bikekiller
jetzt mit dem Trike unterwegs...
Dieser Bericht ist für alle interessant, die es schon immer machen wollten, sich aber nie getraut haben. Für alle, die es leid sind, Kumpels anzuflehen, mit über die Alpen zu biken. Für Individualisten, die es sehr schätzen, Ruhe und Frieden entspannt zu geniessen, dabei auf dem geliebten Bike zu sitzen und sich auf die Pasta am Abend und das kühle Apfelsaft- Geränk zu freuen. Nicht zuletzt für alle, die GPS vertrauen und gerne wilde Pfade ins Tal surfen möchten soll es sein.
Prolog
Die Vorbereitungen begannen gezielt vor einem Jahr als ich eifrig mit 4 km/h das Siebengebirge Samstag für Samstag mit mindestens jeweils 1200 hm bezwungen habe und zusammen mit den KFL Freunden den Königsforst sowie die 6 Hubbel und die Rheinrunde wieder und wieder beritten habe. So baute ich mir eine sehr gute Grundlagen Kondition auf, die sich nach all der Quälerei bei der entscheidenden Tour als ideal erwiesen hat. Ein Trainingslager in Kombination mit dem BIKE Festival im Frühjahr 2007 am Gardasee gab mir den letzten Schliff für die Höhnemeter und Ausdauer und so waren die Beine gut vorbereitet auf den Juli 2007.
Weil es sich früh abzeichnete, dass meine sonstigen Wegbegleiter dieses Jahr andere Pläne hatten, beschloss ich auf jeden Fall zu fahren, und zwar alleine. Eine Solotour macht im Kopf stolz und man glaubt, Berge versetzen zu können bis es dann einen Tag vor Abreise ist... das war am 5.7.07... Torschlusspanik nennt man das auch. Ich wollte wie jedes Jahr mit dem Ausdruck aus dem Traumtouren Tool von Uli S. meine eigene Tour fahren. Aber irgendwie misstraute ich den 880 Wegpunkten die teilweise alle 20 m einen Blick auf das Roadbook verlangt hätten... also ab zu Globetrotter nach Kölle und ein GPS gekauft. Ein Garmin CSX 60 für schlappe 600 Euro zusätzlich noch ne Topo D für 199 Euro und dann noch schnell die Tour vom Internet herunter laden (ca. 15 Euro). Das geht übrigens sehr gut. Man stellt sich einfach mit dem Tool am PC seine Tour zusammen und kann diese dann online als GPS bei www.bike-gps.de herunter laden. Komfortabler geht es nicht.
GPS Tücken vorab:
Leider wusste ich nicht vorher, dass die online Daten 8800 Wegpunkte hatten und mein Gerät irgendwie die Wege abkürzte warum auch immer es wußte keiner bis ein Experte im Laden meinte, dass ein GPS Gerät nur maximal 500 Wegpunkte kann. Also müsste ich die Tour als Trackback ohne zu speichern auf dem Gerät lassen. Dann würde es schon gehen. ??? Keine Ahnung was die meinten, ich merkte mir nur "auf keinen Fall speichern".
1. Etappe Sa, 7.7.2007
Garmisch - Grainau - Eibsee - Hochthörlehütte - Zugspitzbahn - Ehrwald
Nach Übernachtung in Garmisch in einem kleinen netten Hotel zusammen mit 30.000 wilden BMW Bikern in und um Garmisch herum ging es Samstag morgen gut gestärkt los. GPS an und ab dafür. (Jetzt kommt der Teil mit den Tücken des GPS). Ich wusste, ich muss nach Grainau aber wo das GPS langzeigte in Form einer blauen Krümelspur war absolut kein Weg zu finden. Das kam mir komisch vor. Lange Rede kurzer Sinn, ich fand heraus, dass mein sündhaft teures Gerät zwar 10.000 Wegpunkte kann aber heute leider nur 3000. Den Rest kürzte das schlaue Gerät einfach ab und zog gerade Verbindunslinien zwischen den übrigen Punkten. Das kann auf Strasse noch angehen aber im Gelände würde ich verloren gehen also ab zum nächsten GPS Experten in Garmisch. (Es gibt keinen). Also erst einmal etwas geweint, weil die Tour im Eimer schien dann mal auf allen Tasten am GPS herum gedrückt und siehe da es gab den Punkt Einstellungen und durch Zufall finde ich den Punkt: Wegpunkte mit 10.000 das war spannend ! Also endlich zeigte das Gerät alles richtig an und ich konnte gegen 14:00 Uhr (jaja manchmal bin ich etwas langsam) dann Richtung Eibsee starten. Die Fahrt dürfte jedem bekannt sein. Zum Eibsee geht es auf Schotter durch einen kleinen Wald mal steil mal flach hinauf, dann folgt man links um den See dem Weg zur Hochthörlehütte. Alles gut fahrbar und zum Einrollen geeignet. Ab der Hütte dann geht es flott herunter mit schönem Blick auf die Zugspitze und Ehrwald. Weil es schon spät war machte ich in Ehrwald Schluss und fand eine nette Pension für 23,- mit Frühstück. Ehrwald bietet viele Restaurants, Pensionen und Hotels und ist freundlich gegenüber Bikern eingestellt. Eine Kirche hat es auch und die besuchte ich dann am Samstag Abend zur hl. Messe damit ich am Sonntag den Römerweg fahren konnte. Doch dazu mehr in der nächsten Etappe.
2. Etappe So, 8.7.2007
Ehrwald - Römerweg - Panoramaweg - Fernpass - Dirstentrittkreuz - Sinnesbrunn - Imst - Imsterberg - Venetalm - Fliess - Landeck
Zugegeben, die 2. Etappe war etwas gewaltig aber ich musste ja den ersten Tag ein bisserl einholen also bin ich recht früh um 8:00 Uhr los über den Römerweg Richtung Fernpass. Dass ich nicht allein unterwegs war dürfte klar sein. Dass ich aber sämtliche Kunden aus Essen von www.bikteags.de sowie funnyrideday im neuen CUBE Hotel treffen werde war mir nicht vorher bewusst. So viel zum Thema alleine über die Alpen. Der Römerweg hat es mit kurzgen fiesen Rampen in sich so früh am morgen ist aber landschaftlich sehr schön und gut zu fahren. Am Fernpass schlug ich dann einen netten Trail Richtung Nassereith ein und stand vor der Wahl rauf aufs Dirstentrittkreuz oder eben nicht. Jeder der diese Passage kennt, weiss was ich meine. Der Anfang ist mit über 20% Steigung auf Schotter unschön zu fahren. Danach wird es weniger steil und bis zum Gipfel gut fahrbar. Die Abfahrt ist schick. Von Imst dann via Schotter über die Venetalm bis nach Landeck zog sich ein wenig aber am Ende kam ich dann doch an. Leider wurde die Fahrt durch Regen erschwert. Landeck City empfehle ich nicht zur Übernachtung. Die Stadt stinkt und ist dreckig. Lieber fährt man noch kurz Richtung Tobadill hoch dort gibt es nette Pensionen am Hang mit Blick über das Tal. Die Übernachtung kostete in Landeck 43,- Euro nur mit Frühstück. Das war es nicht wert.
3. Etappe Mo, 9.7.2007
Landeck - Tobadill - Almstüberl - See - Kappl - Ischgl
Am Montag waren die Beine sauer, deshalb dachte ich mach ich nur kurz das Almstüberl und dann bis Ischgl und gut ist. Jaja. Dem Ahnungslosen blüht das Unheil. Zunächst gut fahrbar entpuppte sich der Weg zum Stüberl als langgezogenes Auf und Ab auf Asphalt mit fiesen Rampen und leichten Abfahrten bis auf einmal der Weg aufhört und eine Wiese einläd mit 24 % Steigung. Das alles bei Regen, Nebel und Kälte. Aber das GPS funktionierte einwandfrei. Der ausgelobte Trail erwies sich als unfahrbar, denn im nassen Zustand war er glitschig und mit Felsbrocken besetzt zudem führt er am Hang entlang über reissende Wasserfälle ca. 10 cm breit rechts steil abfallend. Wie soll ich hier schieben, denn links steigt die Wand steil hoch. Also Radl hoch auf das Hinterrad und vorneweg gerollt.
Hatte ich schon gesagt, dass ich Carbonschühchen anhatte ? Das war recht rutschig. Irgendwann hörte dieser üble Trail auf und ich konnte auf Asphalt ins Tal und dann über nette auf und ab Wege nach Ischgl Tempo machen. Das Wetter zog sich zu und es begann bereits zu gewittern. Das spornt mich immer sehr an zu Tempo. In Ischgl dann ab ins obligatorische Hotel Post für HP 88 Euro inkl. Wellness, Schwimmbad und 5 Gang Menü. Immer wieder schön dort ! Im Hotel (die kennen mich schon) waren sie doch etwas besorgt, weil ich allein über das Idjoch wollte. Am Tage hätten sich bereits 2 Biker im Schneetreiben verirrt und wurden 8 Stunden lang von der Bergrettung gesucht und dann ohne Bikes mit kaputtem GPS gefunden.
4. Etappe Di, 10.7.2007
Ischgl - Höllboden - Idjoch - Zeblasjoch - Samnaun - Compatsch - Kobleralm - Kajetansbrücke - Sclamischot - Nauders - Reschenpass - Laatsch - Müstair
Die 4. Etappe begann mit einem Blick aus dem Fenster in Schneezucker auf den Bäumen und Dächern. Oha dachte ich, das wird lustig. Ich erkundigte mich bei der Bergwacht wie viel Schnell auf dem Idjoch so läge und man sagte mir, ich könnte Snowboard im Puderschnee fahren, wenn ich möchte. 30 cm Neuschnee bitte sehr. Kein Problem dachte ich, zur Not fahren ja die Bahnen. Ich sage nur ein original Zitat an dieser Stelle: "Sie können Ihr Rad hier stehen lassen und mit der Bahn fahren." (Schweizer Bahnwächter sind nicht zu beeindrucken auch nicht durch blonde Haare) Zweimal bin ich hingepurzelt, was aber nicht schlimm war, weil weich ab der Alp Trida ging es wieder gut zu fahren und so war auch dieser Teil schnell erledigt. Nach Nauders bin ich via Asphalt geradelt zusammen mit einer Horde Biker aus dem Ruhrpott und dann via Reschenpass nach Laatsch mit 70 km/h das war nett. Eine der besten Abfahrten für Biker auf Radweg finde ich jedenfalls. In Laatsch bin ich dann noch 300 hm hoch nach Müstair geradelt auf traumhaften Waldwegen bis ins Kloster der Benediktinerinnen, wo ich eingeladen war zu übernachten und an den Gebeten teilzunehmen. Es war lecker, kalt, früh morgens und ich war froh, dass ich nicht jeden Tag hier leben musste. Interessant aber war es in jedem Fall. Übrigens kostete die Ü mit HP 50 Euro !
5. Etappe Mi, 11.7.2007
Müstair - Umbrailpass - Bormio
Die 5. Etappe war im Schnee versunken und bitterkalt. Den Umbrailpass kann man gut fahren, jedoch machte mir die Höhe 2.505 m zu schaffen, so dass mein Kreislauf kaum noch radeln wollte. Am Pass oben gibt es lecker Futter bevor man sich ins Tal nach Bormio stürzen kann. Normalerweise wäre ich noch via Bochetta di Forcola und Decouville nach Bormio gefahren aber wegen des schlechten Wetters habe ich darauf leider verzichten müssen.
6. Etappe Do, 12.7.2007
Bormio - Santa Catarina - Gavia Pass - Casa di Viso - Rifugio Bozzi - Lago di Pian Palu - Dimaro
Bei strahlendem Sonnenschein ging es den langen Asphaltweg auf den Gavia Pass zu als ich in Santa Catarina an einer Ampel auf die Olympiasiegerin im RR aus Australien traf zusammen mit ihrem Team ebenfalls auf dem Weg nach oben. Prima dachte ich, schliesse ich mich dort an. Das war eine hübsche Etappe mit Mördertempo. Zum Glück waren auch Juniorinnen unterwegs die etwas langsamer waren aber trotzdem Hallo die Waldfee... oben angelant reichte die Zeit gerade für ein Foto dann ging es für die Damen wieder zurück und den Stelvio hoch. Ich dagegen fuhr genüsslich den Gavia Pass herunter und bog dann auf halber Höhe links in einem Trail ab, der mich in das schönste Tal der Tour brachte. Nach Case die Viso. In dem kleinem Ort gibt es eine Gaststätte aber keine Übernachtungsmöglichkeiten. Es war noch Zeit also bin ich weiter Richtung Rifugio Bozzi auf angegehmen 7-10% Schotter Piste bergauf. Ca. 2 h braucht man schon, denn zwischendurch kommen immer wieder Rampen und Wandergruppen die einen aufhalten. Im Rifugio gibt es gutes Essen zu angenehmen Preisen und man ist freundlich zu Bikern, was man zu dem Typen im Ort Case die Viso in der Gaststätte nicht gerade behaupten kann. Vielleicht hatte er aber seine Tage.
Nach dem Rifugio Bozzi kommen noch 15 Minuten Schiebepassage mit Rollschotter unter den Carbonschühchen dann ist man auf 2600 m und hat eine geniale zu 90% fahrbare Trailabfahrt vor sich. 10% müssen gedropt oder aber geschoben werden oder Flüsse durchquert werden. Insgesamt ein spannender Trail immer hoch über dem Lago di Pian Palu. Ab dem wunderschönen See geht es immer bergab bis Dimaro durch das lange Tal der Sonne Val die Sole.
7. Etappe Fr, 13.7.2007
Dimaro - Madonna die Campiglio - Passo Bregn da l´Ors - Pez - Zuclo
30 Grad, Sonne pur, keine Wolen am Himmel und eine wunderbare und ganz fahrbare Tour über den wunderschönen Radweg von Dimaro nach Madonna. Am Golfplatz oben ein Picknick dann weiter über schöne Trails zum Passo Bregn da l´Ors und dann auf Brenta Schotter runter bis zur Albergo Brenta und weiter nach Zuclo. Wer Schotter liebt, der hat hier seine Freude.
8. Etappe Sa, 14.7.2007
Zuclo - Malga Cadria - Tiarno di Sopra
Also diese Etappe werde ich nicht vergessen. Schlimmer kann die Hölle nicht sein. Zunächst schien alles gut zu laufen. Bis Deserta auf Asphalt alles ok. Dann geht es auf teils asphaltierten Strassen mit Schotter oben auf steil bergauf bis zu 20%. Das geht auch noch aber dann endet der Weg brutal auf der Alm und mündet in einem Bergwanderweg von 15 cm auf Schotter und schlingelt sich so den Hang hinauf. Spitzkehre über Spitzkehre. Auch das ging ja noch. Aber ab ca. 1500 hm kamen mehr und mehr Fliegen und Stechgetiere in mein Umfeld was wohl an meinem ausgesprochen deftigen Geruch gelegen haben könnte. An dieser Stelle danke ich noch mal meinem Sponsor für die 100% Polyester Stinkefasern, die zwar schnell trocknen und Antichilleffekt haben mögen aber keinesfalls gegen Stiche schützen. Also keine Minute Zeit zur Pause. Nach etwa einer Stunde war der Trail nicht mehr fahrbar, weil er eher einem Urwaldweg ähnelte der mit der Sense auf 10 cm freigelegt aber nicht geräumt worden ist. Nass und dick belegt war der Untergrund durch den ich versuchte mein Bike zu schieben. Meine Beine waren erst nach dieser Etappe blau und hässlich. In etwa 10.000 Fliegen tummelten sich um mich herum und das ist keine Übertreibung. Ich riss mir die Wade an einem Stein auf und sofort hatte ich einen lebendigen Wundverschluss. Weil ich aber etwas gegen Eier im Bein hatte beschloss ich doch eine Pause einzulegen und die Wunde zu verschliessen. Als alte Krankenschwester hatte ich Nadel und Faden ja zum Glück dabei. Heute nennt man das Steristrip und Cutiplast steril.
Ich war regelrecht erleichtert als ich das Tragestück erreichte, was mich vom Gipfel trennte. Die 90% Steigung habe ich dann mit dem Lenker unter dem Kinn irgendwie geschafft. Oben angelangt dachte ich lass ich es runter krachen. Denkste. D A S kann ich nicht fahren. Ende Gelände. Uli sagte im Buch, man braucht hier gute Bremsen. Ich sage man muss senkrecht runter fahren lieben. Also fleissig runter gelaufen mit Ausleger und Sattel runter gerutscht und auch ein Paar Passagen gesurft. Bis zur Asphalt Schotter Strasse allerdings war dies kein Vergnügen. Vielleicht ist dies anders mit nem Slayer oder so. Nach dem Abenteuer jedenfalls hatte ich keine Lust mehr aus dem Ledrotal weiter zu radeln und machte für heute Schluss.
9. Etappe So, 15.7.2007
Tiarno di Sopra - Tremalzo - Passo Nota - Passso Rocchetta - Pregasina - Riva - Torbole
Der 9. Tag der Solo Tour sollte etwas ganz Besonderes werden. So ging die Sonne besonders schön auf und ich startete in den Tag Richtung Tremalzo. Vom Ledrosee bis oben an den Tunnel sind es knapp 1000 hm dann geht es ja runter bis zum Spaghetti Topf wo man nur Wasser für nen Euro nicht aber aus der Leitung erhält. Danach über kleine steile Rampen zum Passo Nota. Diese Trails sind so megacool zu fahren, das macht richtig Spaß. Dann rüber zum Rochetta über fette Trails und runter nach Pregasina, die alte Ponale Strasse und ab an den Lago di Garda.
Nachtrag
Ich danke meinem Sponsor www.biketags.de und meinen Freunden, Eltern und dem Bikeshop Moitzfeld für die Unterstützung. 2008 bin ich wieder unterwegs - Solo versteht sich. Das möchte ich nicht mehr missen...
Fotos gibt es hier: http://www.biketags.de/html/transalp_2007.html
Prolog
Die Vorbereitungen begannen gezielt vor einem Jahr als ich eifrig mit 4 km/h das Siebengebirge Samstag für Samstag mit mindestens jeweils 1200 hm bezwungen habe und zusammen mit den KFL Freunden den Königsforst sowie die 6 Hubbel und die Rheinrunde wieder und wieder beritten habe. So baute ich mir eine sehr gute Grundlagen Kondition auf, die sich nach all der Quälerei bei der entscheidenden Tour als ideal erwiesen hat. Ein Trainingslager in Kombination mit dem BIKE Festival im Frühjahr 2007 am Gardasee gab mir den letzten Schliff für die Höhnemeter und Ausdauer und so waren die Beine gut vorbereitet auf den Juli 2007.
Weil es sich früh abzeichnete, dass meine sonstigen Wegbegleiter dieses Jahr andere Pläne hatten, beschloss ich auf jeden Fall zu fahren, und zwar alleine. Eine Solotour macht im Kopf stolz und man glaubt, Berge versetzen zu können bis es dann einen Tag vor Abreise ist... das war am 5.7.07... Torschlusspanik nennt man das auch. Ich wollte wie jedes Jahr mit dem Ausdruck aus dem Traumtouren Tool von Uli S. meine eigene Tour fahren. Aber irgendwie misstraute ich den 880 Wegpunkten die teilweise alle 20 m einen Blick auf das Roadbook verlangt hätten... also ab zu Globetrotter nach Kölle und ein GPS gekauft. Ein Garmin CSX 60 für schlappe 600 Euro zusätzlich noch ne Topo D für 199 Euro und dann noch schnell die Tour vom Internet herunter laden (ca. 15 Euro). Das geht übrigens sehr gut. Man stellt sich einfach mit dem Tool am PC seine Tour zusammen und kann diese dann online als GPS bei www.bike-gps.de herunter laden. Komfortabler geht es nicht.
GPS Tücken vorab:
Leider wusste ich nicht vorher, dass die online Daten 8800 Wegpunkte hatten und mein Gerät irgendwie die Wege abkürzte warum auch immer es wußte keiner bis ein Experte im Laden meinte, dass ein GPS Gerät nur maximal 500 Wegpunkte kann. Also müsste ich die Tour als Trackback ohne zu speichern auf dem Gerät lassen. Dann würde es schon gehen. ??? Keine Ahnung was die meinten, ich merkte mir nur "auf keinen Fall speichern".
1. Etappe Sa, 7.7.2007
Garmisch - Grainau - Eibsee - Hochthörlehütte - Zugspitzbahn - Ehrwald
Nach Übernachtung in Garmisch in einem kleinen netten Hotel zusammen mit 30.000 wilden BMW Bikern in und um Garmisch herum ging es Samstag morgen gut gestärkt los. GPS an und ab dafür. (Jetzt kommt der Teil mit den Tücken des GPS). Ich wusste, ich muss nach Grainau aber wo das GPS langzeigte in Form einer blauen Krümelspur war absolut kein Weg zu finden. Das kam mir komisch vor. Lange Rede kurzer Sinn, ich fand heraus, dass mein sündhaft teures Gerät zwar 10.000 Wegpunkte kann aber heute leider nur 3000. Den Rest kürzte das schlaue Gerät einfach ab und zog gerade Verbindunslinien zwischen den übrigen Punkten. Das kann auf Strasse noch angehen aber im Gelände würde ich verloren gehen also ab zum nächsten GPS Experten in Garmisch. (Es gibt keinen). Also erst einmal etwas geweint, weil die Tour im Eimer schien dann mal auf allen Tasten am GPS herum gedrückt und siehe da es gab den Punkt Einstellungen und durch Zufall finde ich den Punkt: Wegpunkte mit 10.000 das war spannend ! Also endlich zeigte das Gerät alles richtig an und ich konnte gegen 14:00 Uhr (jaja manchmal bin ich etwas langsam) dann Richtung Eibsee starten. Die Fahrt dürfte jedem bekannt sein. Zum Eibsee geht es auf Schotter durch einen kleinen Wald mal steil mal flach hinauf, dann folgt man links um den See dem Weg zur Hochthörlehütte. Alles gut fahrbar und zum Einrollen geeignet. Ab der Hütte dann geht es flott herunter mit schönem Blick auf die Zugspitze und Ehrwald. Weil es schon spät war machte ich in Ehrwald Schluss und fand eine nette Pension für 23,- mit Frühstück. Ehrwald bietet viele Restaurants, Pensionen und Hotels und ist freundlich gegenüber Bikern eingestellt. Eine Kirche hat es auch und die besuchte ich dann am Samstag Abend zur hl. Messe damit ich am Sonntag den Römerweg fahren konnte. Doch dazu mehr in der nächsten Etappe.
2. Etappe So, 8.7.2007
Ehrwald - Römerweg - Panoramaweg - Fernpass - Dirstentrittkreuz - Sinnesbrunn - Imst - Imsterberg - Venetalm - Fliess - Landeck
Zugegeben, die 2. Etappe war etwas gewaltig aber ich musste ja den ersten Tag ein bisserl einholen also bin ich recht früh um 8:00 Uhr los über den Römerweg Richtung Fernpass. Dass ich nicht allein unterwegs war dürfte klar sein. Dass ich aber sämtliche Kunden aus Essen von www.bikteags.de sowie funnyrideday im neuen CUBE Hotel treffen werde war mir nicht vorher bewusst. So viel zum Thema alleine über die Alpen. Der Römerweg hat es mit kurzgen fiesen Rampen in sich so früh am morgen ist aber landschaftlich sehr schön und gut zu fahren. Am Fernpass schlug ich dann einen netten Trail Richtung Nassereith ein und stand vor der Wahl rauf aufs Dirstentrittkreuz oder eben nicht. Jeder der diese Passage kennt, weiss was ich meine. Der Anfang ist mit über 20% Steigung auf Schotter unschön zu fahren. Danach wird es weniger steil und bis zum Gipfel gut fahrbar. Die Abfahrt ist schick. Von Imst dann via Schotter über die Venetalm bis nach Landeck zog sich ein wenig aber am Ende kam ich dann doch an. Leider wurde die Fahrt durch Regen erschwert. Landeck City empfehle ich nicht zur Übernachtung. Die Stadt stinkt und ist dreckig. Lieber fährt man noch kurz Richtung Tobadill hoch dort gibt es nette Pensionen am Hang mit Blick über das Tal. Die Übernachtung kostete in Landeck 43,- Euro nur mit Frühstück. Das war es nicht wert.
3. Etappe Mo, 9.7.2007
Landeck - Tobadill - Almstüberl - See - Kappl - Ischgl
Am Montag waren die Beine sauer, deshalb dachte ich mach ich nur kurz das Almstüberl und dann bis Ischgl und gut ist. Jaja. Dem Ahnungslosen blüht das Unheil. Zunächst gut fahrbar entpuppte sich der Weg zum Stüberl als langgezogenes Auf und Ab auf Asphalt mit fiesen Rampen und leichten Abfahrten bis auf einmal der Weg aufhört und eine Wiese einläd mit 24 % Steigung. Das alles bei Regen, Nebel und Kälte. Aber das GPS funktionierte einwandfrei. Der ausgelobte Trail erwies sich als unfahrbar, denn im nassen Zustand war er glitschig und mit Felsbrocken besetzt zudem führt er am Hang entlang über reissende Wasserfälle ca. 10 cm breit rechts steil abfallend. Wie soll ich hier schieben, denn links steigt die Wand steil hoch. Also Radl hoch auf das Hinterrad und vorneweg gerollt.
Hatte ich schon gesagt, dass ich Carbonschühchen anhatte ? Das war recht rutschig. Irgendwann hörte dieser üble Trail auf und ich konnte auf Asphalt ins Tal und dann über nette auf und ab Wege nach Ischgl Tempo machen. Das Wetter zog sich zu und es begann bereits zu gewittern. Das spornt mich immer sehr an zu Tempo. In Ischgl dann ab ins obligatorische Hotel Post für HP 88 Euro inkl. Wellness, Schwimmbad und 5 Gang Menü. Immer wieder schön dort ! Im Hotel (die kennen mich schon) waren sie doch etwas besorgt, weil ich allein über das Idjoch wollte. Am Tage hätten sich bereits 2 Biker im Schneetreiben verirrt und wurden 8 Stunden lang von der Bergrettung gesucht und dann ohne Bikes mit kaputtem GPS gefunden.
4. Etappe Di, 10.7.2007
Ischgl - Höllboden - Idjoch - Zeblasjoch - Samnaun - Compatsch - Kobleralm - Kajetansbrücke - Sclamischot - Nauders - Reschenpass - Laatsch - Müstair
Die 4. Etappe begann mit einem Blick aus dem Fenster in Schneezucker auf den Bäumen und Dächern. Oha dachte ich, das wird lustig. Ich erkundigte mich bei der Bergwacht wie viel Schnell auf dem Idjoch so läge und man sagte mir, ich könnte Snowboard im Puderschnee fahren, wenn ich möchte. 30 cm Neuschnee bitte sehr. Kein Problem dachte ich, zur Not fahren ja die Bahnen. Ich sage nur ein original Zitat an dieser Stelle: "Sie können Ihr Rad hier stehen lassen und mit der Bahn fahren." (Schweizer Bahnwächter sind nicht zu beeindrucken auch nicht durch blonde Haare) Zweimal bin ich hingepurzelt, was aber nicht schlimm war, weil weich ab der Alp Trida ging es wieder gut zu fahren und so war auch dieser Teil schnell erledigt. Nach Nauders bin ich via Asphalt geradelt zusammen mit einer Horde Biker aus dem Ruhrpott und dann via Reschenpass nach Laatsch mit 70 km/h das war nett. Eine der besten Abfahrten für Biker auf Radweg finde ich jedenfalls. In Laatsch bin ich dann noch 300 hm hoch nach Müstair geradelt auf traumhaften Waldwegen bis ins Kloster der Benediktinerinnen, wo ich eingeladen war zu übernachten und an den Gebeten teilzunehmen. Es war lecker, kalt, früh morgens und ich war froh, dass ich nicht jeden Tag hier leben musste. Interessant aber war es in jedem Fall. Übrigens kostete die Ü mit HP 50 Euro !
5. Etappe Mi, 11.7.2007
Müstair - Umbrailpass - Bormio
Die 5. Etappe war im Schnee versunken und bitterkalt. Den Umbrailpass kann man gut fahren, jedoch machte mir die Höhe 2.505 m zu schaffen, so dass mein Kreislauf kaum noch radeln wollte. Am Pass oben gibt es lecker Futter bevor man sich ins Tal nach Bormio stürzen kann. Normalerweise wäre ich noch via Bochetta di Forcola und Decouville nach Bormio gefahren aber wegen des schlechten Wetters habe ich darauf leider verzichten müssen.
6. Etappe Do, 12.7.2007
Bormio - Santa Catarina - Gavia Pass - Casa di Viso - Rifugio Bozzi - Lago di Pian Palu - Dimaro
Bei strahlendem Sonnenschein ging es den langen Asphaltweg auf den Gavia Pass zu als ich in Santa Catarina an einer Ampel auf die Olympiasiegerin im RR aus Australien traf zusammen mit ihrem Team ebenfalls auf dem Weg nach oben. Prima dachte ich, schliesse ich mich dort an. Das war eine hübsche Etappe mit Mördertempo. Zum Glück waren auch Juniorinnen unterwegs die etwas langsamer waren aber trotzdem Hallo die Waldfee... oben angelant reichte die Zeit gerade für ein Foto dann ging es für die Damen wieder zurück und den Stelvio hoch. Ich dagegen fuhr genüsslich den Gavia Pass herunter und bog dann auf halber Höhe links in einem Trail ab, der mich in das schönste Tal der Tour brachte. Nach Case die Viso. In dem kleinem Ort gibt es eine Gaststätte aber keine Übernachtungsmöglichkeiten. Es war noch Zeit also bin ich weiter Richtung Rifugio Bozzi auf angegehmen 7-10% Schotter Piste bergauf. Ca. 2 h braucht man schon, denn zwischendurch kommen immer wieder Rampen und Wandergruppen die einen aufhalten. Im Rifugio gibt es gutes Essen zu angenehmen Preisen und man ist freundlich zu Bikern, was man zu dem Typen im Ort Case die Viso in der Gaststätte nicht gerade behaupten kann. Vielleicht hatte er aber seine Tage.
Nach dem Rifugio Bozzi kommen noch 15 Minuten Schiebepassage mit Rollschotter unter den Carbonschühchen dann ist man auf 2600 m und hat eine geniale zu 90% fahrbare Trailabfahrt vor sich. 10% müssen gedropt oder aber geschoben werden oder Flüsse durchquert werden. Insgesamt ein spannender Trail immer hoch über dem Lago di Pian Palu. Ab dem wunderschönen See geht es immer bergab bis Dimaro durch das lange Tal der Sonne Val die Sole.
7. Etappe Fr, 13.7.2007
Dimaro - Madonna die Campiglio - Passo Bregn da l´Ors - Pez - Zuclo
30 Grad, Sonne pur, keine Wolen am Himmel und eine wunderbare und ganz fahrbare Tour über den wunderschönen Radweg von Dimaro nach Madonna. Am Golfplatz oben ein Picknick dann weiter über schöne Trails zum Passo Bregn da l´Ors und dann auf Brenta Schotter runter bis zur Albergo Brenta und weiter nach Zuclo. Wer Schotter liebt, der hat hier seine Freude.
8. Etappe Sa, 14.7.2007
Zuclo - Malga Cadria - Tiarno di Sopra
Also diese Etappe werde ich nicht vergessen. Schlimmer kann die Hölle nicht sein. Zunächst schien alles gut zu laufen. Bis Deserta auf Asphalt alles ok. Dann geht es auf teils asphaltierten Strassen mit Schotter oben auf steil bergauf bis zu 20%. Das geht auch noch aber dann endet der Weg brutal auf der Alm und mündet in einem Bergwanderweg von 15 cm auf Schotter und schlingelt sich so den Hang hinauf. Spitzkehre über Spitzkehre. Auch das ging ja noch. Aber ab ca. 1500 hm kamen mehr und mehr Fliegen und Stechgetiere in mein Umfeld was wohl an meinem ausgesprochen deftigen Geruch gelegen haben könnte. An dieser Stelle danke ich noch mal meinem Sponsor für die 100% Polyester Stinkefasern, die zwar schnell trocknen und Antichilleffekt haben mögen aber keinesfalls gegen Stiche schützen. Also keine Minute Zeit zur Pause. Nach etwa einer Stunde war der Trail nicht mehr fahrbar, weil er eher einem Urwaldweg ähnelte der mit der Sense auf 10 cm freigelegt aber nicht geräumt worden ist. Nass und dick belegt war der Untergrund durch den ich versuchte mein Bike zu schieben. Meine Beine waren erst nach dieser Etappe blau und hässlich. In etwa 10.000 Fliegen tummelten sich um mich herum und das ist keine Übertreibung. Ich riss mir die Wade an einem Stein auf und sofort hatte ich einen lebendigen Wundverschluss. Weil ich aber etwas gegen Eier im Bein hatte beschloss ich doch eine Pause einzulegen und die Wunde zu verschliessen. Als alte Krankenschwester hatte ich Nadel und Faden ja zum Glück dabei. Heute nennt man das Steristrip und Cutiplast steril.
Ich war regelrecht erleichtert als ich das Tragestück erreichte, was mich vom Gipfel trennte. Die 90% Steigung habe ich dann mit dem Lenker unter dem Kinn irgendwie geschafft. Oben angelangt dachte ich lass ich es runter krachen. Denkste. D A S kann ich nicht fahren. Ende Gelände. Uli sagte im Buch, man braucht hier gute Bremsen. Ich sage man muss senkrecht runter fahren lieben. Also fleissig runter gelaufen mit Ausleger und Sattel runter gerutscht und auch ein Paar Passagen gesurft. Bis zur Asphalt Schotter Strasse allerdings war dies kein Vergnügen. Vielleicht ist dies anders mit nem Slayer oder so. Nach dem Abenteuer jedenfalls hatte ich keine Lust mehr aus dem Ledrotal weiter zu radeln und machte für heute Schluss.
9. Etappe So, 15.7.2007
Tiarno di Sopra - Tremalzo - Passo Nota - Passso Rocchetta - Pregasina - Riva - Torbole
Der 9. Tag der Solo Tour sollte etwas ganz Besonderes werden. So ging die Sonne besonders schön auf und ich startete in den Tag Richtung Tremalzo. Vom Ledrosee bis oben an den Tunnel sind es knapp 1000 hm dann geht es ja runter bis zum Spaghetti Topf wo man nur Wasser für nen Euro nicht aber aus der Leitung erhält. Danach über kleine steile Rampen zum Passo Nota. Diese Trails sind so megacool zu fahren, das macht richtig Spaß. Dann rüber zum Rochetta über fette Trails und runter nach Pregasina, die alte Ponale Strasse und ab an den Lago di Garda.
Nachtrag
Ich danke meinem Sponsor www.biketags.de und meinen Freunden, Eltern und dem Bikeshop Moitzfeld für die Unterstützung. 2008 bin ich wieder unterwegs - Solo versteht sich. Das möchte ich nicht mehr missen...
Fotos gibt es hier: http://www.biketags.de/html/transalp_2007.html