EKG für die Federung
Backcountry: Es gibt keine direkte Übersetzung für diesen Ausruck aus Nordamerika. Unter Backcountry versteht man unbewohnte Gegenden, fernab der Zivilisation. Die Bedeutung jedoch ist klar: Freiheit und Abstand vom Alltag.
Soviel zur Philosphie der kleinen bayrischen Firma: nimm eines unserere Bikes und fahr dorthin, wo andere nicht hinkommen. Damit sind wir bei der Besonderheit der vollgefederten Bikes von Bionicon. Die Bikes sind alle ausgestattet mit einem ausgeklügelten pneumatischen System zur Anpassung der Geometrie, je nachdem, ob man gerade bergauf oder bergab fährt. Bergauf senkt man die Gabel ab und der Dämpfer am Hinterbau streckt sich. Bergab stellt man das Bike genau andersherum ein. Die Verstellung passiert einfach auf Knopfdruck am Lenker über ein Ventil, dass die Luft zwischen den verbundenen Federelementen verteilt.
„Auf die Art kann man bergauf auch lange, steile Auffahrten gut bewältigen und auch dorthin gelagen, wo es keinen Shuttleservice hin gibt oder wo keine Gondel auf den Berg fährt“. Das ist auch die Zusammenfassung der Botschaft, die sich auf Bionicon.com findet.
So funktioniert das System – Video | |
Auf dem Prüfstand
Was einfach aussieht ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklungs- und Testarbeit. Das erste Bionicon wurde im Früjhahr 2000 auf dem Bike Festival am Gardasee vorgestellt – der allererste Prototyp stammt aus dem Jahr 1998. Heute verkauft Bionicon rund 2000 Kompletträder pro Jahr, die meisten davon in Deutschland. Ein kleiner Teil der Produktion geht in das übrige Europa und in die USA.
Neben dem Bikeverkauf verdient Bionicon auch Geld mit den eigenen Patenten – lizenziert wird bspw. wird an bekannte Marken wie Manitou oder Suntour. Die drei Gründer Andi Fesl, Stefan Albrecht und Daniel Kohl hatten die Idee für die während der Fahrt verstellbare Federung noch vor RockShox & Co. und haben viel Geld und Zeit in Patente investiert, auch weil sie damit in Zukunft mit guten Geschäften rechneten.
Gabelteile vor der Montage
Ein versandfertiges Bionicon Bike
Das Besondere am kleinen bayerischen Unternehmen, das heute 18 Personen beschäftigt (darunter 6 Ingenieure), sehe ich persönlich vor allem im Winter. Ich muß zugeben, daß ich bisher noch nie mit einem Bionicon-Bike gefahren bin, obwohl ich nur ein paar Kilometer entfernt wohne. Wenn der Schnee fällt und die Berge rund um den Tegernsee voller Pulverschnee sind, treffe ich häufig Andi und Stefan von Bionicon auf dem Snowboard. Wenn es morgens frischen Powder gibt, bleibt das Büro bei Bionicon manchmal teilweise verwaist und es wird soweit wie möglich den Berg heruntergesurft. Spätestens zur Mittagszeit sind dann alle wieder an ihrem Arbeitsplatz. Backcountry und Berge sind nicht nur Marketing bei Bionicon.
Ein Ingenier bei der Arbeit
Orange: Der magische Schalter für die Federung
Sieht aus wie ein kleine Eier sind aber Gabelteile in der Hand von Marketingmann Andi Schmidt
Die deutsche Präzision und Professionalität passt wenig zum Bild der wilden Snowboarder, die zu Fuß zur Bionicon Zentrale laufen. Dort ist dann wieder alles sauber und in Ordnung. Im Lager sind jedem Produkt kleine Kärtchen befestigt – das Lager wird nach dem Kanban-System betrieben, das japanische Wort steht für „Karte“ und ist eines der Element der Just-in-Time Produktion. Die Beschaffung von Produkten im Produktionsablauf orientiert sich hierbei am Bedarf der Produktion. Fest mit dem Kanban System verbunden ist Toyota – dort hatte man in den fünfziger Jahren mit diesem System begonnen.
Just in time
In Rottach-Egern, Sitz von Bionicon, werden die Fahrräder montiert. Ein Bike-Rahmen sowie eine Kiste mit allen benötigten Parts für das Fahrrad werden zusammengestellt und alles später montiert und versandfertig gemacht.
Montage
Die Bionicon-Rahmen werden in Taiwan hergestellt. Die Gabeln werden bei Bionicon montiert, die Teile dafür werden in Deutschand un der Schweiz angefertigt. Die Dämpfer werden bei X-Fusion nach den Spezifikationen von Bionicon hergestellt, X-Fusion darf dafür im Gegenzug von Bionicon patentierte Technik in seinen Produkten einsetzen.
Prototyp made in Bayern
Der erste Schnee
Don’t mess up with the Bioni!
Bionicon: http://www.bionicon.com/
Text & Foto: Marco Toniolo. Mehr Fotos hier.
Weitere Hausbesuche findest du hier: http://www.mtb-news.de/forum/tags.php?tag=hausbesuch
89 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHallo zusammen,
Danke für Eure Beispiele ! Ich bin Auch in diesem Thread dabei mich wieder einzulesen und noch maher zu kümmern -
Ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Wir haben einen Lenker mit mehr rise - dann kann man auch weiter vorgreifen.
Die Schellen kann man nicht erweitern, da sie dann nicht mehr "kraftschlüssig sind"
- Das Produkt wäre damit nicht sicher, oder unendlich groß !
Schönen Gruß
Andi Schmidt
Edison: Allmountain/Enduro
Golden Willow: Marathon/Allmountain
Die Übergänge sind bei Bionicon durch die Geometrieverstellung fliessend. Alles eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Radgeometrie. Edison eher kurz und kompakt. Golden Willow eher lang und sportlich.
auch wenn lt. duden beides gilt..
es heißt bayerisch
@Nicki: Danke für die Info.

@Priest0r: weder noch: bairisch. obo egoi
Hallo Bionicon,
sorry, dass ich das Thema seit langem mal wieder ausgrabe.
Ich habe gerade gelesen, dass im Supershuttle FR Und Ironwood Stahlfederelemente und eine Zugstufe ab Werk ausgestattet sind.
Ich selber fahre ein Supershuttle FR von 2008, allerdings musste ich meine Zugstufe extra kaufen und ich habe auch keine Stahlfederelemente vorgefunden. Es ist aber definitiv ein Doubleagent TA Gabel mit 170mm Federweg, kürzeren Brücken und 20mm Steckachse. Wie hängt das Zusammen?
Gruß Thomas
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