Im ersten Schritt könntest du mit zwei Bohrungen am Ende der Risse versuchen ein Wachsen zu unterbinden. Rückblickend hätte der Schlitz viel länger ausfallen müssen. Aber nun würde eine Verlängerung keinen Sinn mehr machen.............
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Mit dem Schlitz "viel länger", geb ich Dir völlig recht. Das würde ich machen. Selbstverständlich mit "abgebohrtem" Schlitzende. Die vorhandenen Risse sollten sorgfältig geschweißt und verschliffen werden. Der Schlitz hat dann quasi 2 Abbohrungen, wobei die obere, etwas verstümmelte Abbohrung durch das Andrehen der Klemmschraube kaum belastet ist.
Der "Sitzrohr-Knoten" hat durch das Aufkommen der Sloping-Rahmen bei den MTB-Konstruktionen (Bei einer Frontfederung kommt das Lenkkopfrohr höher und wegen der Überstands-Höhe wandert der Sitzrohr/Sitzstreben-Anschluß tiefer) eine Aufteilung erfahren. Die Klemmung sitzt nun oben am Sitzrohr und der Anschluß der Sitzstreben, die die Belastung zum hinteren Ausfallende " leiten" (Entlastung des Sitzrohrs), sitzt etwas tiefer. Außerdem ist die früher vorhandene Sitzkopfmuffe der Schweißkonstruktion zum Opfer gefallen. Die Sattelstützen sind nun länger und belasten das Sitzrohr stärker (Biegemomente doppelt so groß ?).
Die Fahrrad Hersteller verfahren häufig nach der Devise "Was gestern gehalten hat, wird heute nicht brechen!" Elementare Spannungs-Analyse, FEM-Simulation, Dauerfestigkeits-Versuche kosten nur Geld, besser wegrationalisieren (Wenn jemals so etwas überhaupt vorhanden war !).
Zu den Klemmungen am Fahrrad ist zu sagen: Die sind ein wesentliches Konstruktions-Merkmal eines Fahrrades. Wenn man zählt, kommt leicht eine 2-stellige Zahl zusammen (Z.B Vorbau/Gabelschaft, Vorbau/Lenkerrohr,
Griffe/Lenkerrohr bzw. Sattelstütze/Sitzrohr, Sitzschienen/Sattelstützen-Knauf u.a.) Klemmungen sind wegen der nötigen Verstellmöglichkeiten unumgänglich, bergen aber, ausgehend von der Klemmung infolge der permanent vorhandenen Kräfte, große Belastungen, die ein Konstrukteur leicht aus dem Fokus verliert. Diese großen Belastungen bilden bzgl. der Dauer-Festigkeit Mittelspannungen, die ab einer bestimmten Größé (vgl. Smith Diagramm !) den ertragbaren Spannungs-Ausschlag dynamischer Belastungen stark begrenzen : Dauerbrüche sind die Folge. Bei dem Schlitz im Sitzrohr kommt durch Kerbwirkung eine Spannungs-Vergrößerung dazu.
Ein Beispiel (Einschl. Reparatur) dafür habe ich an einem meiner Falträder erlebt:
Die Reparatur hat bis jetzt ca. 5000 [km] durchgehalten. Es gibt gar keinen Schlitz mehr (Und damit sind auch alle damit zusammenhängende Probleme eliminiert !). Die Klemmung erfolgt mit einer Doppelklemme, die im Hinblick auf die auftretenden Belastungen ausgesucht und modifiziert wurde. Wenn wirklich etwas brechen sollte, dann die Klemme. Hier kann ich "schnell" eine Alternative konstruieren und fertigen. War aber bis jetzt nicht notwendig.
Inzwischen ist der Rahmen in der "Mitte" durchgebrochen: Ja, Steel is real (



). Die Analyse ist schon fertig: Eine Schweißnaht, die nur auf 60% der Umfangs-Ellipse verbunden war........ Da fällt einem Nichts mehr ein !
Die Reparatur ist noch nicht in Angriff genommen. Wird wohl Frühjahr 2021.
MfG EmilEmil