Spätestens am Mittwoch geht der Ernst an der Interbike los: Die eigentliche Messe beginnt. Nach zwei heissen Testtagen in der Wüste ist mancher Interbike-Besucher froh, die staubigen, heissen Pisten mit dem klimatisierten Ausstellungszentrum tauschen zu können.
Für Messe-Novizen (und nicht nur solche) bedeutet das zuerst mal ein Herausforderung für den Orientierungssinn: Alle 1100 vertretenen Marken finden sich in einer einzigen, riesigen Halle wieder, und sind wild durcheinander platziert.
Die meisten Aussteller verzichten auf grosse Stände, was nur zu einem Teil mit dem spontaneren Selfmade-Image der US-Bikeindustrie zu tun hat. Die Kosten für einen Messeauftritt in Las Vegas sind extrem hoch, was manchen Bikehersteller dazu bewegt, nur einen Teil ihres Angebots zu zeigen. Selbst die grossen Namen Specialized und Cannondale zeigen nur Highlights auf der Interbike – wer deren ganzes Programm sehen will, ist auf der Eurobike besser bedient.
Wegen den grossen Marken muss allerdings ein Europäer die Interbike auch nicht besuchen. Mit Ausnahme von einigen wenigen marktspezifischen Modellen und ein paar unterschiedlichen Farben unterscheidet sich die amerikanische Palette der globalen Marken kaum von der europäischen. Interessant sind hier die kleineren amerikanischen Bike- und Komponentenanbieter, die nach wie vor hauptsächlich den Heimmarkt bedienen und deshalb ihre News erst zur Interbike vorstellen. Einzelne Produktevorstellungen findet ihr in separaten Beiträgen.
Auffällig ist die Experimentierfreude unter den amerikanischen Anbietern. Keine Nische scheint zu klein, keine Idee zu abwegig, um dafür nicht ein Bike oder ein Teil anzubieten. Neue Radgrössen und Rahmenmaterialien, ein mutiges Design oder ein Zahnriemenantrieb? – let’s try it out! Gyro-Stabiliserung für Kinderbikes – warum nicht? Möglich wird das, weil nicht nur die Hersteller offener sind für neue Ideen, sondern auch die Händler und die Biker selbst. Neben dem Mut zu neuen Ideen hat das aber auch ganz wirtschaftliche Gründe: Wer neben den dominierenden Konzernen bestehen will, hat bessere Chancen in der Nische. Und wenn es sich dann halt rausstellt, dass die neue Erfindung nicht so toll funktioniert: Doesn’t matter, man kann es ja wegschmeissen und gegen die nächste Neuheit tauschen.
Beispiele dafür gab es an den Ständen viele – Wie die junge Firma Boo Bicycles (www.boobicycles.com), die nicht nur Rahmen, sondern auch Lenker und Vorbau aus Bambus fertige…
…oder der Hersteller Dirty Dog MTB mit seinen furchterregenden Vorbauten (hoffentlich kein Warnsignal, diese zu fahren!)…
…ein Yeti 575 mit detailverliebtem Design von Troy Lee am Stand von Avia…
…oder sein Pendant für die Strasse….
…und das pure Gegenteil: schlichte, saubere Handarbeit vom Altmeister Bruce Gordon (In der Gesamtansicht rechts mit auf dem Bild)…
..und wieder zurück zu den sinnentleerteren Sachen: Bar Mitts sind ein Kälteschutz aus Neopren für den Rennlenker. Wer erklärt mir, wie man rasch genug aus den Dingern rausschlüpft und wie man damit sauber schaltet?
Es gibt auch ganze Bikes ,die ein Rätsel sind: Ist’s auch ein Pedalo? – Nö, der Zweisitzer «Impello» ist zwar für Touristenorte gedacht, aber trotzdem nur strassentauglich.
Ganz anders dagegen das Backyard Cycle
Gesamthaft war die Messe sehr eindrücklich. Im Voraus hätte ich nie gedacht, dass die Vielfalt der US-Bikeszene so gross und so verschieden von der europäischen ist. Trotz der reichhaltigen Eindrücke freute ich mich darauf, Las Vegas den Rücken zu kehren und in wieder in eine Umgebung einzutauchen, die dem Mountainbike etwas angemessener ist als die Spielerstadt in der Wüste Nevadas, wohin sich ausser dem kleinen langbeinigen Gast auf untenstehendem Foto kaum ein Stück echte Natur hin verirrte.
Hier findest du alle Berichte zur Interbike 2009
Danke an dieser Stelle in die Schweiz an Roesli für seine Berichte und Fotos von der Interbike!
2 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHier der letze Teil von Roeslis Berichten direkt von der Interbike:

Spätestens am Mittwoch geht der Ernst an der Interbike los: Die eigentliche Messe beginnt. Nach zwei heissen Testtagen in der Wüste ist mancher Interbike-Besucher froh, die staubig
→ Den vollständigen Artikel "Interbike 2009: Eine Halle, tausend Ideen: Gesamteindruck von der US-Bikemesse" im Newsbereich lesen
@ Thomas
Mann muss zum schalten nicht aus den neoprendingern raus. In dieser Stellung kann man ganz normal Schalten und Bremsen beim Renner.
Bambusfahrrad aus dem Jahre 1899:
http://fotos.mtb-news.de/photos/view/490371
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