Thomas schrieb:
Aus Protest dem Festival fernzubleiben wird wohl von einigen Bikern
in Betracht gezogen, auch wenn dadurch letztlich die falschen getroffen werden.
Was denkt Ihr dazu?
Jetzt weiß ich gar nicht mehr, in welchem Thread ich antworten soll
Zunächst mal ganz wichtig: Alles, was wir hier diskutieren, steht unter dem Vorbehalt einer immer noch sehr unklaren Informationslage. Selbst die Substanz obigen Zeitungsartikels wird angezweifelt. Der Wortlaut der einschlägigen Verordnung und die Verlautbarungen diverser Offizieller widersprechen sich in nicht geringem Maße. Alles Nachfolgende stelle ich daher unter ein WENN, nämlich WENN alle Trails der Gemeinde Riva (bis auf ein paar Gartenwege) offiziell gesperrt sind...
Ja dann? Dann muss man sich erst mal folgendes klar machen. Die Gefahr, ein paar Euro Bußgeld loszuwerden, mag ja vernachlässigbar klein sein. Dennoch begeht der Biker mit dem Befahren eines verbotenen Trails eine Ordnungswidrigkeit, was (a) kommerzielle Touranbieter nicht verantworten können (b) auch dem Privatbiker im Falle von Versicherungsstreitigkeiten zum Strick werden kann (siehe dazu auch den sehr
illustrativen Beitrag von OZM).
Folgendes ist meine persönliche Meinung. Das Recht, die Natur zu besuchen, insbesondere, mit Bikes auf Trails zu fahren, hat für mich den Charakter eines Naturrechts. Das uns freilich auch Pflichten auferlegt, nämlich, sich gegenüber Natur und Mitnutzern möglichst rücksichtsvoll zu verhalten und die Schäden, die notwendigerweise durch unsere Nutzung entstehen, auf ein Minimum zu begrenzen -- auf ein Maß, das auch für eine langfristige Erhaltung der Natur tauglich ist. Vor diesem Hintergrund würde ich auch einzelne Trailsperrungen akzeptieren, wenn eine Übernutzung objektiv negative Folgen hat.
Eine generelles Bikeverbot ist damit allerdings in keiner Weise zu begründen. Was wir aktuell erleben, ist auch keineswegs der erste Fall, dass uns politische Akteure im Schulterschluss mit Wandererorganisationen zurückdrängen wollen. Und dabei (wahrscheinlich sogar unfreiwillig) eine gewisse Zermürbungstaktik an den Tag legen: Da mal ein Schildchen aufgehängt, dort mal ein Gesetz verschärft... Sind immer nur kleine Schrittchen, die viele jeweils mit einem Seufzen hinnehmen werden. Man kann ja noch ausweichen.
(Mich erinnert diese Entwicklung an das, was bei uns unter dem Euphemismus der Inneren Sicherheit passiert: Sukzessive werden uns Bürger- und Freiheitsrechte entzogen, keiner merkts, und am Ende ist der Totalitarismus nicht mehr aufzuhalten. Okay, vielleicht etwas schweres Geschütz an dieser Stelle...)
Einem schleichenden Entzug von Freiheitsrechten kann man wohl nur begegnen, indem die Sache mal eskaliert. Es ist schon traurig genug, dass Freiheiten vom wirtschaftlichen Gewicht abhängen sollen. Wir Biker haben dies nun aber mal, und sollten es gegebenenfalls auch einsetzen. Wohlgemerkt, noch ist die Informationslage zu unklar dazu. Aber wenn wir sehen, dass die Trailsperrungen real sind, müssen die wirtschaftlichen Konsequenzen deutlich werden. Wenn dann nur ein paar Prozent der Biker fernbleiben, kann von Deutlichkeit keine Rede sein.
Was die Organisatoren des Bike-Festivals angeht (upsolut in Partnerschaft mit bike et al.): Wer ist schon "unschuldig"? Auch die verdienen gutes Geld daran. Was auch ihr gutes Recht ist. Man muss aber auch sehen, dass sie als Großveranstalter keine Probleme haben werden, mit der Lokalpolitik Deals zu machen, so dass während der Veranstaltung alles legal befahrbar ist (und das hat noch nicht mal was mit Schmieren zu tun, sondern diese Ausnahme ist in der Verordnung vorgesehen). Sie sind also fein raus. Danach steht der Biker wieder alleine da. Da kann die "bike" noch so viele Nebelkerzen aufstellen.
Von dem Festival bzw. gar dem Trentino im Fall des Falles fernzubleiben wäre (nach meiner privaten Meinung) dann nur konsequent. Das ist nicht asozial. Jeder, der sich Unternehmer nennt, muss auch die politischen Rahmenbedingungen im Auge haben und dann auch dafür kämpfen, dass seine Wirtschaftsgrundlage nicht zerbröselt. Und diesen Kampf führt die "bike" allem Anschein nach nicht, im Gegenteil.