Raus aus der Pubertät: Biken wird erwachsen

Darco Cazin ist ein stiller Bike-Visionär aus der Schweiz. Er ist Gründer der Firma Allegra Tourismus, baut Trails und berät Destinationen von Japan bis nach Nordamerika, vom Ötztal bis ins heimatliche Graubünden. Kaum einer, der mehr Einblicke in die Entwicklung der Bike-Branche hat und sie auch aktiv mit formt. Wir haben mit Darco zurück und nach vorne geschaut.


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Scheint ein guter Typ zu sein, interessantes Interview. Der Sport braucht mehr solche Köpfe!

Gerade der letzte Absatz hat es in sich, beim E-MTB muss ich auch stark schlucken. Aber ich denke, er hat da Recht...

"Worin liegen für Dich die größten Herausforderungen?
1. Das Image des Bikens außerhalb der MTB-Welt kann noch verbessert werden: Die Einstellung von Menschen, die nichts mit Biken am Hut haben, ist meist negativ geprägt. Wir werden erwachsen und müssen uns entsprechend verantwortungsvoll, aber auch entsprechend selbstbewusst präsentieren.
2.Dass wir uns nicht gegenseitig torpedieren! Weder untereinander – Enduro vs. XC oder MTB vs. EMTB – und auch nicht gegen Nicht-MTBler. Das richtet einfach einen sehr großen Schaden an."
 
Ich finde es gut, wenn mehr dafür getan wird, dass der Einstieg ins Mountainbiken erleichtert wird und dass die Angebotspalette breiter wird. Die Gefahr, dass nun vollkommen unsportliche, ungeniessbare Menschen auf einem Bike landen, schätze ich, Ebikes zum Trotz, eher gering ein. Früher war der Sport zwar selektiver, da man eine gehörige Portion Biss und Willen brauchte, wenn man richtig biken wollte. Aber wenn man sieht, wie sich das Angebot entwickelt hat, bedeutet das zunächst einmal, dass mehr Menschen Zugang bekommen, die vielleicht vorher keinen hatten und somit auch mehr Talent in den Sport fliesst. Allerdings kann man schon erkennen, dass gerade auf stadtnahen Trails, die nicht zu anspruchsvoll sind, dadurch die Besucherfrequenz enorm steigt. Zumindest hier in Zürich hatte ich im Sommer zeitweise das Gefühl, dass MTB zum echten Volkssport avanciert ist. Da lobe ich mir dann die Möglichkeit zur Flucht in die Berge. Denn überfüllte Trails bedeuten das Gegenteil von Flow und wenn wir mal ehrlich sind, dann sucht man als Biker doch eher die Nähe zur Natur, als den Aufenthalt in der Menschenmenge, oder? Für mich bleibt das also ein kontroverses Thema.
 
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Aktuell schießen ja die Flowtrails links und rechts aus dem Boden. Was sagst Du den Kritikern, die hier eine Verweichlichung des Bikesports ahnen?

Es gibt Tausende von Kilometern, die technisch anspruchsvoll sind. Die einfachen Trails sind immer noch eine klare Minderheit. Grundsätzlich finde ich, dass keiner richten soll oder den Bikesport für sich beanspruchen sollte. Es ist okay, wenn die Pioniere, die einst gegen alle Widerstände MTB gefahren sind, nun ihre Anerkennung wollen. Aber wer bestimmt denn, wer in die Berge oder auf den Trail gehört und wer nicht?

Für mich ist klar, dass sich das MTB-Angebot im Allgemeinen noch weiter in eine Richtung entwickeln muss. Und zwar in Richtung noch einfacherer Angebote. Und damit meine ich nicht nur das Level der Fahrtechnik, sondern auch die Zugänglichkeit und den Ablauf der Servicekette.
Diese Vorwürfe, dass der Bikesport verweichlicht wird, sind menschlich. Man kann sich aufregen und sich über andere stellen. Alternativ kann man es auch nur cool finden, dass neue Leute den Zugang finden und die Community bereichern.
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Der ist ja goldig. Er kritisiert, dass wir Biker uns gefälligst nicht über andere stellen sollen, weil wir technisch anspruchsvolle Trails wollen. Und zwei Sätze später stellt er sich selbst und seine Ansichten, wie Biken auszusehen hat, über uns. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich k... will, wenn ich so'ne heuchlerische Grütze lese. Genau solche Vögel braucht der Sport wirklich nicht - und ich bin ganz sicher niemand, der jeden Flowtrail verteufelt. :wut:
 
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...Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich k... will, wenn ich so'ne heuchlerische Grütze lese. Genau solche Vögel braucht der Sport wirklich nicht - und ich bin ganz sicher niemand, der jeden Flowtrail verteufelt. :wut:

Er lebt davon, was soll er schreiben? Seine Argumente sind aus seiner Sicht logisch nachzuvollziehen.
Wenn ich erlebe, wie meine Lieblingstrails in Davos immer glatter "gebügelt" werden, könnte ich mich auch aufregen,
das ist aber müßig, statt dessen sehe ich, daß nun festangestellte Trailpfleger die Trails unterhalten und sie natürlich für ein breiteres Publikum zugänglich machen, daß die schwarzen Trails zu roten Trails werden.
Aber es handelt sich doch nur um die Trails nahe der Bergbahnen, es gibt noch zig anspruchsvolle Wandertrails, die man erkunden kann und wo man auch kaum weitere MtBs findet.
Was wäre denn Deiner Meinung nach die Alternative für die bergbahnnahen Wandertrails, welche häufig von Mtbs frequentiert werden?
 
Der Mann hat schon recht. Machen wir uns nichts vor, in vielen klassischen Skidestinationen wird eine Abfahrtssportwelt nach Whistler-Vorbild entstehen oder die Region untergehen.

Und wer sagt das keine schwierigen Trails gebaut / erhalten werden? Man muss immer im Koopf haben das nicht die wenigen "Freaks" einen Park am Leben erhalten, sondern viele Gäste mit eher geringem können. Die Casual Rider sozusagen, im Wintersport ist es doch nicht anders.
Trotzdem hat jedes ordentliche Skigebiet auch einen dicken Funpark und schwarze Pisten für die Cracks. Win-win.
Und wer auf Einsamkeit steht macht es wie die (echten) Skitourengeher und meidet Lifte.
 
Er lebt davon, was soll er schreiben? Seine Argumente sind aus seiner Sicht logisch nachzuvollziehen.
Wenn ich erlebe, wie meine Lieblingstrails in Davos immer glatter "gebügelt" werden, könnte ich mich auch aufregen,
das ist aber müßig, statt dessen sehe ich, daß nun festangestellte Trailpfleger die Trails unterhalten und sie natürlich für ein breiteres Publikum zugänglich machen, daß die schwarzen Trails zu roten Trails werden.
Aber es handelt sich doch nur um die Trails nahe der Bergbahnen, es gibt noch zig anspruchsvolle Wandertrails, die man erkunden kann und wo man auch kaum weitere MtBs findet.
Was wäre denn Deiner Meinung nach die Alternative für die bergbahnnahen Wandertrails, welche häufig von Mtbs frequentiert werden?
Nein, Du hast schon recht. Und es ist aus seiner Sicht natürlich mehr als legitim, massentaugliche Trails zu fordern. Besonders, wenn man von der Entwicklung und dem Bau lebt. Das ist nur fair.

Ich rege mich auch nicht über die grundsätzliche Entwicklung auf - auch wenn ich mir bei bergbahnnahen Trails den einen oder anderen technisch anspruchsvolleren wünschen würde. Mich ärgert allerdings seine Aussage, niemand habe die Wahrheit für sich gepachtet, um uns dann zu verkünden, wie es sein müsste. Wo ist da der Unterschied zu denjenigen, die er kritisiert?

Vielleicht reagiere ich auch einfach etwas zu verspannt auf solche Widersprüche :D
 
Bei der Gelegenheit muss ich jetzt doch mal fragen was eigentlich mit einem MTBler gemeint ist?

MountainbikeLer?

Nennt man die, also uns alle nicht Mountainbiker, also eigentlich MTBer und ohne L?

Ich weiß es gibt größere und wichtigere Probleme, aber mich persönlich stört das jedesmal wenn ich MTBler lese. Und jetzt zum ersten Mal in einem News-Beitrag.
 
Gutes Interview - sachlich, fundiert und pragmatisch. Wenn man sich dazu dann ansieht was er bereits umgesetzt hat, ist das ein angenehmer Kontrast zu vielen anderen Leuten, die zwar so tun als würden sie jeden Tag das Rad neu erfinden und sowieso die Wahrheit für sich gepachtet haben aber in Wirklichkeit vor allem viel reden können ...
 
Mich würde interessieren was man in der Branche ca. verdient. Wenn das ganze auf einen professionellen Level gehoben wird dann brauchts Analysten, Risikoabschätzung uswusf. Ist das dann, gerade in der Wachstumsphase, überhaupt möglich so ein Personal auzutreiben?
 
War noch nie in einem Bikepark, und irgendwie zieht mich da auch nix hin. Für mich ist MTB immer noch sowas wie ""Freiheit,Abenteuer", draufsetzen, losfahren und sehen wie weit mann kommt und entdecken.Dagegen erinnern mich diese Parks irgendwie immer an Skateparks inklusive Posern, Angebern und Schlange stehen an der Rampe.
 
Cooler Artikel. Das das Geldinteresse da ist, ist nicht notwendiges uebel .... sondern zentral wichtig. In den letzten jahren hat der Bergtourismus am Schneemangel extrem gelitten. Der grund, dass Biken nun ueberall populaer wird ist nicht nur Freundlichkeit & Pestalozzitum .... sondern das trockene Resultat der Tourismusindustrie, die sich Alternativen zum Schneesport ueberlegen muss.

Zum Glueck fuer MTB Fahrer, denn das bildet ein starkes Lager gegenueber denen, die sich an Bikern extrem stoeren und am liebsten alle Wanderwege sperren wuerden.

Daher ist es auch zentral wichtig, den Verantwortlichen der Touribureaus und Bahnen zu zeigen, was sie ganz konkret an Moneten reinspuelen koennen. Auch wenn das unromantisch ist.

Das viele der neuen Trails Flowtrails sind, ist ebenfalls logisch ... sie sollen ja auch die zahlkraeftigen Normal MTBler anziehen und nicht nur das ueberschaubare Grueppchen von Technikprofis. Das ist aber zumindest in der CH aktuell kein Problem, da die meisten Wanderwege sowieso freigegeben sind fuer Biker und das Angebot an technischen Trails daher eh riesig ist.
 
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In den letzten jahren hat der Bergtourismus am Schneemangel extrem gelitten.

Hast Du dafür Belege, also so richtig mit Zahlen?
Möglicherweise stagniert das klassische Alpinskifahren; das Tourengehen z.B. boomt.
Das die Gästezahlen in Größenordnungen rückläufig wären, ist mir nicht bekannt.

das trockene Resultat der Tourismusindustrie, die sich Alternativen zum Schneesport ueberlegen muss.

Das wird nicht MTBiken sein. Die Touristen kommen wegen des Schnees, nicht um über braune Wiesen Rad zu fahren.
 
Lassen sich sicher finden. In der Schweiz ist der sinkende Schneetourismus in den Alpen ein Dauerthema in den Medien. Im Winter tauchen nun ein paar FatBike Sachen auf, aber da gehts schon eher um den Sommer. Aber auch die dortigen Zusatzeinnahmen sollen den Winter kompensieren. Ob aktuell auch das Schneewandern boomt, weiss ich persoenlich nicht.
 
War noch nie in einem Bikepark, und irgendwie zieht mich da auch nix hin. Für mich ist MTB immer noch sowas wie ""Freiheit,Abenteuer", draufsetzen, losfahren und sehen wie weit mann kommt und entdecken.Dagegen erinnern mich diese Parks irgendwie immer an Skateparks inklusive Posern, Angebern und Schlange stehen an der Rampe.
Gute Güte, was sollen diese überheblichen Vorurteile? Poser, Angeber? Ich denk´, du warst noch nie in einem Bikepark, was soll also dieses spießige Übertreiben?
Freiheit, Abenteuer? Könnte jetzt in deiner Manier ableiten, dass dir der Wald scheißegal ist, du dir illegale Trails ("Abenteuer") suchst und dem Biken an sich extrem schadest.
Die Jungs im Bikepark sind für die Wälder sicher gesünder.
Und wenn du dich doch mal hintraust, stellst du vielleicht fest, dass Bikepark mehr sein kann als Downhill und dass es dort auch eine ganze Menge (legal) zu entdecken gibt.
Wieso hast überhaupt so ein Poser-Bike (Fully) als Avatar? ;)
 
In der Schweiz ist der sinkende Schneetourismus in den Alpen ein Dauerthema in den Medien.

Das liegt am Preisniveau, nicht am Schneemangel.
Die Auslastung in den Skigebieten Österreichs und Italiens ist m.W.n. weiterhin gut. Die klassische Nebensaison im Januar z.B. gibt es bis auf wenige Ausnahmen kaum noch.

Aber auch die dortigen Zusatzeinnahmen sollen den Winter kompensieren

MTBiker helfen beim wirtschaftlichen Betrieb der Seilbahnen im Sommer. Ausfälle im Winter könnten sie schon mangels Masse nicht kompensieren.
 
Bikepark oder ned ist voellig subjektiv. Parks sind super, fuer jene, die suchen, was deren Trails bieten ... kontrollierte Hindernisse, "personenfreie" Bahn, gut angelegte Trails etc ... ist voellig legitim, das zu moegen und wollen.

Ich selber fahr lieber flowing durch die Pampa und geh auf Entdeckerreise.

Aber da ist weder das eine noch das andere besser ... lediglich eine individuelle Wahl, wie man mit dem MTB Spass haben moechte.
 
Scheint ein guter Typ zu sein, interessantes Interview. Der Sport braucht mehr solche Köpfe!
Ganz ehrlich. Ohne dieses Forum hätte ich nie von Darco gehört oder erfahren. Er scheint mir genau das zu verkörpern wovon ich "fliehe" wenn ich mich aufs Bike setze und durch die Natur radle.

Die Jungs im Bikepark sind für die Wälder sicher gesünder.

Blödsinn. Der Unterschied ist einfach der das in einem Bikepark eine bezahlte Putze den Müll wegräumt den die "Jungs" hinterlassen. Würden sich die selben "Jungs" in freier Natur einfach mal wie normale Menschen verhalten dann wäre das alles kein Thema.
 
Blödsinn. Der Unterschied ist einfach der das in einem Bikepark eine bezahlte Putze den Müll wegräumt den die "Jungs" hinterlassen. Würden sich die selben "Jungs" in freier Natur einfach mal wie normale Menschen verhalten dann wäre das alles kein Thema.
Ehrlich gesagt noch nie jemanden erlebt, der als Mountainbiker seinen Müll im Wald gelassen hat. Noch nie.

Was mir allerdings in den letzten Jahren bspw. rund um Saalbach aufgefallen ist, dass es genug "Destinationen" gibt die einfach keinen Plan haben wie Mountainbiken geht. Auf der Schipiste ist das klar - Pistenraupe am Abend, glatt ziehen und fertig ists. Das gleiche versuchen sie - mit größerem zeitlichen Abstand - am Trail. Da entstehen Trailautobahnen durch den Wald (und ich spreche da nicht vom klassichen Flowtrail), die nach einem Wochenende mit schlechtem Wetter zu einer ausgebombten Wüste verkommen. Aus dem ursprünglich flowigen Naturtrail wird so im Laufe der Zeit ein fader Holperweg. Zuerst fallen die natürlichen Bremsen weg - kleine Huckel, Kurven und so weiter - das Tempo steigt, irgendwann muss die Masse aber bremsen, und dort hats dann nur Bremswellen. Wenns schlimmt genug ist, dann kommt der Bagger und die Bremswellen werden flach gezogen, und der Zyklus beginnt von vorne.
Da braucht es Expertise - wobei ich mir nicht so ganz sicher bin, wie viel Ahnung manch ein "Experte" wirklich hat. Gerade die Frage des richtigen Gefälles wird glaub ich gnadenlos verfehlt - wenn man sich das so ansieht, dann haben die meisten Trails in den Parks im Schnitt so zwischen 10 und 15% Gefälle, aber für was Massentaugliches sollte man da unter 5% bleiben - wenn es steiler wird, dann muss der Trail durch seine Form bremsen. Und das betrifft auch durch teure Experten gebaute Trails (beispielsweise wieder mal Hinterglemm: Das Ende des unteren Buchegg-Trails ist eine einzige Katastrophe. 15% Gefälle und schnurgerade, im Winter ist das eine Skipiste).

Ein absolut gelungenes Beispiel für einen Flowtrail ist für mich die Petzen - ein sauschneller Funtrail, der auch für absolute Beginner Spaß macht (OK, ein bisschen lang vielleicht). Und so gut gebaut, dass er quasi keine Instandhaltung braucht!
Und ja, natürlich, das ist nur ein Trail. Eine gute Destination braucht viele unterschiedliche Trails.

mfg
 
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