True Precision Stealth Nabe im Test: Leise ist das neue Laut! Auffällig tönende Naben sind nicht jedermanns Sache – wer auf das laute Knattern des Freilaufs verzichten kann, muss diesen aber nicht verzweifelt in Fett ertränken. Immer mehr Hersteller kommen auch mit leisen Naben auf den Markt. Wir haben eine solche Variante von True Precision getestet, die zudem noch eine weitere Besonderheit mit sich bringt: Zero Engagement – der Einrastwinkel beträgt null Grad, der Tritt ins Leere, bis der Freilauf greift, entfällt. Kann das Konzept auf dem Trail überzeugen und wie viel Umgewöhnung ist dafür nötig? Alle Infos dazu findest du im Test!
True Precision Stealth Naben – Kurz & knapp
Neben Varianten für das Rennrad und den BMX-Einsatz gibt es von True Precision eine reguläre Mountainbike-Nabe und eine Ausführung für den Downhill-Bereich. Im Angebot der Amerikaner finden sich Naben für praktisch alle Achstypen. Lediglich eine Ausführung für den 12 x 148 Boost-Standard fehlt aktuell (noch). Wir haben die Naben in der Redaktion selbst eingespeicht und ans Trailbike montiert.
- 0° Einrastwinkel
- leiser Freilauf
- 5 Jahre Garantie
- gefertigt in den USA
- Farben: rot, blau oder schwarz
Preis: Vorderrad: $ 185, Hinterrad: $ 425 (UVP) | Bikemarkt: True Precision Stealth Hubs kaufen
Technische Daten
Hersteller | True Precision |
---|---|
Modell | Stealth MTB |
Ausführungen VR | 100 x 9 mm QR 100 x 10 mm Schraubachse 100 x 15 mm Steckachse 110 x 20 mm Steckachse |
Ausführungen HR | 135 x 9 mm QR 135 x 10 mm Steckachse 135 x 12 mm Steckachse 142 x 12 mm Steckachse |
Speichenzahl | 32, 36 |
Farben | Schwarz, Rot, Blau |
Freilaufkörper | Shimano, SRAM XD |
Bremsscheiben-Aufnahme | 6-loch |
Lager | Keramik |
Preis VR | 185 $ |
Preis HR | 425$ |
In der Hand
Beim Auspacken der True Precision Stealth Hubs fällt vor allem die sehr gute Verarbeitung der Naben auf. Die Lager wirken hochwertig. Aus den drei erhältlichen Farben haben wir uns bei unseren Testexemplaren für rot eloxiert entschieden. Für Leichtbau-Fans sind die lautlosen Naben jedoch nicht die beste Wahl: Mit einem Gewicht von 525 Gramm ist die von uns getestete Hinterradnabe kein Fliegengewicht.
Aufbau
Der wohl interessanteste Teil der Stealth-Nabe ist der Freilauf: Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern setzt True Precision nicht auf einen Sperrklinken- oder Zahnscheiben-Mechanismus, sondern auf eine Rollenkupplung. Im Inneren der Nabe befindet sich eine Vielzahl von kleinen zylindrischen Rollen. Diese sind kreisrund und sitzen auf je einer kleinen schiefen Ebene. Tritt man in die Pedale, zieht der Freilaufkörper die Rollen auf die schiefe Ebene – der Freilauf kann nicht mehr durchrutschen und die Antriebskraft wird direkt übertragen. Rollt man ohne zu treten, werden die zylindrischen Rollen durch kleine Federn zurückgehalten, sodass der Freilauf durchgleiten kann.
Auf dem Trail
Wir haben unsere True Precision Hubs mit Stans ZTR Flow EX-Felgen aufgebaut, eingesetzt wurde der Laufradsatz hauptsächlich in einem Pivot Mach 4. Da wir damit auch drei Monate nach Trainingsplan gefahren sind, wurde der Laufradsatz mindestens dreimal pro Woche bei Wind und Wetter bewegt.
Als Freund von lauten Freiläufen war uns die lautlose Nabe von True Precision zunächst etwas suspekt. Doch wir gewöhnten uns schnell daran und nach kurzer Zeit kam uns jede andere Nabe schon fast zu laut vor – der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Das geringe Übergewicht der Naben fällt auf dem Trail gar nicht mehr wirklich auf, weil sich das Gewicht sehr nah an der Achse befindet.
Aber nun zum eigentlichen Vorteil der True Precision Hubs: Der 0 Grad Einrastwinkel (Engagement). Auch das war für uns zu Beginn etwas ungewohnt, vor allem in steileren und technischen Uphills. Wer zuvor eine Nabe mit hohem Einrastwinkel und/oder wenigen Sperrklinken gefahren ist, wird die Pedale weiter zurückziehen, als es mit den Stealth Hubs eigentlich nötig ist. Immer wieder kann man kurze und schnelle Antritte in technischen Bergauf-Sektionen einbauen. Das ermöglicht ein sehr viel präziseres und direkteres Fahrgefühl im Uphill.
Bei einem schnellen Antritt auf dem Trail oder in kurzen Gegenanstiegen greift der Freilauf sofort und ermöglicht eine direkte Kraftübertragung auf den Boden. Auch beim Beschleunigen aus Anliegern macht sich die Hinterradnabe von True Precision positiv bemerkbar. Neigt sich der Trail Richtung Tal, profitiert man natürlich nicht mehr so stark vom “Zero Engagement”, dafür aber von der lautlosen Nabe. Wir haben die leise Geräuschkulisse in unserem Test als sehr angenehm empfunden und konnten uns dadurch in bestimmten Situationen besser auf den Trail konzentrieren.
Haltbarkeit
Nach mehreren hundert Kilometern bei den verschiedensten Bedingungen funktionieren beide Naben von True Precision noch wie am ersten Tag. Lediglich den Freilauf haben wir einmal geöffnet, gereinigt und wieder neu geschmiert. Dank abschraubbarer Kappen an den Naben sind diese im Handumdrehen geöffnet. Auf der Website von True Precision findet man diverse Videos, die den Servicevorgang der Naben beschreiben.
Fazit – True Precision Stealth Naben
Es gibt viele kleine Nabenschmieden auf dem Bikemarkt, doch die wenigsten Fahrer und Käufer haben True Precision auf dem Schirm. Vielleicht liegt das daran, dass die meisten lieber eine laute Nabe fahren wollen? Wir haben die leisen Naben von True Precision auf dem Trail als sehr angenehm empfunden. Die 0° Engagement der True Precision Stealth-Naben ermöglichen außerdem vor allem bergauf und in der Ebene ein sehr direktes Fahrgefühl.
Stärken
- 0 Grad Einrastwinkel
- Haltbarkeit
- lautlos
Schwächen
- Hinterradnabe relativ schwer
- Preis
Testablauf
Wir hatten die True Precision Stealth Hubs mehrere Monate bei unterschiedlichsten Witterungsbedingungen im Einsatz. In dieser Zeit waren sie hauptsächlich im Pivot Mach 4 verbaut.
Hier haben wir die True Precision Stealth Hubs getestet
- Albkante
- Ravensburg und Umgebung
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 41 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles – Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
Weitere Informationen
Webseite: www.trueprecisioncomponents.com
Text & Redaktion: Jonathan Kopetzky, Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
85 Kommentare