Die 4x-Rennen sollten gleich einen gelungenen Einstieg in die Rennen des 2009er UCI Mountainbike World Cups darstellen. Bei sonnigen 27°C blieb der erwartete Regen aus und die Strecke ermöglichte feines Racing, auch wenn wie sooft der Start entscheidend war. In diesem Jahr sind im Fahrerfeld endlich wieder die Fahrer dabei, die letztes Jahr auf Grund der olympischen Spiele pausierten und so durften wir mit Spannung auf den Auftakt warten.
Die Rennen (beide Halbfinale, kleines Finale, Finale) der Herren
Die Rennen (beide Halbfinale, kleines Finale, Finale) der Damen
Die 820m lange Strecke ist äußerst offen und ermöglicht höchste Geschwindigkeiten. So fuhr Jared Graves bei seinem Qualifikationslauf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nicht weniger als 42,8 km/h. Dadurch unterscheidet sie sich in angenehmer Art und Weise von den BMX Strecken wie in z.B. Canberra im letzten Jahr. Hier werden echte Mountainbike Qualitäten gefordert, denn einige flache Ecken, Steinfelder und Holzbalken warten zwischen dem nicht immer glatten Boden der Strecke. Die Oberfläche entspricht dieser Charakteristik: ein harter Untergrund mit einer dicken Staubschicht sorgt für hohe Geschwindigkeit und die stetige Unsicherheit, ob die nächste Kurve das veranschlagte Tempo wirklich fassen kann. Nur selten können die Fahrer sich dabei auf eine Steilkurve verlassen.
Da letzte Achtelfinale war zugleich auch das spannendste der acht: Die beiden schnellsten Starter am Gate wollten gemeinsam in die erste Kurve springen und zogen sich gegenseitig wie beim Synkronspringen zu Boden. So kamen am Ende der Südafrikaner D. Stow und der Tscheche M. Teichmann weiter, die mit etwas Glück unberührt durch die Trümmer der Erstplatzierten steuerten.
Im Viertelfinale dann die Spezialisten dieser Disziplin: Tschugg, Saladini und Graves. Gleich drei Favoriten in einem Lauf und Jared Graves setzt sich am Start durch, während Guido sich nach eine Berührung mit Saladini an letzter Stelle einreihen muss. Zwar gelingt es ihm noch, den dritten Platz zu erkämpfen, doch ist auf dieser Position kein Weiterkommen möglich. Im zweiten Viertelfinale treffen sich dann die Europäer: Cedric Gracia, Joost Wichmann und Roger Rinderknecht starten zusammen mit dem Deutschen Sascha Meyenborg. Gleich am Start zeigt CG mit extrem aggressivem Fahrstil, was in ihm steckt und battelt sich bis ans Ende des Laufs sauber auf ein Photofinish nach vorne. Er hatte das gewaltige Zieltrippel als Double genommen und kommt so gleichzeitig mit Roger Rinderknecht ins Ziel.
Nicht minder spannend stellte sich das dritte Viertelfinale zusammen: Prokop gegen Dan Atherton und Scott Beaumont sowie Philip Polc. Prokop setzt sich mit einem gelungenen Start souverän an die Spitze und Dan Atherton muss sich auf dem dritten Platz einreihen. Auch ein riskanter Überholversuch hilft ihm nicht dabei, den wichtigen zweiten Platz zu erreichen. Als dann auch der Doublemove von CG am letzten Sprung nicht funktioniert scheidet Dan Atherton leider schon im Viertelfinale aus. Prokop und Beaumont kommen weiter. Im letzten Viertelfinale racen dann Johannes Fischbach und Raffel Alvarez sowie die beiden durch Glück platzierten aus dem Achtelfinale gegeneinander. Zwar versucht der Afrikaner noch an Fischbach vorbei zu ziehen, stürzt dabei jedoch selbst und so bleibt es am Ende wie am Start: Alvarez und Fischbach kommen weiter.
Langsam aber sicher steigt die Spannung und Rob Warner kommt immer besser in Form – die Zwangspause über den Winter hat ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Gut so! Denn im Halbfinale wird es dann richtig heiß: CG gegen Rinderknecht und Graves, dazu noch Saladini. Das hätte auch schon das Finale sein können! Wie erwartet setzt sich Jared Graves am Start durch, während CG aggressiv nach vorne presst, dann jedoch von einem heftigen Sturz am Steinfeld heimgesucht wird und raus ist. Am Ende beißt sich Saladini an Rinderknecht heran, nimmt das Trippel als Doubel und erneut gibt es ein Photofinish mit Roger Rinderknecht. Wieder hat der sympathische Schweizer Glück: das Photo weist ihn als Finalteilnehmer aus.
Das zweite Halbfinale stellen Prokop, Alvarez, Fischbach und Beaumont. Den Start gewinnt erneut Michael Prokop und Fischbach stürzt nach zu viel Engagement schon in der ersten Kurve – schade. Zwar kann Johannes am Ende noch an das Feld anschließen, erreicht jedoch trotzdem keinen Finalplatz mehr und muss mit dem kleinen Finale Vorlieb nehmen, in das er vom drittplatzierten, sehr stark fahrenden Scott Beaumont begleitet wird.
Wer jedoch denkt, dass CG nach dem schweren Sturz einstecken würde, der hat falsch gedacht. Im kleinen Finale tritt er gegen Saladini, Fischbach und Beaumont in die Pedale und Saladini gewinnt den Start. Dann erneut Pech für Johannes: Er springt sehr weit in eine Rhythmussektion und wickelt sich unglücklich um eine Landung – das Ende dieses Events für unseren besten Four Crosser, Johannes Fischbach wird Achter. CG platziert sich auf dem sechsten Platz und Saladini gewinnt das kleine Finale um sich als fünfter aus dem ersten World Cup zu verabschieden.
Dann das Finale: Michael Prokop gegen Raffael Alvarez, Roger Rinderknecht und den beeindruckenden Jared Graves, der bis dahin jeden Lauf in beeindruckender Einfachheit gewonnen hat. Und genau so macht er mit dem Finale weiter: vom Start weg setzt er sich gegen den ebenfalls starken Michael Prokop durch und fährt das Rennen souverän zu Ende – ein unumstrittener Sieg. Ebenso zufrieden kann auch Prokop mit seinem Rennen sein, während Roger Rinderknecht nach einer Attacke von Raffael Alvarez keinen Antrieb mehr zu haben scheint und den Spanier ziehen lassen muss, um am Ende vierter zu werden.
Immer wieder nett anzusehen waren auch die Rennen der Frauen. Im ersten Halbfinale gewann eine noch unbekannte Tschechin ohne Kette, während eine zweite Tschechin in einem soliden Manöver Favoritin Jill Kintner aus dem Rennen warf. Dahingegen konnten Anneke Beerten und Fionn Griffiths wie erwartet ins Finale vorrücken. Das Finale selbst gewinnt dann die Niederländerin im Stile ihrer Siege vom letzten Jahr: überlegen und nicht bedrängt von Fionn Griffiths.
Im kleinen Finale konnte sich Jill Kintner dann doch noch souverän durchsetzten und wird verdient fünfte, nachdem es mit dem Finale schon nicht geklappt hatte. Sechste wird die Französin Emilie Ragot.
Was bleibt, ist ein tolles Auftaktrennen mit gelungenem Kommentar und fairen Rennen, bei denen nicht zimperlich miteinander umgegangen wurde. Die Strecke präsentierte sich in guter Form, auch wenn einige Fahrer monierten, dass manche Sprünge bei Tempo 60 doch ein wenig zu kurz geraten seien. Johannes’ Sturz lässt sich auf diese Weise erklären.
Was auch bleibt: 4x ist eine geile, extrem kurzweilige Disziplin. In nur einer Stunde passieren alle Entscheidungen und in diesem Jahr lief auf die Direktübertragung einwandfrei – der erhoffte ungetrübte Start in die 2009er Saison.
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