Hallo allerseits!
Wie kommt man als alter Sack (jetzt 35 Lenze) noch zum Mountainbiken. Diese Frage stelle ich mir immer wieder, und immer wieder komme ich zu dem gleichen Ergenbnis: Schuld war eigentlich nur die Garage.
Mein zweites Auto war (und ist immer noch) ein Ford Escort Cabrio Bj. 91. Dafür brauchte ich dringend eine Garage, da ich den Wagen nicht auf der Straße stehen lassen wollte. Wie das in dicht besiedelten Gebieten nun einmal so ist, sind Garagen Mangelware. Die nächste war 700m von meinem Elternhaus entfernt, aber dafür saugünstig.
Also fuhr ich jeden Tag mit meinem Treckingrad brav bei Wind und Wetter einmal hin und zurück. Meine Freunde belächelten mich deshalb ein bißchen.
1994 zog ich mit meiner jetzigen Frau zusammen und auf einmal war die Garage nicht mehr 700m entfernt, sondern 2,8Km. In Wohnungsnähe war keine Garage aufzutreiben und so entschloß ich mich einfach die alte zu behalten (die Garage natürlich). Was jetzt meine Freunde sagten, könnt Ihr Euch sicherlich denken. Oft war ich Ziel diverser Frotzeleien.
Ein Jahr später beendete ich mein Studium und fing in der Elektronik Entwicklung an zu arbeiten. D.h den ganzen Tag lang sitzen.
Ich war heilfroh, daß ich wenigstens das bißchen Bewegung vor und nach Feierabend auf dem Rad hatte, auch wenn es wettermäßig manchmal schon ganz schön ätzend war.
1997 wurde dann gebaut und seit 1998 gehe ich nun von der Wohnung direkt in die Garage.
Ziemlich schnell wurde mir klar, daß irgend etwas fehlte. Ich vermißte die tägliche Radelei richtig.
Dann fing ich an, mit meinem Treckingrad, meistens am Wochenende, größere und regelmäßigere Touren zu machen. Da ich schon immer nicht gerne auf der stinkigen Straße unterwegs war, ging es meistens durch Feld, Wald und Wiese. Ich merkte jedoch bald, daß ein Treckingrad nicht unbedingt den Anforderungen des Offroadfahrens gewachsen war, obwohl es sich ganz tapfer schlug.
Es setzte sich immer mehr der Gedanke nach einem neuen geländetauglichen fahrbaren Untersatz in mir fest. Ich ging ziemlich blauäugig an die Sache heran. Ich guckte mir die Prospekte, die in der örtlichen Presse zu finden waren an und blieb designmäßig irgendwie immer an dem gleichen Rad hängen. Leider war die Farbe mehr als bescheiden. Also guckte ich auf die entsprechende Homepage des Herstellers im Internet und da stand das Rad meiner Träume. Gleiches Design aber andere Lackierung ließen mich schnell alle anderen Optionen vergessen. Es war ein Katarga Proto Evo Comp Leider wurde dieses Rad in der Konfiguration nur innerhalb Österreichs vertrieben. Also faxte ich alle möglichen Shops in Österreich an, wo dieses Rad noch vorrätig sein könnte. Bei genau einem Shop hatte ich Glück.
Da wir (mittlerweile zu dritt) in dem Jahr Urlaub in den Dolomiten machten und der Shop noch genau auf der Strecke lag (Wörgl), holten wir das Rad auf dem Rückweg ab. Da ich von Ausstattung und Geometrie überhaupt keine Ahnung hatte und nur die Rahmengröße sicher wußte, war das ganze schon ein riskanter Kauf. Kurze Probefahrt auf dem Hof und ich nahm das Rad. Wie sich nachher herausstellte war die Ausstattung mehr als fair für den Preis und die Geometrie paßte perfekt.
Meine Frau war weniger erbaut von dem Kauf (alle Familienväter wissen sicherlich wovon ich spreche), da sie sich die eh schon knappe gemeinsame Zeit jetzt auch noch mit so einem Stollengaul teilen mußte. Ich glaube, da kommen richtige Eifersuchtsgefühle auf.
Als ich zum nächsten Frühjahr auch noch anfing mir einen Trainingsplan aufzustellen, hing der Haussegen oft schief.
Ich fing also sehr konsequent an mich zum Sklaven eines Stückes Papier zu machen, wie ich das oftmals zu hören bekam.
Ich muß oft an meine erste Trainingseinheit zurückdenken und dabei schmunzeln. Trittfrequenztraining im GA1- Bereich. Mein Puls schoß förmlich nach oben. Mit GA1 war ganz schnell Schluß. Etwas desillusioniert kamen mir immer mehr Zweifel am richtigen Training.
Aber nach ein paar Monaten spielte sich die ganze Sache einigermaßen ein. Zumindest schaffte ich im nächsten Gardasee-Dolomitenurlaub Touren, von denen ich nie gedacht hätte, daß ich diese jemals fahren könnte.
2001 wollte ich, natürlich nur zum Testen, meinen ersten Marathon bestreiten. Ich suchte mir dazu die kleine Runde in Willingen aus.
Damit ich nicht unvermittelt tot vom Rad falle und zur Beruhigung meiner Frau, ließ ich mich im Frühjahr einmal ordentlich vom Kardiologen durchchecken.
Verbessertes Training sollte mich unter die ersten 500 bringen. Aber daraus wurde leider nichts. 776er mit 3:30h. Ich habe noch nie so gelitten. Die Streckenverhältnisse waren katastrophal. Ich glaube, ich habe nicht einen einzigen überholt. Frustrierend war es, als nachher die Fahrer, die eine halbe Stunde später starteten, mich noch überholten. Völlig alle kam ich im Ziel an. Ich schwor mir: Nie wieder!
Wenn da nicht der GardenaStarbike gewesen wäre. Dies ist ein Marathon im Grödner Tal in den Dolomiten. Ich bekam eine Woche frei von meiner Familie und nutzte die Gelegenheit für einen Mountainbike Kurzurlaub. Doch der Marathon führte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Erfahrungen waren die gleichen, nur die Anstiege waren noch härter. Am ersten Anstieg mußte ich 5 Min. pausieren, weil ich absolut nicht mehr konnte.
Als es mir bei einem kleinem Lokalrennen im letzten Herbst ebenso erging, war klar, nächstes Jahr wird alles anders.
Das Training mußte verbessert werden. Ich kaufte mir ein Ergometer und stellte meinen Trainingsplan das erste mal komplett alleine zusammen. Die diversen Hausrunden wurden auf Gebiete mit mehr HM ausgedehnt. Mein Radl bekam eine Schlankheitskur und speckte so 2Kg ab. Mittlerweile sind nur noch ein paar Originalteil vorhanden.
Als großes Ziel plante ich eine 6-tägige Rundtour durch die Dolomiten und als kleinen Test wollte ich noch einmal in Willingen starten, um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben.
Für Willingen schraubte ich meine Erwartungen diesmal nicht zu hoch. Ich wollte unter die ersten 60% landen. Und siehe da, alles lief perfekt. Ich steigerte mich bei ähnlichen Streckenverhältnissen wie 2001 um 42 Min. und wurde 275er. Ich habe mich riesig gefreut.
Jetzt konnte die große Dolomitenrunde kommen. Je mehr die Tour sich jedoch dem Ende neigte, desto mehr hatte ich zu leiden. Jeder Höhenmeter wurde immer beschwerlicher und mancher zur Qual.
Aber wie bei allen solchen Unternehmungen entschädigen die Ausblicke und das gute Wetter für all die Strapazen.
Ich schaffte es sogar noch mit nur 36 Std. Regeneration zum 2. Mal den GardenaStarbike mitzufahren. Und mit dem Ergebnis war ich ebenfalls sehr zufrieden.
Am 20.10. steht noch das kleine Lokalrennen an, auf das ich mich noch einmal intensiv vorbereitet habe und wo ich echt heiß drauf bin.
Wie auch immer, die nächsten Wettkämpfe für 2003 sind bereits angedacht und es wird auch wieder eine große Runde durch die Dolomiten geben.
Nach wie vor ist meine Begeisterung für diesen Sport ungebrochen und für 2004 liebäugel ich sogar mit der Transalp Challenge. Aber davon habe ich meiner Frau noch nichts erzählt. Die zeigt mir wahrscheinlich einen Vogel oder läßt mich direkt in die Klapse einweisen.
Das ganze Unternehmen wird auf alle Fälle nicht einfach werden, da es, wie allgemein bekannt, sehr schwierig ist einen Startplatz zu bekommen und zum anderen bin ich bei allen meinen Unternehmungen immer alleine unterwegs und müßte erst einmal einen gleichwertigen Partner finden, der genauso bekloppt ist wie ich. Und dann ist da noch meine Frau....
Die Resonanz im Freundes- und Bekanntenkreis ist im Bezug auf mein neues Hobby mittlerweile geteilt. Teilweise Bewunderung und teilweise Unverständnis, wie jemand soviel Zeit in eine Sache stecken kann. Aber das sind dann Leute, die selber den Allerwertesten nicht hoch bekommen.
Klar, das Training schränkt ein, aber nur zu Lasten von Fernsehabende und den einen oder anderen unwichtigen Zeitvertreib und ehrlich gesagt vermisse ich das nicht.
Gruß
Michael