Attitudus
MTB-Fahrer seit 1986
Hallo,
hier einmal einige Grundlagenfragen zum Thema Speichenlänge und Gewinde zwischen Nippel und Speiche.
Der ganze Post und die genannten Maße beziehen sich auf die ProLock Nippel von DT Swiss in Messing / 12 mm sowie die Speichen DT comp 2.0 / 1.8; allerdings ist die Fragestellung eher allgemeiner Natur und tritt bei anderen Kombinationen genauso auf.
Laut Speichenkalkulator von DT Swiss benötige ich folgende Speichenlängen: HR 260,9 / 260,8 mm, VR 261,6 / 263,3 mm. Als gerundete Werte gibt der Kalkulator 261, 261, 261 und 263 mm an.
Dummerweise gibt es die "ungeraden" Längen anscheinend nur in Großpackungen zu kaufen; ich möchte jedoch nicht für teures Geld 72 Stück 263 mm kaufen, wenn ich nur 16 davon benötige.
Ich habe dann gesehen, daß Action Sports die Speichen einzeln zu vernünftigen Preisen anbietet, allerdings nur die "geraden" Längen. Ich habe dort angerufen und gefragt, wie ich mit dem Problem umgehen soll; es wurde mir geraten, anstatt der vom Kalkulator genannten "ungeraden" Länge die nächste verfügbare (also "gerade") kleinere Länge zu wählen. Dies schien mir zunächst sinnvoll, nach dem Motto: Die Speiche soll nach dem Zentrieren ja nicht oben aus dem Nippel stehen.
Leider jedoch hat sich nun herausgestellt, daß die Speichen fürs VR zu kurz zu sein scheinen (260 mm abgerundet aus einem Sollwert von 261,6 mm und 262 mm abgerundet aus einem Sollwert von 263,3 mm): Die Speichen wären bereits zu stark gespannt gewesen, wenn der Nippel so weit eingedreht worden wäre, daß man das Gewinde der Speiche gerade nicht mehr sehen hätte können, d.h. nach dem Zentrieren wären sicher bei jeder Speiche noch zwei bis drei Gewindegänge sichtbar gewesen.
Nach einigen Messungen per Schieblehre halte ich dies für problematisch: Der Nippel ist 12 mm lang, seine Gewindelänge beträgt aber höchstens 7 bis 8 mm, und das Gewinde liegt am Kopf-Ende des Nippels, d.h. wenn man den Nippel auf die Speiche aufsetzt, gibt es erst einmal einen Leerweg von rund 4mm, bevor das Innen-Gewinde des Nippels überhaupt beginnt.
Dreht man den Nippel so weit auf die Speiche, daß an dieser gerade kein Gewinde mehr sichtbar ist, so ragt die Spitze der Speiche noch lange nicht aus dem Nippelkopf, sondern ist noch rund 2 mm (geschätzt) von diesem entfernt. Das bedeutet, daß die Gewinde dann in einer Länge von nur noch ungefähr 5 mm ineinandergreifen.
Wenn nach dem Zentrieren mit der richtigen Spannung also an der Speiche noch Gewindegänge sichtbar sind, ist die Länge, in der die Gewinde ineinandergreifen, noch geringer, und dies ist mein Problem: Ich denke doch, daß es zwingend notwendig ist, daß die Gewinde von Speiche und Nippel nach dem Zentrieren auf der maximal möglichen Länge ineinandergreifen (also letztendlich auf der gesamten Gewindelänge des Nippels - dieses ist kürzer als das Gewinde der Speiche und damit der begrenzende Faktor).
Aus diesem Grund habe ich nun die eine Seite des VR (die mit dem Sollwert 261,6 mm) mit 262 mm eingespeicht. Es macht mir nichts aus, wenn nach dem Zentrieren die Speiche ein wenig aus dem Nippelkopf herausragt - es ist auf der Speiche ja genügend Gewinde vorhanden (ca. 11 mm) gegenüber dem Nippel (ca. 7-8 mm). An der anderen Seite kann ich im Moment nichts machen, weil ich die Speichen weder in 263 mm noch in 264 mm vorrätig habe...
Am HR scheint die Abrundung kein Problem zu sein: Ich konnte beim Einspeichen alle Nippel mit dem Schraubenzieher (also von außen) problemlos so weit eindrehen, daß gerade kein Gewinde an der Speiche mehr sichtbar ist. Das Ganze ist nicht mehr schlabbrig, die Speichen allerdings bei weitem noch nicht richtig gespannt. Beim Zentrieren dürften die Speichen nochmal so einen guten Millimeter eingedreht werden, womit sich dann fast die maximale gemeinsame Gewindelänge ergibt.
Nun habe ich einige Fragen:
1) Wie seht Ihr dieses Thema allgemein? Gibt es bewährte Fausregeln, ab wann nach oben / unten gerundet werden soll?
2) Ist meine Ansicht, daß die Gewinde auf möglichst großer Länge ineinandergreifen müssen, überhaupt richtig? In diesem Fall müßte nämlich nach dem Zentrieren die Speichenspitze grundsätzlich mindestens bis zum Nippelkopf eingedreht sein (weil das Gewinde des Nippels vom Kopf ausgeht). Wie eng seht Ihr diese Frage?
3) Kennt Ihr eine Quelle, wo man Speichen ungerader Länge (Dt Swiss comp. 2.0 / 1.8) zu vernünftigem Preis kaufen kann? Ich überlege ernsthaft, alles wieder auszuspeichen und mit den passenden "ungeraden" Längen neu einzuspeichen.
4) Soll ich das HR ebenfalls nochmals ausspeichen und mit 261er Länge bestücken?
Sorry für den langen Beitrag, aber ich denke, er könnte für viele Laufrad-Bau-Anfänger interessant werden.
Schon einmal vielen Dank und viele Grüße,
Attitudus
hier einmal einige Grundlagenfragen zum Thema Speichenlänge und Gewinde zwischen Nippel und Speiche.
Der ganze Post und die genannten Maße beziehen sich auf die ProLock Nippel von DT Swiss in Messing / 12 mm sowie die Speichen DT comp 2.0 / 1.8; allerdings ist die Fragestellung eher allgemeiner Natur und tritt bei anderen Kombinationen genauso auf.
Laut Speichenkalkulator von DT Swiss benötige ich folgende Speichenlängen: HR 260,9 / 260,8 mm, VR 261,6 / 263,3 mm. Als gerundete Werte gibt der Kalkulator 261, 261, 261 und 263 mm an.
Dummerweise gibt es die "ungeraden" Längen anscheinend nur in Großpackungen zu kaufen; ich möchte jedoch nicht für teures Geld 72 Stück 263 mm kaufen, wenn ich nur 16 davon benötige.
Ich habe dann gesehen, daß Action Sports die Speichen einzeln zu vernünftigen Preisen anbietet, allerdings nur die "geraden" Längen. Ich habe dort angerufen und gefragt, wie ich mit dem Problem umgehen soll; es wurde mir geraten, anstatt der vom Kalkulator genannten "ungeraden" Länge die nächste verfügbare (also "gerade") kleinere Länge zu wählen. Dies schien mir zunächst sinnvoll, nach dem Motto: Die Speiche soll nach dem Zentrieren ja nicht oben aus dem Nippel stehen.
Leider jedoch hat sich nun herausgestellt, daß die Speichen fürs VR zu kurz zu sein scheinen (260 mm abgerundet aus einem Sollwert von 261,6 mm und 262 mm abgerundet aus einem Sollwert von 263,3 mm): Die Speichen wären bereits zu stark gespannt gewesen, wenn der Nippel so weit eingedreht worden wäre, daß man das Gewinde der Speiche gerade nicht mehr sehen hätte können, d.h. nach dem Zentrieren wären sicher bei jeder Speiche noch zwei bis drei Gewindegänge sichtbar gewesen.
Nach einigen Messungen per Schieblehre halte ich dies für problematisch: Der Nippel ist 12 mm lang, seine Gewindelänge beträgt aber höchstens 7 bis 8 mm, und das Gewinde liegt am Kopf-Ende des Nippels, d.h. wenn man den Nippel auf die Speiche aufsetzt, gibt es erst einmal einen Leerweg von rund 4mm, bevor das Innen-Gewinde des Nippels überhaupt beginnt.
Dreht man den Nippel so weit auf die Speiche, daß an dieser gerade kein Gewinde mehr sichtbar ist, so ragt die Spitze der Speiche noch lange nicht aus dem Nippelkopf, sondern ist noch rund 2 mm (geschätzt) von diesem entfernt. Das bedeutet, daß die Gewinde dann in einer Länge von nur noch ungefähr 5 mm ineinandergreifen.
Wenn nach dem Zentrieren mit der richtigen Spannung also an der Speiche noch Gewindegänge sichtbar sind, ist die Länge, in der die Gewinde ineinandergreifen, noch geringer, und dies ist mein Problem: Ich denke doch, daß es zwingend notwendig ist, daß die Gewinde von Speiche und Nippel nach dem Zentrieren auf der maximal möglichen Länge ineinandergreifen (also letztendlich auf der gesamten Gewindelänge des Nippels - dieses ist kürzer als das Gewinde der Speiche und damit der begrenzende Faktor).
Aus diesem Grund habe ich nun die eine Seite des VR (die mit dem Sollwert 261,6 mm) mit 262 mm eingespeicht. Es macht mir nichts aus, wenn nach dem Zentrieren die Speiche ein wenig aus dem Nippelkopf herausragt - es ist auf der Speiche ja genügend Gewinde vorhanden (ca. 11 mm) gegenüber dem Nippel (ca. 7-8 mm). An der anderen Seite kann ich im Moment nichts machen, weil ich die Speichen weder in 263 mm noch in 264 mm vorrätig habe...
Am HR scheint die Abrundung kein Problem zu sein: Ich konnte beim Einspeichen alle Nippel mit dem Schraubenzieher (also von außen) problemlos so weit eindrehen, daß gerade kein Gewinde an der Speiche mehr sichtbar ist. Das Ganze ist nicht mehr schlabbrig, die Speichen allerdings bei weitem noch nicht richtig gespannt. Beim Zentrieren dürften die Speichen nochmal so einen guten Millimeter eingedreht werden, womit sich dann fast die maximale gemeinsame Gewindelänge ergibt.
Nun habe ich einige Fragen:
1) Wie seht Ihr dieses Thema allgemein? Gibt es bewährte Fausregeln, ab wann nach oben / unten gerundet werden soll?
2) Ist meine Ansicht, daß die Gewinde auf möglichst großer Länge ineinandergreifen müssen, überhaupt richtig? In diesem Fall müßte nämlich nach dem Zentrieren die Speichenspitze grundsätzlich mindestens bis zum Nippelkopf eingedreht sein (weil das Gewinde des Nippels vom Kopf ausgeht). Wie eng seht Ihr diese Frage?
3) Kennt Ihr eine Quelle, wo man Speichen ungerader Länge (Dt Swiss comp. 2.0 / 1.8) zu vernünftigem Preis kaufen kann? Ich überlege ernsthaft, alles wieder auszuspeichen und mit den passenden "ungeraden" Längen neu einzuspeichen.
4) Soll ich das HR ebenfalls nochmals ausspeichen und mit 261er Länge bestücken?
Sorry für den langen Beitrag, aber ich denke, er könnte für viele Laufrad-Bau-Anfänger interessant werden.
Schon einmal vielen Dank und viele Grüße,
Attitudus
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