DMR Sled, Last Clay und YT Industries Jeffsy 27 im Test: Drei Kandidaten für den neuesten Vergleich im 27,5″ Bereich. Wo gehören sie hin? Sie liegen mehr oder minder zwischen Trail- und Enduro-Bike und versprechen nicht primär Bestzeiten, sondern spaßiges Fahrverhalten mit Fahrwerken, die ordentlich etwas abkönnen. Alle Eckdaten zu den Bikes, der Einsatzbereich in dem wir sie sehen und die Links zu den ausführlichen Tests mit allen Details findet ihr hier.
Potente 27,5″ Bikes: Was soll das sein?
Nach dem Vergleichstest ist vor dem Vergleichstest: Nach den 29er Enduro-Bikes und den 29er Trailbikes folgen nun drei Bikes, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Zählt ein Rad mit 160 mm Federgabel automatisch als Enduro-Bike oder ist es mit 140 mm Federweg am Heck doch eher als Trailbike zu verstehen? Wie steht es um ein aufgebohrtes Bike, das mit mehr Federweg, aber gleicher Geometrie wie das Trailbike des gleichen Herstellers ausgeliefert wird? Beim Hersteller reicht die Bezeichnung von All-Mountain- bis Trailbike.
In vergangenen Tests zeigte sich immer wieder, dass die Daten und die entsprechenden Kategorien auf dem Papier oft nichtssagend sein können.
Durch die Bank sollen alle Bikes verspielt sein und sich dennoch in ruppigem Gelände wohlfühlen. So verwirrend Typenbezeichnungen sein können, so wenig spielen sie eine Rolle, denn in vergangenen Tests zeigte sich immer wieder, dass die Daten und die entsprechenden Kategorien auf dem Papier oft nicht viel aussagen. So groß der Einsatzbereich, so auch der Knoten im Kopf, den Begriffe wie Trail oder Enduro erzeugen – alles können, aber nichts sein? Wo liegen die Grenzen von “alles” und liegen die Kandidaten am Ende doch in mehr als einer Schublade?
Um den Knoten zu lösen – und der Einfachheit zuliebe – sprechen wir von nun an einfach von Spaßrädern.
Den Einsatzbereich eines Bikes nur am Federweg festzumachen, ist schon länger obsolet geworden. Gleichzeitig können auch Bikes, die sich auf dem Papier sehr ähnlich sehen, trotz ähnlicher Geometrien und Ausstattungen ganz unterschiedlich im Gelände verhalten.
Die Kandidaten in unserem Test
Wir vergeben keinen Testsieger, sondern erforschen mit einer Gruppe aus Testfahrern unterschiedlichster Vorlieben und Könnerstufen, wer sich wo mit dem Bike am wohlsten fühlt. Diese Eigenheiten werden ausführlich in den nachfolgend verlinkten Tests der Bikes dokumentiert. Am Ende sprechen wir aufgrund aller Testeindrücke Empfehlungen aus. Folgende drei Bikes unterzogen wir für euch unserem Testprozedere.
DMR Sled
- Federweg: 160 / 160 mm
- Laufradgröße: 27,5″
Fazit – DMR Sled
Mit dem DMR Sled haben die Briten einen wirklichen Allrounder im Programm: Laufruhe, kurze Eingewöhnungszeit und hohe Steifigkeit lassen uns wohlwollend über das Gewicht hinwegsehen. Einzig der Sitzwinkel bremst unseren Eindruck etwas ein: Wirklich große Fahrer müssen hier einige Anpassungen vornehmen, um eine angenehme Sitzposition zu erreichen. Wer auf der Suche nach einem stabilen Bike für den spaßigen Trail- und Enduroeinsatz ist und das Bike auch mal im Bikepark ausführen will, ist mit dem Sled gut beraten. Es verlangt keinen speziellen Fahrstil und überzeugt mit einem unaufgeregten Charakter. Der hohe Spieltrieb sticht aus dem sonst unauffällig gut funktionierenden Bike besonders heraus.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Geometrie und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: DMR Sled Test.
Last Clay
- Federweg: 160 / 140 mm
- Laufradgröße: 27,5″
Fazit – Last Clay
Mit dem Clay hat Last dem Enduro-Bike Coal einen kleinen, sehr verspielten Trail-Bruder an die Seite gestellt. Der leistungsstarke Hinterbau kann bereits mit vielen Enduros konkurrieren. Wer auf verwinkelten Trails gerne spielerisch unterwegs ist und gerne mal abhebt, wird mit dem Last Clay einen wendigen Begleiter finden, der im Ernstfall mehr Reserven bereit stellt, als man bei 140 mm Federweg vermuten würde.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Geometrie und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: Last Clay Test.
YT Industries Jeffsy 27
- Federweg: 160 / 160 mm
- Laufradgröße: 27,5″
Fazit – YT Industries Jeffsy 27
Jeffsy 29, Jeffsy 27, Capra, Tues – so lautet die Kategorisierungsleiter von YT. Passend, wie wir finden! Trotz der ähnlichen Federwegsklasse ist es kaum mit dem Capra vergleichbar: So bietet das YT Jeffsy 27 mehr Allrounder-Qualitäten und je nach Abstimmung mehr Komfort auf längeren Ausfahrten, deren Fokus im Bereich Trail liegen. Hier punktet es mit einem spritzigen Fahrverhalten, einer einfach zu handhabenden Geometrie und nicht zuletzt mit einer hochwertigen Ausstattung, welche vor allem den Geldbeutel von Carbonfans schont.
Alle Testeindrücke sowie alle Details zu Geometrie und Ausstattung findet ihr hier im Testbericht: YT Jeffsy 27 Test.
Was macht diese drei Bikes aus?
Liest man die Beschreibungen der Hersteller, steht Spaß immer ganz oben. Weniger der Federweg oder die oft so hochgelobte Performance sind als Verkaufsargumente aufgeführt – sie sollen im Alltagseinsatz vor allem ein solider Begleiter ohne Leistungsdruck sein. Den Fahrradbranchen-Neologismus oder Fachbegriff Spaßrad sollten wir somit als eine ganz simple, alte Konstante betrachten – ein Mountainbike, mit dem man eine gute Zeit im Gelände hat.
Von diesen Bikes existieren verschiedenste Varianten; so finden sich in den Händen von passionierten Schraubern und experimentierfreudigen Radfahrern schon seit Ewigkeiten modifizierte Enduro-Bikes oder gar manch aufgebohrtes Slopestyle-Bike – nur mit einer längeren Gabel. Sind unsere drei Vergleichstest-Kandidaten nun salonfähig gewordene Versionen des Spaßrades?
Auf den Punkt gebracht
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an ein Spaßrad noch einmal zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Hometrails: Neben dem klassischen Enduro und dem leistungsfähigen Trailbike sieht man diese Bikes vermehrt auf den heimischen Pfaden und Trails
- Trailcenter: Als verspielte und zuverlässige Begleiter sind diese Bikes eine gute Wahl für traillastige Mountainbike-Arenen oder Trailcenter wie Rabenberg, Singltrek pod Smrkem und Co.
Das sollte das perfekte Spaßbike können
- Fahrspaß: Der Name verrät es – auf diesem Rad will man nicht zwingend die schnellste Zeit auf die Strecke brennen
- Komfort: Ein sattes Fahrwerk ist hier wichtiger als ein bis aufs Letzte angepasstes Rennsetup
- Sicherheit: Um auch in unbekanntem Terrain Spaß zu bereiten, muss dieses Rad stabil und sicher sein
- Zuverlässigkeit: Das Bike soll sowohl vom Fahrgefühl wie auch bei der Haltbarkeit sorgenfrei bleiben
Wo und wie haben wir getestet?
Um die Bikes bestmöglich vergleichen zu können, wurden sie von mehreren Testern in unterschiedlichstem Gelände und unter verschiedenen Bedingungen getestet. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte – einige Eindrücke:
Wie haben wir getestet?
Kleinste Veränderungen an einem Bike haben großen Einfluss darauf, ob man sich wohlfühlt oder nicht
Ein Fahrrad ist bekanntlich ein komplexes Sportgerät. Kleinste Veränderungen – Anpassungen von wenigen psi im Fahrwerk, Anzahl der Volumenspacer, Reifendruck, Lenkerhöhe – haben einen großen Einfluss darauf, ob man sich auf dem Bike wohlfühlt oder nicht. Wir haben zunächst alle Parameter in der Serienausstattung getestet, um den Status Quo abzufragen.
Im weiteren Verlauf des Tests wurden die Bikes an die individuellen Vorlieben der jeweiligen Tester angepasst. Hiermit stellten wir sicher, dass sich jeder Testfahrer voll und ganz auf die Eigenheiten des Rades konzentrieren und die Limits ausloten konnte, ohne zum Beispiel mit einem zu schmalen Lenker kämpfen zu müssen. Unter dem Punkt “Tuning-Möglichkeiten” haben wir in jedem Einzeltest die vorgenommenen Änderungen dokumentiert. Außerdem gehen wir in den einzelnen Reviews genauer auf die Optimierungsmöglichkeiten der drei Kandidaten in unserem Test ein.
Wer hat getestet?
Jens Staudt
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Jonathan Kopetzky
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Ihr seid gefragt: Wie sieht euer Spaßbike aus? Sollte es eher ein Bike mit mehr Reserven in Richtung Enduro sein oder ein verspielteres All-Mountain?
Text & Redaktion: Christoph Spath, Jens Staudt | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky, Christoph Spath
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