SunTour Freilaufkörper Nabe Reparatur

euphras

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Zweimal ist mir eine Sperrklinkenfeder einer SunTour XC Pro Nabe nach kurzer Zeit gebrochen. Ich halte die Federn entweder für unterdimensioniert, oder aber ich kann eine Alterung des Federstahls nicht ausschließen. Statt eine neue Schlachtnabe zu opfern, bin ich zu einem örtlichen Metallbaumeister gegangen und habe mir eine großzügig dimensionierte Feder aus dem Federstahl einer DRUCKfeder herstellen lassen (also die Federn, die unter Belastung ihren Durchmesser vergrößern).

Hier mal ein Bild des Freilaufkörpers, der Sperrklinken und der neuen Feder. Die neue Feder hat einen Durchmesser von 1,1 mm, die
original SunTour Federn haben geschätze 0,25 mm (werde ich ausmessen, wenn ich die Tage die kaputte Nabe öffne). Den ganze Komplex Freilaufkörper-Sperrklinkenfeder-Sperrklinken-Rotor habe ich schon probeweise an dieser Schlachtnabe montiert und ich muß sagen, diese Sperrklinkenfeder ist viel knackiger als die originale; eine Klingel werde ich an DEM Rad wohl nicht mehr brauchen. :D

2481115-qn1viypydkgc-freilaufkorperi-large.jpg


Und hier noch der Außenkonus, der sowohl den Freilaufkörper als auch die Nabe lagert, rechts daneben die "Shims" (dünne Metalblättchen, die der Einstellung des Lagerspiels des Freilaufs dienen), ganz rechts der Rotor, der innen die Vertiefungen für die Sperrklinken trägt.

2481114-af4tuksrmoy5-freilaufkorperii-large.jpg


In den nächsten Tagen werden ich die kaputte XC Pro Nabe öffnen und den Zusammenbau inklusive Platzierung der losen Lagerkugeln dokumentieren.
 
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Hoi Patrick, ist Dir langweilig?
Die grüne Einfärbung Deines Posts zeigt Dir gleich, was man von Deiner Anwesendheit hier hält. ;)
Mit Deinen Worten: Von derartigen Beiträgen lebt das Forum! :daumen:
Eine kleine Ergänzung:
Die Durchmesserangaben von Dir beziehen sich auf die Drahtstärke, hier ist eine Tabelle der möglichen Drahtdurchmesser: https://www.federnshop.com/de/produkte/federstahldrähte_im_ring.html?p=1
Hat der original Suntour-Federring tatsächlich nur eine Drahtstärke von ~0,25mm? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, auch weil der Sprung zu 1,1mm schon sehr groß wäre. Wenn nicht sogar zu groß.
Liebe Grüße,
Armin.
 
Das kennen sicherlich Alle, die an altem Geraffel herumschrauben: Lösen des Kassettenverschlußrings mit zwei Kettenpeitschen und Hebelverlängerung (billige Stahl Kerzensattelstützen, die in einem Schraubstock an einem Ende plattgedrückt wurden). "Kassetten" als vernietete oder verschraubte Einheiten benutze ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr, da es Materialverschwendung wäre. Ich habe mir seinerzeit, als es mit SunTour zu Ende ging, viele kleine Ritzel aus den Restekörben und Grabelkisten münsteraner Radhändler gesichert und tausche nur aus, was verschlissen ist.

2481757-sgwx2ief89sx-kasettenzerlegung-large.jpg



Auch das ist Routine: Achsenausbau

2481749-0lqtgbpbn256-achsenausbau-large.jpg



Wenn die Lagerkugeln raus sind, gilt es, einen Teil einer Labyrintdichtung auszuhebeln. Mit einem moderat breitem flachen Hebel wird das im Längsschnitt U-förmige Rundblech aus dem Rotor gehebelt, Vorsicht, das Blech ist dünn und verbiegt leicht.

2481760-lr7gicj6k292-labyrinthdichtungausbau-large.jpg



Wenn das Dichtungsblech sauber raus ist, sieht die Situation so aus:

2481759-3l1lz4k80v6f-labyrinthdichtungausbauii-large.jpg



Wenn alles provisorisch gereinigt ist, sieht man die Abschlußlagerschale, die für die Achslagerung und die Außenlagerung des Freilaufs zuständig ist. Die beiden schwarzen Öffnungen des GreaseGuard Abschmiersystems im Freilaufgrundkörper sind sichtbar.

2481750-wnt2jz6ilmjb-auererlagerkonus-large.jpg



Mit Hilfe dieses "Spezialwergzeugs" 22mm Inbusnuss, die von mir passend gefeilt wurde, kann die Lagerschale im Uhrzeigersinn abgedreht werden (Linksgewinde). Es braucht dazu aber taufrische Werkzeugfeilen - Opas alte Metallfeile aus dem rostigen Werkzeugkasten bringt einen nicht weit.

2481768-247ehqerp4rs-spezialwerkzeug-large.jpg



Nach Abnahme der "Doppellagerschale" bietet sich folgendes Bild. Am besten wäre es jetzt, den Nabenkörper über ein schüsselförmiges Behältnis zu platzieren und den Rotor vom Freilaufkörper abzuziehen (einfach nach oben mit viel Gefühl :D)

2481755-11oo6u2fd8ja-freilaufkorpergeoffnet-medium.jpg



So sehen die Innereien des Freilaufs aus:

2481752-gfhghpz9cee1-freilaufkorpergeoffnetiii-large.jpg



Die entnommenen 4 "Shims" und die Reste der geschrotteten Sperrklinkenffeder:

2481764-3r4x2drj2kxl-shimsundschrottigefeder-large.jpg



Die neue Sperrklinkenfeder installiert inklusive der Sperrklinken. Die untere Laufbahn ist mit einer Fettpresse präpariert worden.

2481756-2wv29vwu3mlb-innerelaufbahngefettet-large.jpg



In diese "Fettvorlage" werden dann 26 Lagerkugeln "eingelegt"



Fortsetzung folgt
 
Der innere Lagerkonus ist fertig bestückt. Nun kommt der frickelige Teil: Um den Rotor auf den Freilaufkörper zu bekommen muß man die Sperrklinkenzusammendrücken ohne die Lagerkugeln von ihrem Platz zu verdrängen.

2481758-h83050e2ftjr-kugelninnerelaufbahneingeklebt-large.jpg



Der Rotor ist montiert.

2481877-ikt2bfaaj8bg-dsc06225-medium.jpg



Die Lagerkugeln werden ebenfalls mit Schmierfett am Nachinnenfallen gehindert.

2481876-ky6p17slaxhr-kugelnauererlagerring-medium.jpg



Nach Einschrauben des Konus (Lingsgewinde!) kurz kontrollieren, ob sich der Rotor frei dreht und ganz eng am Nabengehäuse anliegt. Falls eines von beiden nicht zutrifft, befinden sich eine oder mehrere Kugeln nicht am richtigen Platz. Falls alles gut aussieht, werden die neun Lagerkugeln eingeklebt, die Labyrinthdichtung montiert und die Achse montiert.

2481875-glsbsx11nnbn-9lagerkugeln-medium.jpg



Bewährt für die ganzen Fettapplikationen hat sich seit Jahrzehnten das hier:

DualcoGreaseGun.jpg



Alle Arbeiten fertig, ich hatte wieder ein perfektes Laufrad......... ...............................................................................................so dachte ich.... cliffhanger
 
Nabe komplettiert, in die Hand genommen und gedreht; dasselbe schürbelnde Geräusch wie kurz bevor der Freilauf endgültig die Grätsche machte........Mir schwante nichts Gutes. Alles wieder auseinandergebaut und genauer begutachtet (Kleine Erklärung am Rande; Ich wurde letztes Jahr 50 Jahre jung und mache meine beginnende Altersweitsichtigkeit für dieses Reparaturfiasko verantwortlich).

2482294-koiuka6nt0j0-freilaufkorperdefekt-large.jpg


Die Sperrklinken haben sich regelrecht in das Metall des Freilaufkörpers gearbeitet, es sind Appplatzungen an den Ecken zu erkennen und unter Lupenbeobachtung lassen sich im Material feine millimeterlange Risse erkennen.
Ich hätte nie gedacht, daß der Freilaufkörper VOR den Sperrklinken zerstört wird. Aber die Nabe an sich hat eine gewaltige Laufleistung abgeliefert, ca 40 000 km ohne Ausfälle.

Also Plan B: Ausbau eines Freilaufes einer nie gelaufenen Suntour XC-M Schlachtnabe mit einem langen 10 mm Sechskantschlüssel. Erst habe ich es so versucht:

2482293-brf8w72xmegm-dsc06229-medium.jpg



Da war aber kein Blumentopf mit zu gewinnen, selbst mit verlängertem Hebelarm (Kerzensattelstütze von ca. 50 cm Länge. Also speichte ich die Schlachtnabe provisorisch ein, wandt ein 8 cm starkes Tau um Felge und Speichen und band beide Seilenden um ein Verbindungsteil eines alten metallenen Gartenstuhls, auf dem ich saß. Es war eine haarige Reißerei und die ersten drei Gewindegänge der Fixierungshülse rissen aus.

:D:D
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Das Lösen des Freilaufkörpers der XC-Pro Nabe ging deutlich leichter, weil die Nabe immer frisch gefettet und (in den letzten Jahren mit Unterbrechungen) viel gefahren wurde.
Durch den Wechsel des Freilaufkörpers habe ich zwar die Funktionalität der GreaseGuard Abschmierung auf der Antriebsseite verloren, aber meine "wilden Zeiten", in denen ich bei buchstäblich jedem Wetter Rad gefahren bin, sind leider oder Gottseidank vorbei.

 
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