Erstmal fetten Dank an
@nuts @BommelMaster und
@Sackmann für den gelungenen und informativen Stammtisch.
Habe mir den gestern als Ganzes reingezogen, anstelle eines Spielfilms oder so.
Und als Dessert eine halbe Stunde mit Aaron Gwin und
@Grinsekater über den
Kenda Pinner Pro. Auch sehr interessante Einblicke.
Und nun, ich hoffe, ich langweile niemanden mit meinem nachfolgenden Monolog/Geplauder aus dem Nähkästchen.
I-Beam hat das Hauptproblem, dass die Sättel viel zu steif sind, um Komfort zu bieten.
...
Am Downhiller fahre ich selbst I-Beam, da ist es auch Ok und immer noch verbreitet.
Unsere beiden Aurum HSP scheinen Zwillinge zu sein.
Meins hat auch I-Beam. Einwandfreie und robuste Lösung am DH-Bike, aber def. nicht zum Treten, da tut dir der Arsch schon beim Anschauen des Sattels weh...
Gute Antisquatwerte bei gleichzeitig kaum Pedalrückschlag ist ein sehr großer Vorteil und da sind sie besser als alle anderen Systeme. Auch auf der Bremse überzeugen sie, wie Sackmann im Video auch richtig sagt (und auch wenn die Verfechter von 4 Gelenkern einem über Jahre versucht haben einzubläuen, dass Stempeln negativ ist. Spätestens bei einer nennswerten Prozentzahl von Gefälle ist genau das falsch).
GT fährt aktuell ein DH Bike mit Viergelenker und Umlenkrolle. Über das Thema High-Pivot-Kinematik habe ich mich ne Weile mit
@giaco77 ausgetauscht. Ziemlich interessant und lehrreich für mich. Er hat sich beim
Kavenz VHP16 bewusst für einen Viergelenker anstatt Eingelenker entschieden, weil ihm dieser konstruktiv die Möglichkeit gab, einen hohen Antisquat mit wenig Pedalrückschlag und weitgehend neutralem Antirise von knapp 100 zu realisieren. (Der HP Eingelenker liegt deutlich über 100, d.h. hockt sich beim Bremsen hinten rein.) Hinzu kommen beim Kavenz eine deutlich, aber nicht zu extrem rückwärtige Raderhebungskurve und die gewünschte Progression von 30%. Dahinter steckt die Überzeugung, dass dieses Konzept breitbandiger ist und sich besser für ein Enduro eignet als die extremere Lösung eines HSP, die an einem DH Bike aber durchaus Sinn macht.
Ich denke sie werden im High-Endbereich mehr auftauchen, bei der Masse der Bikes in den Shops eher nicht.
Und wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass bei der Masse der Bikes in den Shops immer ein E vorne dran steht, dann erst recht nicht.
Ich bin gespannt, was Norco als Nachfolger des Range rausbringen wird. Konventioneller Viergelenker wie Optic, Sight & Co., mit aktueller Geo und 170 Federweg? Oder trauen sie sichtatsächlich und bringen ein HSP Bike wie das Aurum im EN/FR Bereich?
Wenn ein grösserer Hersteller sowas bringt, könnte das eine Initialzündung werden, das Konzept für einen breiteren Markt reif machen und weitere von anderenHerstellern nach sich ziehen. Ich fänd's reizvoll und sehr interessant, fürchte aber, dass am Schluss doch ein Konzept realisiert wird, das man der Masse nicht erst erklären muss, damit's akzeptiert wird. Und das günstiger produziert werden kann.
"Bremsstempeln" war eines der Hauptargumente von Horst-Link oder4 Gelenkern vs. Eingelenkern. Wer schonmal ein Aurum HSP oder ein Druid im schweren Gelände bergab hinten angebremst hat, der wird verstehen, was ich meine. Das Ding ist dermaßen stabil auf der Bremse und hat irrsinnige Traktion.
Und vom quasi nicht vorhandenen Pedalkickback bei schnellen Schlägen bei hoher Geschwindigkeit wollen wir gar nicht erst reden.
Dazu paar laienhafte Überlegungen/Beobachtungen von mir: Beim Bremsen (steil) bergab wirken verschiedene Kräfte auf Fahrer und Bike. Die Bremskraft zieht an den Radauflagepunkten nach hinten oben, die Massenträgheit (und Schwerkraft) schiebt/drückt dabei das Bike und insb. den Fahrer nach vorne unten. Als Folge federt die Front ein, das Heck entlastet und federt aus. Niedriger Antirise verstärkt das Phänomen am Heck, verursacht es aber nicht allein. Ein hoher Antirise hingegen lässt das Heck tiefer gehen und führt dazu, dass trotz eintauchender Front (LSC!) eine gute Geometriebeibehaltung stattfindet. Je mehr FW, desto wichtiger. Durch den hohen Antirise verliert man hinten beim Bremsen etwas Federweg. An der Front in dieser Situation aber auch, so oder so. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die durch den hohen Antirise stabiler bleibende Geo dazu führt, dass auch die Front etwas weniger eintaucht, da weniger Schwerpunktverschiebung stattfindet? Jedenfalls, das Bike als Ganzes geht tiefer, das Rear Center verlängert sich (HSP), die Fuhre wird sehr stabil. Durchaus hilfreich, wenn du im nächsten Moment die Bremsen lösen und das Bike in den Anlieger am Fuss des Abhangs reinknallen möchtest.
Den Konzeptvergleich habe ich quasi im Haus. Aurum HSP, Eingelenker mit hohem Drehpunkt und Umlenkrolle, sehr hoher Antirise. Madonna V2, Viergelenker, niedriger Antirise. Beides geniale Bikes.
Laufenlassen können beide gut. Das Verhalten beim Bremsen ist aber deutlich unterschiedlich. Mit dem V2 lässt sich z.B. auf langgezogenen Wiesenkurven, rutschigen Offcambers usw. gut kontrolliert am Heck etwas mitbremsen, die Hinterbaufederung bleibt dabei sehr aktiv und die Traktion hoch. Körperschwerpunkt kann weitgehend bleiben, wo du auch ohne Bremse stehen würdest. Beim HSP sollte man da schon eher aufpassen. Vorher anbremsen lautet die Devise. Das auf der Bremse tiefer gehende und länger werdende Heck kann einem in Schräglage bei fehlender Gewöhnung sonst schon mal einen unbeabsichtigten Gripverlust am Hinterrad bescheren. Am HSP musst leicht nach hinten, darfst dabei aber nicht vorne zu sehr entlasten. Richtige Körperposition etwas anspruchsvoller. Zum mitbremsen (Angstfinger
) ist das Bike halt einfach nicht gedacht. Jedoch kann man dieses Bremsverhalten zu seinem Vorteil einsetzen, wenn man irgendetwas hat, wo man das Bike/Heck in der Kurve anstellen kann. Mit nem Bremsimpuls kannst das Heck andriften und dynamisch in die Kurve, den Gegenhang o.ä. reinknallen lassen (an dieser Stelle ein Video von Blenki mit dem HSP schauen. So wär's dann, wenn man fahren könnte.
)
Jedes Bikes ist ein Kompromiss - jedes Kozept ist ein Kompromiss - aber HP Bikes sind schon echt interessant. Und so haben sie es jetzt mit neuen Fertigungstechniken und neuen Technologien geschaft, wieder salonfähig zu werden.
Z.B. eine zuverlässig funktionierende Kettenführung ist heute kein Thema mehr. Vor 20 Jahren konnte dir jeder DH Racer entnervt ein trauriges Lied darüber singen. Damals reichte es, ein simples aber zuverlässiges Bike zu haben, um ein gutes Bike zu haben. Mit so viel Unzulänglichkeiten war die Zeit möglicherweise einfach noch nicht reif, dass sich technisch bessere Konzepte zwangsläufig durchgesetzt hätten. Beispiel Orange 222, Greg Minnaar und Steve Peat hat das Ding damals zum Erfolg geführt. Weil's simpel war, nicht weil's besser war. BTW, mich hat's nicht zum Efolg geführt
, aber es war mein erstes DH Bike, das zuverlässig funktioniert hat und nie gebrochen ist. K.I.S.S.
Mit neuen Technologien werden immer auch mal wieder alte, vergessene Konzepte wieder auferleben, da sie in früheren Zeiten einfach nicht die passenden Rahmenbedingungen hatten, oder einfach "zu" anders waren.
Exakt. Auch wenn viel gejammert wird, über Geos, über Fahrwerke, Bremsen, Schaltungen, Reifen, über Preise sowieso... heutige Bikes sind fantastisch gut geworden. Womit innovative Konzepte interessant werden, um wieder einen Unterschied zu schaffen.
Bei 29" macht's halt auch mehr Sinn als bei 26". Viel Unterschied zur Raderhebungskurve eines alten Orange wird's auch nicht haben.
WTF!?
Wo hast du das her? Das ist
mein altes Patriot 7+ .
Aus heutiger Sicht hätte man durchaus probeweise mal die Kette
über die obere Leitrolle der KeFü laufen lassen können.
Am Patriot ging's noch, am 222 war der SDP noch weiter oben/vorne. Grössere Sprünge mit flachen Landungen haben dir mit dem Pedalrückschlag schon mal tüchtig einen reingehauen.
Ich kann mich erinnern, dass der Holger Katz (später bekannt mit Katz Bikes) damals schon mit ner Umlenkrolle z.B. an seinem Hot Chili Warp (?) herumexperimentierte und bei den Rennen immer mal wieder mit ner neuen Tüftelei aufkreuzte. Ich war da wohl eher simpel gestrickt und wenig technikaffin, aus heutiger Sicht habe ich kaum was hinterfragt. bin z.B. auch ewig zu kleine Rahmen gefahren, aus nem seltsamen, nie zur Diskussion gestellten (Irr)Glauben heraus, für bergab müsse ein Bike handlich und agil sein. Aber immerhin, die zu steile, hohe und kurze Geo des 7+ ist sogar mir dann mal aufgefallen. Der aufmerksame Beobachter erkennt auf dem Bild die abgeschnittene hintere Dämpferaufnahme mit nach hinten versetzter Bohrung. Tretlager kam damit auf 365mm runter (!), Lenkwinkel ca. 64°. Kettenstreben blieben lang, Reach noch kürzer als eh schon. Aber ich glaube, mit dem Ding habe ich bis heute meine anspruchsvollsten Spitzkehren gefahren. Das fuhr mit dieser Geo quasi von selbst auf dem Vorderrad.
(Verdammt, jetzt reut's mich, dass runtergenudelte Ding irgendwann entsorgt zu haben. Ne prima Wand-Deko wär's immer noch...
)