Nachdem ich im letzten Jahr an der DH-Heimweltmeisterschaft in der Lenzerheide teilgenommen hatte, wollte ich auch dieses Jahr wieder ein paar DH-Rennen fahren. Schnell stellte sich heraus, dass wohl Les Gets in unserem dicht gedrängten Rennkalender die beste Option darstellen würde. Zudem liegt das ja quasi auf dem Heimweg unserer letzten beiden EWS-Rennen in Canazei & Les Orres und die Strecke macht einen vernünftigen, nicht allzu verrückten Eindruck.
Kurz vor dem Meldeschluss zum Rennen macht auch Anita plötzlich Anstalten, dass sie ja auch mitfahren könne. Dafür beantragt sie bei Swiss Cycling eine Wildcard für das Rennen, da sie die benötigten UCI-Punkte dafür nicht hat. Somit packen wir auf den dreiwöchigen Race Roadtrip nicht nur unsere Enduro-Bikes, sondern auch noch unsere DH-Bikes und das ganze DH-Ersatzmaterial ein. Dass unsere Karre bis unters Dach geladen ist, versteht sich von selbst …
Den Trackwalk vom Mittwoch machen wir mit unserer Kollegin Cécile Ravanel und ihrem Junioren-Fahrer, sie geben uns Tipps, welche Lines wir nehmen sollen, was es zu beachten gibt und es wird viel Unsinn gequatscht. Die Nacht vor dem ersten Trainingstag schlafe ich nicht wirklich gut, ich merke schon, dass ich etwas nervöser bin als bei einem Enduro-Rennen.
Die Atmosphäre bei einem DH-Weltcup ist schon ziemlich elektrisierend und zieht einen komplett in den Bann. Obwohl ich mit großen Sprüngen eigentlich keine Probleme habe, meine Komfortzone muss ich definitiv verlassen und die Highspeed-Passagen sind so schnell, das einem schon etwas mulmig zumute wird. Einfach nicht zu viele Gedanken dran verschwenden, was passieren könnte und es einfach genießen und Spaß haben ist mein Motto. Genau dieses Motto hat sich auch Anita für diesen Event auf die Fahne geschrieben. Doch nach ein paar Trainingsläufen und nach einer sketchy Landung auf dem großen Roadgap, die sie gerade noch hält, meint Anita – „Caro geh du alleine wieder hoch, ich mach mir in die Hosen über diese Riesen-Sprünge! Ich bin dann mal raus …!“ Damit habe ich schon so halb gerechnet und ich gehe alleine wieder hoch.
Bei meiner anschließenden Solofahrt werde ich bei einem völlig unerwarteten Sturz unsanft in den Boden katapultiert. Ich pausiere kurz, um tief Luft zu holen und den Schmerz etwas zu lokalisieren– alles ganz?! Scheint so und ich fahre etwas angepisst weiter.
Am Nachmittag wird mein Knie immer dicker und nimmt alle möglichen Farben an … Zum Glück kann mir der Physio von Ralph Näfs Team aushelfen und taped mich wieder zusammen. Für den Quali-Tag nehme ich mir etwas mehr Zeit als sonst um mich aufzuwärmen, denn mein Knie braucht etwas länger, bis es in die Gänge kommt. Zu meiner Erleichterung merke ich aber auf den Trainingsabfahrten nicht viel davon.
Die Quali steht an! Auf dem Lift zum Start schaue ich mir meine Schlüsselstelle noch einmal sehr genau an. Ein kleiner Step Down-Sprung in eine tiefe Sandrille rein, bei der man direkt nach links ziehen muss um dem Baum rechts davon auszuweichen. Im Training hat es mich dort ein paar Mal erwischt und ich konnte die Kurve nicht kratzen. Ich weiß also genau, dass ich es nur durch die Quali schaffe, wenn mir die Stelle sauber gelingt. Denn auf der eher einfachen Highspeed-Strecke kann man sich keine Fehler erlauben. Im oberen Teil fahre ich etwas angespannt, aber sobald ich den Sprung sauber gemeistert habe, fange ich an die Fahrt zu genießen! Mit dem 14. Platz gelingt mir zwar keine MEGA Fahrt aber ich bin im Finale, hurray!!
Am Samstagmorgen mache ich nur noch eine Trainingsfahrt vor dem Rennlauf, die Strecke ist ganz schön zerbombt! Tiefe Rinnen und Löcher haben sich gebildet und die fahrbare Linie ist noch ungefähr 15 cm breit. Ich habe Mühe, Selbstvertrauen zu finden.
Finale!! Die französischen Fans kommen in Scharen daher und die Stimmung im Dorf ist bereits ziemlich verrückt. Ich freue mich riesig auf meinen Lauf! Anita kommt mit mir zum Start hoch um mir beim Warm up zu helfen und mich aus der Starthaus anzufeuern. Eigentlich praktisch, dass sie nicht fährt.
Obwohl ich ein paar mal ziemlich loose werde während des Rennlaufs, gelingt mir keine Spitzenzeit, ich merke selbst wie ich etwas zögerlich in einige Passagen reinfahren und büße Zeit ein. Beim Zielsprung, bei dem sich Rachel Atherton die Achillessehne gerissen hat, wähle ich, wie die meisten anderen Frauen, die Option „rollen“. Da ich die Passage vorher super erwischt habe, komme ich aber viel schneller daher als geplant, es drückt mich arg in die Kompression und ich liege mit dem Oberkörper auf dem Lenker. Doch ich kann ich mich irgendwie wieder hochschieben und plumpse aber im selben Moment mit voller Wucht auf den Sattel. Das Adrenalin schnellt in mir hoch aber ich kann mich retten, puuuuh, noch mal Glück gehabt! ;-)
Im Ziel bin ich, auch wenn ich mich vom Quali-Platz nicht verbessern konnte, zufrieden mit meiner Leistung. Einfach mal bei einem DH-Weltcup als Abwechslung zum Enduro-Fahren aufkreuzen zu können und sich für das Finale zu qualifizieren ist schon verdammt cool und Downhill-Racen macht einfach verdammt viel Spaß.
Im Final-Lauf wird die Sache etwas looooose! Ich schaffe es gerade noch, in der tiefen Staubrinne die Kurve zu kratzen! von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Vielen lieben Dank geht an DT Swiss, Magura und Norco für den ganzen Support, ihr seid Spitze!
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