Im Mai hatten wir die Möglichkeit, die traumhaften Trails an der Grenze zwischen Frankreich und Italien zu erleben. An drei Tagen erkundeten wir die besten Trails in der Gegend von Sospel bis Triora und dem Roya-Tal. Da wir vor Ort waren, um im Rahmen eines Pressecamps das neue Santa Cruz Nomad zu testen, legten wir viele Höhenmeter mit dem Shuttle-Bus zurück. So konnten wir nicht nur die Abfahrtsfähigkeiten des Enduros auf die Probe stellen, sondern auch möglichst viele verschiedene Trails unter die Stollen nehmen – hier unser Spot-Check.
Tag 1: Sospel
Sospel liegt inmitten der schönen Seealpen. Der kleine Ort entwickelte sich schon im fünften Jahrhundert hier, da er auf der alten königlichen Straße zwischen Turin und Nizza perfekt gelegen ist. So lässt sich in dem schönen Ort heute nicht nur die alte Zollbrücke, sondern auch die größte Kathedrale der Seealpen bestaunen – größer noch als die Kathedrale in Nizza. Doch heute freuen wir uns nicht über die Kultur, sondern über die jahrtausendealte Landwirtschaft, durch die sich ein gewaltiges Netz an Trails entwickelt hat. Mit den Trans-Provence Veranstaltern findet man hier zuverlässige Guides und Shuttle-Anbieter. Nicht umsonst macht das wohl härteste Etappenrennen Europas hier regelmäßig Station – weitere Eindrücke von der Umgebung finden sich entsprechend in unserem Blog von der Trans Provence.
Am heutigen Tag erwarten uns Trails in der direkten Umgebung Sospels. Insgesamt 26,1 km bei 205 Höhenmetern und 2.460 Tiefenmetern verraten auf den ersten Blick, dass es hier hauptsächlich um den Spaß bergab gehen wird. Die Trails sind genau, wie man sich Trails in der Provence vorstellt: trocken, felsig, steinig aber größtenteils sehr flowig.
Teilweise sind auch ein paar Anliegerkurven und kleine Sprünge zu finden, denn die Locals genießen die Trails, für die wir so weit gereist sind, ebenfalls und haben mit der Schaufel ein wenig nachgeholfen, um für noch mehr Spaß zu sorgen.
Allerdings muss man auch mit steilem und losem Gelände gespickt mit Spitzkehren rechnen. Zum Abschluss des Tages geht es mit dem Shuttle nochmal auf den „Col du Faguet“. Nach einem kurzen Anstieg geht es auf einen anspruchsvollen Trail mit losem, steilem Gelände samt engen Spitzkehren.
Hier die GPS-Daten zu unserer Tour in Sospel in zwei Teilen:
Tag 2: Roya-Tal
Das Roya-Tal ist ein Tal mit einer komplizierten Geschichte. Die Bewohner des Tals haben unter der Führung von einigen Grafen, Königen oder „Staaten“ ihre Unabhängigkeit erklärt. Heute gehören die oberen zwei Drittel des Fluss-Verlaufs zu Frankreich, bevor das französische Wasser plötzlich italienisch wird und bei Ventimiglia ins Mittelmeer mündet. Über die Landes- und Sprachgrenzen hinweg sehen die Menschen im Roya-Tal sich aber weiterhin als eine eigene Kultur. Für uns Mountainbiker ist das Gebiet aufgrund der einzigartigen Landschaft und der südlichsten Alpen-Gipfel mit über 2000 m besonders interessant.
Heute stehen 32,8 km, 242 Höhenmeter und 4.142 Tiefenmeter auf dem Plan. Wir arbeiten uns über grandiose Trails durch das Roya-Tal und genießen als Highlight des Tages eine endlos lange Abfahrt nach Triora. Heute sind wir in deutlich abgeschiedeneren Regionen unterwegs – ein Erste-Hilfe-Set und genügend Proviant sollte man hier definitiv am Mann haben. Zumal die Trails auch deutlich anspruchsvoller ausfallen als am ersten Tag. Es wird um einiges felsiger und steiler – alpin eben.
Die erste kurze Abfahrt des Tages führt uns vom „Vime du Bosc“ hinab ins schöne Breil-sur-Roya, wo unser Shuttle an einem kleinen See auf uns wartet.
Zunächst geht es mit dem Shuttle-Bus hinauf zum „Cime de Colla Bassa“. Von hier aus erwartet uns eine Abfahrt, die in ihrem Verlauf immer felsiger wird und gegen Ende mit felsigen Stufen ordentlich die Arme durchschüttelt. Unterwegs füllen wir unsere Energie-Reserven bei einer kleinen Hütte auf. Normalerweise bekommt man hier allerdings nichts zu essen – der Besitzer der kleinen Steinhütte hat uns unser Mahl nach Absprache am Morgen zu Fuß aus Saorge auf den Berg getragen. In diesem Ort endet zum Schluss dann auch unser Trail.
Danach geht es mit dem Shuttle-Bus Richtung „Cime de Causega“, von wo aus uns ein endlos langer, ziemlich flowiger Trail bis hinab nach Fontan erwartet. Wieder im Shuttle geht es nochmals hinauf Richtung „Mont Ceriane“ zur „Caserme di Marta“. Von hier führt uns ein schier endlos langer Trail bis hinab nach Creppo, von wo aus wir mit dem Bus bis knapp über Triora shutteln und eine kurze aber sehr spaßige Abfahrt hinab ins Dorf genießen.
Einige Bier später geht es dann noch das letzte kurze Stück bis Molini di Triora hinab.
Hier die GPS-Daten zu Tag 2:
Tag 3: Molini di Triora
In Triora findet man eine der schönsten Zitadellen Italiens. Doch das kleine Dorf hat eine dunkle Vergangenheit, denn während der Renaissance fanden hier die letzten Hexenjagden in ganz Italien statt. Heute gibt es hier zwar keine Hexen mehr, aber die Schönheit des Ortes ist geblieben. Noch besser sind natürlich die grandiosen Mountainbike-Trails, die Triora umgeben. Das Potenzial der Wege haben mittlerweile auch die Anwohner erkannt – so stellt es eigentlich kein Problem dar, in Molini einen Shuttle-Service zu finden.
Heute steht ein großes Spaßprogramm mit 31,1 km, 131 Höhenmetern und 3.588 Tiefenmetern an. Rund um Molini di Triora warten deutlich flowigere, teilweise mit Anliegern und kleinen Sprüngen ausgestattete Trails auf uns. Gepflegt werden die Wege hier von Riviera Bike. Der Boden ist hier größtenteils deutlich erdiger als an den vergangenen Tagen. Zudem ist das Gelände nicht ganz so steil und lädt zum Spielen ein. Vor allem zu Beginn der Abfahrten kommt man um einige wenige technische Felspassagen aber auch hier nicht herum.
Die GPS-Daten der Tour um Molini di Triora findet ihr hier:
Reise, Organisation und Unterkunft
Anreise
Die Reise nach Sospel/Triora kann man perfekt mit einem Roadtrip durch die Provence verbinden, weshalb sich die Fahrt mit dem Auto/Van geradezu anbietet. Alternativ geht es mit dem Flugzeug nach Nizza und mit dem Mietwagen innerhalb von einer Stunde nach Sospel.
Sospel
Triora
Unterkünfte
Sowohl in Sospel als auch in Molini findet man eine gute Auswahl an Hotels und Ferienwohnungen. In Sospel gibt es zudem den Campingplatz „Le Mas Fleuri“.
Tipps
- Wer noch nicht in der Gegend war, bekommt bei den im Artikel beschriebenen Tourenanbietern sicher Unterstützung in Sachen Tour-Guiding – Bonus: Ein Tag shutteln kann sehr viel Spaß machen und die Beine schonen.
- Wenn man genügend Zeit vor Ort hat, sollte man nicht jeden Tag shutteln, sondern die grandiose Landschaft bei einer großen Tagestour genießen.
- Auf Touren genügend Wasser und Essen mitnehmen – teilweise ist man hier in sehr verlassenen Regionen unterwegs.
- Der Mai hat sich als eine angenehme Reisezeit herausgestellt, denn dann steht die Flora in voller Blüte. Zudem kann es im Hochsommer recht heiß werden.
- Immer eine Kamera dabei haben: Die Landschaft ist einfach ein Traum!
Fazit
Die Trails in Sospel, Molini und dem Roya-Tal sind ein absoluter Traum. Sie bieten eine gute Mischung aus flowigen und technischen Passagen – selbst einige kleine Sprünge und Anlieger finden sich. Der Fokus liegt aber ganz klar auf natürlichen Wegen in grandioser Landschaft. Der Untergrund ist dabei größtenteils felsig, staubig und trocken – so bleibt man auch bei regnerischem Wetter nicht im Matsch stecken. Wir waren von der Region begeistert und können sie allen empfehlen, die ausgedehnte Touren in grandioser Landschaft fahren wollen und in der Abfahrt auf anspruchsvollen Trails ihre Erfüllung finden. Dank einiger Shuttle-Anbieter kommen auch Tiefenmeter-Fetischisten auf ihren Kosten. Je nach Strecke dauern die Shuttlefahrten auf den schlecht ausgebauten Straßen allerdings entsprechend lang.
Würde euch die Gegend reizen oder wart ihr sogar schonmal dort?
Weitere Informationen
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | 2017
Fotos: Sven Martin
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