Komisch, dass vor Elchen keiner Angst zu haben scheint. Sind ja grundsätzlich auch alles andere als ungefährlich.
Stimmt.
In Alaska kommen mehr Menschen durch Elche als durch Bären zu Schaden:
Sie bewegen sich zwar öfter eher langsam, können aber auch gänzlich ungemütlich werden. Man mag es kaum glauben, aber in Alaska werden jedes Jahr mehr Menschen durch Elche als durch Bären verletzt.
Das dortige Ministerium gibt aus gutem Grund eindeutige Verhaltenshinweise aus.
https://blog.wwf.de/13-dinge-ueber-den-elch-von-caesar-bis-streusalz/
Hatte ich im Stadtarchiv in Freiburg gelesen.
Du findest viele Quellen aber auch mit eigenem Googlen, soweit die Archive digitalisiert und ins Internet gestellt werden. Die Welt im Mittelalter und früherer Neuzeit war nicht so idyllisch, wie Spitzweg sie immer gemalt hat. Mit etwas Mühe findest Du aber auch nach wenigen Mausklicks andere Quellen, die sich auf historische Daten berufen. Sogar in der Welt findet man das...
Ich möchte aber nicht googeln, wenn etwas von jemand anderem behauptet wird, sondern möchte gerne
die Belege sehen. Und zwar genau die erwähnten Belege und nicht welche, die aus der Frühen Neuzeit stammen.
Sonst ist das so, wie wenn ich sage, dass der Weißen Hai am Meeresgrund ein Nest baut, um dort seine Eier zu legen und auf Nachfrage bzgl. einer Quelle entgegne: "Also, wenn dich das interessiert, dann musst du schon selbst runtertauchen und nachschauen" oder ich zeige dir ein Vogelnest und sage "Schau, das sind auch Tiere und die legen Eier..."
Die vielen Ortsbezeichnungen bei uns sind direkt auf Gegenden mit Wölfen zurückzuführen. Das hat jetzt nichts mit trollen zu tun, sondern ist Geschichte.
Ja, aber das bedeutet noch nicht, dass dort auch wirklich Menschen zu Schaden gekommen sind.
Du weißt aber schon, dass es nach und während dieser Kriege kaum noch etwas zu essen gab und so auch alle Wildtiere erlegt wurden. Damit entzog man dem Wolf die Nahrung und er musste ausweichen. Das er Gefallen an Menschenfleisch gefunden hätte ist dann nur eine romatische Verklärung.
In der Zeit des 30jährigen Krieges taten sich übrigens auch Abdecker schwer damit, überhaupt an Tiere zu kommen, um ihrer Tätigkeit nachzugehen (obwohl es gesetzlich vorgeschrieben war, dass der Abdecker Tierkadaver abholen und verarbeiten musste) oder sie wurden von hungrigen Menschen überfallen.
Bei der Gelegenheit noch eine Zusatzinfo: Abdecker wohnten - berufsbedingt und wegen ihrer Stellung am Rande der Gesellschaft - außerhalb oder am Rand von Ortschaften, hielten ihre Hunde meist draußen und fütterten diese u.a. mit dem Fleisch der verendeten Tiere.
Meinst du, die hätten das so gemacht, wenn drum herum die Wölfe parat stünden?
In dem Artikel aus der Welt steht auch das hier:
Im Jahr 1744 unternahm der preußische Kammerpräsident von Stettin,
Georg Wilhelm von Aschersleben, eine Inspektionsreise durch Hinterpommern. Seine Beobachtungen hielt er in Akten fest,
die zu den wenigen sicheren statistischen Überlieferungen aus der Zeit gehören, in der der Wolf noch nicht das Lieblingskind von Naturschützern, sondern vor allem ein Raubtier war. Nach Aschersleben hatten Jäger in insgesamt fünf Wolfsjagden seit 1738 465 Wölfe erlegt. Im gleichen Zeitraum wurden 4294 Schafe, 2343 Gänse, 1858 Schweine, 1571 Pferde, 808 Rinder und 125 Ziegen als Opfer der Raubtiere gezählt.
Da befinden wir uns in der Mitte des 18. Jahrhunderts...das ist verglichen mit der Quellenlage aus dem Mittelalter eine komplett andere Liga, was die Qualität angeht.
Die Tollwut dürfte auch der Grund für die mythische Überhöhung der Wolfsgefahr gewesen sein. In der „Appenzeller-Chronick“ über das Jahr 1537 findet Andreas Deutsch den Eintrag: „Die Wölff thaten aller Orten grossen Schaden; ihr Biß war so gifftig, daß die davon verletzte Menschen wie die Wölffe heulen und sterben müssen.“ Von da war es nur noch ein kurzer Weg zum „werewulff“-Glauben, der Überzeugung, dass böse Menschen sich in ein mörderisches Wesen zu verwandeln pflegten. Der Verdacht, ein Werwolf zu sein, wurde damit auch zum Repertoire der Hexen- und Zaubereiprozesse.
Wie viele Menschen in historischen Zeiten in Mitteleuropa von Wölfen angefallen worden sind, ist unbekannt, resümiert Deutsch. Für Frankreich nennt der Historiker
Jean-Marc Moriceau die geschätzte Zahl von 10.000 Wolfsangriffen. Festzuhalten bleibt, dass die durch Geschichten, Märchen und dunkle Fantasien tradierte Furcht vor
Canis lupus doch ziemlich viele Gründe in der Wirklichkeit hatte.
Ich glaube schon, dass man sich damals vor dem Wolf gefürchtet hat, weil die Dinge, die passiert sind, eben immer weitererzählt wurden. Aber: Fast alle Beispiele, die in dem Artikel erwähnt werden, beziehen sich auf extreme Situationen - während oder nach Kriegen.
Außerdem fehlt mir die klare Einordnung: Auf welchen Zeitraum beziehen sich die 10.000
Toten Angriffe?
Es bleibt dabei, dass es auch bei vermeintlich historisch belegten Texten sehr einfach möglich ist, das Bild zu zeichnen, das gezeichnet werden soll.
Und auch um das noch einmal klarzustellen: Ich verharmlose nicht die Gefahr, die möglicherweise vom Wolf ausgehen kann. Mir ist aber wichtig, dass die Gefahr richtig eingeordnet wird und dass man sich darüber im Klaren ist, dass für eine für den Menschen gefährliche Situation schon wirklich viel zusammenkommen muss. Die Wahrscheinlichkeit ist schlicht zu gering für den Aufschrei, der produziert wird.
Ich möchte zudem noch einmal sagen, dass ich das, was dem Jogger passiert ist, extrem tragisch finde. Aber auch da wieder: Es ist jahrelang - trotz großer Bärenpopulation - nichts passiert. Nur ist "100 Braunbären im Trentino und kein Unfall - Bär und Mensch koexistieren weiter friedlich nebeneinander" eben keine Schlagzeile, die sich lohnt.
Mir ist völlig klar, dass der Jogger von den Jahren ohne Zwischenfälle nicht wieder lebendig wird und dass das der Familie keinen Trost spenden wird. Die Wahrscheinlichkeit ist eben trügerisch und letzten Endes lässt sich eine lange Zeit ohne Zwischenfälle immer in zwei Richtungen deuten: a) Jetzt war so lange Ruhe, da muss doch bald wieder irgendwas passieren... oder b) Jetzt war so lange Ruhe, das wird sicher auf absehbare Zeit so bleiben.
Egal, wie man das liest, ob halb volles oder halb leeres Glas: Wichtig ist, den Kontext nicht außer Acht zu lassen.