Santa Cruz Highball im ersten Test: Das 100 mm XC-Hardtail der Kalifornier geht in die nächste Runde und unterscheidet sich deutlich von seinem Vorgänger. Wir waren vor Ort in Kalifornien und haben das Rad auf eine erste Testrunde bewegt.
Steckbrief: Santa Cruz Highball
Einsatzbereich | Cross Country |
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Federweg | 100 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,7 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | santacruzbicycles.com |
Während der Vorgänger des Highball zwar durchaus noch zeitgemäß aussah, zeigt ein näherer Blick den Bedarf für ein Update: Die steile, kurze Geometrie; der überaus steife und nicht gerade leichte Rahmen – das Bike war einfach in die Jahre gekommen. Genau diese Punkte sind beim neuen Modell in Angriff genommen worden: Eine aktuelle, aber nicht übertriebene Geometrie, kombiniert mit einem Carbon-Design, das mehr Komfort und ein geringeres Gewicht verspricht. Dazu die neuesten 100 mm Federgabeln, 1×12 Schaltungen und Carbon-Laufräder aus dem Hause Santa Cruz – fertig ist das neue Santa Cruz Highball!
Geometrie
Mit modernen Cross Country-Bikes ist immer mehr möglich, aktuelle Weltcup-Strecken werden immer technischer. Entsprechend müssen moderne XC-Bikes einen ganz schönen Spagat schaffen: Schnell und effizient bergauf, aber auch sicher und kontrolliert bergab. Verglichen mit dem Vorgänger-Modell ist das neue Highball je nach Größe 10 bis 15 mm länger geworden, der Lenkwinkel um 1 bis 1,5° flacher. Dank des eher kurzen Hecks ist der Radstand aber weiterhin überschaubar, wodurch sich ein agiles Handling ergibt.
Rahmengröße | S | M | L | L |
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Reach | 405 mm | 430 mm | 450 mm | 480 mm |
Stack | 596 mm | 606 mm | 615 mm | 634 mm |
Oberrohrlänge | 587 mm | 615 mm | 638 mm | 674 mm |
Sitzrohrlänge | 405 mm | 430 mm | 470 mm | 530 mm |
Sitzwinkel | 73° | 73° | 73° | 73° |
Kettenstrebenlänge | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 1088 mm | 1116 mm | 1140 mm | 1177 mm |
Tretlagerabsenkung | 56 mm | 56 mm | 56 mm | 56 mm |
Lenkwinkel | 69,5° | 69,5° | 69,5° | 69,5° |
Steuerrohrlänge | 90 mm | 100 mm | 110 mm | 130 mm |
Tretlagerhöhe | 314 mm | 314 mm | 314 mm | 314 mm |
Ausstattung
Das Santa Cruz Highball 2018 ist in zwei Farben erhältlich. Weiterhin hat der Kunde die Wahl zwischen vier Rahmengrößen, zwei unterschiedlichen Carbon-Ausführungen und jeweils 3 Ausstattungsvarianten. Damit leistet auch das Highball seinen Beitrag dazu, dass Santa Cruz inzwischen 1500 Produktvarianten im Sortiment hat! Bei der Ausstattung wurde offensichtlich aufs Gewicht, aber auch auf die Robustheit geachtet. Die hauseigenen Carbon-Felgen entwickeln einen zunehmend guten Ruf, SRAM Eagle und Fox Stepcast-Gabel drücken das Gesamtgewicht.
- Federgabel Fox 32 StepCast Factory 100 mm Remote
- Antrieb SRAM XX1 Eagle
- Bremsen SRAM Level Ultimate
- Laufräder Santa Cruz Reserve Carbon 25 Felgen mit DT 350 Naben und Competition Race Speichen
- Reifen Maxxis Aspen TR
- Cockpit Santa Cruz XC Flatbar (750 mm) / Syntace LiteForce
Modell | Highball C R 29 | Highball C S 29 | Highball C XE 29 | Highball CC XO1 29 | Highball CC XO1 Reserve 29 | Highball CC XX1 Reserve 29 |
Federgabel | Fox Rythm 32 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance Elite 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance Elite 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Factory 100 Remote |
Steuersatz | Cane Creek 10 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset |
Vorbau | Race Face Ride | Race Face Ride | Race Face Turbine Basic | Syntace LiteForce | Syntace LiteForce | Syntace LiteForce |
Lenker | Race Face Evolve Flat Bar 31,8 x 720 mm | Race Face Evolve Flat Bar 31,8 x 720 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm |
Griffe | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips |
Sattelstütze | Race Face Ride 27,2 mm | Easton EC70 Carbon Zero 27,2 mm | Easton EC70 Carbon Zero 27,2 mm | Syntace P6 Carbon HiFlex 27,2 | Syntace P6 Carbon HiFlex 27,2 | Syntace P6 Carbon HiFlex 27,2 |
Sattel | WTB Volt Race | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro |
Schaltung | SRAM NX 11spd | SRAM GX Eagle 12spd | Shimano XT M8000 11spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM XX1 Eagle 12spd |
Kurbelsatz | Race Face Aeffect 32t 170/175(M-XL) | SRAM Stylo 7k DUB 34t 170/175(M-XL) | Shimano XT M8000 32t 170/175(M-XL) | SRAM X01 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) | SRAM X01 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) | SRAM XX1 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) |
Innenlager | Race Face | SRAM DUB | Shimano XT | SRAM DUB | SRAM DUB | SRAM DUB |
Kassette | SRAM XG115 - 11spd, 10-42t | SRAM XG1275 Eagle - 12spd 10-50t | e13 TRS Race - 11spd, 9-46 | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t |
Bremsen | Sram Level T, 160 mm | Sram Level TL, 160 mm | Shimano XT M8000 | Sram Level TLM, 160 mm | Sram Level TLM, 160 mm | Sram Level Ultimate, 160 mm |
Laufräder | WTB i19 32h auf SRAM MTH 716/746 | Race Face AR 32h auf DT 370 | Race Face AR 32h auf DT 370 | DT XR 361 28h auf DT 350 | Santa Cruz Reserve 25 Carbon 28h auf DT 350 | Santa Cruz Reserve 25 Carbon 28h auf DT 350 |
Bereifung | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 |
Gewicht | TBC | TBC | TBC | TBC | TBC | 8,7 kg |
Preise | 3099 € | 3899 € | 4399 € | 5699 € | 6899 € | 8299 € |
Im Detail
Santa Cruz Bicycles betreibt in Santa Cruz ein eigenes Carbon-Entwicklungslabor. Hier arbeiten drei Mitarbeiter daran, die Technologie weiter zu entwickeln: Mit neuen Fasern, Faser-Orientierungen, modifizierten Werkzeugen und Kernen tüfteln sie an der nächsten Generation Carbon-Rahmen. Erkenntnisse aus diesem Programm sind beispielsweise in die Felgen-Entwicklung, aber auch in das neue Highball eingeflossen.
Kernziel bei der Entwicklung war, den Hinterbau komfortabler zu gestalten, ohne dabei an Effizienz einzubüßen. Soll heißen: Während der Hinterbau vertikal recht weich sein soll, darf er weder quer noch längs stark nachgeben, da sonst der Vortrieb leiden würde. Beim Highball 2018 wird das einerseits durch die Orientierung der Sitzstreben und andererseits durch den Lagenaufbau der Kohlenstofffasern unterstützt. So stehen die Sitzstreben jetzt flacher und treffen nicht mehr direkt hinter dem Oberrohr aufs Sitzrohr. So werden sie bei Schlägen eher auf Biegung belastet und weichen hierdurch stärker aus. Sitzt der Fahrer im Sattel, unterstützt die Z-förmige Anordnung von Oberrohr, Sitzrohr und Sitzstreben ein Flexen des Sattels. Hierdurch wird der Komfort gesteigert – die Syntace-Stütze trägt ebenfalls hierzu bei.
Das Gewicht des Rahmens sollte gesenkt werden – mit 1.010 g für Größe M ist das gelungen. Der kommunizierte Wert liegt sogar knapp unter der magischen 1 kg Marke, unsere Waage wollte das aber auch nach dem Abnehmen der Sattelklemme und des Kettenstrebenschutzes nicht bestätigen. Aber: Santa Cruz ist mit dem Highball nicht angetreten, das leichteste Hardtail der Welt zu bauen und überlässt diesen Wettbewerb gern den Scotts, Stolls und Specializeds dieser Welt. Das Highball soll leicht, komfortabel, ausreichend steif und insgesamt spaßig sein.
Wie auch beim Vorgänger verlaufen die Schaltzüge im Inneren des Rahmens. Die Bremsleitung bleibt außen am Rahmen – so kann die Bremse einfacher getauscht werden und etwaige Beschädigungen lassen sich leicht erkennen. Die Bremsaufnahme sitzt zwischen Ketten- und Sitzstrebe. Hierdurch werden die Kräfte vornehmlich in die Kettenstrebe eingeleitet, die ohnehin steif ausgeführt wird. Die Sitzstreben können dagegen weicher ausgelegt werden, was wiederum dem Komfort zuträglich ist. Santa Cruz setzt auf eine PM-Bremsaufnahme, einen integrierten Steuersatz und eine Boost 148 mm Achsaufnahme.
Insgesamt sechs Ausstattungsvarianten bietet Santa Cruz an – an keinem Bike findet sich ein Umwerfer, dafür ein insgesamt leichter und durchdachter Aufbau in allen Preisstufen. Die günstigeren Bikes fahren mit günstigerer Carbon-Bauart, 1×11-Antrieben von SRAM (NX) und Shimano (XT) sowie Aluminium-Laufrädern vor. Carbon-Laufräder kriegen nur die zwei teuersten Modelle, wodurch das Gewicht bis auf 8,7 kg für das Topmodell sinkt. Eine Gabelfernbedienung findet sich an allen Bikes, ebenso wie SRAM Level-Bremsen in unterschiedlichen Ausführungen.
Auf dem Trail
„It never rains in California“ – der berühmte Satz gilt leider nur für das südliche Kalifornien. Mit dem letzten Satz des Refrains „… but girl, don’t they warn ya – It pours, man, it pours“ gehen wir im Norden leider d’accord und so regnete es in Strömen, als wir uns von der Santa Cruz-Fabrik aus auf die Hometrails aufmachten. Diese sind bei Regen berühmt-berüchtigt für ihre rutschigen Bedingungen, und so waren wir dankbar, dass Santa Cruz uns abweichend von der Serienkonfiguration mit Dropperpost und Maxxis Forecaster-Reifen auf den Trail schickte.
Beim Setup des Bikes fallen zuerst die dicken ESI-Griffe (Geschmacksache!), der angenehm breite Lenker und die vielen Kabel am Lenker auf. Während wir mit der Eagle ein Kabel eingespart haben, sorgen die hier ausnahmsweise montierte Teleskopstütze und der Gabelremote wieder für Zuwachs bei den Leitungen. Die SRAM Level-Bremsen teilen sich die Aufnahme mit dem Eagle-Shifter, wodurch es immerhin lenkerseitig aufgeräumt zur Sache geht. Die Fox 32 ist schnell abgestimmt, dann geht es los auf die Testfahrt im Regen.
Den Sattel habe ich in die mittige Position geschoben und trete auf den ersten, flachen Kilometern zum Trail-Start mit viel Druck in die Pedale und fühle mich, auch dank des geringen Gewichts und der leicht rollenden Reifen, ziemlich stark. Im strömenden Regen begegnen wir den ersten Anstiegen.
Im Wiegetritt wird klar, dass der Reifen ausreichend steif ist, um mächtig Vortrieb zu erzeugen – wenn es die Fahrer des Bikes hergeben. Gleichzeitig gehört der Rahmen nicht zu den steifsten, sondern tatsächlich zu den komfortablen XC-Hardtails. Ob Drainage-Rinnen, Bremswellen oder frei-gewaschene Steine: Das Heck des Highball federt spürbar. Das liegt – im Sitzen – natürlich auch an der bequemen Syntace-Stütze. Doch auch dann, wenn der Fahrer das Bike im Stehen bewegt, ist der Rahmen richtig schön komfortabel, und erst an grob-steinigen Anstiegen und Abfahrten wünsche ich mir dringend ein Fully. Die XX1-Eagle ist über jeden Zweifel erhaben und liefert immer den richtigen Gang, um die leichten Carbonräder auf Touren zu bringen. Die Traktion bergauf ist top, und die – abweichend zur Serie montierten – Maxxis Forecaster passen hervorragend zu den sandigen und felsigen Böden. Durch den für diese Kategorie typischen Lenkwinkel von 69,5° lenkt sich das Bike agil, das Vorderrad steigt spät – dieses Bike kann klettern.
In der Abfahrt sollte sich das Highball als Allrounder präsentieren, schließlich will Santa Cruz das Bike an XC-Fahrer, Langstrecken-Piloten und auch Abenteurer vermarkten. Solange der Trail einfach bergab führt, gelingt die Vorstellung uneingeschränkt. Der Fahrer findet sich mittig zwischen den Achsen, es ist gut Druck auf dem Vorderrad, und auch bei höheren Geschwindigkeiten wird das Rad nicht nervös. Geht es anspruchsvoller bergab, wird der Fahrer gefordert: In steilerem Gelände und bei Last auf dem Vorderrad weicht die Gabel aus, der Lenkwinkel wird steil, der Fahrer muss jetzt überzeugt arbeiten, um schwierige Trails leicht aussehen zu lassen. Aber: behalten wir im Hinterkopf, wofür dieses Rad gemacht ist, und wie genial schnell es einfaches Gelände absolviert. Vor diesem Hintergrund geht die Abfahrtsperformance völlig klar, nur die Level Bremsen waren mit der Kombination aus großen Rädern, strömendem Regen und Dreck auf den Bremsscheiben überfordert.
Trotz der bergauf spät steigenden Front lässt sich das Vorderrad leicht lupfen, um Löcher zu übersurfen, das Cockpit ist angenehm steif und richtig breit. Wer richtig racen will, freut sich über das kurze Steuerrohr und das Lockout, ich persönlich würde eine Leitung loswerden, die Fernbedienung weg lassen und 12 mm an Spacern unter dem Vorbau montieren.
Das ist uns aufgefallen
- Design Gerade Linien, perfekte Übergänge – meiner Meinung nach ist das Highball optisch richtig gut gelungen und wird auch in einigen Jahren nicht alt aussehen.
- Gewicht und Komfort Santa Cruz hat das Highball leichter und weicher gemacht, was beides herzlich willkommen ist! Die Extra-Gramm gegenüber den Klassenbesten sind in Anbetracht der Robustheit und Details wie dem perfekten Kettenstrebenschutz akzeptabel.
Fazit – Santa Cruz Highball
Das Santa Cruz Highball ist ein Top-Rad für XC-Racer: Leicht, komfortabel, sprintstark. Die eigentliche Überraschung ist aber, dass es auch Fahrer ansprechen dürfte, die nicht im Kampf um die Zeit miteinander konkurrieren, sondern einfach nur effizient und sicher durch einfaches Terrain düsen wollen. Der Rahmen ist super sauber gemacht, die Detaillösungen sprechen für sich, und die Ausstattungen sind durchdacht. Bei Nässe schwächelten die Bremsen etwas, und in anspruchsvollen Abfahrten verlangt dieses Bike einen versierten Fahrer. Aber: Dafür hat Santa Cruz andere Bikes im Programm, das Highball erfüllt seine Mission als Allround-Racer exzellent!
Pro / Contra
Pro
- Komfort des Hinterbaus
- Rahmendetails
- Stimmige Ausstattungsvarianten
Contra
- Bremsen bei Nässe schwach
Testablauf
Der Test des Santa Cruz Highball fand auf den Trails rund um Santa Cruz in Kalifornien statt. Neben flachen Transfers bieten diese unter anderem steile, teils steinige Anstiege und bergab einen Mix aus flowigen Trails mit vereinzelten Steilstufen. Die Kosten für das Pressecamp wurden von Santa Cruz getragen.
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht's
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
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