Muss man sich erst wieder dran gewöhnen. Gibt es daür wirklich bei Gravel ein grosses Interesse?
Definitiv. Und es wird weiter wachsen.
Sowohl im Performance-orientierten Bereich wie auch bei Alltagsrädern bzw. höherpreisigen Pendler-Rädern oder wie auch immer man ein Segment moderner "Trekking-Räder" mit oder ohne Motor definieren mag.
Klar gibt es bestimmt viele, die sehr in Kategorien denken und für die "Gravel" = Rigid bedeutet.
Dann gibt es aber auch das Segment derer, die dem "Versprechen" Gravel folgen, sich ein Gravelbike (vielleicht gar als erste Rad, oder erstes Rad nach sehr langer Auszeit vom radeln) kaufen und dann feststellen: "Holla - das rumpelt aber ganz schön, wenn ich damit tatsächlich auf Gravel (sprich - der 08/15 Waldweg)" fahre".
Und auch die, die wissen, was sie wollen und wissen, dass sie eben nicht ständig auf Champagner-Gravel oder einem Mix auf Asphalt, Feldwegen und Radwegen unterwegs sein werden, sondern mehr und mehr Offroad fahren. Aber halt eben lang und weit. Typisch Gravel halt.
Die wollen (vielleicht noch nicht alle, aber mehr und mehr) mindestens mal Frontfederung.
Denen (und auch mir) läuft aber gerade der Cross Country Bereich davon. Während der Gravelbereich eher noch im "too little, too late" unterwegs ist. Sprich: XC Bikes (tolle Marathon-Maschinen für europäischen "Gravel", wenn er aus Wald- und Wanderwegen bis hin zu off-road Pisten irgendwo in Spanien besteht) werden schon seit Jahren immer Slacker und kommen jetzt mit 120 mm Federweg + 2,4" Reifen. Das will man vielleicht auf aktuellen XCO-Kursen, aber nicht als Marathon- und noch weniger als "Gravel"-Bike.
Wohingegen aktuelle Gravel-Federgabeln (egal ob hier die Rudy, die neue Canecreek Invert oder so etwas wie eine Lauf) mit 30 bis 40 mm zwar nice, aber eigentlich noch zu eingeschränkt sind. Aber gut - die wollen halt erstmal weitgehend mit normalen Rahmen vereinbar sein.
Wie es also in so vielen Bereichen ist: XC Bikes laufen "nach oben" weg. Dafür muss natürlich was "von unten" nachkommen. Der Markt an gefederten Gravelbikes wird also weiter wachsen und die Federwege werden steigen. Wird also ein bisschen dauern, aber dann sind wir vielleicht bei 60 bis 80 mm (habe noch immer mein altes Cannondale Super V900 mit genau einem solchen Federweg in der Headshock). Brilliant.
Kommt also alles wieder und läuft in Zyklen.
Wer mich fragt, was ich für mein "Gravelbike" mag: Dropbar und 100 mm XC Federgabel.
In Form meiner SID SL Ultimate auch kaum / eigentlich überhaupt nicht schwerer als so eine Rudy.
Das ist auch einer meiner Hauptpunkte mit den "Gravel-Federgabeln". Kaum Gewicht gespart, nahezu gleiche oder gar identische Komplexität und Bauform, aber (zu) eingeschränkt im Federweg.
Was die Hersteller anführen ("auf Gravel getuned, bla bla") und was der wahre Grund ist (muss in normale Gravelbikes passen und einfach gegen die Starrgabel austauschbar sein bzw. als Ausstattungsvariante in Modellfamilien funktionieren) sind da halt zwei verschiedene Paar Schuhe.
Deswegen - 30-40 mm sind der Anfang. Dann geht's weiter.