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Sissis Transgermany Tagebuch
Tag 6 – Motive am Berg

Schöneck – Oberwiesenthal, 79 km, 1850 Hm

4 Stunden 50 – trocken im Ziel! Ha! Ich war gut drauf! Ich habe heute alle (die hinter mir waren) den 10 km langen Fichtelberg Anstieg komplett hochgezogen. Ich bin eine Gams! Vergangene Nacht habe ich mich im Schlaf umgedreht. Und bin aufgewacht, weil ich versucht habe das pedalierenderweise zu tun… Biken im Blut.

Wetter & Strecke: Schöneck gab sich zum Frühstück nebulös. Nix hamma gsehn! Allerdings war es am Start trocken und relativ schnell lichtete sich nicht nur das Feld, sondern auch die Wolkendecke. Zack, runter mit den Armlingen, Reißverschluss vom Trikot auf, Jauchzer. Der Antritt gegen das Wetter – eine ganz große Motivation am heutigen Tage! Michael Jackson tot, nachmittags Gewitter – das waren die News. Beides keine großen Überraschungen. Also Gas geben, damit man trocken ins Ziel kommt. Endlich haben wir etwas von der Landschaft gesehen. Wirklich hübsch ist es hier mit viel Wald und Hügeln und Skisprungschanzen.

Die schwierigste Stelle verlief heute entlang eines Bachs. Dicke, glitschige Wurzeln auf einem engen Trail und rechts abfallend das Bachbett. Kuschlig wirkte es da unten allerdings nicht. Ein geradliniger Bachlauf in einer Plastikrinne, die aussah wie zementiert. Da ging es ganz böse zu. Ein Oberarmbruch, Sally – die Zweitplatzierte – ist aktuell noch im Krankenhaus (das Rennen hat sie trotzdem beendet). Claudi aus unserem Team hat außer Kopfweh, vollkommener Durchnässung und ein paar Bike-Schäden den Eintaucher gut überstanden. Sie möchte sich gerne auf diesem Wege bei den anderen Fahrern bedanken, die sie sofort umsorgt haben. Gefährlicher Trail!

Trotz der Anstiege bin ich immer wieder froh um mein Fully. Daniel (Gathof) vom Team Rocky Mountain meinte heute morgen, er hätte schon ein paar Mal neidisch an mich und mein Fully gedacht. Gottseidank bin ich kein Profi! Ich muss Daniel mal fragen, ob er sich im Schlaf auch pedalierend umdreht.

Stimmung: Hervorragend! Auch entlang der Strecke! Bei einer der Schanzen rief mir doch tatsächlich eine ganz arg nette Frau zu, sie fände mein Tagebuch super. Es liest jemand! Mensch, da tritt es sich doch gleich leichter! Das bringt mich zu meiner heutigen Unterkategorie, dem Thema Motivation: Neben dem Drang, vor dem Gewitter im Ziel zu sein, ging es mir heute vor allem darum, endlich mal in Ruhe mit zwei tollen Männern ein Bier zu trinken. Den beiden Rockies, Jens und Marco (fesche Jungs siehe Foto), stelle ich jeden Tag ein vollgeschlammtes Radl vor die Nasen und hole es am nächsten Morgen blitzeblank und überholt wieder ab. Aber damit noch nicht genug! Der Jens setzt noch einen drauf. Jeden Tag fotografiert er für mich und trägt mir die fertig gebrannte CD ins Pressezentrum hinterher. Heute stoßen wir an!

Eine andere Art der Motivation gab es für uns an den Anstiegen. Der dichte Wald ist wunderschön, allerdings haben die Fliegen nicht viel zu tun. Es fehlt ihnen ganz offensichtlich die Ablenkung durch Kühe und deren Fladen. So stürzten sich schwarze Schwärme auf uns Biker. Unzählige! Am Berg! Was wollen die denn von uns? Den Schweiß? Bei 17% wild fuchtelnd die Fliegen auf der Nase und im Ohr zu vertreiben ist eine gefährliche Sache. Meine Taktik war schnell hochkommen, damit man sie schnell bergab los wird. Eben auch eine Motivation. Ein Tipp an Leute, die sich überlegen so ein Rennen mal mitzufahren und deren Motivation dabei die (eigene) Gewichtsreduktion ist. Ganz schlechtes Motiv! Ich beispielsweise glaube bereits zugenommen zu haben. Schuld wäre dann wohl das Frankenland. Oberwiesenthal auf jeden Fall nicht, denn da gab’s als Zielverpflegung ein Brötchen pro Person.

Grüße: Einmal umgekehrt: Per email grüßt Susanne Bergfloh Lothar, der die Höhenmeter genießen soll, weil das besser ist, als mit grün-lila-blauen Beinen daheim vor dem PC zu sitzen. Jürgen grüßt Thomas, der gestern einen Scheiß-Tag hatte mit zwei Platten und einem kaputten Schaltwerk. (Lauter heftige Geschichten hier! Jürgen, viel Spaß auf der Transalp, meld Dich, wenn Du Pötercreme-Tipps brauchst.) Und Regina und Dietmar grüßen Tochter Stefanie samt Marco. Wieder vielen Dank für die unterstützenden Mails von überall her!

Diese Etappe widme ich meinen Eltern, die nicht nur die Besten sind, sondern auch mit Fürsorge an mich denken! Meine Mutter hat sich gerade telefonisch erkundigt, ob ich für Sonntag auch ausreichend Aspirin dabei habe. Habe ich! Freibier bei Craft, freie Aspirin bei Sissi.

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