Ja, warum kann ich nicht Diktator sein vom Hohen Venn? Das wäre es doch, Muschi vom Venn, der glorreiche Zehnender. Ich finde, das klingt gut. So ein bisschen Eifel für mich ganz alleine, angefangen von der Rureifel rund um Nideggen über Aachen bis nach Eupen weiter nach Malmedy und Hellenthal. Dann würde ich die Muschikratie einführen und meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger muschinisieren.
Warum kann ich nicht Diktator sein vom Hohen Venn?
Ich würde Gesetze schaffen. Gesetze, in denen Radfahrer Vorfahrt haben. Gesetze, in denen Wanderer Mountainbikern den Weg frei geben müssen; wo pöbeln unter Strafe stehen würde. Der Nationalpark Eifel würde verkleinert werden und als Reservat für Wanderer dienen. Ich bin so weitsichtig und tolerant, ich bin so super. Ich genieße das Ansehen meiner Freunde und Feinde.
Forstmaschinen hätten Fahrverbot im Wald, die fahren ja alles kaputt. Pferde kämen wieder zum Einsatz, um die geschlagenen Bäume aus dem Wald zu ziehen. Geht doch nicht, dass unsere Trails kaputt gefahren werden um mit dem Wald Geld zu verdienen. Das belgische Forstgesetz mit seiner 2-Meter-Regel und den drakonischen Strafen würde abgeschafft werden und Holzstege nur noch von Mountainbikern befahren werden dürfen. Das wäre es… isses aber nicht. Ich wache auf. Das wäre es, isses aber nicht, denn ich wache auf mit einem Schrei aus meinem Mund, Guten Morgen Muschi, guten Morgen Realität!
Darum Spaß beiseite und zurück aus meinen Allmachtsphantasien ins Hier und Jetzt.
Auch im Hier und Jetzt bin ich glücklich – ganz ohne über die drakonische Machtfülle eines Diktators zu verfügen. Ich darf das Privileg genießen, zu wissen, wie schön meine Heimat ist. Mir muss doch die Sonne aus dem Arsch scheinen, so geil ist das hier in der Nordeifel zu fahren. Da falle ich aus der Tür raus und steh im Wald. Hier ist’s so toll, es gibt Menschen, die machen hier Urlaub. Und die machen das nicht aus Zwang. Man vergisst im Alltag eben doch zu schnell, wie gut man es hat. Man sieht die Schönheit der Natur nicht mehr, weil sie zu offensichtlich ist. Also Augen ganz weit öffnen. Und die Ohren.
Unn hee in de Eefel, dat is ja so jet janz Tolles, met demm Lääve hee.
Die alten Zeiten sind ja zum Glück vorbei, wo sich nicht wirklich jemand für unser kleines, diebisches Bergvolk interessierte. Eigentlich war jeder froh, nicht da zu sein. Da zu sein in preußisch Sibirien, mit Feldern auf denen Steine wachsen, dem ständigen Regen, dunklen Wäldern, tiefen Sümpfen und Kirchgang. Sogar Napoleon konnte nicht schnell genug weg. Sieht man an den schnurgeraden Straßen, die er hat bauen lassen. Und die Alliierten wollten erst gar nicht über den Westwall.
Heute ist es toll hier, weil hier alles so unglaublich schön ist, so die Natur und so meine ich, und sogar lecker essen kann man. Ich bin ja ein Kind, das noch richtig unter Eifler Bauernkost zu leiden hatte. Gekochte Schweinenasen und Schweineschwänze gehören zum Glück nicht mehr zum Standardprogramm, bah, war das immer fies. Dann doch lieber Löwenzahneintopf und Brennnesselgemüse. Ich sehe heute noch immer meine Oma vor mir, wie sie Opa mit Eimer und Messer in den Händen zum Kettestrüüch schneiden schickte.
Aber HALT, es ist das Gefühl das zählt. Das Gefühl des Glücklichseins darüber, dass man irgendwo wohnt, wo andere Urlaub machen. Oder andere erst lange Anfahrten machen müssen um im Spieleparadies anzukommen. Ich habe, wie viele andere auch die im Taunus, Hunsrück, Westerwald oder wo auch immer wohnen, das große Los gezogen, im Mittelpunkt der Glückseligkeit zu wohnen. Ganzjährig befahrbar versteht sich.
Da muss man dann auch mal anhalten auf einem Berg, Hügel oder einer Sandburg und gucken und genießen, schätzen und würdigen, was man für ein Glück hat. Das Leben bietet so viele andere Gelegenheiten, über den Knüppel zwischen den Beinen zu stürzen, da muss man Glückseligkeit genießen, so oft es geht. Natürlich sind die Alpen toll, die Vogesen ein Erlebnis. Auch der Harz, das Fichtel- und Erzgebirge sind tolle Destinationen. Wir haben weniger, na und, viele haben noch nicht mal das.
Durch den Blick in die Ferne zu nicht erreichbaren Trails in Sonne und Wonne verliert man doch sehr schnell die Kurzsichtigkeit ins eigene Drumherum. 1000 mal befahren und man tut es noch ein 1001tes Mal, weil es schön ist – auch wenn es zur Gewohnheit geworden ist.
Ich wünsche euch viel Spaß, eure Reviere vielleicht mal mit anderen Augen zu sehen, wie zum Beispiel mit den Augen meiner Lieblingsfotografin Fräulein Stein.
Noch ein kleines Anekdötchen aus dem Monschauer Land:
Unser Kaiser Karl war mal auf Reise zurück zur Pfalz zu Aachen. Als er gegen Abend die Nordeifel erreichte, wollte er in einer Herberge bis zum nächsten Morgen rasten. Da der Herbergsvater ein geiziger Mensch war, ließ er das warme Feuer zur Nacht löschen. Kaiser Karl beschwerte sich am nächsten Morgen bei seinem Gefolge: „Ne wat wor dat en kahle Herbersch“. Von nun an hieß der Ort Kalterherberg.
Auf der Weiterreise nach Aachen verlor er seine Mütze. „Ich fink ming Mütz net mie“ sagte Karl und schickte zwei Reiter, sie zu suchen. Seitdem heißt der Ort Mützenich. Die zwei Reiter ließen sich Zeit. Als das Gefolge den nächsten Ort passierte meldete die Nachhut aber, dass sie die Reiter in der Ferne kommen sehen, „Do hinge konnze!“. Konzen war fortan der Name des Dorfes.
Es dauerte aber bis zum nächsten Ort, ehe die zwei Reiter Kaiser Karl die verlorene Mütze zurückgeben konnten. Sie riefen Karl entgegen „Do simmer add“. Bis heute heißt der Ort Simmerath. Sachen gibt’s. Und man denkt immer, man wüsste wo man wohnt und was man vor der Türe hat.
Da wor et dat vür hüü, Think Pink,
eure Muschi.
Fotos: Manuela Stein – Stein Photo Art
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