Sabine Spitz und Moritz Milatz gewannen die Elite-Rennen an der vierten Station der internationalen MTB-Bundesliga in Bad Salzdetfurth. Milatz distanzierte seinen Multivan-Merida Teamkollegen José Antonio Hermida und Wolfram Kurschat. Olympiasiegerin Sabine Spitz verwies die Österreicherin Elisabeth Osl und ihre Anja Gradl auf die Plätze. Die Gesamtsiege gingen an Milatz und an die Französin Sabrina Enaux.
Sabine Spitz hatte im Damen-Rennen nicht mehr als Anlaufschwierigkeiten. Die waren allerdings voraus zu sehen, hatte sie doch am Tag zuvor noch einen 108 Kilometer langen Marathon bestritten. Die 36-Jährige wunderte sich dann doch auch selbst, dass es in Bad Salzdetfurth bei diesen kleineren Problemen blieb. Auf die Frage eines Reporters, wie sie die Belastung denn so schnell verkraften könne, antwortete sie spontan: „Das frage ich mich selber auch“. Dann fügte sie hinzu: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut geht. In der ersten Runde habe ich es auch ganz schön gespürt und ich war froh, als ich die schnell Startphase überstanden hatte. Dann lief es aber immer besser.“
Zu Beginn hatte die Österreicherin Elisabeth Osl, die 2007 in Bad Salzdetfurth schon Zweite gewesen war, das Tempo diktiert. Überraschend gehörte auch Spitz’ junge central-Ghost-Teamkollegin Anja Gradl zum Trio, das sich rasch absetzen konnte. Gradl fiel in der zweiten Runde zurück, doch Osl hielt der Favoritin erst einmal stand. In der dritten Runde entstand dann doch eine kleine Lücke, die Sabine Spitz mehr und mehr ausbauen konnte. Am Ende, nach einer Fahrzeit von 1:15:23 Stunden waren es 52 Sekunden. Gradl wurde mit 3:08 Minuten Differenz Dritte.
Spitz sprach im Anschluss von der zusätzlichen Motivation, die das Publikum ausgeübt habe. „Die vielen Leute haben mich schön angefeuert. Es freut mich, dass der Sport auch hier im Norden so angenommen wird. Der Kurs gefällt mir, ich hatte auch meinen Spaß“, sagte Spitz, für die es der zweite Bundesligasieg nach dem Auftakt in Münsingen war.
Osl freute sich so lange mit ihrem „Vorbild“ Sabine Spitz mitfahren zu können. „Da konnte ich einiges lernen“, meinte die Tirolerin.
Den Gesamtsieg sicherte sich Sabrina Enaux (Frankreich) mit dem fünften Platz. Die 30-Jährige hatte in der ersten Runde noch Mühe und es schien so, als könne Ivonne Kraft sie noch einmal gefährden. Doch Kraft hatte dann technische Probleme mit dem Bike und Enaux wurde etwas stärker. „Es ist mein letztes Rennen und ich bin müde von der langen Saison. Aber ich freue mich, dass ich die Bundesliga-Gesamtwertung gewonnen habe. Die Rennen sind sehr schön und es immer starke Konkurrenz da“, erklärte Enaux, die erste franzöische Gesamtsiegerin der Bundesliga-Serie ist und vor kurzem auch den nationalen französischen Cup gewonnen hat.
„Ich wollte den zweiten Platz sichern. Ich habe zuletzt viel gearbeitet und kann deshalb zufrieden sein“, sagte Kraft, die Sechste wurde und vor Silke Schmidt (Eppelborn), die Gesamtdritte wurde. „Das ist echt cool für mich, auch wenn es heute nicht so gepasst hat.“
Im Herren-Rennen über 34,4 Kilometer führten die beiden Multivan-Merida-Biker Hermida und Milatz die Regie. Der Film des Rennens lief allerdings nach einem ungewöhnlichen Muster ab. Als das Feld in der ersten Runde den höchsten Punkt der Strecke erreicht hatte, da hatte Milatz bereits eine Lücke gerissen und befand sich fortan auf Solofahrt zu seinem zweiten Bundesliga-Sieg überhaupt.
„An diesem Anstieg haben einige Fahrer attackiert, dann dachte ich, probier’ ich es halt auch einmal. Als ich mich oben rum gedreht habe, hatte ich 30 Meter Vorsprung und warten wollte ich dann auch nicht.“ So beschrieb Milatz die Szene, die zu seiner langen Soloflucht führte. Er vergrößerte den Vorsprung auf die Verfolger bis auf über eine Minute. In dieser sechsköpfigen Gruppe spielte der Weltcup-Gesamtdritte José Hermida den Patron. „Ich glaube, durch mich ist die Gruppe ein wenig ruhiger gewesen“, schmunzelte der Spanier im Ziel, das er mit 27 Sekunden Differenz auf Milatz (1:43:47 Stunden) erreichte. Er konterte alle Attacken und selbst als ihn einmal ein Ast im Schaltwerk zum Anhalten zwang, kehrte er ohne Mühe zurück. In der letzten Runde konnte er noch einmal zulegen, die insgesamt schnellste Runde fahren und sich den DM-Dritten Wolfram Kurschat (Neustadt/W.) vom Leib halten, die Zeitmessung mit 59 Sekunden Rückstand passierte.
Milatz bekundete allerdings auch, „nie am Limit“ gefahren zu sein. „Heute war ein perfekter Tag. Ich hatte super Beine und als ich in einer Kurve gesehen habe, dass José bei den Verfolgern war, da wusste ich, dass ich durchkommen kann.“ Dass er die Bundesliga-Gesamtwertung mit einem Sieg zum Abschluss mit Goldrand versehen konnte, freute ihn umso mehr. „Dass ich die Bundesliga gewinnen kann, das hat sich beim zweiten Lauf in Heubach ergeben. Für mich ist es ein schöner Abschluss, nachdem das Frühjahr etwas verkorkst war“, kommentierte Milatz seinen ersten Gesamtsieg. Er löste damit Wolfram Kurschat ab, der nicht unzufrieden war. „Erst in der letzten Runde war es richtig anstrengend“, zeigte er sich mit seiner Verfassung zufrieden.
Im Gesamtklassement wurde Titelverteidiger Kurschat mit 185 Punkten Zweiter hinter Milatz (237) und vor Klaus Nielsen (Dänemark, 140), der sich als Tagessiebter noch auf Rang drei verbesserte. Bester U23-Fahrer ist der Schweizer Fabian Giger (136) auf Platz vier. Als Gesamt-Neunter ist Heiko Gutmann (Münstertal, 92) Zweiter in dieser Wertung und damit bester deutscher Nachwuchsfahrer. Auf Rang drei landete Andy Eyring (Münnerstadt, 74) punktgleich mit Felix Euteneuer (Freiburg).
Mit dem vierten Rennen in Bad Salzdetfurth ging die Bundesliga-Serie 2008 erfolgreich zu Ende. Das Zuschaueraufkommen war mindestens so gut wie 2007, wo man schon fast 10 000 Menschen geschätzt hatte.
Die Organisatoren zogen ein überaus positives Fazit. „Wir haben sehr viel erfreuliches Feedback bekommen. Aus unserer Sicht ist die Veranstaltung perfekt gelaufen und die Menschen hier nehmen das Rennen wirklich an“, sagte Chef-Organisator Thomas Kasten von der Stadtverwaltung Bad Salzdetfurth. Tagessieger Moritz Milatz bekräftigte: „Das Rennen hier ist super, es wird von Jahr zu Jahr sogar noch besser.“
Ergebnisse auch auf www.datasport.com
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