Bevor ich in Albstadt ankomme, habe ich bereits viele Berichte, Meldungen und Meinungen über die neue Strecke gelesen. Die technischen Passagen sollen stark entschärft worden sein und die einst naturbelassenen Strecke soll nun quasi nur noch aus Schotter und Holzbrettern bestehen. Doch ist es wirklich so schlimm?
Während der Trainingstage ist das Wetter in Albstadt relativ gut, zumindest regnet es kaum. Als technisch versierte Fahrerin trifft es mich besonders stark, wenn technische Passagen vereinfacht werden oder gar ganz aus dem Rennen genommen werden. Die erste Runde auf dem Track bringt mich dann zum Nachdenken. Ja, Mitas Abyss war letztes Jahr deutlich anspruchsvoller und ja, auch (Red Bull) Devils Corner, Albstadt Drop und GoPro Hyper Smooth Slalom sind auch größtenteils entschärft worden. Damit wir die Umbaumaßnahmen nachvollziehen können, müssen wir ein Jahr zurückschauen.
Am ganzen Rennwochenende des vergangenen Jahres war es nass und matschig. In der Nacht zum XCO-Rennen hat es damals zudem stark geregnet. Die Folgen konnte niemand so richtig abschätzen. Die Rennen wurden zu einer reinen Matsch- und Materialschlacht mit vielen, teilweise heftigen Stürzen. Der Druck auf Seite der Veranstalter wurde groß, da Wörter wie „nicht zumutbar“, „viel zu gefährlich“ etc. in den Mund genommen wurden. Die Streckenentschärfung ist in meinen Augen also durchaus nachvollziehbar. Klar war ich stolz, neben Jolanda die einzige Fahrerin gewesen zu sein, die alle A-Linien problemlos fahren konnte. Aber wenn 78 weitere Fahrerinnen große Probleme haben, spricht das auch für eine Veränderung der Strecke. Doch nun zum diesjährigem Rennen.
Aus der letzten Startreihe geht alles etwas entspannter zu, zumindest bis die Startampel ihre Farbe ändert. Grün. Let’s go. Direkt am Start hat eine Fahrerin, drei Reihen vor mir startend, Probleme mit ihrer Schaltung. Das Feld wird auf meiner Seite extrem hektisch. Zum Glück stürzt niemand, ausgebremst wurden wir dennoch ordentlich. Ich kann anschließend gut ausweichen und weiter geht es. Im ersten etwas steileren Anstieg fängt dann bereits der Stau an und nahezu alle Fahrerinnen müssen vom Rad. Ging auch schon mal entspannter zu, denn einige Konkurrentinnen fahren inzwischen ganz schön ihre Krallen aus.
Jeder will nach vorne, aber deshalb Konkurrentinnen den Ellbogen ins Gesicht zu hauen oder den Weg komplett zu versperren weil man selbst einen Defekt hat, finde ich nicht die feine Art. Aufgrund dessen entwickelt sich meine Startrunde leider zu einem richtigem Desaster. Immer wieder gibt es Stau und ich bin gezwungen zu schieben. Nervig, weil mich das immer wieder aus dem Rhythmus bringt. Als einer der letzten Fahrerinnen gehe ich in die erste reguläre Runde. Etwas frustrierend ist das schon, an jeder technischen Passage muss ich das Tempo von Anderen fahren und auch bergauf komme ich nicht so richtig in meinen Tritt. Das Gefühl zieht sich in den anschließenden Runden durch. Ich komme einfach nicht in den gewünschten Flow und ich merke, dass es mir heute leider nicht so viel Spaß macht.
In der dritten Runde spreche ich dann zu mir selbst: „Come on Theresia, es ist ein World Cup! Jetzt gib mal ordentlich Gas und genieß es!“ Gesagt getan. Als ich in der dritten Runde endlich mein Tempo fahren kann, dreht sich das Rennen für mich. Ich kann es richtig genießen, vor Heimpublikum noch mal ordentlich Gas zu geben. Die Zuschauer peitschen mich das Bullentäle hoch und feiern meine Linien im Downhill. Das gute Gefühl ist zurück. Nach der vierten von fünf Runden werde ich aufgrund der 80% Regel aus dem Rennen genommen und am Ende steht ein 61ter Platz auf dem Papier. Um einen Platz an den World Cup-Punkten vorbei. Schade. Dennoch bin ich nicht unzufrieden, mehr war einfach nicht im Tank. Ich weiß, dass ich es besser kann und werde mir für die nächsten World Cups einen besseren Plan für die ersten Runden überlegen. Trust the Process!
Ich habe noch ein Anliegen. In Albstadt haben viele aufgrund der Rennstrecke dazu geneigt, die Organisation des World Cups zu kritisieren. Die Strecke… ist sie überhaupt World Cup tauglich? …wie soll das nur bei der WM 2020 werden? …warum bekommt die Organisation das nicht auf die Reihe? …was passiert, wenn es noch mehr regnet?
Diese Kritikpunkte sind rein spekulativ und ich finde sie gegenüber der Organisation und den zahlreichen freiwilligen Helfern ungerecht und unangebracht. Kritik ist gut und wertvoll, aber nur wenn sie konstruktiv und gut durchdacht ist. Als Fahrer/in oder Team sind wir an einem World Cup-Rennwochenende im Tunnelblick und sehen nur das Rennen, die Strecke, die Konkurrenz. Doch wie kommt es zu dieser Strecke? Wer hat euch die Startnummer ausgehändigt? Wer sorgt dafür, dass die Strecke richtig abgesperrt ist? Bei wem habt ihr euch akkreditiert? Haben euch die Helfer beim Einlass auch nett angelächelt und viel Erfolg für das Rennen gewünscht? Ja, es steckt viel mehr dahinter und das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Ich würde es extrem schade finden, wenn es keine World Cup-Strecke mehr auf der Schwäbischen Alb geben würde und das, obwohl es nicht meine Lieblingsstrecke ist.
Danke an die insgesamt rund 500 Helfer beim World Cup in Albstadt! Ich ziehe meinen Hut vor Euch! :)
Wer von euch ist auch schonmal ein XC World Cup-Rennen gefahren?
23 Kommentare