Hier geht es um das Do-It-Yourself Tuning von SRAM * Bremsen *.
Mein Beispiel bezieht sich auf die Code, ist aber 1:1 auf die Guide und in geringerem Maße auf die Maven anwendbar. Es sind sehr viele dieser Bremsen * als OEM Ware um Umlauf, günstig im Gebrauchtmarkt, und daher lohnt es sich, die Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten.
Die SRAM * Bremsen * stehen häufig in der Kritik, zu wenig Power, zu hohe Bedienkräfte und zu langen Leerweg zu haben.
Die mechanische & hydraulische Übersetzung dieser Bremsen * kann man nicht erhöhen, ohne Komponenten zu tauschen. Dafür gibt es Aftermarket-Hebel, zb der Oak Components Hebel ist 6% länger. Zur Veränderung des Verlaufs der Übersetzung gibt es diesen Bremsnockensatz, der aber die maximale Übersetzung nicht erhöht.
Ich möchte mich hier den Tuningmöglichkeiten widmen, ohne die Originalübersetzung zu ändern. Die Wurzel des Problems ist meiner Meinung nach eine zu starke Feder im Hebel, zu hohe Reibung des Geberkolbens und zu hohe Reibung der Nehmerkolben an den Quadringen im Sattel *. Hier eine Low Cost Anleitung, wie ihr alle 3 Punkte verbessern könnt:
Disclaimer: Hier werden sicherheitsrelevante Bauteile modifiziert! Ich empfehle das nur auszuprobieren, wenn ihr Routine beim Zerlegen, Zusammenbau und Entlüften von Fahrradbremsen habt.
Für die Demontage/Montage verweise ich auf das SRAM Manual. Zuerst zerlegt ihr mal die komplette Bremse und macht alles sauber:
Poliert die Kolben in Umfangsrichtung mit einem Polierflies:
Der Schritt lohnt sich besonders, wenn die Bremse schon länger im Einsatz war und sich Dreck am Kolben festgebacken hat.
Anschließend baut ihr den Sattel * wieder zusammen, mit folgender Abweichung zur SRAM * Anleitung: Schmiert die Quadringe mit Dot Grease ein. Ich gebe auch etwas DOT Grease in die Nut. Setzt die Quadringe ein:
In der SRAM * Anleitung wird explizit davon abgeraten das zu machen, "Grease will prevent the pistons from fully retracting into the caliper bores, which will reduce braking performance." Selbst mit polierten Kolben + geschmierten Dichtung stellt sich bei mir ein Lüftspalt ein, der am Hebel 20mm Leerweg bewirkt. Der Fettvorrat in der Nut hilft, die kurze Nachstellung länger aufrecht zu erhalten. Ohne das Fett bekommt man die SRAM * Bremsen * zwar initial mit dem selben Lüftspalt hin, es braucht dann aber sehr viel Verschleiß um nachzustellen. Mir ist unklar warum die so eine große Reibung haben wollen.
Vor dem Zusammenbau der Sattelhälften die Innenseite sauber wischen, und weiter nach Anleitung zusammenbauen.
Dann zum Hebel:
Ich habe Experimente mit Edelstahl-Druckfedern gemacht. Die Federrate der Druckfeder ist abhängig von E-Modul, Drahtstärke, Durchmesser, Länge, Windungsanzahl und evtl Herstellmethode. Die Druckfeder muss den Geberkolben zuverlässig in die Ausgangsposition bringen und dabei den Reibungwiderstand der Geberdichtungen und einen gewissen Strömungwiderstand der Bremsflüssigkeit * überwinden. Da die zweite Dichtung einfachwirkend ist, sollte die Rückstellung unabhängig vom Verhalten des Bremssattels sein (TBC?), wo ja auch eine Rückstellung durch Quadringe und Belagsklammer erfolgt.
Theoretisch würde eine konstante Kraft zur Rückstellung genügen. Das Komprimieren der Feder stützt sich im Hebelgehäuse ab und trägt nichts zur Bremskraft bei! Nachdem mit einer Schraubendruckfeder nur eine lineare Kennlinie möglich ist, wäre es ideal, eine möglichst schwache Feder so weit vorzuspannen, dass die Kraft für das Zurückbewegen des Geberkolbens gerade so ausreicht. Dies ist durch den Platzbedarf des Gebergehäuses begrenzt, dazu später mehr.
Im Bild ist links eine 0,4mm x 8 x 30: Viel zu weich, kann die Reibung des Gebers nicht überwinden.
Die schwarze ist die originale Feder 0,7 x 8 x 29
3. Position ist eine 0,6 x 8 x 30: Diese Feder kann um unbefüllten Zustand den Kolben bewegen, mit Flüssigkeitssäule jedoch nicht.
4. Position ist eine 0,7 x 8 x 35: Da eine schwächere Feder kaum möglich war, habe ich versucht eine längere vorzuspannen. Diese Feder hat aufgrund der höheren Windungszahl etwa die halbe Federrate von der originalen.
Ich habe keine Möglichkeit das genau zu messen aber hier kann man es nachrechnen. Ich glaube außerdem, dass die originale Feder kein Edelstahl ist. Ich komme auf 0,49 N/mm für die weiche Edelstahlfeder und 1,048 N/mm für die originale. Macht am Druckpunkt mit angenommenen 15mm Kolbenweg 9,82 N vs. 15,72 N. Im enduro-mtb test wurden 40 N als Hebelkraft angenommen. Das bedeutet, dass bei der leichtere Feder 30,18 N statt 25,28 N also 19% mehr Kraft (bei Vernachlässigung aller anderen Reibungen) an den Geber weitergeleitet werden! Das ist mehr als der Unterschied zwischen 180er und 200er Scheibe.
Zur Reibungsverringerung des Kolbens, taucht ihn zuerst in DOT Flüssigkeit, schmiert dann DOT Grease auf die beiden Dichtungen und baut den Hebel sauber spannungsfrei zusammen. Achtet darauf die Kugellager bei der RSC nicht zu fest zu einander zu verspannen, deshalb benötigen die kleinen Schrauben für den Hebel Schraubensicherungskleber. Es gibt beim Kolben evtl. auch noch Optimierungspotential, wer Ideen hat gerne her damit!
Jetzt könnt ihr alles zusammenbauen und im unbefüllten Zustand folgende Prüfung machen:
Als Kompromiss für die weicher vorgespannte Feder geht diese aufgrund der höheren Windungsanzahl früher als die Originale auf Block. Dadurch verringert sich der mögliche Hebelweg, und das ist auch der Grund warum ich keine Feder länger als 35mm empfehlen würde.
Sicher seid ihr dann, wenn der Hebel erst auf Block geht, wenn er den Griff berührt (und sowieso blockieren würde). Bei meinem Beispiel mit 33mm Griffen sind das 92mm Griffweite. Bitte prüft das individuell nach weil ich nicht weiß welche Feder ihr verwendet.
Meine Feder stammt von hier: https://de.aliexpress.com/item/1005...t_main.33.21ef5c5fYCfVev&gatewayAdapt=glo2deu *
Mit dieser Feder kommt der Hebel zuverlässig zurück, er tut das jedoch ohne "schnappen" wie bei der originalen. Ich kann kein Druckpunktwandern provozieren.
Weitere Verbesserungspunkte wären:
Mit all diesen Änderungen fühlt sich die Bremse wie ein anderes Modell mit gewohnter Ergonomie an. Langzeittest steht noch aus, Fazit werde ich hier ergänzen.
Mein Beispiel bezieht sich auf die Code, ist aber 1:1 auf die Guide und in geringerem Maße auf die Maven anwendbar. Es sind sehr viele dieser Bremsen * als OEM Ware um Umlauf, günstig im Gebrauchtmarkt, und daher lohnt es sich, die Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten.
Die SRAM * Bremsen * stehen häufig in der Kritik, zu wenig Power, zu hohe Bedienkräfte und zu langen Leerweg zu haben.
Die mechanische & hydraulische Übersetzung dieser Bremsen * kann man nicht erhöhen, ohne Komponenten zu tauschen. Dafür gibt es Aftermarket-Hebel, zb der Oak Components Hebel ist 6% länger. Zur Veränderung des Verlaufs der Übersetzung gibt es diesen Bremsnockensatz, der aber die maximale Übersetzung nicht erhöht.
Ich möchte mich hier den Tuningmöglichkeiten widmen, ohne die Originalübersetzung zu ändern. Die Wurzel des Problems ist meiner Meinung nach eine zu starke Feder im Hebel, zu hohe Reibung des Geberkolbens und zu hohe Reibung der Nehmerkolben an den Quadringen im Sattel *. Hier eine Low Cost Anleitung, wie ihr alle 3 Punkte verbessern könnt:
Disclaimer: Hier werden sicherheitsrelevante Bauteile modifiziert! Ich empfehle das nur auszuprobieren, wenn ihr Routine beim Zerlegen, Zusammenbau und Entlüften von Fahrradbremsen habt.
Für die Demontage/Montage verweise ich auf das SRAM Manual. Zuerst zerlegt ihr mal die komplette Bremse und macht alles sauber:
Poliert die Kolben in Umfangsrichtung mit einem Polierflies:
Der Schritt lohnt sich besonders, wenn die Bremse schon länger im Einsatz war und sich Dreck am Kolben festgebacken hat.
Anschließend baut ihr den Sattel * wieder zusammen, mit folgender Abweichung zur SRAM * Anleitung: Schmiert die Quadringe mit Dot Grease ein. Ich gebe auch etwas DOT Grease in die Nut. Setzt die Quadringe ein:
In der SRAM * Anleitung wird explizit davon abgeraten das zu machen, "Grease will prevent the pistons from fully retracting into the caliper bores, which will reduce braking performance." Selbst mit polierten Kolben + geschmierten Dichtung stellt sich bei mir ein Lüftspalt ein, der am Hebel 20mm Leerweg bewirkt. Der Fettvorrat in der Nut hilft, die kurze Nachstellung länger aufrecht zu erhalten. Ohne das Fett bekommt man die SRAM * Bremsen * zwar initial mit dem selben Lüftspalt hin, es braucht dann aber sehr viel Verschleiß um nachzustellen. Mir ist unklar warum die so eine große Reibung haben wollen.
Vor dem Zusammenbau der Sattelhälften die Innenseite sauber wischen, und weiter nach Anleitung zusammenbauen.
Dann zum Hebel:
Ich habe Experimente mit Edelstahl-Druckfedern gemacht. Die Federrate der Druckfeder ist abhängig von E-Modul, Drahtstärke, Durchmesser, Länge, Windungsanzahl und evtl Herstellmethode. Die Druckfeder muss den Geberkolben zuverlässig in die Ausgangsposition bringen und dabei den Reibungwiderstand der Geberdichtungen und einen gewissen Strömungwiderstand der Bremsflüssigkeit * überwinden. Da die zweite Dichtung einfachwirkend ist, sollte die Rückstellung unabhängig vom Verhalten des Bremssattels sein (TBC?), wo ja auch eine Rückstellung durch Quadringe und Belagsklammer erfolgt.
Theoretisch würde eine konstante Kraft zur Rückstellung genügen. Das Komprimieren der Feder stützt sich im Hebelgehäuse ab und trägt nichts zur Bremskraft bei! Nachdem mit einer Schraubendruckfeder nur eine lineare Kennlinie möglich ist, wäre es ideal, eine möglichst schwache Feder so weit vorzuspannen, dass die Kraft für das Zurückbewegen des Geberkolbens gerade so ausreicht. Dies ist durch den Platzbedarf des Gebergehäuses begrenzt, dazu später mehr.
Im Bild ist links eine 0,4mm x 8 x 30: Viel zu weich, kann die Reibung des Gebers nicht überwinden.
Die schwarze ist die originale Feder 0,7 x 8 x 29
3. Position ist eine 0,6 x 8 x 30: Diese Feder kann um unbefüllten Zustand den Kolben bewegen, mit Flüssigkeitssäule jedoch nicht.
4. Position ist eine 0,7 x 8 x 35: Da eine schwächere Feder kaum möglich war, habe ich versucht eine längere vorzuspannen. Diese Feder hat aufgrund der höheren Windungszahl etwa die halbe Federrate von der originalen.
Ich habe keine Möglichkeit das genau zu messen aber hier kann man es nachrechnen. Ich glaube außerdem, dass die originale Feder kein Edelstahl ist. Ich komme auf 0,49 N/mm für die weiche Edelstahlfeder und 1,048 N/mm für die originale. Macht am Druckpunkt mit angenommenen 15mm Kolbenweg 9,82 N vs. 15,72 N. Im enduro-mtb test wurden 40 N als Hebelkraft angenommen. Das bedeutet, dass bei der leichtere Feder 30,18 N statt 25,28 N also 19% mehr Kraft (bei Vernachlässigung aller anderen Reibungen) an den Geber weitergeleitet werden! Das ist mehr als der Unterschied zwischen 180er und 200er Scheibe.
Zur Reibungsverringerung des Kolbens, taucht ihn zuerst in DOT Flüssigkeit, schmiert dann DOT Grease auf die beiden Dichtungen und baut den Hebel sauber spannungsfrei zusammen. Achtet darauf die Kugellager bei der RSC nicht zu fest zu einander zu verspannen, deshalb benötigen die kleinen Schrauben für den Hebel Schraubensicherungskleber. Es gibt beim Kolben evtl. auch noch Optimierungspotential, wer Ideen hat gerne her damit!
Jetzt könnt ihr alles zusammenbauen und im unbefüllten Zustand folgende Prüfung machen:
Als Kompromiss für die weicher vorgespannte Feder geht diese aufgrund der höheren Windungsanzahl früher als die Originale auf Block. Dadurch verringert sich der mögliche Hebelweg, und das ist auch der Grund warum ich keine Feder länger als 35mm empfehlen würde.
Sicher seid ihr dann, wenn der Hebel erst auf Block geht, wenn er den Griff berührt (und sowieso blockieren würde). Bei meinem Beispiel mit 33mm Griffen sind das 92mm Griffweite. Bitte prüft das individuell nach weil ich nicht weiß welche Feder ihr verwendet.
Meine Feder stammt von hier: https://de.aliexpress.com/item/1005...t_main.33.21ef5c5fYCfVev&gatewayAdapt=glo2deu *
Mit dieser Feder kommt der Hebel zuverlässig zurück, er tut das jedoch ohne "schnappen" wie bei der originalen. Ich kann kein Druckpunktwandern provozieren.
Weitere Verbesserungspunkte wären:
- eine Feder mit dünnerer Drahtstärke und weniger Windungen um das Hebelwegproblem zu lösen. Leider gibts bei den Aliexpress Federn keine Info wieviele Windungen man wirklich bekommt.
- Untersuchungen ob Druckpunktwandern durch langsamer zurückkehrende Geberkolben unterbunden wird (vielleicht fällt hierzu jemandem eine Theorie ein)
- Geberkolben und Dichtung: Ich möchte hierzu anmerken dass die oben genannten Modifikationen abgesehen vom Werkzeug * nur ein 5€ Aliexpressteil und 10€ Fett benötigen, aber evtl gibt es einfache Möglichkeiten hier noch weniger Reibung zu bekommen.
- Andere Bremsen * nach der gleichen Methode optimieren. Meine Theorie zu den SRAM * Bremsen * ist, dass deshalb so eine starke Feder verwendet wurde, um bei der Toleranz des Geberkolbens nachlässiger sein zu können, dass sich die Probleme der Vergangenheit nicht wiederholen. Zb. hat ein Shimano * XT BL-M8000 Geber schon viel weniger "Überschussenergie" beim Loslassen.
Mit all diesen Änderungen fühlt sich die Bremse wie ein anderes Modell mit gewohnter Ergonomie an. Langzeittest steht noch aus, Fazit werde ich hier ergänzen.