Die Beschreibungen der Landschaft Albaniens und der Gastfreundschaft klingen toll. Aber was mir negativ auffällt: Der Autor scheint geradezu zwanghaft darstellen zu müssen, dass es in Albanien trotz Armut glückliche Menschen gibt. Er vergisst nur leider eines: Armut und Konsumverzicht sind nicht dasselbe. Wer arm ist, verzichtet nicht freiwillig. Wenn er dann trotzdem glücklich wirkt, ist das toll.
Aber in vielen Fällen dürfte es wohl eher ein Arrangieren mit der eigenen Situation sein. Wer ist schon wunschlos glücklich, wenn im Alter die Hüfte kaputt ist, aber im Traum kein Geld für ein künstliches Gelenk da ist? Wer ist schon komplett zufrieden, wenn er weiß, dass jedes größere Unwetter den Verlust der eigenen Behausung bedeuten kann (z.B. Blitzschlag)?
Dazu kommt noch die völlig emotionslose Schilderung, dass man beim Freund vom Mafiaboss übernachtet hat und der einem zum Abschied noch den roten Teppich ausgerollt hat. Das kann man natürlich vorher nie ganz wissen, aber man hätte man ja mal schreiben können, was das für innere Fragen für den Hotelgast aufwirft.
(Oder halt den Teil ganz weglassen, weil eh nicht mehr zu ändern.)
Ein Urlaubsbericht soll ja nun kein soziolgisches Essay sein, aber mit den zahlreichen Erwähnungen der Armut bleibt am Ende das Gefühl: Man will sich einreden, dass es kein Problem ist, dass die Albaner durchschnittlich arm sind und wir Bewohner Mitteleuropas vergleichsweise reich. Sie sind ja trotzdem happy und wir nach dem Urlaub auch. Also alles in Butter, oder?