Steckbrief: Pulse RS1
Einsatzbereich | Enduro |
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Federweg | 170 mm/174 mm |
Laufradgröße | 27,5ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 14,5 kg |
Rahmengrößen | S, M, L |
Website | www.pulse-cycles.com |
Neben einem Hardtail und einem Trailbike hat die junge bulgarische Bike-Firma Pulse mit dem RS1 ein Rad für den Enduro-Einsatz im Direktversand-Angebot. Pulse sieht das RS1 vor allem im Enduro Race-Bereich und möchte mit dem Aluminium-Boliden, der satte 174 mm Federweg am Heck hat, die hohen Ansprüche aller Rennfahrer erfüllen. Erhältlich ist das Pulse RS1 in zwei Ausstattungsvarianten, die beide mit einem starken Preis-Leistungs-Verhältnis punkten wollen – das Pulse RS1 soll schließlich trotz starker Performance kein riesiges Loch ins Portemonnaie des Fahrers reißen. Neben der von uns getesteten und mit 2.494 € durchaus erschwinglichen Top-Variante RS1 bietet Pulse mit dem RS2 eine noch günstigere Version für knapp unter 2.200 € an. Bestellt werden die Bikes direkt über die Website von Pulse, der Versand nach Deutschland kostet 50 €. Wie schlägt sich der Underdog mit starkem Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zur Konkurrenz?

Geometrie
Pulse bietet die RS-Reihe bisher nur in drei Größen an: S, M und L sollen dabei aber für Fahrer von 160 bis 180+ cm Körpergröße ausreichen. Bei der Geometrie setzt man auf bewährte Werte. Hinterbau und Hauptrahmen fallen weder kurz, noch besonders lang aus, sondern pendeln sich in der Mitte ein. Durch den 40 mm kurzen Vorbau wirkt das Bike auf dem Datenblatt eher knapp bemessen.
Rahmengröße | S | M | L |
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Sitzrohrlänge | 400 mm | 432 mm | 483 mm |
Sitzwinkel | 74.5° | 74.5° | 74.5° |
Oberrohrlänge | 585 mm | 600 mm | 625 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1164,5 mm | 1195 mm | 1220 mm |
Tretlagerhöhe | 350 mm | 350 mm | 350 mm |
Reach | 412 mm | 430 mm | 465 mm |
Stack | 580 mm | 600 mm | 620 mm |
Überstandshöhe | 740 mm | 755 mm | 770 mm |

Ausstattung
- Federgabel RockShox Lyrik RC (170 mm)
- Dämpfer RockShox Monarch Plus Debonair (174 mm)
- Antrieb SRAM X1
- Bremsen SRAM Guide R
- Laufräder Pulse-Naben / WTB Frequency 25 Race-Felgen
- Reifen Maxxis High Roller II
- Cockpit Pulse HB (780 mm) / Pulse ST (40 mm)
- Sattelstütze RockShox Reverb Stealth
Modell | RS1 | RS2 |
---|---|---|
Rahmen | Aluminium 6061 T6 | Aluminium 6061 T6 |
Gabel | Rock Shox Lyrik RC | Rock Shox Yari RC |
Dämpfer | Rock Shox Monarch Plus Debonair | Rock Shox Monarch Plus Debonair |
Bremsen | SRAM Guide R | SRAM Guide R |
Kurbelsatz | SRAM X1 | SRAM GX |
Umwerfer | - | - |
Kette | SRAM PC1130 | SRAM PC1130 |
Schaltung | SRAM X1 | SRAM GX |
Schalthebel | SRAM X1 | SRAM GX |
Kassette | SRAM XG 1150, 10-42t | SRAM XG 1150, 10-42t |
Laufräder | Pulse Naben, WTB Freequency 25 Race Felgen, Sapim Leader Speichen | Pulse Naben, WTB Freequency 25 Race Felgen, Sapim Leader Speichen |
Reifen | Maxxis High Roller II, 2,4" EXO TR 3C | Maxxis High Roller II, 2,4" EXO TR 3C |
Lenker | Pulse HB TR 35, 780 x 20 mm | Pulse HB TR 35, 780 x 20 mm |
Vorbau | Pulse ST TR 35, 40 mm | Pulse ST TR 35, 40 mm |
Sattel | Pulse | Pulse |
Sattelstütze | Rock Shox Reverb Stealth, S 100 mm, M 125 mm, L 150 mm | Rock Shox Reverb Stealth, S 100 mm, M 125 mm, L 150 mm |
Gewicht | 14.6kg | 14.9kg |
Größen | S, M, L | S, M, L |
Farbe(n) | Grau, Blau | Grau, Blau |
Im Detail
Pulse baut sein Vertriebskonzept auf dem Direktversender-Prinzip auf – somit entfällt die Händlermarge, der Kunde muss sein Rad aber selbst montieren. Pulse verschickt seine Bikes vormontiert, noch nicht eingebaut sind die Laufräder und der Lenker.
An dieser Stelle ein kurzer Exkurs: Wo kommt Pulse her? Pulse ist eine Marke von Marvel Cycles. Marvel Cycles ist Dienstleister und kümmert sich um die Vormontage von Bikes für verschiedene Fahrradhersteller. Dabei setzen sie sich von vielen ähnlichen Firmen in Bulgarien ab: Bei Marvel wird nicht am Laufband montiert, sondern am Montageständer, außerdem montiert Marvel keine Baumarkt-Räder. Aus Marvel Cycles entwickelte sich Pulse. Damit konnten endlich Bikes nach genauen Vorstellungen und Ideen realisiert werden.
- Kinematik abgestützter Eingelenker
- Dämpfer-Einbaumaß x Hub 216 x 63 mm
- Dämpferhardware 22,8 x 8 mm, oben und unten
- Steuerrohrdurchmesser 44 – 56 mm, tapered
- maximale Gabelfreigabe 170 mm
- Sattelrohrdurchmesser 30,9 mm
- Variostützen interne Zugführung möglich
- Tretlager BB30 Pressfit
- Kettenführungsaufnahme ISCG05
- Umwerferaufnahme Ohne
- Reifenfreiheit bis 2,5″
- Naben Einbaumaß 142 mm
- Achsmaß 12 mm Steckachse, geschraubt
- Bremsaufnahme Post Mount 6″ (160 mm)
- Max. Bremsscheibengröße 200 mm
- Trinkflaschenmontage 1x
Preis-Leistung ist bei Pulse die Devise: das RS1 ist für knappe 2.500 € sehr solide ausgestattet. Gespart wurde nur an wenigen Teilen; Lenker, Vorbau, Sattel und Naben sind beispielsweise von Pulse selbst. Bei Antrieb, Fahrwerk und Bremsen setzt man ganz auf SRAM. Eine RockShox Lyrik RC und ein Monarch Plus Debonair-Dämpfer sollen Sicherheit geben. Interessant dabei: Pulse setzt noch nicht auf die neuesten Standards, sondern verbaut eine Non-Boost Gabel mit 100 x 15 mm Einbaubreite. Auch am Heck sind Metric und Trunnion bisher Fremdworte. Angetrieben wird am Topmodell von SRAMs 11-facher X1-Gruppe. Für ausreichend Verzögerung sorgen SRAM Guide R-Bremsen mit 200 mm-Scheibe an der Front und 180 mm-Scheibe am Heck. Maxxis Highroller II-Reifen sitzen auf 25 mm weiten WTB Frequency-Felgen – ab Werk sind Schläuche in die Reifen eingezogen, Tubelessventile liegen aber bei.
Das Pulse RS1 kommt vormontiert – und hier erkennt man direkt die Erfahrung von Marvel: die Aufbauqualität des RS1 ist gut. Alle Leitungen sind sauber verlegt, Schaltung, Bremsen, Steuersatz und Sattelstütze sind sauber eingestellt. Bevor wir die Laufräder in Rahmen und Gabel verbauen, entfernen wir die Schläuche und bauen auf Tubeless um. Etwas ärgerlich bei der Montage des Lenkers ist, dass dieser keine Markierungen zum Zentrieren hat. Außerdem fällt auf, dass die hauseigenen Pulse-Anbauteile billig wirken.

Pulse verwendet am RS1 einen Mix aus innen- und außenverlegten Zügen: Schaltzug und Variostützen-Leitung liegen im Inneren des Hauptrahmens, während die Bremsleitung außen verlegt ist. Auch im Hinterbau geht es so weiter: Schaltzug innen, mit schöner Führung zwischen Leitungsaustritt und Schaltwerk, Bremsleitung außen, auf der Innenseite der Kettenstrebe. Abgesehen von einem dünnen, dämpfenden Kleber auf der Kettenstrebe befindet sich am RS1 kein Rahmenschutz. Ein Trinkflaschenhalter findet im Rahmendreieck Platz.
Beim Hinterbau setzt Pulse auf einen simplen abgestützten Eingelenker. Bauartbedingt muss die Bremsaufnahme auf der Kettenstrebe liegen, da Achse und Drehpunkt nicht wie beispielsweise bei ABP-Hinterbauten von Trek aufeinander liegen. Dadurch ist man bei der Kombination aus Bremse und Scheibengröße etwas eingeschränkt. Große Bremssättel können gegebenenfalls nicht mit 200 mm Scheiben gefahren werden, da der Bremssattel sonst an den Sitzstreben schleifen kann. Wenn beim Einfedern kein Kontakt zwischen Bremse und Sitzstrebe zustande kommt, darf man 200 mm Bremsscheiben montieren.
Pulse RS 1 Hinterbau von Grinsekater – Mehr Mountainbike-Videos
Der Rahmen selbst wirkt massiv, mit 3,4 kg ist er auch zugegebenermaßen kein Leichtgewicht. Die massive Optik, gepaart mit großen Lagerabdeckungen, lässt ein stabiles und haltbares Gesamtbild entstehen. Etwas ungleichmäßig sind die Schweißnähte – das haben wir schon schöner gesehen. Alles in allem hinterlässt das Pulse RS1 einen dem Preis angemessenen Gesamteindruck: die Ausstattung wirkt stimmig und dem Einsatzzweck entsprechend, an der Verarbeitungsqualität ist noch Luft nach oben.

Auf dem Trail
Bevor es auf den Trail geht, steht zunächst das Setup an. Wir starten mit 60 PSI und 25 % Sag an der Gabel sowie 180 PSI und 28 % Sag am Dämpfer. An der Gabel zählen wir 13 Klicks Zugstufe von offen, am Dämpfer reichen 5 Klicks. Los gehts auf den Trail!
Bergab fällt sofort auf, wie direkt und präzise das Pulse RS1 sich auf dem Trail bewegen lässt. Steigt die Geschwindigkeit, saugt sich das Fahrwerk nicht am Boden fest und gibt Feedback vom Untergrund – so fördert das Bike den Spieltrieb und lädt dazu ein, an jeder Wurzel oder Unebenheit abzuziehen. Vor allem auf engen, verwinkelten Trails kann das Pulse so seine Stärken voll ausspielen. Hier bereitet das Bike viel Freude und glänzt bei schnellen Richtungswechseln mit seiner hohen Agilität.

Werden die Trails schneller und härter, kann das Pulse gut mithalten. Mit seinem satten Fahrwerk steigt das Sicherheitsgefühl und man erwischt sich permanent dabei, wie man nicht bremst. Erst, wenn es wirklich steil und verblockt wird, kommt das Pulse RS1 an seine Grenzen. Hier kann es die zuvor bewiesene Souveränität nicht mehr ganz zeigen, der Hinterbau kann nicht mit der Federgabel mithalten und fängt an etwas zu bocken. Um den Wohlfühlbereich des Bikes zu erweitern, konnten aber etwas mehr Luft im Dämpfer (+ 25 PSI = 25 % Sag) und stabilere Reifen helfen – jetzt nutzt das Pulse RS1 seinen Federweg viel effektiver, bleibt höher im Hub und bietet so mehr Reserven bei schnellen Schlagfolgen.
Mit dem schluckfreudigeren Fahrwerk gelingt es auch, mehr Geschwindigkeit für Sprünge mitzunehmen – auch hier kann das Pulse RS1 punkten. In der Luft lässt sich das Bike einfach bewegen, wobei hier das Gewicht den Spieltrieb wiederum etwas einschränkt. Dank genügend Reserven sind auch weite Sätze oder Landungen im Abseits keine Herausforderung für das RS1.
Das ist uns aufgefallen
- Reifenwahl Wer das Pulse RS1 gerne im Bike Park bewegt und hier bereit ist, etwas Mehrgewicht in Kauf zu nehmen, sollte über stabilere Reifen nachdenken. Für den Einsatz auf Hometrails reicht die Maxxis EXO TR-Karkasse aus – geht es in anspruchsvolleres Gelände, ist eine stabilere Seitenwand angebracht.
- Bremsbeläge Im alpinen Einsatz oder im Bike Park-Urlaub ist die verbaute SRAM Guide R etwas überfordert. In der Vergangenheit konnten wir mit metallischen Bremsbelägen immer etwas mehr Performance aus den Bremsen kitzeln.
- Haltbarkeit Nach über 600 Kilometern im Alltagseinsatz bei jeglichen Bedingungen ist der Lack des Pulse RS1 nach wie vor sehr gut. Abplatzer oder Kratzer finden wir keine. Auch die Anbauteile haben den Test größtenteils gut überstanden – lediglich das Hinterrad musste einmal nachzentriert werden.


Fazit – Pulse RS1
Mit dem Pulse RS1 ist dem bulgarischen Neueinsteiger ein guter Wurf gelungen. Vernünftige Komponenten treffen auf einen fähigen Rahmen. In ruppigem Gelände vermittelt das satte Fahrwerk viel Sicherheit – vorausgesetzt das Setup stimmt. Zur Höchstform läuft das Pulse RS1 vor allem auf flowigen und verwinkelten Trails auf. Hier profitiert man vom verspielten und direkten Charakter des Bikes und kann wie eine Flipperkugel durch schnelle Kurven flitzen.

RS1 – Pro / Contra
Stärken
- Preis-Leistungs-Verhältnis
- guter Kompromiss zwischen Agilität und Laufruhe
Schwächen
- Verarbeitungsqualität
- kein XL-Rahmen

Testablauf
Das Pulse Cycles RS1 ist Teil eines Gruppentests und wurde im Rahmen mehrerer Wochen von diversen Testern in verschiedenstem Gelände bewegt. Um einen aussagekräftigen Testeindruck zu gewinnen wurde jedes Bike neben Shuttle- und Bikepark-Fahrten über 10.000 hm bergauf getreten. Das Pulse RS1 wurde uns für den Testzeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das Pulse RS1 getestet
- Kronplatz, IT: Teils gebaute, teils naturbelassene Trails
- Saalbach, AT: Ruppige, schnelle Bikeparktrails, harte Böden, etc.
- Lenzerheide, SUI: alpine Singletrails, Bikepartrails
- weiteres Testgelände: frische, lockere Singletrails, große Sprünge, steinige, steile und technische Trails
- Testername: Lorin Riedel
- Körpergröße: 169 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 74 cm
- Armlänge: 52 cm
- Oberkörperlänge: 45 cm
- Fahrstil: Eher mehr am Boden als in der Luft. Schnelle Linie.
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails im Mittelgebirge und den Alpen. Am liebsten sehr lange Abfahrten am Stück, ab und an Bikepark.
- Vorlieben beim Fahrwerk: Federweg darf gerne ausgenutzt werden. Eher softer auf langen Abfahrten.
- Vorlieben bei der Geometrie: Lenkwinkel gerne flacher. Kettenstreben eher mittel bis lang für mehr Laufruhe.
32 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum"Marvel Cycles"? Da müssen waschechte Helden am Band... äh Montageständer stehen/fliegen und die Bikes zusammenschrauben!
Was ist das hier schon wieder für ein Niveau. Alleine schon die Aussage im Bericht, "die Teile könnten etwas edler sein" klingt eher nach einem Modemagazin statt nach einem Bike test! Oder braucht ihr etwa bling bling bikes um sie neben den Rembrand ins Wohnzimmer zu stellen und bei schönem Wetter damit an die Eisdiele zu fahren? Alleine schon die Aussage in den Kommentaren, dass die mitgelieferten Pedale nicht ausgepackt sind. SKANDAL!!!
Kann mir zudem mal jemand erklären, auf welchem Bild die Schweißnähte denn so schlecht sein sollen? Wenn man beschissene Schweißnähte sehen will, muss man sich schließlich nur mal die neuen Canyon Modelle angucken, aber da gibt's dann wirklich Augenkrebs.
Ja würde die Bauteile auch gerne mal live sehen! Auf den Bildern lässt sich das schwer erkennen ob da Grate, Lackfehler oder was dran sind, die darauf schließen lassen!
Der Rahmen sieht besser aus als der rote Alurahmen des alten Canyon Spectral, das war sowas von schlecht lackiert und die Nähte waren auch sehr unschön!
Da würde ich das Pulse nicht zu sehr an den Pranger stellen! Dann eher wegen der fehlenden XL Größe!
So schlimm sind die Schweißnähte wirklich nicht, beim meinem Schwestermodell QRS (fast identischer Rahmen) sind alle Nähte sauber geschweißt aber eben etwas Ungleichmäßig. Sicher keine Schweißkunst wie bei Nicolai aber fehlerfrei.

Vermutlich fallen solche Kleinigkeiten bei Canyon immer etwas weniger auf, da die Sonne bei den Testrides in Madeira immer so blendet
Pedale und Lenkergummis sind gut und verrichten bei mir seit 900 Km anstandslos Ihren Dienst.
Die Lackierung ist übrigens wirklich spitze und hält viel aus, da kann sich die Konkurrenz gerne ein Beispiel dran nehmen.
Schweißnähte Tretlager / Hinterbau
Schaut sehr gut aus!
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