Steifigkeit Carbon vs. Alu

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Hi,

hier ist die Frage aufgetaucht, welches Material denn nun besser für die Steifigkeit eines MTB ist; Carbon oder Alu?
Wer kann helfen?


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13:55 Habe den Text korrigiert (Alu statt Stahl).
 
Hallo,

das Interessante an den Carbonfasern ist die Hohe Zugfestigkeit bei geringem Gewicht. Damit kann man, mit einigem Aufwand, Fahrradrahmen herstellen, die genauso steif sind wie sehr gute Alurahmen. Das würde aber heissen, die guten Dämpfungseigenschaften die das Material bietet, betseite zu lassen. Allerdings steckt noch viel Entwicklungspotenzial in der Technik.
 
die steifigkeit ist mehr eine frage der konstruktion. materialgerecht konstruiert kann man mit beiden stoffen sausteif bauen. zb sind viele alu-rahmen nich so steif, weil etwa das material so wahnsinnig tolle eigenschaften hätte, sondern weil man mit alu einfach relativ steif konstruieren muss (schonma ne alu-feder gesehen? nich? es hat seinen grund ;) ). beim "carbon" kann man dagegen etwas mehr flex einplanen, da es der werkstoff mitmacht; andererseits kann ich - wenn ich mich nur ganz geringfügig vom "rundrohr-diamantrahmen" entferne - bocksteif bauen

die fragestellung an sich is - nunja - ziemlich blöd.
:D

den begriff "steifigkeit" auf ein bloßes material zu beziehen is ne heikle sache...
 
Original geschrieben von vollpfostejudäa
die fragestellung an sich is - nunja - ziemlich blöd.
:D

den begriff "steifigkeit" auf ein bloßes material zu beziehen is ne heikle sache...

Deswegen habe ich ja auch nicht gefragt welches Material steifer ist, sondern mit welchem Material steifere MTBs gebaut werden. Also was sich besser für des MTB eignet. Unabhängig vom Preis.

Daß sich Steifiigkeit und Flex bei Carbon prima kompinieren lassen sieht man ja bei den Rennradgabeln. Da sind viele Gabeln, ab der 1000 Euro Rennradklasse, inzwischen aus Carbon. Steif und flext doch an der richtigen Stelle.
 
die frage is immernoch mist. man kann mit BEIDEN steif bauen...

du musst noch andere bedingungen rein bringen. zb "dauer"festigkeit oder gewicht...
 
tach zusammen,

arbeite nebenher in ner Firma die Bauteile aus Carbon herstellt. Steifer ist das Material von seinen Materialeigenschaften auf alle Fälle, aber auch Carbon unterscheidet sich in seinen Eigenschaften sehr ! hier ein paar Daten:

normale Faser: Zugfestigkeit 3.600 N/mm², E-Modul 238.000 N/mm², Bruchdehnung 1,5%, Dichte 1770 kg/m³
UMS-Faser: Zug. 4.500 N/mm², E-Modul 435.000 N/mm² !!!!!!!!! Bruchdehnung 1,1 %, Dichte1810 kg/m³
IMS Faser: Zug 5.600 N/m², E-Modul 290.000, Bruchdehnung 1,9 % Dichte 1800 kg/m³

dagegen zum Bsp. ein normaler Stahl: Zug. ca. 600 N/mm², E-Modul 210.000 N/mm², Bruchdehnung seeehr unterschiedlich, Dichte 7800kg/m³

Alu gibt´s ja auch genügend unterschiedliche Versionen, aber so ganz grob: Zug. 300 N/mm², E-Modul ca. 72.000, Bruchdehnung 10%, Dichte 2700 kg/m³

rein von den Eigenschaften meint man, dass Carbon unschlagbar sei. Ist aber nicht so ! Hat zwar schon große Vorteile, die müssen dann aber auch konstruktiv richtig umgesetzt werden. z.B. ist die Zugfestigkeit nur ein theoretischer Wert, denn in einem Laminat wird man nie erreichen, dass alle Fasern gleichmäßig liegen und somit auch gleichverteilt die Kräfte aufnehmen, Stahl und Alu dagegen tun dies schon. Stahl/Alu ist ein isotroper Werkstoff (Festigkeit in alle Richtungen gleich), Carbon ist dagegen ein anisotroper Werkstoff (Bsp miserable Druckeigenschaften). Kann Vorteile haben, aber auch Nachteile mit sich bringen.

Was ich eigentlich damit sagen will ist, dass Carbon, wenn man die Technik und der emenz großen Festigkeitsrechnungsauwand beherrscht, ein phantastischer Werkstoff mit sehr viel Potential ist, der auch gezielt auf Festigkeitsprobleme angewand werden kann (z.B. Materialanhäufung) was bei nem Alurohr nur sehr schwer ist. Die Rahmengeometrien sollten dann aber auch in Bezug zu Kraftfluss und Übergänge richtig ausgelget sein, sonst handelt man sich mehr Ärger ein als eim lieb ist. Nur einen Rahmen mit Carbonrohrern ausstatten, der zuvor in der gleichen Geometrie in Alu gebaut wurde, bringt meines Erachtens nicht wirklich viel, ein bißchen schon was, aber die Festigkeit bekommt man so nur mit überdimensionalen Materialanhäufungen hin und da ist dann der Sinn auch verloren - aber die Optik passt *gggg*

Ein großes Problem ist die "Schockempfindlichkeit" ! Alu ist sehr duktil (siehe E-Module), d.h. die Energie (z.B. von einem Schlag) die im Material kompensiert werden muss, hat mehr Weg durch Verformung zu Verfügung, also sinkt die resultierende Kraft auf das Material emenz ab. Gegensatz Carbon: hohes E-Modul, wenig Verformungsweg, große res. Kraft. Dafür wieder höhere Zugfestigkeit usw usw usw bla bla bla bla..... also ihr seht, Carbon will wohl überlegt sein und gut nachgerechnet, sonst kann das im Chaos enden !!! Vergleicht nen Kaugummi mit nem Glasfenster, was wird wohl eher brechen ??

Ich selber arbeite/rechne/entwickle wie schon gesagt viel mit dem Zeug, bin aber der Meinung, dass ein ordentlicher MTB-Rahmen aus Alu sein sollte ! Bei Rennrädern dagegen sehe ich große Vorteile in Carbontechnik.
 
Carbonfasern an sich sind zugsteif, und zwar nur zugsteif, also nicht drucksteif oder biegesteif (was Metalle im allgemeinen immer sind).
Das haben ja schon einige gesagt, dass man dementsprechend konstruieren muss, deswegen will ich darauf gar nicht weiter eingehen.
Weitere Probleme, was viele gar nicht bedenken:
- Die Faser kann nur so gut sein wie sie laminiert ist (auch schon erwähnt)
- Das Harz spielt auch eine Rolle, wenn das Laminat nicht sauberst verarbeitet ist gibt´s Stress
- Das grösste Problem zum Schluss: Die Metallteile, die man unweigerlich mit einlaminieren muss (um Steuersatz, Innenlager etc. montieren zu können), halten auch nur so gut wie sie einlaminiert sind. Diese Verbindungen sind äusserst schwierig sauber hinzukriegen.

Eins der Räder, die immer gerne als Beweis für "aber Carbon funktioniert doch" hingestellt werden, ist das Organic von Storck.
Äättsch ! Das Organic hat einen durchgehenden Magnesiumrahmen, der eben Schwingenlager, Steuersatz, Innenlager und Sattelrohr miteinander verbindet. Dadurch ist ausreichend Anbindung an das Laminat da.
 
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