Ich kenne mittlerweile so viele Leute, die sich verletzt, herabgesetzt, beleidigt, gekränkt fühlen.
Es fällt zunehmends schwer(er), immer und überall aufzupassen, niemanden zu beileidigen, kränken etc.
Das alleine wäre ja noch nicht schlimm, denn wenn ich so jemanden um mich habe, gebietet es mir ja ohnehin der Respekt, vorsichtig zu sein.
Das eigentliche Problem sind jene, die immer und überall ihr weltverbesserisches Gutmenschentum heraushängen lassen und sofort, ohne Mandat, sich anmaßen, als Stellvertreter der anderen, angeblich Beleidigten, einschreiten, maßregeln und maximale Empörung zeigen zu müssen.
So oben: Ich erzähle, daß ich einen Sinto oder Rom treffe, und er mir sagt, er findet den Begriff Zigeuner nicht schlimm, solange er nicht negativ besetzt benutzt wird. - Und ja, er war einer der zahlreichen Menschen, die vor 85 Jahren verfolgt wurden und hat in dieser Zeit unmenschlich schlimmes erleiden müssen.
- Aber selbst das ist für Gutmensch kein Argument. - Der Begriff ist schlimm, der Begriff ist schlimm, der Begriff ist schlimm. Wahrscheinlich auch, wenn ein Zigeuner sich selber so nennt (und auch davon gibt es nicht wenige!). - Das ist sehr eindimensionales Denken eines vermutlich eckigen Kopfes, in dem das Denken die Richtung nicht wechseln kann.
Ich finde zumindest Begriffe wie Zigeunerschnitzel nicht als irgendwie problematisch (aber ich ziehe mir die Hose auch nicht mit der Kneifzange an); wenn ich hingegen jemanden von der entsprechenden Volksgruppe treffe, werde ich mich hüten, sie oder ihn so zu nennen. Da muß man erst einmal sondieren, was genehm ist.
Aber ich bin auch in einem Umfeld aufgewachsen, welches zwar nicht völlig frei von Vorurteilen war, aber zumindest frei von Haß und Abneigung gegenüber "anderen". Das Z- wie das N- Wort habe ich im Elternhaus nie als Abwertung gehört.
Und in der Schule - nicht alles war dort rosig, aber: - waren wir bunt gemischt nach Religionen, Hautfarben und Nationalitäten; dort hat das alles nicht im mindesten interessiert. Grüppchen haben sich nach Sympathien gebildet, aber nicht nach Herkunft oder ähnlichem.
Andere sind in dieser Hinsicht sicher anders sozialisiert. Wer damit aufgewachsen ist, daß Menschen ihrer Herkunft oder Andersartigkeit wegen in Schubladen gesteckt und als Abschaum betrachtet werden (Beispiel: Kommunist!!), oder wer ein Umfeld hatte, in welches sich nie ein Mensch anderer Herkunft oder Hautfarbe verirrt hat, der muß natürlich hinter jedem Begriff eine böse Absicht oder eine damit verbundene negative Konnotation vermuten. - Kann ja kaum anders sein, wenn man die Welt immer nur von außen betrachtet, oder es daheim so gelernt hat, gelle?