Magura hatte uns und andere in den Bikepark Bad Wildbad eingeladen, um dort die neuen 2009er Produkte auszuprobieren. Der Einladung waren 33 Journalisten aus ganz Europa gefolgt – immerhin 32 davon überstanden die Tests unverletzt – gute Besserung nach Italien.
Das Magura-Serviceteam hatte vorab zahlreiche Bikes mit den 2009er Komponenten ausgerüstet (viele Redaktionen hatten Canyon Bikes geschickt, die am zweithäufigsten vertretene Marke war Specialized). Mir stand ein Canyon Nerve mit Marta SL, Magura Thor Gabel und herkömmlichem RockShox Dämpfer zur Verfügung – ein Redakteur aus Belgien hatte das gleiche Bike jedoch mit Magura MX Dämpfer, so konnten wir dann tauschen.
Bremsen:
Das Bike war mit der Marta SL samt filigranen 180mm Marta SL Rotoren ausgestattet. Wir sind den ganzen Tag im Bikepark gefahren – auf BikerX sowie Freeridestrecke sowie den zahllosen Trails hinunter nach Bad Wildbad kommen sehr schnell Höhenmeter zusammen – laut GPS waren es rund 1.700hm Abfahrt – die Bremse hat dabei perfekt funktioniert. Der Einsatzbereich der verbauten Marta SL war ja bisher mehr im XC Bereich angesiedelt – die 2009er Variante deckt jetzt aber den kompletten Bereich von Enduro bis XC Race ab. Auch bei Nässe verzögerte die Bremse gut und ich habe die ganze Zeit über kein Schleifen der Bremse gehabt.
Ich habe Martin Schäfer von Magura die Details zu den neuen Bremsen erklären lassen und für Euch derweil gefilmt – hier gibt es die Infos aus erster Hand:
Fakten zu den Bremsen:
– Das Topmodell ist die Marta SL Magnesium – die komplette Bremse samt Scheibe wiegt unter 300 Gramm. Aus Magnesium sind hier Bremsgriff und Bremszange – der Bremshebel ist aus Carbon. Niedriges Gewicht wird einen hohen Preis haben – als Größenordnung wurde „sehr teuer“ genannt. Die Bremse kann man direkt am schwarz/weiss/roten Design erkennen.
– Marta SL: 335g leicht ist die Marta SL – anstatt Magnesium kommt hier Aluminium an Bremszange und Bremsgriff zum Einsatz – der Bremshebel ist aber auch hier aus leichtem Carbon
– Marta: hat im Unterschied zur Marta SL Bremshebel aus Alu und wiegt dadurch 5 Gramm mehr als die SL Version
Die Martas kommen serienmäßig mit den filigranen Marta SL Rotoren – für schwere Fahrer oder bei extremer Dauerbeanspruchung werden die gelochten SL Rotoren empfohlen, alternativ kann man auch die im letzten Jahr vorgestellen Ventidiscs verwenden.
Neben den Martas wurde auch die Julie überarbeitet und heisst ab 2009 Julie HP. Bremszange ist aus Alu, Griff aus Kunststoff, Bremshebel aus Alu. Gewicht ab 420g aufwärts. Hat jetzt wie die anderen Scheiben auch Heat Eater und das EBT Entlüftungssystem. Die Bremsleistung soll deutlich besser ausfallen als bei der bisherigen Julie.
Farben:
Farbe Bremsgriff/-hebel/-zange
Marta SL Magnesium: Race-Weiß/Carbon/Race-Weiß
Marta SL: Silber/Carbon/Silber oder Rot/Carbon/Rot
Marta: Schwarz/Titangrau/Schwarz
Julie HP: Schwarz/Silber/Schwarz
Federung:
Neu sind für 2009 drei Gabeln – die Thor MT 140 für den All Mountain Einsatz, die Durin Marathon sowie die Durin SL. Die Gabeln kommen alle im Kinderriegel / Rotsocken-Design, wie es vergangenes Jahr bei der Durin vorgestellt wurde.
Ebenfalls neu für 2009 das bereits heißdiskutierte Magura MX Luftfederbein.
Auch hier gibt es wieder bewegte Bilder: Stefan Pahl, Produktmanager Suspension bei Magura, erläutert was es neues gibt. Reingeschnitten sind zwei kurze Fahrsequenzen von mir – wir hatten eine Minikamera von www.blickvang.de dabei und haben die Kamera mit Klebeband am Canyon befestigt um Euch einen Eindruck zu geben, wie die Parts funktionieren – bei Interesse schneide ich nochmal ein separates Video dazu zusammen
Details zu den Gabeln:
Durin SL: leichte Race-Version mit fest abgestimmter AlbertSL Druckstufe. Innenleben: Fixe Druckstufendämpfung mit Race-Setup. Kein Lockout, kein Remote Hebel etc. um Gewicht zu sparen. 32 mm Standrohre. Die Gabel gibt es als 80 mm und als 100mm Version mit 1350g oder 1380g. Postmount 6″ Aufnahme, freigegeben bis 210mm Bremsscheiben.
Durin Marathon: 120mm Gabel in zwei Versionen – in der FCR Version mit stufenlos absenkbarem Federweg von 120mm auf 80mm – die 120mm Version wiegt 1.555 g, die verstellbare Version wiegt 1.585 g. Postmount 6″ Aufnahme, freigegeben bis 210mm Bremsscheiben
Thor: Neue All Mountain-Gabel, einstellbarer Federweg von 140mm bis 100mm (via Fernbedienung vom Lenker aus), Maxle 360 Steckachse, wahlweise mit Magura 60Less Steckachse (ohne Schnellspanner, dafür 60 Gramm leichter als das SRAM Pendant). Gewicht: 1785 Gramm, die Fernbedienung wiegt nochmal 52 Gramm extra.
Gabel und Dämpfer lassen sich per Luftpumpe (bei der Thor liegt eine bei) an das eigene Gewicht anpassen. Die Gabel spricht gut an (s. Videoclip), die Absenkmöglichkeit ohne Lenker loszulassen war praktisch – einfach Hebel am Lenker drücken und nach vorne lehnen, Hebel loslassen, fertig. Um die Gabel wieder rauszufahren reicht es kurz den Hebel zu drücken und die Gabel zu entlasten (=während der Fahrt nach hinten lehnen oder am Lenker ziehen)
Oben auf dem rechten Standrohr befinden sich zwei auch während der Fahrt gut bedienbare Einstellelemente: das Albert Select plus – mit dem äusseren Ring kann man einfach die Plattform der Druckstufe an und ausschalten – am inneren Knopf kann man die Plattform selbst einstellen – diese Einstellung ist indexiert und rastet alle 90° (?) ein.
Den Unterschied zwischen aus und an kann während der Fahrt sehr gut spüren – im Video war die Plattform aus.
MX Federbein:
Der Dämpfer wurde als wirklich neues Produkt bereits viel diskutiert. Die Funktionsweise unterscheidet sich von den bisher erhältlichen Dämpferelementen für Bikes, ist aber seit Jahren Serie an Motorrädern oder LKWs:
Luft wird nicht nur zur Federung benutzt, sondern auch zur Dämpfung. Durch das Zusammendrücken des Federbeins wird das eingeschlossene Luft-Volumen kleiner und die Luft komprimiert. Dadurch kann der MX federn. Der Rollbalg aus faserverstärkem Gummi dehnt sich dabei nicht aus, sondern rollt über den Abrollkonus.
Daraus ergibt sich unter anderem, dass der Dämpfer theoretisch wartungfrei ist – einmal eingestelt ist nichts mehr dran zu machen, kein schmieren, kein Ölwechsel, nichts.
Der MX kann in jeder Lage eingebaut werden. Vorzugsweise mit dem Rollbalg/Abrollkonus nach unten wegen besserer Dreckentfernung. Bei einigen Rahmenformen kann es nötig sein, ihn mit dem Rollbalg nach oben zu montieren, damit er passt. Für die Funktion es es egal.
Der Dämpfer ist auch sehr leicht (unter 200 Gramm), zur Illustration schwammen in einem Aquarium mehrere MX Dämpfer auf der Oberfläche.
Das MX Federbein wird von MAGURA nicht in der Nachrüstung, sondern nur für Fahrradhersteller angeboten – Begründung:
Eine ideale Funktion ist nur dann gewährleistet, wenn das Federbein optimal auf die Hinterbau-Kinematik des Rahmens angepasst ist – der Dämpfer ist nicht gedacht für Rahmen, die sich auf einen Dämpfer mit Plattform verlassen. Der Dämpfer ist nur für wippfreie Hinterbau-Kinematiken ausgelegt.
Wie fährt sich der Dämpfer?
Bei der ersten Fahrt war bei mir etwas wenig Luft im Dämpfer (der belgische Redakteur war sehr schlank, ich bin ein wenig robuster) – was mir beim Losfahren nicht aufgefallen ist, da wir mit der Mini-Kamera am rumhantieren waren…
Wir sind auf Singletrails nach Bad Wildbad abgefahren – der Dämpfer hat trotzdem funktioniert, ich hatte nur etwas zu viel Sag. Nachher haben wir den Dämpfer dann nochmal angepasst, da war er dann wie erwartet. Der MX Dämpfer hat fein angesprochen und unaufällig im Heck des Canyons gearbeitet – wenn er im passenden Bike eingebaut ist (wie er es bei uns war) ist er sehr angenehm zu fahren.
Hier noch eine Funktionsdarstellung:
Hier gibt es noch ein Magura-Video, dass die Funktionsweise (eingerahmt von etwas Werbung) erklärt. Das Video habe ich noch nirgends gesehen, daher ist hier verlinkt:
Wer noch Details wissen möchte kann hier gerne fragen – ich habe hier noch einige Unterlagen dazu herumliegen bzw. meine Erinnerung ist noch recht frisch
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