Nachwuchsproblem in Deutschland: Europameister Zwiehoff meldet sich zu Wort

Die Zukunft des deutschen Mountainbikespitzensport beschäftigt viele Menschen: Unser kürzlich erschienene Artikel schlägt hohe Wellen. Nicht nur die User setzen sich mit dem Thema auseinander, auch unter Sportfunktionären und Sportlern wird das Thema heiß debattiert. Mit Ben Zwiehoff meldet sich nun ein Nachwuchssportler zu Wort, der einen großen Erfahrungsschatz in der Talentförderung vorzuweisen hat.


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Ich bezweifle stark, dass es die Gebührenordnung des BDR ist, die Nachwuchsfahrern den Weg verbaut.
Ob man bis zur U15 oder U17 überhaupt zwingend einen Lizenzbetrieb braucht oder nicht sei mal dahingestellt, aber die Kosten die sich durch Material, Sprit und Co ergeben, liegen sehr viel höher in einer Saison als die Kosten für die Lizenz und eine entsprechende Vereinsmitgliedschaft.

MTB'er sind Individualisten und von Hause aus wenig organisiert. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Ich kenne im Verhältnis wenige in Vereinen organisierte Biker aber keinen einzige nicht im Verein organisierten Tennis-, Volleyball- oder Handballspieler. Gibt's bei Dir im Ort keinen Handballverein sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Du den Sprung in die DHB-Auswahl schafst rapide. Welche Gebühren der DHB dabei von seinen Vereinen verlangt, spielt da eher keine Rolle.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Am Ende sind es (über?) motivierte Eltern, welche Training und Wettkampfbetreuung für die kleinen übernehmen müssen. Die Kommerzialisierung des Wettkampfbetriebes tut ihr übriges. Einen Wettkampf auszurichten bedeutet aber eine Heidenarbeit und ohne Vereine, findet sowas eben nicht statt.

Wie sieht denn die Vereinslandschaft in den Lädnern aus, die hier und im Nachbarfaden als Positiv-Beispiele benannt wurden?

Warum sollte die U15-17 nicht eine Lizenz bekommen? Ich denke, da wird einfach unnötig seitens des BDR limitiert.
Bezüglich Material ergibt sich auch in jungen Jahren schnell ein Sponsor, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

MTBer sind nicht zwingend Individualisten. Diese Ist-Situation ist doch ein Ergebnis der Randstellung MTB innerhalb des BDR und der Verbände. Die Strukturen gibt es in der Tat bei Handball. Ich wohne selber in der Stadt mit dem besten deutschen Verein ;-) (THW) und hier wird Nachwuchsarbeit gross geschrieben.

Nochmal...ich bin mit Dir d'accord, dass die Hauptarbeit von den Eltern kommt aber so muss es nicht sein. Ich weiss jedenfalls von Dänemark z.B., dass hier die Nachwuchsarbeit einen höheren Stellenwert hat, als hierzulande und immer wieder neue starke Fahrer sich hier hervortun. Ich kann daran auch nichts ändern...leider. Es ist schon so schwer genug, ein paar aktive Menschen innerhalb eines Vereins für die Basisarbeit zu mobilisieren.
 
Der Vergleich mit Volleyball oder Handball ist jetzt nicht dein Ernst??

Hab auch mal ohne Verein Handball gespielt. War voll geil! Hab gewonnen.... :rolleyes:
Natürlich ist das mein Ernst. Worauf ich hinaus will. Um Handball, Tennis oder sonstwas zu spielen brauchts ne Halle, einen Platz oder ähnliches und vor allem eine Mannschaft oder wenigstens einen Mitspieler. Zum Biken brauchst nichts, außer deinem Rad.
Daher gibt's für die meisten überhaupt keinen Grund sich in irgendeinem Verein zu organisieren. Für die Jugendlichen noch viel weniger.
 
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Warum sollte die U15-17 nicht eine Lizenz bekommen? Ich denke, da wird einfach unnötig seitens des BDR limitiert.

Es geht nicht drum, dass die U15-17 keine Lizenz bekommen soll. Die Frage ist, ob es notwendig ist. Muss ein Jugendlicher zwingend ne Lizenz haben um an Rennen teilnehmen zu können? Bin mir da nicht sicher.
In unsrem Verein haben wir die meisten Talente bei den Jedermannrennen (haben jedes Jahr zwei selbst ausgetragen) "entdeckt". Die hätten sich nicht erst ne Lizenz gezogen um dann an nem Spaßrennen teilzunehmen. Die wussten bis zu diesem Moment noch gar nicht, dass sie potenzial haben wenige Jahre später in der Bundesliga zu starten.

Was den Individualismus angeht widerspreche ich dir. Das hat imho nichts mit dem BDR zu tun. Die meisten MTB'er kennen den BDR gar nicht, weil sie keine Berührpunkte mit ihm haben. Auf der Straße sieht die Sache etwas anders aus, ist aber eben auch ein anderes Klientel. Auch ist auf der Straße historisch gewachsen der Wettkampfbetrieb viel etablierter.
 
Es geht nicht drum, dass die U15-17 keine Lizenz bekommen soll. Die Frage ist, ob es notwendig ist. Muss ein Jugendlicher zwingend ne Lizenz haben um an Rennen teilnehmen zu können? Bin mir da nicht sicher.
In unsrem Verein haben wir die meisten Talente bei den Jedermannrennen (haben jedes Jahr zwei selbst ausgetragen) "entdeckt". Die hätten sich nicht erst ne Lizenz gezogen um dann an nem Spaßrennen teilzunehmen. Die wussten bis zu diesem Moment noch gar nicht, dass sie potenzial haben wenige Jahre später in der Bundesliga zu starten.

Was den Individualismus angeht widerspreche ich dir. Das hat imho nichts mit dem BDR zu tun. Die meisten MTB'er kennen den BDR gar nicht, weil sie keine Berührpunkte mit ihm haben. Auf der Straße sieht die Sache etwas anders aus, ist aber eben auch ein anderes Klientel. Auch ist auf der Straße historisch gewachsen der Wettkampfbetrieb viel etablierter.
Das mit den Jugendlichen ist ein Argument aber dass der BDR nichts für die Individualität des Mountainbikesports kann sehe ich ganz und garnicht. Schon vor der Ära Scharping wurde unser Sport doch seitens des BDR eher belächelt anstatt ernst genommen. Dafür gibt es zahlreiche Belege. Der Rennradsport hatte schon immer eine größere Lobby in Deutschland und es ist daher auch kein Wunder, das der MTB-Sport eher eine Nische bildet(e).
 
Das mit den Jugendlichen ist ein Argument aber dass der BDR nichts für die Individualität des Mountainbikesports kann sehe ich ganz und garnicht. Schon vor der Ära Scharping wurde unser Sport doch seitens des BDR eher belächelt anstatt ernst genommen. Dafür gibt es zahlreiche Belege. Der Rennradsport hatte schon immer eine größere Lobby in Deutschland und es ist daher auch kein Wunder, das der MTB-Sport eher eine Nische bildet(e).

Klassische Sportvereine und -verbände sind oft auf Wettkampfbetrieb und Vorbereitung dafür ausgerichtet. Gerade beim Radfahren im allgemeinen und MTBiken im Besonderen wollen aber viele (die Mehrheit?) gar keine Wettkämpfe fahren... Die brauchen natürlich dann auch den zugehörigen Überbau wie Kampfrichter, Trainer u.ä. nicht. Bleibt dann die Frage, wozu man sich einem Verein, der über den Landesverband dem BDR angehört anschließen soll.
Und da sehe ich auch das Versäumnis: Ein Angebot/Argument zur Verankerung des Breiten"sports" in den klassischen Strukturen fehlt. Eine derartige Verankerung würde m.E.n. aber sehr wohl zu stärkeren Vereinen führen und auch die Hemmschwelle zum ernsthaften Sport erheblich senken.
 
Ich bin selbst vier Jahre in der BDR Nachwuchssichtung (U15/U17) und ein Jahr in der Bundesliga (U19) gefahren. Ich bin auch Jahrgang 94, bin also immer gegen Ben gefahren, kenne daher seine Perspektive und gebe ihm in vielen Dingen recht. Ein Punkt auf den er mir allerdings etwas zu wenig eingegangen ist, sind die Trainingsumfänge die bereits in der U15 trainiert werden MÜSSEN um vorne dabei zu sein. Da sind 10 selbst 15 Stunden keine Seltenheit. Und natürlich steigern sich diese Umfänge über die Altersklassen immer weiter, sodass die deutschen Athleten in der U19 und auch in der U23 einfach noch eine ganz andere Grundlage besitzen als die Fahrer vieler anderer Nationen. Deshalb gibt es hier noch gute internationale Erfolge vorzuweisen. Im ersten Artikel richtig erwähnt, dass zb die Franzosen und Schweizer viel mehr Wert auf eine gute fahrtechnische Ausbildung legen. Wenn jetzt, diese fahrtechnisch gut ausgebildeten Athleten, ab einem bestimmten Alter ebenfalls anfangen Umfänge zu trainieren wie die deutschen schon seit frühester Kindheit, ist bei ihnen der Trainingseffekt viel größer. Die deutschen Athleten, die sich auf dem "Sprung" zum Profi befinden, aber eben noch keine Profis sind und sich nicht ausschließlich auf den MTB-Sport konzentrieren können, sind dann ganz einfach auch aus Zeitgründen nicht in der Lage ihre Umfänge noch weiter zu Steigern um den letzten Leistungssprung zum Profi zu schaffen.
Die Diskussion über all zu mangelnde Strukturen finde ich etwas übertrieben. Es gibt Strukturen in Deutschland. Gute Strukturen. Andernfalls stünden nicht bei jedem U15 Sichtungsrennen MINDESTENS 60 Fahrer in der männlichen U15 am Start. Es gibt eher zu wenige Leute die Die schnellen Fahrer der "Provinzrennen" dazu animieren es doch auch mal bei einem Sichtungsrennen zu versuchen.
Der BDR aber auch die Landesverbände müssen sich aber dennoch den Vorwurf gefallen lassen den Sport nicht genug zu vermarkten bzw. Strukturen für diese Vermarktung zu schaffen. Und aus eigener Erfahrung muss ich sagen dass gerade die Funktionäre vor Ort den Athleten den Sport oft kaputt machen...
 
Der BDR aber auch die Landesverbände müssen sich aber dennoch den Vorwurf gefallen lassen den Sport nicht genug zu vermarkten bzw. Strukturen für diese Vermarktung zu schaffen. Und aus eigener Erfahrung muss ich sagen dass gerade die Funktionäre vor Ort den Athleten den Sport oft kaputt machen...
Bitte definiere "Vermarktung"! Wie ich bereits in meinem anderen Beitrag dazu schrieb entsteht bei falscher Vermarktung mehr Schaden als Nutzen. Wenn man hergeht wie das bereits vielfach geschehen ist und die Öffentlichkeit dauernd ans Schienbein tritt dann wird diese irgendwann reagieren, und das anders als man es sich wünscht. Es ist kein Problem dass es z.B. bei Marathons offizielle Fotografen gibt, die Teilnehmerfotos machen und anbieten. Es ist aber sehr wohl ein Problem dass manche dann hergehen und den Zuschauern eben das Fotografieren verbieten weil man sie damit dazu bringen will ihre Bilder dort zu kaufen! Viele Veranstalter reagieren immer noch so als ob wir immer noch 1980 hätten und nur die Zeitungen berichten würden. Weder berichten die Zeitungen darüber noch hat man begriffen dass Öffentlichkeitsarbeit bisweilen nur noch über das Internet und Blogs von Privaten läuft. Was passiert? Erst haben diese Rennen dann bald kein Publikum mehr, bald darauf keine Sponsoren, und schliesslich keine Zukunft! Werft den Interessierten weiter die Knüppel zwischen die Beine mit falsch verstandenem Professionalismus! Die Methode geht ein paar Jahre gut, dann ist der Ofen aus, und wenn es keine Rennen mehr gibt in einer Region haben die Sportler schlussendlich das Problem, das sie sich selbst mit ihrer "Vermarktung" geschaffen haben!
 
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