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16 Blickwinkel auf Trends und Technik
Die Eurobike-Debatte [Teil 1]

Die Eurobike ist eine einmalige Gelegenheit, interessante, interessierte und auch maßgebliche Menschen aus allen Facetten der Branche zu treffen und deren Meinungen zu einer Vielzahl von Fragen und Themen einzufangen. Fragen, die unser Redaktionsteam und auch mich selbst beschäftigen. Fragen zu technischen Entwicklungen, aktuellen Trends oder der Zukunft des Mountainbikens. Die Interview-Runde ist bunt gemischt: Ob Alutech-Chef Jürgen Schlender, DH-Legende Shaun Palmer, World Cup-Fotograf Boris Beyer oder Elmar Keineke von SRAM – alle kommen zu Wort. Ganz besonders interessieren uns natürlich auch eure Meinungen. Am Ende des Artikels findet ihr daher noch einmal den kompletten Fragenkatalog. Kopiert ihn euch  einfach oder auszugsweise jene Fragen, zu denen ihr ein persönliches Statement abgeben wollt und auf damit ins Forum. Hier geht es zu Teil 2 der Interviews.

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Blicken wir erstmal zurück auf die Entwicklung der Mountainbike-Standards der letzten Jahre: Nach 1.5, ISCG, Postmount, Pressfit, 29er, 650B, 1×11, um ein paar Beispiele zu nennen, hast du einen persönlichen Tipp, was die nächste wichtige Standard-Revision oder Neudefinition sein könnte?

Boris Beyer, Mountainbike Rider Magazine: Ein sinnvoller Standard wäre für mich, wenn wirklich mal alle das Gleiche bauen würden. Wenn ich mir ein neues Bike aufbaue und nicht erst in der Kiste rum wühlen und gucken müsste, welche Adapter ich überhaupt alle brauche.

Kilian Eller, Specialized: Ich kann mir vorstellen, dass im Bereich des Equipments und im Bereich Sicherheit noch neue Standards definiert werden.

Gerolf Meyer, Antritt: Ich kann mir vorstellen, dass sich 35 mm als Klemmdurchmesser für Lenker durchsetzten wird. Neue Standards werden wir sicher auch im Zuge der Elektrifizierung von Komponenten erleben.

Kurt Resch, Bikehotels Südtirol: Neue Standards werden wir auf alle Fälle im Bereich der E-Bikes erleben. Was genau das sein wird, kann ich aber nicht voraussagen.

Elmar Keineke, SRAM: Es gibt keine Standards. Es gibt Schnittstellen, an denen Komponenten verbunden werden, die mehr oder weniger etabliert sind, und diese ändern sich, um den Weg frei zu machen für technische Innovationen.

Jürgen Schlender, Alutech: Es gibt da eine Sache, an der wir im Rahmen der Entwicklung von E-Mountainbikes selbst arbeiten, und das betrifft das Thema Batterie. Mehr möchte ich dazu aber im Moment noch nicht sagen.

Mike Faxholm, Play Sports Network: Ich komme immer noch mit den Innenlagerstandards durcheinander, und ich arbeite schon eine ganze Weile in der Branche. Ich hoffe, da ist bald eine Vereinfachung in Sicht.

Bryn Dickerson, Racing Dudes: Ich hoffe nur, es werden nicht mehr all zu viele sein. Die Bike-Industrie kommt ständig mit neuen Standards raus. Da kommt doch keiner mehr hinterher. Lasst uns doch mal Luft holen oder macht mal Pause.

Kerstin Kaufmann, YT: Was spannend wäre, um das Fahrrad noch leichter und kompakter machen oder Geräusche zu reduzieren, sind elektrische Komponenten, wie die kabellose Dropper Post, die hier vorgestellt wurde. Hier werden neue Standards kommen. Und SRAM hat gerade die neue Lyrik präsentiert. Der Abstand zwischen Downhill und Freeride wird damit geringer. Es wird es neue Abstufungen beim Federweg geben, die wiederum neue Standards mit sich bringen werden.

Alexander Bohm, Freedom BMX / Bikestation Braunschweig: 26 Zoll wird wiederkommen.

# Der Pro - Richie Schley kommt schon seit 20 Jahren an den Bodensee. Die Eurobike sieht er als die wichtigste und professionellste Show weltweit. Er präsentiert hier seine Sponsoren, signiert Poster, pflegt Kontakte und sucht nach neuen Möglichkeiten und Deals.
# Die Kuh - Jürgen Schlender fährt Downhill, seit es Berge gibt. Als Chef von Alutech präsentiert er mittlerweile im zwölften Jahr in Folge seine neusten Produkte auf der Eurobike.

Boris Beyer, Mountainbike Rider Magazine: Auch wenn ich es selber nicht befürworte, aber man kommt ja nicht dran vorbei. Was die Eurobike widerspiegelt: ganz klar E-Bikes.

Shaun Palmer: Ich weiß nicht, was der nächste Trend sein wird, aber ich wünsche mir, dass Downhill wieder größer wird. Enduro ist für die Fahrer paradiesisch, aber es taugt nicht als Zuschauersport.

Kurt Resch, Bikehotels Südtirol: Ich kann mir vorstellen, dass durch die E-Bikes etwas Neues kommt: das technische Bergauffahren. Das wird sicherlich ein Trend werden. Eventuell auch technischer Hillclimb als Wettkampfdisziplin.

Rainer Schönfeld, Wurzelpassage: Enduro ist erst mal aktuell, dann kommt vielleicht wieder Downhill hoch, dann fahren die Leute wieder mehr Cross Country, im Grunde dreht es sich im Kreis. Es wird nichts mehr neu erfunden beim Mountainbiken.

Elmar Keineke, SRAM: E-Mountainbikes erleben gerade ihren technologischen Frühling in Bezug auf Rahmendesign und Komponenten. Bald werden wir an Dimensionen heran kommen, die heute bei normalen Mountainbikes etabliert sind.

Jürgen Schlender, Alutech: Wir haben vor einen halben Jahr einen Freerider rausgebracht, und das Witzige ist: Den verkaufen wir richtig gut. Dabei war Freeride eigentlich tot. Man sagt ja, Tote leben länger. Ich kann mir vorstellen, dass das wieder kommt.

Mike Faxholm, Play Sports Media: Nahezu jeder Hersteller hat mittlerweile mindestens ein E-Mountainbike im Programm. Daran führt wohl kein Weg mehr vorbei. Und ich habe hier auch schon richtig schöne, integrierte Designs gesehen. Natürlich gibt es da auch eine Menge Widerstand. Aber die Frage ist: Machen die Dinger Spaß? Und ja, verdammt, das tun sie. Bis wir bei den E-Bikes allerdings auf dem heutigen Level leichter high-end Longtravel-Bikes ankommen werden, wird es noch eine ganze Weile dauern.

Bryn Dickerson, Racing Dudes: Also ich persönlich hoffe, dass mit der großen Popularität der ”Fest Series” das klassische Freeriding ein Comeback erleben wird. Realistisch betrachtet wird der nächste große Trend aber wohl eher E-Bikes sein, und zwar leichte, kompakte 150 mm E-Trailbikes.

Niklas Schmid und Tobi Karcher: Ich hoffe, Freeride. Freeride und Downhill, dass das wieder stärker wird.

Maria Frykmann, Women Ambassadors: Wenn die E-Mountainbikes in Zukunft leichter werden, haben sie das Zeug, zum Trend zu werden.

Richie Schley: Um E-Bikes gibt es ja zur Zeit einen ziemlichen Hype. Eine andere Sache: Downhill-Bikes und Enduros wachsen näher zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir bald neue long-travel Hybriden sehen werden, die so leicht sind, dass man damit wirklich alles machen kann.

Alexander Bohm, Freedom BMX / Bikestation Braunschweig: Ich kann mir vorstellen, dass es im Bereich MTB wieder mehr mehr Richtung Streckentauglichkeit geht, dass man nicht 5 Kilo mehr den Berg rauf schleppt, als man braucht, um ihn wieder runter zu fahren, nur um ihn schneller runter zu fahren.

# Der rasende Reporter - Boris Beyer, Worldcup-Fotograf und Redakteur, kommt seit 2010 jedes Jahr zur Eurobike, um für das Mountainbike Rider Magazine von der Messe zu berichten.
# Die Legende - Shaun ”Napalm“ Palmer ist der erfolgreichste interdisziplinäre Extremsportler aller Zeiten: Downhill, Dual Slalom, Skicross, Bordercross, Motocross, 9 X-Games Medaillen. Jetzt ist er wieder da und präsentiert bei seinem ersten Eurobike-Besuch für Intense ein M16 Signature Bike und das von ihm geförderte Junior-Team.
# Der Visionär - Kilian Eller, Marketing und Retail Market Manager von Specialized kommt seit 12 Jahren zur Eurobike. Seine Firma stellt seit drei Jahren nicht mehr auf der Messe aus, sondern veranstaltet eigene große Events für Händler und Rider. Auf der Eurobike sammelt Kilian Eindrücke zur Marktsituation, trifft sich mit Industriepartnern, Medien und Kunden.
# Der Engagierte - Kurt Resch führt das Bikehotel Steineggerhof in den Dolomiten. Als Bikeguide und treibende Kraft der Initiative Bikehotels Südtirol engagiert er sich seit Jahren für den Bau von Trails und die Erschließung der Region für Mountainbiker. Deshalb trifft er sich bei seinem 5. Messebesuch vor allem mit Medienpartnern.

Federgabel, Scheibenbremse und Full-Suspension kann man als wichtige Innovationen bezeichnen, ohne die das Mountainbiken auf dem Niveau, das wir es heute kennen, kaum vorstellbar wäre. Ist die Zeit der großen Innovationen mittlerweile vorbei? Verbessern wir nur noch kleine Details, oder drehen wir uns unter Umständen gar nur noch im Kreis?

Boris Beyer, Mountainbike Rider Magazine: Innovationen spielen sich zwar eher im Detail ab, sind aber immer noch echte Innovationen. XX1 war zum Beispiel eine Superinnovation. Das Rad wird nicht mehr neu erfunden, aber im Kleinen passiert doch schon viel und Wichtiges.

Kilian Eller, Specialized: Im Bereich der Fahrwerke, der Geometrien, der Laufradgrößen und Reifenbreiten haben wir in den letzten Jahren eine Menge an Innovationen erlebt und dadurch mittlerweile eine ganz neue Fahr-Performance, ganz andere Möglichkeiten erreicht. Oder bei Pedal-Assist-Bikes (E-Bikes) die Reichweiten-Kontrolle. Sicherheit, Systemintegration, da gibt es überall echte Innovationen. Und da wird auch noch mehr kommen.

Shaun Palmer: Es wird immer Innovationen geben, weil Mountainbiken ein verrückter Sport ist und Jeff Steber, mit dem ich bei Intense zusammenarbeite, einfach unglaublich ist. Ich würde mir innerhalb der Industrie jedoch ein bisschen mehr Zusammenarbeit bei der Standardisierung wünschen, statt dass jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Gerolf Meyer, Antritt: Es dreht sich nicht im Kreis. Eine gute Innovation macht aus, dass sie neu ist, dass man sie vorher nicht gekannt hat, zum Beispiel eine versenkbare Sattelstütze oder ein Narrow-Wide-Kettenblatt. Sobald man es sieht, ist der Benefit offensichtlich. Aber es muss erst mal jemand drauf kommen. Wir sehen die zukünftigen Dinge jetzt noch nicht, aber es geht weiter.

Kurt Resch, Bikehotels Südtirol: Als die ersten Federgabeln mit 80 mm rausgekommen sind, haben wir gedacht, das braucht kein Mensch. Jetzt sind 170 mm fast schon Standard. Alles wird ausgereifter und leichter. Es tut sich andauernd irgend etwas, wo man zuvor dachte, es geht nicht mehr weiter.

Rainer Schönfeld, Wurzelpassage: Die Sache ist ausgereizt. Mittlerweile drehen wir uns mehr oder weniger im Kreis.

Elmar Keineke, SRAM: Die Frage möchte ich am liebsten mit einer Gegenfrage beantworten: Was war denn das letzte Modelljahr, in dem es nicht mindestens 20 neue Innovationen gab? Es gab schon immer technische Neuerungen, die eher optimistisch verrückte Ideen waren, aber eben auch sehr viele technische Innovationen, die aus uns Mountainbikern von damals, die unsicher auf Hardtails unterwegs waren, zu den Mountainbikern werden ließen, die wir heute sind.

Jürgen Schlender, Alutech: Ich denke, das Thema Mountainbike ist heute schon ziemlich weit ausgereizt. Wenn ich mich in der Industrie umschaue, dann sind wir mittlerweile auf so einem hohen Niveau angelangt, dass Innovationen nur noch in kleinen Details stattfinden.

Mike Faxholm, Play Sports Media: Wenn man jeweils von einer Eurobike zur vorangegangenen zurückblickt, sieht man eher kleine Entwicklungsschritte. Wenn man aber 3 oder 5 Jahre zurückschaut, erkennt man doch deutliche Schritte. Daher fühlt es sich eher wie eine Evolution als wie eine Revolution an. Wenn ich heute ein 130 mm Bike fahre, dann kann das mehr leisten, als ein 150 mm Bike vor 3 Jahren. Ich habe hier auf der Messe zwar nichts gesehen, wovon ich sagen würde, das sei der Anfang des nächsten großen Schritts. Es wäre aber naiv zu sagen, die Entwicklung im Mountainbiking sei abgeschlossen.

Bryn Dickerson, Racing Dudes: Meiner Meinung nach durchschreiten wir auf der Innovationskurve gerade einen etwas flacheren Bereich. Es wird viel verfeinert und verbessert, Federungstechnik, Laufrad- und Reifengrößen. Ich sehe durchaus noch Raum für große Innovationen, aber es braucht dafür jemanden, der mit einer entsprechenden Idee kommt und die Sache zündet.

Niklas Schmid und Tobi Karcher: Ich glaube nicht, dass es noch viel Platz für große Innovationen beim Mountainbike gibt, aber die Sachen werden immer weiter verbessert. Qualität und Haltbarkeit steigen. – Mir fällt sonst noch die neue Bremse von ”Brakeforce One” ein, die Wasser statt Bremsflüssigkeit verwendet, aber das ist letztendlich auch nur ein Detail.

Kerstin Kaufmann, YT Industries: Wir nutzen das Potenzial der Köpfe und darum wird es immer Verbesserungen und auch Innovationen geben.

Richie Schley: Es gibt schon noch Innovationen, aber ein bisschen habe ich auch das Gefühl, dass wir uns im Kreis bewegen. 27.5 war schon nett, alle mochten das. Ich kann aber nicht behaupten, in letzter Zeit etwas gesehen zu haben, das mich umgehauen hätte.

Christoph Nies, CNC: Das kann man pauschal nicht sagen. Also bei den Reifengrößen wiederholen wir uns tatsächlich, 27.5 gab’s schon mal. E-Bikes sind dagegen wirklich eine neue Entwicklung.

Alexander Bohm, Freedom BMX / Bikestation Braunschweig: Das Rad wurde schon vor einer ganzen Weile erfunden. Noch runder kriegt man’s nicht. Innovationen? Die kabellose, elektronische Schaltung vielleicht.

# Der Moderator - Gerolf Meyer macht die Fahrradsendung „Antritt“ auf detector.fm. Zum 10. Mal auf der Eurobike berichtet er von der Messe über aktuelle Entwicklungen und Neuheiten. Ebenfalls wichtig ist es für ihn, neue Menschen zu kennenzulernen und langjährige Branchenfreundschaften zu pflegen.
# Der Leidenschaftliche - Rainer Schönfeld führt in Eppelheim den Bikeshop ”Wurzelpassage“, wo er seit seit 2009 ausschließlich edle Custom-Bikes baut und verkauft. Die Eurobike ist für ihn vor allem eine willkommene Abwechslung, um mal abzuspannen und aus seinem Laden raus zu kommen.

Ist Enduro das neue Freeride? Oder anders gefragt: Warum sind die 180 mm Bikes so selten geworden, bilden die klassischen Freerider mittlerweile nur noch eine kleine Nische?

Boris Beyer, Mountainbike Rider Magazine: Das muss man differenzieren. Wenn ich mit meinen Kumpels raus gehe, ist Enduro auf jeden Fall das neue Freeride, weil ich machen kann, was ich will. Aber du wirst nie einen echten Freerider oder Slopestyler wie Aggie (Graham Agassiz) seine Tricks auf einem Enduro-Bike machen sehen. Die großen Jungs, die bei der Rampage starten, wirst du weiterhin auf den Big Bikes sehen. Aber für uns, die mit dem Enduro auf den Hometrails unterwegs sind, ist das eine Möglichkeit, Freeride neu zu leben, weil wir mit diesen Bikes alles mitnehmen können.

Kilian Eller, Specialized: Ich denke, dass bei den jüngeren Fahrern der Adventure-Gedanke, die Lust, Trail-Riding mit Freeriding zu verbinden, mittlerweile sehr ausgeprägt ist, ausgeprägter als der Wunsch, im Bikepark zu droppen. Das ist, denke ich, die Entwicklung, und dafür wird dann auch das entsprechende Material gesucht.

Shaun Palmer: Ich denke, die Leute werden dort hin gelenkt, weil Enduro als das große Ding gehandelt wird. Aus der Sicht des Fahrers ist Enduro als Wettkampfsport fantastisch. Aber das ist nur die halbe Miete. Großer Sport braucht Zuschauer, und dafür bietet Enduro kein geeignetes Format.

Gerolf Meyer, Antritt: Ich habe neulich bei euch gelesen, dass Freeride das neue Enduro wird und dass die 180er zurück kommen. (der Interviewer ist kurz verwirrt)

Kurt Resch, Bikehotels Südtirol: Ich denke, dass die Masse der Biker einfach keine Big-Bikes mehr braucht, weil man mit 160 mm mittlerweile eigentlich alles fahren kann.

Rainer Schönfeld, Wurzelpassage: Mit den heutigen Enduro-Bikes kannst du mittlerweile unglaublich viel machen. Trotzdem, mit einem richtig geilen Freeride-Bike mit 180 mm, mit dem man auch noch bergauf kommt, da geht doch noch mehr.

Elmar Keineke, SRAM: Ich denke, dass es heute bestimmt 50 verschiedene 160 mm Bikes gibt, die so potent und technisch fähig sind, dass die klassischen 180 mm Bikes deswegen vernachlässigt wurden. In Bezug auf das Federwegmaß gibt es neue Gabeln, unsere neue Lyrik zum Beispiel oder die neue 36 von der Konkurrenz, die in einer Gewichtsklasse rangieren, die vorher nicht erreichbar war, für 180 mm Federweg. Damit sind Bikes mit einem ähnlichen Konzept wie die aktuellen Enduros möglich, die dann noch abfahrtstauglicher sind und immer noch spielerisch bergauf fahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das 180 mm Rad zurück kommen wird.

Bryn Dickerson, Racing Dudes: Ja, ich denke, man kann sagen, dass Enduro das neue Freeride ist. Und zwar, weil die Bike so fähig geworden sind. Ein 180 mm Bike von vor 5 Jahren ist nicht so leistungsstark, wie ein aktuelles 160er. Und die Bikes sind so leicht geworden, dass du den Berg leicht hochfahren und trotzdem alle Jumps auf dem Downhill nehmen kannst.

Niklas Schmid und Tobi Karcher: Freeride ist einfach eine schwierigere Sportart als Enduro. Das ist mittlerweile auf einen so hohen Level, dass es nur noch wenige Leute gibt, die da mithalten können, die sich die riesigen Sprünge trauen. Die Verletzungsgefahr ist auch deutlich größer, als beim Endoro-Sport. – Enduros gehen eben auch gut bergauf, können breiter eingesetzt werden. Und wenn man damit in den Bikepark geht, kann man da eigentlich auch alles machen.

Maria Frykmann, Women Ambassadors: Die Freeride-Bikes sind schon ziemlich verschwunden, am häufigsten wohl im Second-Hand-Markt zu finden. Enduros sind einfach vielseitiger. Die Fahrwerke sind mittlerweile ähnlich leistungsstark auf Abfahrten, und gleichzeitig hat man eine All-Mountain-Waffe. Gerade, wenn man sich nur ein Bike leisten kann oder will, ist man mit einem Freerider doch ziemlich auf den Bikepark beschränkt.

Richie Schley: Ich würde nicht sagen, dass Enduro das neue Freeride ist, aber das Enduro-Bike ist das neue Freeride-Bike. Freeride existiert immer noch. Und von den Bike-Kategorien einmal abgesehen: Freeriding ist das, was du daraus machst.

Christoph Nies, CNC: Der Markt verlangt nach leichteren Bikes. Eben Enduros. So ist es momentan einfach.

Alexander Bohm, Freedom BMX / Bikestation Braunschweig: Ich weiß, glaube ich, immer noch nicht wirklich, was Enduro ist. Vielleicht ist das Ganze ja eine Art Findungsphase der Mountainbike-Industrie, nach dem Motto: Wir decken einfach mal dieses Jahr 180 mm ab, nächstes Jahr 160 mm, und das was mehr gekauft wird, behalten wir. Vielleicht ist das deren Verständnis von Innovation. Zumindest aus meiner Sicht ist es schwer nachvollziehbar, warum wir eine weitere Bezeichnung für einen Fahrradtyp brauchen, den es schon gibt.

# Der alte Hase - Christoph Nies ist bereits zum 18. Mal auf der Eurobike. Der Hamburger Händler informiert sich hier regelmäßig über aktuelle Trends und Technik und kauft für seinen Online-Shop ein.
# Der Big Player - Mike Faxholm, seit 2003 Eurobike-Stammgast, ist Commercial Director bei Play Sports Network. Neben den Meetings mit bestehenden und potentiellen Werbepartner sind es die exklusiven Produktpremieren aber auch die zufälligen Begegnungen mit Menschen, die für ihn den Reiz der Messe ausmachen.
# Die Diplomatin - Maria Frykmann ist gebürtige Schwedin, lebt in Insbruck und besucht die Messe seit 5 Jahren. Als ”Women Ambassador“ hilft sie Frauen, das meist durch männliche Mountainbike-Lehrmeister beschädigte Selbstvertrauen zurück zu gewinnen. Die Eurobike nutzt sie für Termine mit Medien und Sponsoren.
# Der Macher - 21 Eurobike-Besuche! Elmar Keineke, den Mountainbike Brand Manager von SRAM kennt hier wirklich jeder.

Große Marken wie Trek oder Specialized oder Felt haben die Eurobike verlassen und machen ihre eigenen Events. Andere Marken überlegen zu folgen. Verliert die Messe dadurch an Relevanz? Wenn ja, was könnte die Eurobike tun, um ihre Attraktivität zu steigern und Hersteller zurück zu gewinnen?

Boris Beyer, Mountainbike Rider Magazine: Man muss auch mal berücksichtigen, was die Firmen hier an Kohle abdrücken. Bei Specialized waren es, glaube ich, 400.000 €. Damit könnte man auch ein Rookie-Team im Downhill-Worldcup sponsern. Andererseits würde ich natürlich schon gern hier alle neuen Bikes sehen. Wenn jetzt irgendwann alle ihre eigenen kleinen Events und Hausmessen machen, kommst du da als Redakteur doch überhaupt nicht mehr mit. Hier hast du alle Presse zusammen, das sollten die Firmen erkennen. Die Reichweite hier ist definitiv am größten.

Kilian Eller, Specialized: Die Eurobike muss ihr Format beleuchten und es hinterfragen. Sie muss sich fragen, ob sie wirklich all die Zielgruppen bedienen kann, die sie hier anspricht: Endverbraucher, Fachhandel, Industrie, Medien, die alle unter einen Hut zu bekommen, ist eine gewaltige Herausforderung. Das Ausstellen von Produkten ist nicht unser Hauptziel. Wir stellen uns vielmehr die Frage: Wie können wir neue Zielgruppen ansprechen und wie erreichen wir den Rider? Hier muss die Eurobike ansetzten. Sie ist keine Ordermesse im klassischen Sinne mehr.

Gerolf Meyer, Antritt: Ich denke nicht, dass die Messe an Relevanz verliert, weil das persönliche Gespräch, das Anfassen, im besten Falle auch das Ausprobieren nicht ersetzt werden kann. Und ich kann nicht alle Hausmessen von diversen Marken besuchen. Davon abgesehen kann jede Fahrradmesse nur davon profitieren, wenn mehr Rad gefahren wird, und das sollte hier eingebaut werden.

Rainer Schönfeld, Wurzelpassage: Ob die Eurobike dadurch an Relevanz verliert, kann ich nicht sagen. Für mich waren diese Marken ohnehin nie ein Thema, und im Grunde genommen ist das alles ersetzbar.

Elmar Keineke, SRAM: Soweit ich weiß, braucht die Eurobike sich keine Sorgen darum zu machen, dass keine Firmen mehr kommen. Ich denke, mich recht erinnern zu können, dass es noch immer eine Warteliste von Firmen gibt, die hier gern ausstellen würden. Trek und Specialized haben die Messe verlassen, weil sie eine Möglichkeit gefunden haben, die Kunden direkt auf ihren eigenen Veranstaltungen anzusprechen. Ich glaube aber nicht, dass man daraus Rückschlüsse auf den Wert dieser Messe ziehen kann. Es ist immer noch die größte Zweiradmesse global, und die Zahlen, die die Eurobike als Ergebnis präsentiert, steigen stetig.

Jürgen Schlender, Alutech: Wir haben ja auch schon etwas Ähnliches gemacht, Beispiel Reschen. Da kannst du deine Kunden ganz anders abholen. Aber guck dir die Messe an: Es stehen so viele Firmen Schlange, die hier rein wollen. Und auch der Publikumsandrang ist nach wie vor riesig. Wir müssen diese Messe nutzen, weil wir hier Kunden erreichen, die wir auf anderen Wegen nicht abholen können. Cool wäre es, wenn man hier im Vorfeld, ähnlich wie Bootleg Canyon in Las Vegas, noch ein echtes Outdoor-Camp hätte, wo man auch richtig fahren könnte. Das hast du hier leider nicht.

Mike Faxholm, Play Sports Network: Ich komme seit Jahren hier her: Unterbringung und Infrastruktur waren und sind eine Katastrophe. Ich brauche jeden Morgen 2 Stunden und 20 Minuten, um von meinem Hotel zur Messe zu gelangen. Ein Flughafen, den ich von England aus direkt anfliegen kann, wäre ebenfalls sehr hilfreich. Und dann gibt es hier eine Masse von Ausstellern mit billigsten Massenprodukten, die für Besucher wie mich ohne jede Bedeutung sind. Ich denke, es gibt einen Bedarf an einer insgesamt kleineren aber exklusiveren und relevanteren Show. Insbesondere in Hinblick auf Medien und PR.

Niklas Schmid und Tobi Karcher: Trek und Specialized sind ja nicht die einzigen Marken. Es gibt so viele Hersteller hier auf der Eurobike, die auch groß sind und coole Bikes haben. Wer hier her kommt, der findet dann eben was anderes. – Die Eurobike muss deswegen nichts anders machen.

Kerstin Kaufmann, YT: YT war noch noch nie bei der Eurobike dabei, weil wir direkt über unseren Web-Shop verkaufen. Wenn die Ausrichtung der Eurobike allerdings weniger auf den Händler und stärker auf den Konsumenten ausgerichtet wäre, wie beispielsweise die CEBIT in Hannover, wäre das etwas anderes. Aber dafür müsste man das ganze Konzept umdrehen.

Maria Frykmann: Mir fehlt das schon ein bisschen, vor allem, wenn man nicht die Möglichkeit hat, die Produkte dieser großen Marken an andere Stelle anzuschauen. Ich habe aber auch keine Idee, was die Eurobike anders machen könnte.

Richie Schley: Ich denke nicht, dass die Messe dadurch an Attraktivität einbüßt. Wenn du als Händler mit diesen Marken zu tun hast, bist du ohnehin so eng mit ihnen verbunden, dass du andere Möglichkeiten hast, mit ihnen Geschäfte zu machen und dafür nicht diese Messe brauchst. Was die Eurobike verbessern könnte? Die Show ist wunderbar, die Location ebenfalls, aber die Infrastruktur ist unter aller Sau. Das frustriert hier jeden: Endlose Staus, keine Hotels. Die Show in Las Vegas kommt zwar nicht annähernd an die Eurobike heran, bezüglich Komfort und Logistik schlägt sie diese aber um Längen.

Christoph Nies, CNC: Ja, die Messe verliert Relevanz, und es ist schon spürbar, dass einige wichtige Marken nicht mehr hier sind. Die Kosten und Quadratmeterpreise sind sicherlich ein Faktor. Vielleicht sollte man den Firmen da entgegenkommen.

Alexander Bohm, Freedom BMX / Bikestation Braunschweig: Ich sehe einen Trend dahin, dass es eine Abkehr von den jährlichen Modellzyklen mit einem Stichtag im September gibt. Anstelle haben wir Modellpflege und Produkt-Premieren zu verschiedenen Zeiten im Jahr. Auch das macht eine zentrale Messe wie die Eurobike für verschiedene Hersteller mitunter überflüssig. Ich persönlich hätte großes Interesse gehabt, Felt zu sehen, die hier ja auch nicht ausstellen, was die Messe für mich dann natürlich etwas abwertet. Von Sport Import habe ich gehört, dass sie die Messe etwa eine halbe Million kostet. Die hohen Mieten auf der Eurobike sind sicher ein Punkt, an dem man ansetzen kann, um den Ausstellern entgegen zu kommen.

# Der Weitgereiste - Bryn Dickerson ist der neuseeländische ”Racing Dudes“ Teamkollege von Erik Irmisch. Zum ersten Mal auf der Eurobike möchte er vor allem die Show kennenlernen, andere Fahrer und interessante Leute kennenlernen und sich mit seinen Sponsoren treffen.
# Die Fachfrau - Kerstin Kaufmann ist ”Head of Communication“ bei YT und zum ersten Mal auf der Eurobike. Ihre Firma stellt nicht aus, da die Messe auf den Einzelhandel ausgerichtet ist und YT nur direkt vertreibt. Kerstin nutzt die Eurobike hauptsächlich für Termine mit der aus aller Welt angereisten Presse.
# Der Umtriebige - Alexander Bohm, ehemaliger IBC-Supermoderator, jetzt Redakteur bei Freedom BMX und Store Manager der Bikestation Braunschweig, verbindet mit seinem Eurobike-Besuch private und berufliche Interessen. Er besucht die Messe seit 2001.
# Die Zukunft - Niklas Schmid und Tobi Karcher sind weder Händler noch Presse, geschweige denn Aussteller. Mit Motivation und Connections haben sie sich an den Fachbesuchertagen Einlass verschafft, zum dritten Mal bereits. Sie bringen sich hier technisch auf den neusten Stand, jagen nach Souvenirs und haben schon eine beachtliche Autogrammsammlung beisammen.

Alle Fragen aus Teil 1 in der Zusammenfassung: Was ist deine Meinung? Hier geht es zu Teil 2.

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