Hallo Leute,
wie angekündigt habe ich das Lehnerjoch diesen Sommer mit dem Bike gemacht. Hier eine kurze Zusammenfassung der Befahrung:
Im Prinzip haben wir was das Gelände betrifft keine großen Überraschungen erlebt und alles gestaltete sich so, wie ich es nach meiner Google-Earth-Begutachtung (siehe meinen vorherigen Beitrag) erwartet hatte.
Die Auffahrt ab Zaunhof bis zur Ludwigsburger Hütte ist kein Problem und erfolgt auf einem Schotterweg. Immer wieder kreuzt ein Pfad diesen Schotterweg, der jedoch als Abfahrt vermutlich nur für sehr gute Techniker (schätzungsweise S4) fahrbar ist. Genaueres kann ich dazu nicht sagen, da wir ihn immer nur von der Schotterstraße aus gesehen haben. Vor allem im Wald sah er extrem aus. Oberhalb der Baumgrenze könnte er (natürlich nur bergab!) eher machbar sein.
Auch nach der Hütte folgt man im Aufstieg der Schotterpiste, welche einfach fahrbar ist und erreicht so bald eine Linkskehre auf ca. 2225m. Kurz nach dieser den gut sichtbaren Pfad nach rechts nehmen! (ACHTUNG: Nicht dem ebenfalls weiter ansteigendem Schotterweg zu einer kleinen Schafalm folgen, dieser endet bald im Nirvana!). Ab dem Abzweig des Pfades auf diesem bis zum Lehnerjoch bergauf schieben. Die Wegfindung stellt keinerlei Probleme dar, Tragen ist nicht nötig, man kommt gut mit Schieben bis oben hin. An Fahren ist aber nicht zu denken, da das Gelände zu steil ist. Insgesamt sind es ca. 270hm zum Schieben. Wirklich kein Problem.
Am Joch angekommen genießt man erst mal das nette Panorama, ehe es dann auf die Abfahrt in Richtung Ötztal geht. Oben ist der Weg recht bröselig, aber deutlich erkennbar. Ich würde sagen zwischen S2 und S3 auf den ersten paar Metern, dann S2. Der Trail zieht kurz nach rechts bevor er dann nach links zu einem kleinen Bergsee und einem Bach hinunter führt. Etwa gute 400m nach dem See macht der Weg einen Linksknick und führt leicht bergauf. Diesem kleinen Anstieg folgt man ca. 20hm und verlässt den Weg dann nach rechts auf einen Grashügel. Der existierende Weg würde wieder berauf führen! ACHTUNG: Ab hier existiert der in der Karte eingezeichnete Weg ins Tal nicht mehr. Diese Info haben wir uns auch von einem Bergbauern, der wir später trafen, bestätigen lassen. Man überquert also die Kuppe des Grashügels und steigt weglos und steil in Richtung Talbach ab. Ab der Hügelkuppe ist jedoch schon die Alm, bis zu der die Schotterstraße aus dem Ötztal hochführt, zu sehen. Die Orientierung ist also bei guter Sicht kein Problem. Den Fluss nicht queren, sondern links davon in Richtung Alm absteigen. Weiter unten findet man immer wieder Wegspuren und teilweise wild im Gestrüpp verstreute Wegmarkierungen. An Fahren ist nur an sehr wenigen und kurzen Stellen zu denken. Spass macht es keinen. Ab der Graskuppe (ca. 2360m) bis zur Alm (ca. 2060m) ist demnach großteils Schieben angesagt. Ab der Alm rollt man jetzt wieder auf Schotter bergab bis zur nächsten Alm.
Bei unserer Befahrung dann der Schock: Die Wegtrasse des Schotterweges wurde durch einen riesigen Hangrutsch völlig vernichtet. Ein Passieren war mit bestem Willen nicht möglich. Allerdings waren die Bauarbeiten schon im Gange, sodass der Weg kommende Saison wohl befahrbar wäre. Aber die Schotterabfahrt wäre sowieso langweilig... Wir erkundigten uns an der zweiten Alm nach einer Alternativvariante ins Tal und entdeckten so einen ganz netten Trail. An der zweiten Alm folgt ihr hierfür nicht der Piste, die rechts über den Fluss geht, sondern bleibt links des Flusses. Schon kurz darauf zweigt nach rechts in Richtung Fluss runter ein schöner Trail ab. Dieser ist sehr gut fahrbar (S0-S1), wenn auch stellenweise sehr steil und spuckt euch irgendwann auf der Schotterstraße aus. Wir konnten so den Hangrutsch umfahren. Die letzten Höhenmeter runter ins Ötztal muss man auf der Schotterpiste vernichten.
Fazit:
Das Lehnerjoch hat mir in der Auffahrt sehr gut gefallen. Auf der Schotterpiste hat man eindrucksvolle Tiefblicke ins Pitztal, da die Bergflanke der steil ist. Die Schiebepassage bergauf ist kein Problem. Auch das erste Stück der Abfahrt bis zur Graskuppe ist zwar schwer, aber ganz nett. Der dann folgende steile Abstieg bis zur Schotterpiste macht mit dem MTB weder Sinn noch Spass, ist aber nicht allzu lange (300hm) und geht auch vorbei. Der Trail nach der zweiten Alm macht dieses Schiebestück aber schnell vergessen. Er ist sicherlich auch kein Traum-Trail aber doch ganz nett zu fahren. Wer also einen leichteren Übergang vom Pitz- ins Ötztal als das Pitztaler Jöchl sucht, für den macht das Lehnerjoch Sinn. Das Panorama lässt wenige wünsche offen. Insgesamt mind. 500hm schieben (hoch und runter) muss man dafür aber in Kauf nehmen.
Die Gegenrichtung würde mit dem MTB wohl mehr Sinn machen: Hier wäre ab dem Ende der Piste ca. 400hm bis zum Joch zu schieben, dafür dann aber die gesamte Abfahrt Richtung Pitztal fahrbar. Zuerst auf Trail, dann auf Schotter.
Ich hoffe ich konnte euch mit der Beschreibung etwas weiterhelfen
ghostracer