Tag 2: Till im Ziel

Fotos von Wolfgang Watzke / Craft Bike Transgermany

2. Tag: Frammersbach (Spessart) – Bischofsheim (Rhön)

82,9 km, 2027 Höhenmeter bergauf, 1798 Höhenmeter bergab

Nur ein Kaffeekränzchen!

Zuerst die Fakten, für alle, die nicht die ausführlichen Daten von meinem GPS bei Garmin Connect ( http://connect.garmin.com/activity/143269) anschauen wollen: Total Time: 05:01:38; Distance: 82.97 km, Elevation Gain/Loss: 1,976 m / -1,750 m, Calories: 3,902 C.

Wenn man sich alle Etappen der Trans-Germany anschaut, dann war das heute ein Tag zum relaxen: nicht mal 100 km und nur 2000 Höhenmeter. Ein Kaffeekränzchen sozusagen. Aber wenn ich zu Hause irgendwen fragen würde, ob er eine Bike-Tour mit diesen Daten machen will, würden mich alle meine Freunde für verrückt erklären und dankend abwinken. Und um ehrlich zu sein: Ich selbst würde das genauso handhaben!

Mit ähnlichen Gedanken sind wir letztes Jahr in die Etappe gestartet. Und auch letztes Jahr war es ein ganz gemeines Kaffeekränzchen. Man gibt schon am Anfang etwas mehr Gas. Ist ja nicht so weit… Und je weiter man kommt, desto gemeiner wird es. Immer wieder steilt es auf, nur um damit wieder flachere Stücke dazu animieren, einen dicken Gang zu drücken. Dann drückt man, und die Beine werden immer dicker. Und wieder eine Steigung. Die Beine werden noch dicker. Dazu noch die Hitze, Gegenwind, wieder ein zarte Steigung – die Beine platzen bald. Uuaaaaa!

Holger ist saumäßig gut drauf. Was seine Verdauung angeht, so schein sein Geheimrezept (siehe das Tagebuch von gestern), nicht perfekt zu funktionieren. Details will ich dem geneigten Leser ersparen. Aber er fährt bis jetzt stark wie ein Bär!

Unsere Stärke liegt vor allem auf den Downhills und den Single Trails. Bergauf und in der Ebene machen uns die anderen nass. Es gibt ein paar Teams, mit denen „duellieren“ wir uns permanent und überholen uns gegenseitig mit schöner Regelmäßigkeit. Aber da hinten im Feld geht das ohne Probleme. Niemand fährt Kampflinie, ein kurzes „links“ oder „rechts“ gerufen, schon macht der Vordermann. Sehr angenehm und kameradschaftlich!

Das Highlight aus unserer Sicht war ergo der lange Downhill vom Kreuzberg runter nach Bischofsheim. Auf dem Kreuzberg hatte Holger letztes Jahr seinen Abgang über den Lenker fabriziert und dabei den Rahmen gebrochen und seine Schulter fast. Wir waren also gewarnt. Es ist ja auch so, dass man den Anstieg endlich hinter sich hat und meint „jetzt rolle ich da locker runter ins Ziel“. Aber soooo locker ist es dann keineswegs. Immerhin war heute der Trail trocken und man konnte viel kontrollierter fahren, es ist aber immer noch ein steiler Single Trail mit vielen schlüpfrigen Steinen, einigen Schlammpassagen, Wurzeln, Bodenwellen und Geröll. Wir fuhren also extra vorsichtig. Bloß kein Crash wegen mangelnder Konzentration.

Vor Bischofsheim erwarteten uns dann noch 2 km Radweg, wo Holger noch mal so richtig drückte. Trotzdem waren wir heute nur 41. bei den Mastern – aber was soll’s? Spaß haben wir gehabt! Auf dem schönen Dorfplatz erwartete uns dann die Zielverpflegung und das alkoholfreie Weißbier. Herrlich!

Und sonst?

  1. Meinem Rücken geht es immer besser. Mountain Bike-Rennen haben eindeutig eine therapeutische Wirkung.
  2. Andi Birnbacher hatte gestern einen Crash und später brach ihm noch das Schaltwerk ab. (Waltraud: Holger und ich waren gestern also nicht brutal gut und nah an den Biathleten dran, sondern Andi hat mit Hilfe vom „Wuiden Guido“ sein Bike ins Ziel geschoben und ist im Wechsel mit Guido gejoggt. Ohne dieses Pech, wären wir weit, weit hinter den Biathleten gewesen).
  3. Andi Birnbacher ist ausgestiegen. Das hat nichts mit dem Crash zu tun, sondern an einem Infekt, den er letzte Woche hatte und als Folge dessen ein deutlich höherer Puls, als er ihn normalerweise haben müsste. Da die Biathleten alle Grundlage trainieren, achten sie sehr darauf, dass sie sich ja nix einfanagen und sich möglicherweise das Sommertraining durch einen verschleppten Infekt runieren. Rennpferde eben.
  4. Mario, Guidos eigentlicher Partner, hat einen ganz schlechten Tag (mit Übergeben, Crash und anderen Unannehmlichkeiten).
  5. Martin Kraler, der zusammenn mit Frank Dietsch das Podium in der Gesamtwertung im Visier hat – sicher das stärkste Team der CRAFT & Friends – hatte auch einen Crash, aber es war wohl nicht so übel.
  6. Scott und Rocky Mountain putzen gleich gut. Häää? Also: Es gibt einigen gute Bike-Hersteller, die die gesamte Veranstaltung mit einem technischen Service begleiten. Wer das Glück ein Bike dieser Marken zu fahren (Holger Rocky Mountain und ich Scott), kann sein Bike einfach am Stand abgeben und dann wird es sauber gemacht, gecheckt und im Bedarfsfall bauen sie sogar Ersatzteile ein. Das machen zumindest Rocky Mountain und Scott beide mit schon fast unglaublicher Akribie. Nie im Leben wäre ich in der Lage mein Bike sauber zu machen. Es sieht danach aus wie neu. Also haben wir einen informellen Putzwettbewerb ausgeschrieben: Unentschieden. Holger konnte an meinem Bike feststellen, dass an der Startnummer etwas „geschludert“ wurde, ich entdeckte hingegen ein paar mikroskopische Schmutzspuren an seiner Schwinge. Aber Spaß beiseite: Danke an alle Firmen, die uns Biker auf dieser Art und Weise unterstützen. Danke besonders an Luis, Harry & Co von Scott: Ihr seid spitze!
  7. Das schlimmste Erlebnis des Tages: Mein High 5-Gau! Durch die Hitze war der Energieglibber dünnflüssig geworden und hat sich beim Aufreißen der Packung gleichmäßig über Gesicht, Brille, Unterarm, Handschuh und Finger verteilt. Ich versuchte mir das schön zu denken, dass ich jetzt den perfekten Grip am Lenkergriff habe. Aber es war einfach nur eklig!

Soviel von Till,

er bekommt Eure Antworten hier im Thema mit – wer also Tipps, Kommentare oder Fragen hat – einfach hier antworten!

Tills Transgermany Tagebuch: Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5Tag 6Tag 7

  1. benutzerbild

    theblackCrow666

    dabei seit 10/2002

    Es macht super viel Spaß bei Euch dabei zu sein und die Berichte zu lesen. So kann man so richtig schön mitfühlen und sich ein Bild machen. Tolle Sache!

    Bist Du mit Deiner (neuen) Reifenwahl zufrieden? Kannst Du ein wenig zu Eurem technischem Setup berichten? Welchen Luftdruck fährst Du, fährst Du nur mit einem Setup? Vor welcher Etappe hast Du den meisten Bammel? (;


    Weiterhin viel Erfolg und ich freue mich schon auf weitere Berichte. smilie

  2. benutzerbild

    mtb0000

    dabei seit 02/2008

    Also ich finde das Tagebuch auch super!

    Weiter so und viel Glück morgen und Achtung, die Abfahrt vom Großen Beerberg wird gerne leicht unterschätzt!


    Grüße
    Christian

  3. benutzerbild

    berlin-mtbler

    dabei seit 03/2005

    Kleiner Trost am Rande: beim Versuch ein Maxim Gel mit den Zähnen zu öffnen, habe ich mir neulich den Verschluß abgerissen. Das ganze Gel lief über das Lenkerband vom Renner. Flüssiger Klebstoff ist Dreck dagegen, das Lenkerband konnte ich nach dem Rennen direkt entsorgen. Es geht immer noch eine Nummer schlimmer smilie

    ... smilie vielleicht nimmst Du evtl. nächstes Mal z.B. die Gel-Bot von Hydrapak smilie (integriertes Gelreservoir + Flasche zum Nachtrinkensmilie ) ---> gute Ideesmilie , oder?!smilie

    ich misch mir meine gels immer gleich in die trinkflasche, das funzt auch super und man macht sich nicht die hände dreckig..

    ... und vielleicht auch Du?! smilie *schleichwerbungisterlaubt*
  4. benutzerbild

    hindl 95

    dabei seit 05/2008

    na und des is doch ned schlimm
    mfg hindl 95smilie

  5. benutzerbild

    kern01

    dabei seit 04/2007

    Kleiner Trost am Rande: beim Versuch ein Maxim Gel mit den Zähnen zu öffnen, habe ich mir neulich den Verschluß abgerissen. Das ganze Gel lief über das Lenkerband vom Renner. Flüssiger Klebstoff ist Dreck dagegen, das Lenkerband konnte ich nach dem Rennen direkt entsorgen.

    Es geht immer noch eine Nummer schlimmer smilie



    Ein Dampfstrahler wirkt hier manchmal Wunder ! Habe weißes Lenkerband und
    wenns richtig fies aussieht gehts halt mit dem Dampfstrahler drüber smilie

    Gruß
    Karsten

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