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Sabine Spitz spricht über ihren Kampf gegen das Doping

Maria Poursaiadi von den Netzathleten hat MTB Olympiasiegerin Sabine Spitz zu ihren Kampf gegen das Doping befragt und mit ihr über die Auszeichnung vom IOC, die sie für ihren Einsatz bekommen hat, und über die Notwendigkeit, mit Entschiedenheit und Härte bei Doping durchzugreifen gesprochen.

netzathleten: Du wurdest kürzlich vom DOSB mit der „IOC-Trophy 2009 for Sport and the fight against doping“ ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch dazu. Was war das für ein Gefühl, diesen Preis entgegenzunehmen.

Sabine Spitz: Ich war sehr überrascht, als ich davon erfahren habe, dass ich diese Auszeichnung bekomme. Ich freue mich sehr darüber und sehe es auch als Bestätigung dafür, dass man mit dem schwierigen Thema offen und offensiv umgehen muss, um die Situation zu verbessern. Ich sehe es auch als eine gewisse Anerkennung für den Mountainbikesport, der sich in diesem Punkt klar vom Straßenradsport abgrenzt.

netzathleten: Der Preis kommt ja nicht von ungefähr, du hast dir schon seit Jahren einen Namen als Verfechterin des fairen Sports ohne Doping gemacht.

Sabine Spitz: Für mich war Doping im Sport – wie es eigentlich für alle Sportler sein sollte – immer in absolutes No Go, egal welche Konsequenzen damit verbunden waren. Doping steht im klaren Widerspruch zu Fairplay und den Werten, für die der Sport stehen sollte. Genau das habe ich auch immer so kommuniziert. Man kann im Sport nur sauber erfolgreich sein. Zumindest wenn man ehrlich sich selbst gegenüber ist. Davon bin ich fest überzeugt.

netzathleten: Auch wenn deine Haltung offiziell mit keinem Argument auszuhebeln ist, bist du sicherlich oft unter der Hand auf Widerstand gestoßen. Wie anstrengend kann eine so offene Haltung gegenüber der Öffentlichkeit und damit auch gegenüber anderen Sportlern sein? Welche Erfahrungswerte hat man?

Sabine Spitz: Es gibt natürlich immer auch kritische Stimmen, die man sich auch anhören sollte. Insgesamt habe ich aber keine wirklich negativen Erfahrungen gemacht. Manche finden es geheuchelt, manche naiv, wie auch immer. Für mich gilt, dass der Sport ohne Betrügereien sein sollte und finde es wichtig, dass man sich dafür einsetzt.

netzathleten: In den letzten Jahren gab es in beinahe jeder Sportart Doping-Gerüchte und tatsächliche Nachweise. Wie hast du diese Entwicklung beobachtet?

Sabine Spitz: Das ist grundsätzlich eine gute Entwicklung, weil es zeigt, dass das Netz enger wird, die Tests ausgefeilter sind und sich keiner mehr sicher sein kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass Doper erwischt werden, ist heute höher als noch vor ein paar Jahren. Neben der Einsicht ist die Abschreckung die wichtigste Waffe gegen das Doping. Gewiss machen viele Negativmeldungen den Sport erst einmal unglaubwürdig und stellen diesen unter Generalverdacht, was eigentlich fatal und falsch ist. Langfristig ist es aber die einzige Chance für den Hochleistungssport, um zu überleben.

netzathleten: In Deutschland gibt es bereits einige Doping-Verfolgungs-Instanzen. Eine viel beklagte Methode dabei ist das ADAMS-System. Viele Sportler fühlen sich verfolgt und in ihrer Freiheit beschnitten. Was denkst du darüber?

Sabine Spitz: Ich kann das kaum nachvollziehen. Ich fühle mich weder verfolgt noch in meiner Freiheit beschnitten. Allerdings will ich das nicht verallgemeinern. Jeder hat seinen eigenen Lebensstil und für manche ist es vielleicht tatsächlich ein Problem, wobei ADAMS ja gerade auch alle Möglichkeiten bietet, sehr kurzfristig auf ungeplante Situationen zu reagieren. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Thema in Öffentlichkeit dramatisiert wird, um Aufmerksamkeit zu generieren. Um im Training effizient und zielorientiert kontrollieren zu können, muss der Aufenthaltsort der Athleten bekannt sein. Daran führt keine Weg vorbei.

netzathleten: In deinem Kampf gegen Doping hast du die strafrechtliche Verfolgung von Doping-Tätern verlangt. Für eine Straftat muss es ein Opfer und einen Geschädigten geben. Wer, deiner Ansicht nach, ist in einem Doping-Fall der Geschädigte?

Sabine Spitz: Vor allem der saubere Athlet, der unwiderruflich um seinen sportlichen, emotionalen aber auch wirtschaftlichen Erfolg betrogen wird. Aber auch die Fans, die Sponsoren und die Medien. Vor ein paar Jahren wurde ich z.B. von einer russischen Athletin bei einem Rennen in Deutschland geschlagen. Ich hätte als Erste in der Geschichte dieses Rennens zum dritten Mal in Folge gewonnen. Ein paar Wochen später wurde sie in einer Wettkampfkontrolle positiv getestet. Das war ein klar zu beziffernder Schaden für mich.

netzathleten: Du versuchst ja auch in Jugendkreisen das Thema Doping anzubringen. Wie sieht deine Arbeit hier aus und was soll sie bezwecken?

Sabine Spitz: Das Wichtigste ist, mit den jungen Sportlern zu sprechen und mit Ihnen professionell zu arbeiten. Sie müssen überzeugt sein, auch ohne Doping erfolgreich sein zu können und lernen, dass der Sport und der Sieg nicht das Wichtigste und Einzige im Leben ist. Wenn diese Einsicht da ist, ist schon viel gewonnen.

netzathleten: Du sagtest einmal sehr schön: „Ein Sieg, den ich durch Betrug erreicht habe, ist für mich wertlos.“ Wie erklärst du dir dann, die bei vielen Sportlern manchmal so leichte Inkaufnahme von Betrug durch Doping, um an sein Ziel zu gelangen?

Sabine Spitz: Letztlich müsst Ihr das die betreffenden Sportler fragen. Ich denke, es ist eine Kombination aus falschen Umfeld und falschem Ergeiz, um möglichst schnell zu Geld und Ruhm zu kommen, der fehlende Glaube an sich selber und manchmal auch Bequemlichkeit. Mit Doping kann man sicher schneller und einfacher erfolgreich sein, obwohl das natürlich zu kurz gedacht ist.

netzathleten: Immer schneller, höher, weiter… Ein Stück weit ist auch unsere Leistungs-Gesellschaft für die Haltung unserer Sportler zu Doping verantwortlich. Hast du gar kein bisschen Verständnis für Sportler, bei denen der Druck scheinbar so groß geworden ist, dass sie nichts anderes konnten als auf unerlaubte Mittel zurückzugreifen?

Sabine Spitz: Die Leistungsgesellschaft ist vielleicht insofern verantwortlich, dass nur noch der absolute Erfolg, der Sieg zählt. Es ist nicht eine Frage des höher, schneller, weiter. Das gehört zum Sport und ist kein Argument für Doping. Ein Problem ist gewiss der respektlose Umgang und die Ignoranz gegenüber Leistungen, die nicht ganz gereicht haben, um an die Spitze zu kommen. Das ist sicher für viele Sportler ein Problem. Diese Kritik geht auch an die Medien, wo nach wie vor nur erste Plätze Aufmerksamkeit generieren. Wenn man vom Mainstream einmal absieht, wird doch nur dann von Sportereignissen berichtet, wenn Deutsche gewinnen oder zumindest zu den Favoriten zählen.

Allerdings sehe ich all das nicht als Entschuldigung. Der Zweck alleine darf nie die Mittel rechtfertigen. Insofern habe ich auch kein Verständnis für die Betrüger unter den Sportlern.

netzathleten: Wenn du an dieser Stelle ein klares Statement abliefern könntest, was Sport und Doping anbetrifft, was würdest du sagen:

Sabine Spitz: Nur Sport ohne Doping ist erfolgreicher Sport. Alles andere ist Beschiss.

Hier geht’s zum Originalartikel auf netzathleten.de http://www.netzathleten.de/Sportmaga…031565064/head

Zur Saisonvorbereitung ist Sabine Spitz derzeit mit ihrem Team im Süden – hier die Infos direkt von ihrem Team dazu:

Vom Schnee in die Sonne – central Pro Team will auch 2010 wieder die Nummer eins werden

Das Jahr 2009 war für das central Pro Team ein äußerst erfolgreiches Jahr. Das Team von Olympiasiegerin Sabine Spitz (Murg-Niederhof) will mit den Partnern central Krankenversicherung und Ghost Mountainbikes die Erfolge 2010 bestätigen und hat frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen. Weltcupsiegerin Lisi Osl (AUT), Anja Gradl (Amberg) und Neuzugang Mona Eiberweiser (Deggendorf) sind in den Süden Europas geflogen. Ziel: Wieder die Nummer eins der Damenwelt werden!

Bereits im November hat das central Pro Team auf den Startknopf für die Saison 2010 gedrückt. Ein Teamtreffen im Schwarzwald diente der Jahresplanung und war ein „come together“ um das neue Jahr in Angriff zu nehmen. Seither hat man die kommende Saison im Blick und arbeitet daran den Motor wieder auf Hochtouren zu bringen, um dem gemeinsamen Ziel nachzujagen: Wieder die Nummer Eins im Lager der Damen zu werden.

Die Chancen dazu sind gut auch wenn Sabine Spitz an den Nachwehen einer Operation laboriert und zu Saisonbeginn noch nicht fit sein wird. Mit Mona Eiberweiser hat man sich die Zukunft neu ins Team geholt. Die 19 jährige Junioren Europameisterin 2008 gilt als eine der ganz großen Hoffnungen des Deutschen Mountainbikesports

Zur Zeit werden Grundlagen-Kilometer „geschrubbt“, wie die Radsportler sagen. Dazu sind Lisi Osl, Anja Gradl und Mona Eiberweiser aus dem heimatlichen Schnee in die Sonne von Mallorca geflogen. Die Jüngste im Damenquartett, Mona Eiberweiser ist allerdings bereits wieder zurückgekehrt und drückt die Schulbank. Sie war mit ihrem Trainingsaufenthalt aber sehr zufrieden.

Die Erfolge aus dem vergangenen Jahr sind einzigartig und das Team hat die schwierige Aufgabe die Bilanz zu bestätigen mit voller Motivation angenommen. Drei Weltcupsiege und die Weltcup-Gesamtwertung von Lisi Osl, die Weltcup-Teamwertung für das central Pro Team, Weltranglistenposition Nummer eins, sowie der Marathon- Weltmeistertitel von Sabine Spitz selbst, um nur die wichtigsten zu nennen, gereichen zur Ehre, sind aber auch Verpflichtung für die Saison 2010. Die lange Zwangspause hatte für Sabine Spitz den Vorteil, sich intensiver um ihre jungen Talente zu kümmern. Das Feedback ist positiv: „Alle sind hoch motiviert, das stimmt mich optimistisch für 2010. Die Messlatte liegt sicher hoch, aber wir sollten den Anspruch haben diesen Erfolg zu wiederholen.“ Wichtigste Stütze ist dabei Lisi Osl. Sie ist mit dem bisherigen Trainingsaufbau zufrieden und konnte das Erfolgsmuster des vergangenen Jahres bisher gut kopieren. „Ich habe die Umfänge ein klein wenig gesteigert, aber sonst nichts verändert.“, erklärt die Tirolerin zumal die Saison 2009 ja nun gar nichts zu wünschen übrig ließ Eine Leistungsüberprüfung bestätigte den subjektiven Eindruck, so dass Osl mit Optimismus die kommenden Trainingseinheiten in Angriff nehmen kann. Anja Gradl gelang es wegen des Studiums nicht ganz den gewünschten Umfang zu bewältigen. Doch ihre Trainerin Sabine Spitz sieht das wenig problematisch: „Mit dem was sie trainiert hat, könnte sie sogar besser aus dem Winter kommen als letztes Jahr.“

Die nächste Etappe wird dann die Sonnen-Insel Zypern sein. Anfang März trifft sich das Team dort zur wichtigsten Phase der Saisonvorbereitung. Die Weichen für ein weiteres Erfolgsjahr sind gestellt.

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