigenschaften zur Sicherheit beiträgt und eine bessere Belüftung ermöglicht, hat mich voll überzeugt. Der Kraken kombiniert das Aussehen eines Skatehelmes mit einem Komfort, der All-Mountain Modellen nahe kommt. Ohne den Schutz bisher in Anspruch genommen zu haben: Mit Krake auf dem Kopf fühle ich mich sicher, sehe dabei auch noch gut aus und komme nicht zu sehr ins Schwitzen.

Der TSG Kraken wird in Deutschland von Shock-Therapy vertrieben und geht für 57,90€ über die Ladentheke.

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