Hallo Sebastian oder Rob, zu nächst Mal: Ist das ein Schreibfehler oder bist du wirklich der Meinung ich solle mich mit euch Mal "einen Monat" lang beschäftigen? Ist das eine Einladung mit euch Mal einen Monat zu Biken oder zu Filmen? Das währe ein Traum! Oder soll ich bei euch einziehen? Leider müsste ich das irgendwie plausibel unseren Kindern, meiner Frau und meinem Arbeitgeber erklären.
Mal im Ernst. Der Film den ihr da wieder einmal produziert habt ist von bestechender Qualität. Erstaunlich! Ich kenne euren Vimeo Blog sehr gut und auch lange. Aber im Kontext mit dem Reisebericht in dem dieser Film hier veröffentlicht wird, stimmt meiner Erfahrung nach einiges nicht.
Die Phrasen und die Argumente die du verwendest lassen erahnen, dass ihr Land und Leute eben nicht wirklich kennen gelernt habt. Welche Verschwörung bitteschön? Das was ich beschrieben habe ist leider Gottes der banale Alltag mit dem die Menschen dort fertig werden müssen. Was eigentlich auch jedem klar werden sollte der sich mit ein bisschen offenen Augen und Verstand durch das Land bewegt. Klar ist das ein Prozess dieses Landes, der wahrscheinlich unumgänglich ist, aber muss ich diese Strukturen als Touri mit zugekniffenem Hinterteil auch noch blind unterstützen? Wenn man als individual Tourist seine Reise vor Ort selbst organisiert (das dort sehr gut möglich ist) wie man von a nach b kommt oder jeden Abend die Lodge selbst aussucht und bezahlt, lernt man sehr schnell wer wirklich "local" ist und wer nicht. Weil man sich mit den Menschen auseinander setzen muss (will!).
Habe ich etwas von schlecht vorbereiteten Wanderern geschrieben? Habt ihr vielleicht ein Unwetter oder Erdbeben auf fast 4500 Metern Höhe bei einer Tour erlebt? Glück gehabt
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Also das mit den Halbgöttern... man, wart ihr nun da oder nicht? Also, du lebst als Kind abseits in einem Bergdorf in einem kleinen Steinhüttchen mit der ganzen Familie, das eine offene Feuerstelle hat die nur zum Kochen dient, die dann auch noch mit stinkenden und qualmenden Plastikflaschen beheizt wird, da natürliche Brennmaterialien in dieser Gegend äußerst knapp sind. Dein Vater und dein großer Bruder verdienen den Unterhalt als Lastenträger, in dem sie Wasser, Kekse und Holz etc. für die Touristen durchs Gebirge schleppen, da das mittlerweile einfach mehr einbringt als die Landwirtschaft. Du musstest mit ansehen wie deine kleine Schwester verkauft wurde, weil die Familie sonst nicht über die Runden gekommen währe.
Im Dorf gibt es zwei Lodgen in denen gibt es einen Fernseher auf dem siehst du Dinge aus einer anderen Welt, in der es endlosen Reichtum und keine Sorgen über das Morgen mehr gibt. Und ab und zu steht da wirklich einer vor dir, der sieht aus, wie einer aus der anderen Welt. Und der wirkt wirklich glücklich und der macht sich über nichts anderes nen Kopp, als darüber wo er als nächstes mit diesem Ding.. es soll wohl eine Art Fahrrad sein, mit dem man auch fliegen kann, runterbrettern kann.
Erschließt sich das jetzt ein wenig was ich damit meinte?
Was für ein Pamphlet! Ich bin eigentlich niemand der mit dem erhobenen Zeigefinger rummrennt, aber manchen Menschen muss man anscheinend mit nem Gabelstapler zum Denken verhelfen.
So zurück zur Kernaussage warum "Trailriding", so wie es hier dargeboten wurde nicht nach Nepal passt: Weil es den Menschen, ihrer Kultur und ihren alltäglichen Problemen einfach nicht entspricht. Ich erwähnte es glaube ich schon, die dünnen steilen unwegsamen Pfade werden Täglich von einheimischen Lastenträgern genutzt, die für einen Hungerlohn Dinge auf ihrem Rücken transportieren, die nicht selten ihr Eigengewicht erreichen. Wenn diese Pfade nun von Trailraidern zerfahren werden stellt das einfach ein erhöhtes Verletzungsrisiko für diese Menschen dar. Weiterhin sind die Berge dort heilig, das begehen von Fremden war dort ursprünglich nur mit Ausnahmegenehmigung gestattet. Die Einführung des gemäßigten Tourismus war dort nicht einfach, hat sich mittlerweile aber als gutes Standbein etabliert. Nun kommen fremde die reiten förmlich auf ihnen.
Achso, auf welchen Trail seit ihr denn bitteschön vom Boot aus auf dem Phewa Lake in Pokhara eingestiegen? Mit dem Fahrrad kommt man doch viel besser und schneller um den See rum als mit diesen rudimentären Paddelbötchen rüber.
Ich wünsche euch auch in der Zukunft bei euren Projekten viel Erfolg und Spaß. Ich werde auch in Zukunft eure schönen Filme betrachten. Aber ich werde mein Hirn nicht abschalten können