Seit der vergangenen Saison ist Cube mit dem Global Squad auch im Downhill-Weltcup vertreten – und das nicht ohne Erfolg: Direkt in der Premierensaison konnte der schottische Teamfahrer Greg Williamson mehrere Top 10-Ergebnisse einfahren und wurde trotz enormer Konkurrenz auf Anhieb britischer Meister. Wir haben uns das Arbeitsgerät der sympathischen Schotten beim Weltcup in Lourdes näher angeschaut: Hier ist das Cube Two15 von Greg Williamson im Bike-Check!
Dass es direkt in der Gründungssaison für das Cube Global Squad im Downhill-Weltcup so gut laufen würde, hätte sich die Firma mit Sitz im bayrischen Waldershof vermutlich nicht mal in ihren kühnsten Träumen gedacht. Doch dann fuhr der schottische Teamfahrer Greg Williamson ein starkes Ergebnis nach dem anderen ein: Platz 6 beim Downhill-Weltcup in Australien, Platz 7 in Fort William, Platz 6 in Leogang, dazu die Gold-Medaille bei der britischen Downhill-Meisterschaft und ein Top 10-Ergebnis bei der WM in Val di Sole. Kurz: Greg Williamson ist auf Cube endgültig in der Weltspitze angekommen und hat dies auch beim diesjährigen Weltcup-Saisonauftakt in Lourdes mit Platz 13 im Finale unterstrichen. In Frankreich war der Schotte aus Inverness, nur unweit von Fort William entfernt, auf einem XL-Prototypen des Cube Stereo Two15 unterwegs. Wir haben das Arbeitsgerät von Greg Williamson genauer unter die Lupe genommen.
Arbeitsgerät: Cube Two15 von Greg Williamson
- Fahrer: Greg Williamson (1,83 m / 75 kg)
- Rahmen: Cube Two15, Größe XL, Aluminium
- Federweg: 203 mm / 215 mm
- Reach: 450 mm / Kettenstreben: 436 mm
- Lenkwinkel: 62,5°
- Fahrwerk: Fox 40 RAD / Fox Float X2
- Laufräder: DT Swiss FR 1950 Classic / 27,5″ / Aluminium
- Reifen: Schwalbe Magic Mary Addix
- Lenker: Race Face SixC, 780 mm
- Bremsen: Magura MT7
- Schaltung: SRAM X01 DH
Rahmen und Geometrie
Auf den ersten Blick sieht das Arbeitsgerät von Greg Williamson nicht sonderlich außergewöhnlich aus: Der Cube Two15-Rahmen aus Aluminium strahlt in neongrüner Lackierung mit farblich passenden Akzenten, die Linienführung ist in typischer Cube-Manier sehr simpel und clean. Doch beim näheren Hinsehen fällt auf: Greg Williamson ist wie auch sein neuseeländischer Teamkollege Matt Walker auf einem Prototypen des Two15 in Größe XL unterwegs. Dieser ist im Vergleich zum Rahmen in Größe L, den das Team letztes Jahr im Weltcup gefahren ist, etwa 15 mm länger und bietet nun 450 mm Reach. Getestet haben die Teamfahrer den XL-Rahmen erstmals vor einigen Monaten – und sofort war klar, dass der 1,83 m große und 75 kg schwere Greg und sein Teamkollege Matt den größeren Rahmen bevorzugen. “Wir haben letztes Jahr mit dem Cube-Chefentwickler Michael Prell extrem viel daran gearbeitet, die Kinematik des Cube Two15 zu optimieren.
Nun haben wir im Winter an einigen anderen Sachen gearbeitet – vor allem an der Größe.” Nach der ersten Testfahrt auf dem XL-Rahmen war für Greg sofort klar, dass er zukünftig den Rahmen in Größe XL fahren wird. “Ich habe im Winter viel getestet und war mit dem XL-Rahmen durchgängig schneller. Bei einer 3-Minuten-Strecke lag der XL-Rahmen konstant 3 Sekunden vor dem L-Rahmen.” Während Greg und Matt nun auf dem Cube Two15 in Größe XL unterwegs sind, bevorzugt der deutsche Juniorenfahrer Max Hartenstern weiterhin den Rahmen in Größe L.
Das Arbeitsgerät von Greg Williamson hat einen Reach von 450 mm, bietet 215 mm Federweg am Heck und hat 436 mm kurze Kettenstreben. Im Steuersatz kommt ein Cane Creek AngleSet zum Einsatz, das den Lenkwinkel um 0,5° auf 62,5° abflacht. Und auch der Hinterbau unterscheidet sich leicht im Vergleich zur aktuell erhältlichen Serienversion: Die Sitzstreben steigen nun minimal steiler an und die Position der Drehpunkte ist minimal verändert. Nach wie vor handelt es sich beim Hinterbau des Cube Two15 von Greg Williamson um das FSP4Link-System, das im Prinzip ein klassischer Viergelenker ist. Was genau die Veränderungen am Hinterbau bewirken? Darüber wollte Cube keine Angaben machen. Es ist gut möglich, dass der Hinterbau des Cube Two15 von Greg Williamson dadurch etwas progressiver als die Serienversion ist. In Anbetracht der extremen Geschwindigkeiten, mit denen die Fahrer im Downhill-Weltcup unterwegs sind, wäre diese Anpassung definitiv nachvollziehbar.
Fahrwerk und Setup
Das Fahrwerk am Cube Two15 des Schotten kommt aus dem Hause Fox. Vorne sorgt eine Fox 40 mit goldenen Kashima-Standrohren für den nötigen Komfort, während die 215 mm Federweg am Heck von einem Fox Float X2-Luftdämpfer kontrolliert werden. Greg bevorzugt das Gefühl eines Luftdämpfers. Dieser bietet ihm im mittleren Federwegsbereich mehr Gegenhalt als ein Stahlfederdämpfer. Dabei handele es sich jedoch um seine persönliche Präferenz.
Während das Innenleben des Dämpfers am Heck der Serienversion der in Kürze erhältlichen 2018er-Version des X2 entspricht, befindet sich die Fox 40 an der Front noch im Prototypen-Stadium. Scheinbar verfügt sie über ein neues Innenleben – genauere Angaben, wie die neue RAD-Dämpfungseinheit zukünftig aussehen wird, wollten weder Cube noch Fox machen. Greg gehört jedoch zu den wenigen Fahrern im Downhill-Weltcup, die jetzt schon die Fox 40 mit RAD-Dämpfung testen dürfen. “Greg verändert zwar sein Setup insgesamt nicht allzu sehr, kann aber sehr gut Feedback geben und spürt selbst kleinste Veränderungen am Luftdruck sofort“, erklärt sein Mechaniker Jesse. “Wir haben ein Grundsetup, das Greg auf den meisten Strecken fast genauso fährt. Klar verändern wir das Setup je nach Bedingungen minimal, aber wenn dann nur um wenige Klicks.”
In der Fox 40-Federgabel fährt Greg Williamson einen Luftdruck von 78 psi und ein straffes Setup, ohne dass Cube allzu viele Details verraten wollte. Sein Teamkollege Matt Walker fährt ein noch strafferes Setup – das liegt daran, dass der Schotte im Vergleich zum Neuseeländer etwas sauberer fährt und die Linien sehr bedacht wählt. In typischer Race-Manier ist der Dämpfer am Cube Two15 von Greg Williamson vergleichsweise weich und langsam eingestellt. Im Fox X2-Luftdämpfer fährt der Schotte einen Luftdruck von 220 psi. Im Gegensatz zu manch anderem Weltcup-Racer vertraut der Schotte jedoch auf ein relativ “normales” Fahrwerk-Setup.
Laufräder und Reifen
Es war natürlich DAS Thema beim Auftakt der Downhill Weltcup-Saison im französischen Lourdes: Das Santa Cruz Syndicate war auf einem 29er unterwegs und hat damit zumindest in der Qualifikation durchaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Cube hingegen bleibt aktuell den 27,5″-Laufrädern und einem sehr normalen Aufbau treu: Das Team setzt auf handelsübliche DT Swiss FR 1950 Classic-Laufräder und Schwalbe Magic Mary-Reifen mit dem brandneuen Addix-Compound. Die Aluminium-Laufräder aus der Schweiz sind zwar mit rund 2.000 Gramm Gewicht nicht so leicht wie Carbon-Laufräder, haben sich aber als extrem haltbar und zuverlässig erwiesen. “Mit einer Delle in der Felge kann Greg seinen Rennlauf immer noch beenden”, erklärt Jesse Wigman. “Eine Carbon-Felge hält entweder oder geht komplett kaputt – deshalb sind sie für unseren Anwendungsfall nicht wirklich geeignet und wir vertrauen lieber auf Aluminium.”
Zum Thema 29er im Downhill hat Greg Williamson eine interessante Meinung: “Generell habe ich nichts gegen 29er – wenn die Bikes dadurch besser funktionieren und schneller sind bin ich als Racer der Letzte, der sich dagegen ausspricht! Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Laufradgröße im Rennsport reguliert werden sollte. Das Thema bestimmt gerade alles und es entstehen nur aufgrund der Laufradgröße Konflikte und Anfeindungen. Deshalb finde ich, dass jemand einfach mal sagen sollte, was Sache ist – und eine Regelung finden, mit der alle zufrieden sind.”
Für den nötigen Grip sorgen Schwalbe Magic Mary-Reifen mit dem brandneuen Addix-Compound. Während die meisten Fahrer in Lourdes mit der extrem weichen Addix Ultra Soft-Gummimischung an den Start gegangen sind, hat sich Greg etwas experimentierfreudiger gezeigt. Vorne hat der Schotte einen Reifen mit dem weichen, aber nicht ganz so schnellen Addix Ultra Soft-Compound verbaut, hinten hingegen setzte er in Lourdes auf die besseren Rolleigenschaften des Magic Marys in der Addix Soft-Mischung.
Für die Extraportion Sicherheit sorgt Schwalbes Procore-System am Hinterrad. Greg fährt normalerweise einen relativ geringen Luftdruck von 24 psi vorne und 26 psi hinten. Das ist einerseits möglich, weil er einen sauberen und kalkulierten Fahrstil hat, andererseits aber auch, weil das Procore-System am Hinterrad für zusätzlichen Schutz sorgt. Vorne hingegen ist der Schutz durch Procore, der gleichzeitig auch mit Mehrgewicht einhergeht, für den Schotten dank seines Fahrstils nicht notwendig. Hier setzen Greg und sein Mechaniker Jesse auf einen ganz normalen Tubeless-Aufbau.
Komponentencheck
Das Cockpit an Greg Williamsons Cube Two15 stammt aus dem Hause Race Face und besteht aus einem 50 mm langen Atlas Direct Mount-Vorbau und einem SixC-Lenker aus Carbon, der auf jeder Seite um 10 mm auf insgesamt 780 mm gekürzt wurde. Generell ist Greg hinsichtlich der Kontaktpunkte zu seinem Arbeitsgerät sehr penibel: Die Position der ODI-Griffe, des SDG-Sattels, der Bremshebel und auch die Position des Lenkers müssen perfekt stimmen. Der Lenker am Bike des Schotten muss weit nach hinten gerollt sein, die Bremshebel sind sehr weit nach oben ausgerichtet – je nachdem, wie steil die Strecke ist, wird außerdem die Lenkerhöhe mittels Spacern unter dem Vorbau und die Neigung der Bremshebel angepasst.
Für die nötige Verzögerung sorgen Magura MT7-Scheibenbremsen, die farblich perfekt auf den Rest des Bikes abgestimmt sind. Den Bremshebel hat Gregs Mechaniker Jesse modifiziert, damit dieser ein definierteres Gefühl hat: Die Einstellung für die Hebelposition wurde durch einen Gewindestift ersetzt und wird außerdem noch mit einem Draht in Position gehalten. Dadurch hat der Bremshebel keinerlei Spiel. Und auch der SRAM-Schalthebel auf der rechten Seite des Lenkers ist speziell angepasst: Die Schaltpaddel wurden runtergetrimmt und sind außerdem mit Grip Tape versehen.
Für knackige Schaltvorgänge sorgt eine SRAM X01 DH-Schaltgruppe mit 7 Gängen. Greg Williamson legt sehr viel Wert darauf, dass sein Cube Two15 möglichst leise ist. Deshalb sind die Kettenstreben und auch die Innenseite der MRP-Kettenführung großzügig mit 3M Mastic Tape beklebt. Das Klebeband verhindert nervige Geräusche und schützt außerdem den Lack. Außerdem hat Gregs Mechaniker Jesse die Schraube, die das Schaltwerk mit dem Schaltauge verbindet, gegen eine Spezialvariante ausgetauscht – dadurch ist das Schaltwerk praktisch fest mit dem Rahmen verbunden und klappert folglich auch nicht. Perfekte Schaltvorgänge sind dem Schotten extrem wichtig: „Stimmt, das ist für mich mit der wichtigste Aspekt am Rad und war es auch schon immer. Alle Mechaniker, mit denen ich bisher zusammengearbeitet hab, wissen genau: ‚Wenn die Schaltung nicht perfekt ist, ist Greg nicht happy!'“, erzählt der Cube Global Squad-Fahrer mit einem Augenzwinkern. Seit jeher fährt der Schotte außerdem eingeklickt: Die neuen Crankbrothers Mallet DH-Pedale sorgen für einen sicheren Stand und sind mit edlen Race Face SixC-Carbonkurbeln verbunden.
Nach der starken Premierensaison beim Global Squad scheint sich die Erfolgsgeschichte des sympathischen Schotten auf Cube weiter fortzusetzen: In Lourdes fuhr Greg Williamson auf einen hervorragenden 13. Platz und hat sich mittlerweile fest als einer der schnellsten britischen Racer etabliert. Mit gerade einmal 24 Jahren steht der Schotte definitiv noch nicht am Ende seiner Entwicklung – gut möglich, dass wir Greg Williamson noch in dieser Saison an Board seines Cube Two15 auf dem Podium des Downhill-Weltcups sehen werden!
Weitere Informationen
Webseite: www.cubeglobalsquad.com
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2017
Bilder: Moritz Zimmermann
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