Ich war vier Tage in St. Wendel und bin die Strecken auch mehrmals selbst gefahren. Fotos habe ich leider keine gemacht. Zu faul

. Heute ärgere ich mich darüber.
Sicher, es war schon anstrengend die 107 km-Runde zu fahren aber die Strecke ist technisch dennoch sehr langweilig. Nur wenige Teilstücke waren ein bisschen anspruchsvoll, für einen MTB-Kurs.
Der Zuschauerzuspruch ist sehr mager gewesen. Sehr traurig für eine WM. Keine Party oder dergleichen. Einfach tote Hose.
Rennteilnehmer waren auch nicht viele am Start. Ein Gastronom sprach von rd. 900 gemeldeten Startern.
St. Wendel wollte die Veranstaltung 2010 eigentlich nicht ausrichten, sei aber darum gebeten worden, so die Meinung des Gastwirts. Zukünftig soll es keine Marathon-MTB-Veranstaltung mehr in Wendel geben, da der Teilnehmerzuspruch nicht im Verhältnis zum Aufwand steht. Eigentlich schade, denn selbst am Donnerstag und Freitag waren wichtige Streckenpunkte schon durch Helfer gesichert. Auch die Streckenmarkierung fand ich vorbildlich. Also das Arrangement des Veranstalters war bis auf wenige kleinere Kritikpunkte super.
Wie auch immer, ich habe ein paar nette Tage in und um Sankt Wendel verbracht, mir dicke Beine getreten, super Wetter genossen und nette Gespräche mit einigen Profis und deren Begleitung/Teammitarbeiter führen dürfen.
Das Rennen selbst bot auch viel Spannung. Sabine Spitz hätte vermutlich sogar gewonnen, aber leider hatte sie bei km 60 (ca.) kurz vor einem längeren Anstieg einen Defekt am Hinterrad. Sie hat dann das Hinterrad mit einer ihrer Team-Fahrerinnen getauscht. Dadurch entstand ein "Loch" zur Spitzengruppe, in der sie vorher mitfuhr, von fast 80 Sek.
Ihre Aufholjagd war sehr beeindruckend. Ihre Fahrweise war durch sehr viel Kraft und einen sehr runden Tritt gekennzeichnet. Die hat eine sehr saubere, konzentrierte Fahrtweise, die ich in dieser Perfektion auch nur bei Esther Süss gesehen habe. So konnte sie immerhin noch auf den zweiten Platz vordringen. Gerne hätte ich jedoch den Vergleich ohne Panne mit Esther Süss gesehen, die ein sehr starkes Rennen gefahren ist. Eines ist mir bei den Damen aufgefallen; die führenden Damen hatten alle einen super Unterstützer oder gar eine Fangemeinde -wie die Schweizerin- die sofort immer wieder an den brisaten Streckenpunkten gefahren sind und dort wertvolle Tipps gegeben haben ("fahr nicht so dicke Gänge"....;Rückstandsinfos, ob die führende Gruppe noch zusammenhält u.s.w.) Das scheint mir auch mit ein Erfolgsrezept zu sein, wenn "Frau" aufs Siegertreppchin will.
Besonders klasse finde ich die Leistung von E. Brandau. Die hat bis Kilometer 90 noch in der Spitze gelegen. Später hat vermutlich die Rennerfahrung der jungen deutschen Fahrerin gefehlt. Dennoch, eine Topleistung. Wenn die ohne Verletzungen weiter machen kann, dann hat sie sicher Chancen auf eine große Radsportkarriere.
Die Herren haben den Sieger fast im Sprint ausgefahren. Erst kurz vor dem Ziel konnte sich der Österreicher Lakata wenige Sekunden von einer größeren Gruppe absetzen. Noch bei Kilometer 70 lag Karl Platt auf Platz zwei und der sah am Wurzelaufstieg noch richtig bissig und frisch aus. Vermutlich fehlen ihm die Sprinter-Qualitäten.
Schon lustig, wenn die Profis in Ziel "einfliegen" und dazwischen immer noch die Nachzügler der Kurzstrecken vom Hobbyrennen ins Ziel fahren

.
An der Rennstrecke hatte ich nette, informative Gespräche mit dem Mann von Sabine Spitz und Gunna-Rita.... Die eilten immer von einem zum nächsten wichtigen Streckenpunkt, ähnlich wie ich auch

.
Das liebe ich so an dem MTB-Sport, alles wirkt familiär.
Sehr befangen finde ich allerdings die deutschen Radiomacher. Auf der Rückfahrt -am Sonntag- in meine Heimat hatte ich die Gelegenheit, oft die aktuellen Nachrichten von verschiedenen Sendern in drei Bundesländern zu hören. Alle berichteten von einer Langstreckenschwimmerin, die bei der EM den zweiten Platz belegt hat, aber kein Nachrichtensprecher vermeldete, dass die amtierende Olympiasiegerin den zweiten Platz bei einer Radsport-Weltmeisterschaft belegt hat.
Auch wenn die Presse-Fuzzis unseren Sport ablehnen, so sollte doch in den Hauptnachrichten unvoreingenommen eine im Sport sehr wichtige und positive Nachricht dem Zuhören mitgeteilt werden.
Ich danke dem Veranstalter für die schönen WM-Tage. Wer nicht dort war ist selber schuld

.
Echte Fußballfans fahren auch für einen Spieltag durch die ganze Republik. Vielleicht begreift der Radsportler irgendwann auch, dass der Sport nur durch uns, die Teilnehmer und Zuschauer einen stärkeren Stellenwert auf allen Ebenen bekommen kann.