Drei glückliche MTB-News Leser wurden in Kooperation mit SRAM mit der neuen SRAM GX Eagle Schaltgruppe für einen Dauertest ausgestattet. Nach der Montage in Schweinfurt im vergangenen Oktober hatten die Vielfahrer nun Zeit ordentlich Kilometer zu sammeln und die Schaltung unter sämtlichen Bedingungen auf Herz und Nieren zu testen. Jetzt stellen Günther, Manuel und Markus ihre Erfahrungen mit der SRAM GX Eagle vor und präsentieren interessante Ergebnisse, die in ihrer Ausführlichkeit und Unterschiedlichkeit einen tollen Überblick über die Schaltung bieten.
Drei Fahrer, drei unterschiedliche Einsatzgebiete und drei Meinungen zur SRAM GX Eagle:
Manuel hat die Schaltgruppe an seinem Enduro montiert. Er ist jedoch vor kurzem erst von dem Downhiller auf das Enduro umgestiegen und dem abfahrtsorientierten Fahrvergnügen treu geblieben. Aus eigener Kraft den Trail erstreiten ist okay, wenn möglich wird jedoch auch gerne der Lift oder das Shuttle in Anspruch genommen. Seine Frage: Braucht ein abfahrtsorientierter Fahrer zwölf Gänge mit einer großen Bandbreite?
Günther ist unser alpiner Tester. Er hat die Schaltung an seinem Enduro mit auf Touren genommen, auf denen man die letzten Höhenmeter schon mal mit dem Bike auf dem Rücken bewältigen muss. Für ihn ist Robustheit wichtig, damit er die Natur genießen kann und auf der Abfahrt – für die man die Höhenmeter ja schließlich erklimmt – mächtig Spaß haben kann.
Der dritte im Bunde ist Markus. An seinem Trailbike sollte die SRAM GX Eagle die meisten Kilometer und Höhenmeter zurücklegen müssen. Fast 5.000 km und über 70.000 hm standen am Ende auf der Uhr – über die Haltbarkeit für Kilometerfresser dürfte Markus also definitiv eine Aussage treffen können.
Alle drei Berichte kommen von diesen drei Testpiloten und wurden inhaltlich nicht verändert. Nicht wundern: Entgegen unserer Redaktions-Testberichte variiert daher auch die Darstellungsform ein wenig, doch insgesamt sollte so jeder die Frage beantworten können, ob eine Eagle-Schaltgruppe für den eigenen Einsatzbereich eine Bereicherung ist und wie sie sich im Alltagstest über einen Zeitraum von einem Jahr schlägt. Viel Spaß bei den Berichten!
Testeindruck: Manuel
„Ich habe noch nie etwas gewonnen!“, war mein erster Gedanke, als ich die Mail im Posteingang fand. Dann fiel mir ein, dass ich normalerweise auch nie an Gewinnspielen teilnehme. Was mich genau letztes Jahr dazu bewog, genau dieses Mal doch teilzunehmen, kann ich nicht mehr sagen. Wahrscheinlich weil ich gerade dabei war, mir mein neues Evil Wreckoning aufzubauen. Und da stand ich vor einem Problem: die gute 1×11 GX Schaltgruppe lag noch zuhause, aber aufgrund der extrem nah an der Kettenstrebe geführten Kettenlinie ist man beim Wreckoning auf ein 32er Kettenblatt angewiesen – ich fuhr am letzten Rad ein 28er. Und daher waren meine Optionen: Entweder so lange trainieren, bis ich mit meiner 1×11 und einem 32er Kettenblatt überall hoch komme, oder: SRAM GX Eagle!
Erster Eindruck
Wenn man die Eagle vom Mechaniker direkt bei SRAM in Schweinfurt montiert bekommt bzw. unter dessen Anleitung, dann ist es nicht sehr überraschend, dass die Eagle ab der ersten Sekunde genau das tat, was sie sollte. Knackige und schnelle Schaltvorgänge, auch unter Last. Bei meinem Bruder verbaute ich einige Wochen später auch eine GX Eagle und da stellte sich heraus, dass ich gar nicht mehr jeden Handgriff im Kopf hatte, den ich mir vom Einbau bei SRAM merken wollte. Und so schauten wir uns auch erst noch einmal das Video Tutorial von SRAM an, bevor wir uns an die Montage wagten. Und obwohl der Einbau dann problemlos funktionierte, am Ende dauerte es doch etwas länger, die Schaltung perfekt einzustellen.
Vergleich zur 1 x 11 GX
Für mich war damals schon die 1 x 11 GX perfekt. Angemessener Preis für solide Technik, ohne auffällige Optik. Da die Schaltung ein Verschleißgegenstand ist, war ich noch nie bereit Höchstbeträge zu bezahlen für ein paar Hundert Gramm Gewichtsersparnis. Mountainbiken ist meistens Materialmord, zumindest bei meiner teils fragwürdigen Linienwahl und in dem Gelände, in dem ich gerne unterwegs bin. Vor Jahren habe ich mir am DH-Bike mal das zwei Tage alte X0 DH-Schaltwerk abgerissen – das war ein teurer Besuch im Bikepark. Seitdem muss es nicht mehr das Beste und damit Teuerste sein. Ich bin froh, dass SRAM sich bei der GX Eagle treu geblieben ist und solide Performance für angemessenes Geld anbietet.
Haltbarkeit und Erfahrung im Einsatz
Ich bin erst seit zwei Jahren auf Enduro umgestiegen unc war davor nur auf dem Downhill Bike unterwegs. Die Abfahrtorientierung ist geblieben, auch wenn nun durchs Enduro auch mal die ein oder andere Tour durch die heimischen Wälder möglich wurde. Das letzte Jahr war definitiv eins meiner aktiveren Jahre. Zahlreiche Wochenendtrips nach Österreich oder in die Schweiz, vier längere Trips nach Italien und Frankreich und ein Enduro-Rennen. Ich kann leider nur schätzen, wieviele Kilometer ich mit der SRAM GX Eagle gefahren bin, ich denke zwischen 2500 und 3000 km. Davon aber mindestens 70% bergab, sprich der Verschleiß hält sich bisher wirklich in Grenzen. Die Kassette sieht wirklich noch sehr gut aus und meine Befürchtung, dass aus schwarz silber wird, hat sich nicht bestätigt – lediglich ein paar Macken vom Schalten in Situationen in denen jede Schaltung nachgibt und der Fahrer sich denkt „selber Schuld, warum schaltest du auch genau hier?“. Auch meine Befürchtung, dass das doch recht lange Schaltwerk öfters einmal leiden wird, blieb unbegründet. Zwar hatte ich schon ein paar Kontakte zu verzeichnen und auch ein gebrochenes Schaltauge, doch das Schaltwerk hat alles überstanden, hier war ich definitiv positiv überrascht, vor allem weil das Schaltwerk im nicht angespannten Zustand doch sehr „wackelig“ wirkt.
Ein negatives Phänomen begleitete mich aber über mehrere Wochen hinweg und verschwand dann ohne, dass ich etwas anders eingestellt hatte: Sporadisch schaffte es das Schaltwerk beim Umwerfen der Kette auf das größte Ritzel, die Nieten der Kette genau auf die Zähne des Ritzels zu setzen. Die Kette lief als quasi oben aufgesetzt auf den Zahnspitzen und rutschte dann bei der nächsten Lastaufnahme wieder zurück auf das vorletzte Ritzel. Dass das Problem von alleine verschwand und sich auch nicht mehr reproduzieren ließ, hatte ich es schon fast vergessen, bis mir im letzten Jahr noch zwei Eagle-Fahrer vom gleichen Phänomen berichteten.
Defekte
Bei mir keine. Aber einen Defekt erlebte ich dann doch: Am Bike unseres Bikeguides in Finale Ligure. Den hatte es im Steinfeld so gelegt, dass es ihm seine Kurbel verbogen hatte. Und da ihm am gleichen Tag schon zwei Ketten gerissen waren und ich noch meine alte X0 Carbonkurbel als Ersatz dabei hatte, habe ich ihm meine GX Kurbel geschenkt und habe meine Ersatzkurbel bei mir montiert. Die SRAM GX Eagle Kurbel war meiner Meinung nach auch wirklich kein Hingucker und die Eloxalschicht war nach kürzester Zeit durchgescheuert. Hier wäre selbst bei der Aluvariante eine Schutzfolie sinnvoll gewesen, wie man sie von den Carbonkurbeln kennt.
Einsatzspektrum
Mein Spektrum habe ich ja oben bereits etwas beschrieben: wenn möglich, bitte abwärts. Und das ist auch die Frage, die ich mir im letzten Jahr stellte: brauche ich als abfahrtsorientierter Fahrer 12 Gänge? Meine Antwort lautet: Nein. Mir hätte die 1 x 11 GX auch diese Saison definitiv ausgereicht. Einzig zum Saisonende hin haben wir nun auch noch einige längere Tagestouren gemacht mit vielen Höhenmetern und hier war ich dann doch ganz froh, einmal in meinem Leben etwas gewonnen zu haben – die GX Eagle mit einer wirklich erstaunlichen Bandbreite.
Fazit
Alles in allem bin ich sehr problemlos durch die letzte Saison gekommen und von daher bin ich sehr zufrieden, die SRAM GX Eagle war ein treuer Begleiter. Positiv erwähnen wollte ich auch noch, dass ich trotz erwähnter Kontakte zwischen Stein und Schaltwerk nur ein einziges Mal am Schaltwerk etwas nachstellen musste.
Testeindruck: Günther
Vorab – und wie schon im Lesertest-Artikel erwähnt – haben mich von dem Ganzen das SRAM-Werk selber, die Führung, der Pumptrack, Carsten und auch die anderen Jungs echt am meisten fasziniert. Ein echt geiler Tag, auch wenn ich nichts gewonnen hätte (oder sogar testen MÜSSTE ;-) )!
Zur Schaltung selbst bzw. zu den Rahmenbedingungen: Meine Basis, also das Bike, ist ein Giant Reign aus 2016, welches ich im Testzeitraum mit Coil-Fahrwerk (X Fushion Vengeance Coil HLR + Marzocchi Roco TST R Coil), Magura MT5 Bremse, diversen verschiedenen Anbauteilen und Carbon-LRS mit größtenteils Maxxis-Reifen mit Double Down-Karkasse gefahren habe.
Daran erkennt der versierte MTB-News-User eventuell auch, dass ich den meisten Spaß am Bergabfahren habe! Ich lebe in den Voralpen und fahre gerne hochalpine Trails, wo ich auch diverse steile Rampen erklimmen muss. Das Bike wird auch ab und an getragen, um auf den Gipfel zu kommen. Eine Durchschnittstour hat bei unseren Hausrunden wohl so 500 – 1000 hm treten und plus ~ 300-600 hm tragen.
Racer bin ich eher keiner, da fehlt mir zu sehr der Genuss an der Natur, die Einsamkeit, das Gefühl vom Gipfelsieg, das Gipfelbier und „das Genießen“ generell. Fahrstil wenn es passt flott und wenn möglich flüssig! Dazu muss ich sagen, dass mir die Nutzung der Trails im Rennmodus schon auch Spaß machen würde.
Kommend von irgendeinem SRAM 11-fach Mix mit 30/11—46 wollte ich bei 12-fach eine 30/10-50 haben. Somit hätte ich oben und unten etwas mehr Spielraum. SRAM hat mir allerdings 32/10-50 empfohlen. Direkt nach der Montage bin ich in die Schweiz nach Chur zu einem Freund, wo wir uns tags darauf gleich in Lenzerheide einfanden. Natürlich haben wir dort die Gondeln benutzt, dennoch konnte ich gleich feststellen, dass die Schaltung sagenhaft funktioniert. Ich würde es jetzt mal „sehr präzise“ und extrem leise definieren. Hatte ich so noch bei keiner Schaltung. Und seit 1996 hatte ich schon viele Schaltungen an meinen MTBs.
Nach ein paar Tagen in der Schweiz und vielen Touren auf den Hometrails konnte ich die Optik der SRAM GX Eagle Kurbel leider nicht mehr länger ertragen. Daher hab ich mir eine SRAM XO Carbon-Kurbel besorgt und diese gleich mit einem 30er Kettenblatt bestückt. Ich wollte ja schließlich oben und unten eine Verbesserung (1 x leichterer Gang + 1 x schwererer Gang) mit der Eagle. Damit war für mich das perfekte Setup gefunden und es sieht nicht mehr ganz so beknackt aus. Sorry SRAM, aber mit dem Designer von der GX Eagle Kurbel müsst ihr noch mal ein ernstes Wörtchen reden!
Nach einer Weile (so aus dem Bauch heraus 15 Touren) dann große Ernüchterung. Im mittleren Bereich der Kassette keine vernünftigen Schaltvorgänge mehr? Früher war das halt immer mit kurzer, feiner Justierung am Schalthebel erledigt. Nicht so bei der SRAM GX Eagle. Diese ist scheinbar extrem anfällig für einen unsanften Umgang mit Schaltwerken. Durch das Gelände, in dem ich mich hauptsächlich bewege, kommt es halt schon mal vor, dass ich mal irgendwo, ich nenne es mal so, „streife“! Zusätzlich bin ich auch nicht der vorsichtigste Fahrer, was Material angeht. Aber so eine Zicke hatte ich noch nie erlebt. Zuerst dachte ich ja an Längung vom Schaltseil, aber das längt sich doch nicht so, dass quasi nichts mehr geht.
Letztlich half auch das ganze Rumgeeiere mit der roten Schablone nichts. Diese rote Schablone finde ich grundsätzlich ja genial, leider ist es halt nicht so einfach, das einem Nicht-IBC-Pro zu erklären. Tja, und dann setz dich mal drauf um im richtigen SAG zu sein und stelle dann das Schaltwerk mit der Schablone ein! ;-)
Im Sommer dann noch ein lustiger Zufall. Ende Juni sitze ich in Molveno am Campingplatz, da spricht mich einer an. Ich hatte mir vorher schon gedacht, der kommt mir bekannt vor. Es war kein Geringerer als Manuel. Jener Manuel, der mit uns zusammen die Eagle ein Jahr lang testet. Wie klein die Welt doch ist!
Auch Manuel berichtete mir von ähnlichem divenhaften Verhalten seiner Schaltung. Nachdem ich mir dann zu Hause eine Lehre fürs Schaltauge gekauft hatte konnte ich eine minimale Schiefstellung feststellen. Minimale Schiefstellung, so wie ich wohl schon tausende km mit anderen Schaltungen rumgefahren bin … das kann die SRAM GX Eagle nicht ab. Mein Tipp also, wenn ihr euch eine Eagle kauft: „kauft gleich eine Lehre für das Schaltauge mit!“
Fazit
Eine präzise Diva mit schwerer Bandbreite für smarte Biker! Hier bitte zwischen den Buchstaben lesen, haha! Ich werde die SRAM GX Eagle vermutlich aufs Alpin-Hardtail geben, mit dem fahr ich weniger rustikal und erwarte damit auch weniger Zicken!
Pro
- Bandbreite
- sehr präzise Schaltvorgänge (wenn optimal eingestellt)
- sehr leise
(Neutral)
- Verschleißteilpreise grad noch so ok (ich komme aus einer Zeit, wo ein Verschleißset bestehend aus Kette + Kassette um 45 Euro über den Tisch gegangen sind)
- positive Gesprächs-Basis am Gipfel mit Wanderer, welche gar nicht glauben können, dass es soooo große Kassetten gibt
Contra
- muss 100% optimal eingestellt sein
- die Kassette ist schwer
- Optik der GX-Kurbel
Testeindruck: Markus
Mein Jahr mit der SRAM GX Eagle: Schon länger spielte ich mit dem Gedanken von meiner 2×10 auf eine 1×12 Schaltung umzurüsten. Da kam das MTB-News Gewinnspiel wie gerufen. Ich hatte das Glück, bei dem Dauertest für die SRAM GX mitmachen zu dürfen. Und darf Euch nun meine Erfahrungen schildern.
In aller Kürze
Die GX musste in diesem Jahr 4.700 km und 72.0000 hm über sich ergehen lassen. Dabei wurden drei Ketten verschlissen. Ab und zu springt die Kette über und die ersten Zähne des großen Ritzels hinten werden langsam blank. Im Großen und Ganzen passt die Schaltperformance aber. Vom reinen Schaltgefühl und dem optischen Zustand schätze ich, dass die Schaltung noch zirka 1000 km halten wird, bis Kassette und das vordere Kettenblatt zu tauschen sind. Die Bandbreite von 10 – 50 hinten und 32 vorne reichten in der Praxis für eine maximale Steigung von 17 % und eine Endgeschwindigkeit 43 km/h. Somit ist die Schaltung für mein Hausrevier, dem Oberpfälzer Jura, jeder Situation gewachsen.
Im Detail
Ich wohne im schönen von Hügeln umgebenen Regensburg, wo ich seit ca. 15 Jahren MTB fahre. Im Durchschnitt haben die Anstiege bei uns ca. 60 – 100 Höhenmeter und weisen eine Steigung zwischen 7 % und 11 % auf. Als leidenschaftlicher Mountainbiker fahre ich jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Bike zur Arbeit. Ich habe das Glück auf meinem Arbeitsweg 4 von 6 km durch den Wald auf knackigen Anstiegen und Trails verbringen zu können. Um beim Training am Ball zu bleiben, habe ich mir als Saisonziel gesteckt, mindestens drei MTB-Marathon-Veranstaltungen zu meistern.
Ein paar Fakten
- Fahrergewicht 82 kg
- geschätzte Durchschnittsleistung 247 Watt
- mein Fahrrad Specialized Camber Comp Carbon 2014 mit 29 Zoll Laufrädern
- vorheriger Antrieb 2 x 10 (11 – 36 Kassette: 11 – 36; Ritzel: 36/22)
- gefahrene Distanz 4.658,4 km
- gefahrene Höhenmeter 72.931 Höhenmeter
- verschlissene Ketten 3
Anforderungen an die Schaltung – wo war ich unterwegs?
Wie es sich für einen anständigen Dauertest gehört, habe ich die Schaltung in möglichst unterschiedlichen Situationen getestet. Die Schaltung hat eine gute Mischung aus alltäglicher Pendelei, alpiner Langzeitbelastung und maximalkräftiger Kurzstrecken-Belastung abbekommen. Pro Einsatzgebiet ergeben sich unterschiedliche Anforderungen, die ich in Stichpunkten aufzähle:
- Typische Geländetouren: 24 – 70 km, 650 – 1300 hm . Anforderung: Bandbreite, Schaltperformance (korrekte und schnelle Reaktion auf den Schaltimpuls), Zuverlässigkeit
- Tägliche Pendelfahrt. Im Durchschnitt 75 km und 800 hm pro Woche (max. Steigung 7,8% Steigung). Anforderung: Haltbarkeit, Wartungskosten
- Trainingsfahrten. Ein Mix aus Grundlagen-Einheiten und Intervallen in der Ebene + K3 . Anforderung: Zuverlässigkeit / Haltbarkeit
- MTB-Marathons. Distanzen zwischen 56 km und 76 km und ca. 1000 bis 3800 Höhenmetern, max. Steigung: 17% . Anforderung: Bandbreite, geringes Gewicht, Schaltperformance
Bandbreite: Reichen 12 Gänge aus?
Um diese Frage zu beantworten, ziehe ich zunächst den Ritzelrechner heran. Bei einer Trittfrequenz von 90 Umdrehungen pro Minute berechnet der Ritzelrechner folgende Werte:
niedrigster Gang | höchster Gang | |
---|---|---|
Eagle (10 - 50 x 32) | cirka 4,5 km/h | cirka 39 km/h |
2x10 (11 - 36 x 36/22) | cirka 3,5 km/h | cirka 41 km/h |
In der Praxis sehe ich die Berechnung des Ritzelrechners absolut bestätigt. Selbstverständlich schwankt meine Trittfrequenz in der Praxis. Ich habe diese Frequenz gewählt, weil ich mich bei 90 Umdrehungen pro Minute ganz gut fühle und damit auch (gefühlt) eine gute Bandbreite von flach bis steil abdecken kann.
Bei Ausfahrten in heimischen Gefilden haben mir die 12 Gänge vollkommen ausgereicht. Den Grenzbereich der Übersetzung konnte ich bei alpinen Marathons austesten. In besonders steilen Anstiegen, wie der Choralpe bei der Kitzalp Bike konnte ich den 16 % Anstieg mit der 2×10 im kleinen (22er) Ritzel vorne hoch treten. Mit der SRAM GX Eagle musste ich hier schieben. Ca. 1 km/h im niedrigsten Gang weniger, das macht sich tatsächlich bemerkbar. Auf den befestigten Teer-Anstiegen der Ischgl Ironbike konnte ich bis zu 17 % treten. Für längere Alpentouren oder Marathons in den Alpen würde ich aber definitiv auf ein kleineres Kettenblatt vorne, z.B. ein 30er oder 28er umrüsten. Je nachdem, wie euer Leistungs/Gewichts-Verhältnis aussieht, solltet ihr diesen Punkt tatsächlich selbst ausprobieren. Die Profibiker sind die Choralpe mit einem 34er Blatt hochgefahren. Am oberen Rand habe ich absolut keinen Unterschied festgestellt. Einzig bei längeren flachen Abfahrten, z. B. von der Plätzwiese runter bis Toblach (Dolomiti Superbike) habe ich einen Gang mehr vermisst, ansonsten aber nie. Der Ritzelrechner bescheinigt dies mit einer Abweichung von ca. 2 km/h.
Geringeres Gewicht: Bemerke ich den Gewichtsunterschied durch den Verzicht auf Umwerfer, Schalthebel und ein Kettenblatt?
Ein ganz klares JA. Rund 345 g machen sich einfach bemerkbar. Vor allem bei längeren Anstiegen war ich für jedes gesparte Gramm dankbar. Hinzu kommt, dass das Gewicht an einem rotierenden Bauteil, direkt am Antriebsstrang, eingespart wurde. Entsprechend leichter fühlten sich meine Beine nach härteren Anstiegen an.
- Gewicht SRAM GX Eagle: ca. 1.794 g
- Gewicht 2 x 10: ca. 2.139 g
Schaltperformance: Reagiert mein Bike schneller oder langsamer auf Gangwechsel, wenn ich nur noch hinten schalte?
Grundsätzlich kann ich hier nur Positives von der Einfach-Schaltung berichten. Der Wechsel des vorderen Ritzels dauerte vor Allem unter Last deutlich länger als der Gangwechsel mehrerer Gänge auf der Kassette. Zudem verschalte ich mich deutlich seltener. Der notwendige Kraftaufwand ist durch den Knick in der Kette ist ebenfalls gestiegen.
Haltbarkeit: Ist der Verschleiß höher oder geringer als bei der Zweifach-Gruppe?
Für mich als radelnden Pendler hat die Haltbarkeit einen ganz großen Stellenwert. Nicht nur die Kosten sind hier ein Kriterium, sondern auch, dass ich mein Fahrzeug für den Zeitraum der Wartung nicht nutzen kann. Meine Bedenken vorab:
- Die dünne Kette reißt bestimmt schneller: Bisher hatte ich jedoch keinen Kettenriss (Stand: 4700 km / 2000 km pro Kette bisher).
- Der Verschleiß des vorderen Ritzels beziehungsweise der Kassette ist durch den Ketten-Schrägstand bestimmt höher: Auch das kann ich nicht sagen, bisher merke ich zwar einen leichten Verschleiß, jedoch schätze ich, dass ich 5500 km fahren kann.
- Bauartbedingt sind die einzelnen Zahnräder dünner als bei meiner 10-fach Schaltung: Stimmt, einen höheren Verschleiß konnte ich anhand dieser Tatsache jedoch nicht feststellen.
Als Referenz für die Haltbarkeit ziehe ich die Ergebnisse einer 2008 von MTB-News.de durchgeführten Umfrage heran, bei der die durchschnittliche Haltbarkeit von MTB-Kassetten abgefragt wurde. Stand 2008 dürfte die Masse an Mountainbikes noch mit 3-fach beziehungsweise 2-Fach Systemen unterwegs gewesen sein, weswegen die Ergebnisse als Vergleichsbasis zu einem 1-Fach System wunderbar passen sollten. Das Gros der Befragten (immerhin 21 Biker) gaben eine Haltbarkeit zwischen 3000 und 5000 km an. Nach einer ausgiebigen Internetrecherche und Befragung im Bekanntenkreis eigene Erfahrungen, kann ich sagen, dass dieser Wert noch 2018 aktuell ist. In aller Kürze: Aktuell bin ich ca. 4700 km mit der Kassette gefahren und traue ihr noch ca. 1000 km zu. Von den Materialkosten her ist die Einfach-Schaltung also tatsächlich ein teureres Vergnügen. Positiv fällt hingegen auf, dass die Einstellung des Umwerfers wegfällt, was die Arbeitszeit bei der Wartung verringert.
Wartungskosten
Hier setze ich die Kosten meines vorherigen zweifach-Systems als Vergleichsbasis an. Gegenübergestellt werden: Kette, Kassette und vordere(s) Ritzel. Die Preise für Kette und Ritzel sind in etwa gleich, einzig bei der Kassette ist eine große Preisdifferenz vorhanden.
- Preis 2 x 10: ca. 150 € (Kette: 20 €, Kassette: 60 €, Ritzel vorne: 40 €, Ritzel vorne: 30 €)
- Preis 1 x 12: ca. 220 € (Kette: 20 €, Kassette: 140 €, Ritzel vorne: 60 €)
Fazit
Die Unterschiede zwischen einem oder mehreren Kettenblättern vorne fällt in den wirklich relevanten Punkten Haltbarkeit und Schaltperformance weniger gravierend aus als zunächst vermutet. Als angenehm empfand ich Gewichtsersparnis und die größere Bodenfreiheit. Von den Kosten her sind die Ersatzteile eher teurer als die „Mehrfach-Teile“, durch den Wegfall des Umwerfers wird dieser Faktor jedoch abgeschwächt. Typische Wartungsarbeiten wie Kettenwechsel oder das Einstellen der Schaltung gehen jetzt deutlich schneller. Aktiven (Hobby-) Rennfahrern kommt die Möglichkeit, unkompliziert ovale Kettenblätter zu fahren, (ohne Einbußen in der Schaltperformance) entgegen (zweifach oval – Hilfe!). Alles in Allem macht die Einfachschaltung flexiblere Konfigurationsmöglichkeiten (Gewichtsreduktion, ovales Kettenblatt) möglich. Meines Erachtens ist die Einfach-Gruppe kein MUSS, mir fällt jedoch kein Grund ein, nicht zu wechseln.
Pro
- einfache Wartung / Einstellbarkeit (da nur noch das Schaltwerk)
- gute Haltbarkeit (ca. 5.500 km)
- schnelle Reaktion auf Gangwechsel
- Gewichtsersparnis (ca. 400 g)
- aufgeräumtes Cockpit
- verbesserte Bodenfreiheit
Contra
- teilweise springt die Kette beim Springen mit (je nach Kettenstellung)
- das vordere Kettenblatt ist ein richtiger Laubfänger
- man sollte sich vor größeren Ausfahrten über die zu erwartenden Steigungen im Klaren sein und ein passendes Kettenblatt montieren
Wir bedanken uns bei Manuel, Günther und Marcus für ihre umfangreichen Erfahrungen! Welche Erfahrungen habt ihr bislang mit der GX Eagle machen können?
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