Mit welchem Mittel (Fett ...) presst Ihr die Lager an Eurem Hinterbau ein?

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Hallo Leute,

ich stehe vor der Entscheidung, mit welchem "Medium" ich die Lager an meinem Fully-Hinterbau einpresse. Die Lagerschalen weisen "kein" Spiel auf und sind sehr genau gefertigt.


Lösung Nr.1:
original waren die Lager eingeklebt (mit Locktide Lagerkleber?), das möchte ich eigentlich nicht, da ich mich entsinne, dass es ein unglaublicher Aufwand war, diese beim ersten Wechsel zu demontieren.

Lösung Nr.2:
Kupferpaste, das ist in meinen Augen auch nicht ideal, da Kupfer Aluminium elektrolytisch zersetzt (Alu - Lagerschalen) und ich die Lager nicht jedes Jahr demontieren möchte.

Lösung Nr.3:
Habe ich bisher verwendet, Teflonfett, Lager sind super demontierbar und super montierbar, ich musste jetzt allerdings feststellen, dass ein Lager leicht gewandert ist, welhalb ich nach Alternativen Suche.

Lösung Nr.4:
Trocken montieren kommt nicht in Frage, da diese Lösung fast ausschließlich Nachteile kombiniert.


Könnt Ihr mir einen guten Tipp geben? Ich liebäugle mit Montagepaste z.B. Dynamics. Für Hilfe bin ich Euch sehr dankbar.
 
Mit nichts!
Ich habe die über Nacht in den Gefrierschrank gelegt und dann sofort eingepresst.
Es war auch nichts dran als die rausdrückte.
Ich würde >nur dann< Loctite o.Ä. dranmachen wenn sie lose wären.

Tipp am Rande, bevor du die Lager einbaust, mach vorsichtig mit einem Skalpell und / oder einem kleinen Schraubendreher die Dichtscheiben raus.
Dann die Lager von beiden Seiten mit Fett füllen und die Dichtscheiben wieder reinmachen.
 
Trocken werden sie eingepresst. Wo soll auch bei einer "Presspassung" noch Platz für Fett zwischen Lager und Lagersitz sein? Das Fett schieb es dir so wie so wech. z
 
Danke für den Tipp mit den Lagerschalen, das werd ich in die Tat umsetzen.

Ihr baut sie Lager tatsächlich trocken ein? Das möchte ich nur sehr ungern tun, denn früher oder später wird es mit der Paarung Stahl - Aluminium Passungskorrosion geben (war bei mir original auch nicht trocken verbaut). Vielleicht probiere ich es mit Locktide 641, das ist ein mittelfester Wellen-Buchsen-Fixierer, welcher demontierbar ist. Ich schreib heute mal den Rahmenhersteller an. Mit dem Locktide ist es immer so eine Sache, man kauft ihn ... und wenn man ihn in 2-Jahre wieder benötigt ist er hart. Das wären dann 14 Euro für einen Einsatz. Vielleicht geht es ja doch noch anders und besser. Die Lager gingen mit Fett immer deutlich leichter einzupressen, so daß ich davon ausgehe, daß an den Flanken ein Film Fett vorhanden bleibt.
 
Wie presst Du denn die Lager überhaupt rein und raus? Hast Du das passende Spezialwerkzeug oder improvisierst Du irgendwie mit "Hausmitteln"?

Ich frage, da ich auch ein paar Nadel-lager hätte bei denen ein Austausch sicher nicht verkehrt wäre.

Gruß
Chris
 
Hallo Chris,

ich mache das mit Spezialwerkzeug, einem Schraubstock und "viel Vorsicht".

Zum Spezialwekzeug (Demontage):

Du benötigst ein paar passende Hülsen. Eine Hülse, welche sich auf dem Lagersitz abstützt, sie muß also größer sein als das Lager und eine, mit welcher Du das Lager austreiben kannst, sie muß den Durchmesser des inneren Lagerringes haben. Wenn Du Glück hast, findest Du in einem Nusskasten passende Durchmesser (Ist meistens der Fall). Wenn Du Pech hast, dann musst Du Dir passende Hülsen im Industriehandel besorgen (war bei mir natürlich der Fall).

Demontage:

Du positionierst die große Hülse auf dem Lagersitz (die Hülse kannst Du mit etwas Gewebeband versehen, damit Du keine Macken in den Rahmen ... bringst) und schiebst die kleine Hülse auf der anderen Seite gegen das Lager. Dieses Konstrukt positionierst Du (am besten mit einem Helfer) im Schraubstock und drehst nun (vorsichtig) die kleine Hülse gegen die Große (pass auf das beim Zudrehen des Schraubstockes keine Rahmen- oder Schwingenteile mit dem Schraubstock kollidieren). Das Lager sollte langsam herauskommen. Sind die Lager eingeklebt (oder Passungskorrossion hat sein Werk verrichtet), so ist schon etwas Anzugsmoment notwendig.

Montage:

hier arbeitest Du mit sauberen Konststoffbacken am Schraubstock! Lagersitz (also Schwinge ...) in den Schraubstock, neues Lager aufsetzen und eines der alten Lager über das neue (zum Schutz) legen. Schraubstock mit Gefühl zudrehen, das Lager darf beim Einziehen in den Lagersitz auf keinen Fall verkanten.

((Und genau hier setzt meine Frage an, welches Mittel für den Lagersitz am besten zu verwenden ist, denn es muß zum einen das Lager bei Vibrationen fixieren und zum anderen Passungskorossion verhindern.))

Solltest Du doch leicht verziehen -> Lager wieder raus und von vorn beginnen. Auf keinen Fall mit Kammer, Dorn oder ähnlichem das Lager ausrichten.

Nimm Dir Zeit für diese Arbeit.

Alles in Allem ist es kein Hexenwerk solang der Hinterbau gut demontierbar ist. Für die Demontage des Hinterbaus kann je nach Hersteller abermals Spezialwerkzeug notwendig sein.
Zur Montage des Hinterbaus ist ein Dremomentschlüssel der beste Freund des Hobbymechanikers und schützt vor zukünftigen Überraschungen.

Viel Spass und Erfolg!
 
Vielen Dank für die ausführliche Anleitung!

Ich bin mir trotzdem nicht ganz sicher ob ich die Aktion wagen soll, bzw. ob ich das sauber hinbekomme. Die Nadellager die ich wechseln müsste (es ist eigentlich nur bei den beiden Horst Link Lagern nötig) haben nur einen sehr schmalen Rand. Hätte zwar eine Nuss gefunden die draufpasst und das Lager wohl auch durch den Rahmen drücken könnte, aber das ganze ist doch recht kippelig.


Ich hab mal Fotos der Lager gemacht:

IMG_9957.JPG




IMG_9963.JPG



Die passenden neuen Lager hätte ich schon gefunden, sind sogar relativ günstig: http://cgi.ebay.de/1-INA-Nadelhuelse-HK0810-HK-0810-8x12x10mm-/270682248513


Aber es gibt noch ein weiteres Problem:
Die Schrauben oder Bolzen, die durch die Lager gesteckt werden haben richtig starke Furchen durch die Nadellager bekommen. Kriegt man da irgendwo neue? Wie ist eigentlich die korrekte Bezeichnung dafü?


IMG_9959.JPG



Viele Grüße
Chris

P.S. @ 2late: wenn Du nicht möchtest, dass das in deinem Thread weiter diskutiert wird, sag bescheid. Dann lösch ich den Beitrag hier und mach einen neuen Faden auf!
 
@ Chris,

das ist schon in Ordnung. Ich glaube es konnte mir eh keiner ein Mittelchen verraten, falls doch kann gern reingepostet werden.

Zu Deinem Problem:

Laufen die Nadeln im Lager noch? auch wenn sie angerostet sind, es könnte reichen (vorrausgesetzt die Nadeln im Lager drehen sich noch) wenn Du diese gründlich entrostest, danach neu fettest und neue Bolzen einsetzt.
Die Bolzen bekommst Du von Deinem Rahmenhersteller. So wie mir die Konstruktion ausschaut wirst Du die Nadelabdrücke wahrscheinlich auch mit neuen Lagern und Bolzen bekommen. Durch die Nadeln sind Punktlasten unvermeidbar. Fette das Ganze gut und regelmäßig.
Sollten sich die Nadeln nicht mehr drehen, kommst Du um die oben beschriebene Methode nicht herum. Alternativ zum Schraubstock kannst Du auch mit einer Gewindestange arbeiten. Kippeln darf aber nichts.

Kleiner Tipp, wenn Du alles neu gemacht hast, pass beim Reinigen auf, daß Dir so wenig Wasser wie möglich an diese Stellen kommt, am besten man gewöhnt sich dran den Rahmen so selten wie möglich zu waschen.

Gutes Gelingen ...
 
Könnt Ihr mir einen guten Tipp geben? Ich liebäugle mit Montagepaste z.B. Dynamics. Für Hilfe bin ich Euch sehr dankbar.

Wenn mit Fett die Lager wandern und du Schraubensicherung nicht verwenden willst, dann die Montagepaste. Es geht hauptsächlich darum die Hohlräume zwischen Lagersitz und -schale, die auch bei einer Presspassung vorhanden sind, auszufüllen, damit dort nicht Luft und Wasser ihr korrosives Unheil anrichten.
 
Was spricht bei der Fett-Frage gegen Shimano Anzi Seize? Gibt's bestimmt auch von billigeren Herstellern.
Ist so ein Trennmittel wie Kupferpaste nur statt Kupfer ist Keramikpulver drin und damit aluverträglich. Ich verwende das für ziemlich alle Montagen, wo keine Schmierung wegen beweglichen Teilen nötig ist. Hab damit gute Erfahrnung gemacht, schmiert ein bisschen beim Einbauen und gammelt nix fest.
 
Shimano Anti Size klingt vielversprechend. Das ist vielleicht genau das Richtige. Ich werde mal eine Packung bestellen und das Ganze probieren. Das Lager ist nicht wirklich weit gewandert, so daß etwas Reibung genügen sollte. 9,95 für 125 ml klingt nach einem guten Deal. :daumen:
 
Nimm gleich die 455 ml für 16,-. Das kannst für jede Schraubverbindung, Innenlager, Sattelstütze nehmen...
Misch doch mal deine eigene spezielle Zauberformel mit einem fett-tolerierenden Locktide und Anti Size. Kannst als Trennmittel, das Lagerwandern verhindert für 25 € verkaufen. :-)
 
Laufen die Nadeln im Lager noch? auch wenn sie angerostet sind, es könnte reichen (vorrausgesetzt die Nadeln im Lager drehen sich noch) wenn Du diese gründlich entrostest, danach neu fettest und neue Bolzen einsetzt.

Ja, die Lager laufen noch. Es ist eigentlich auch nur das eine Lager (überm Schaltwerk) das so rostig aussieht. Ich denke, dann werd ich es so machen wie Du es beschreibst. Wie würdest Du das Lager entrosten?

Danke nochmal für die Hilfe.
Chris
 
Zum entrosten wäre eine kleine Messingdrahtbürste geeignet. Alternativ eine alte Zahnbürste und WD40, Caramba oder sowas zum rostlösen.
Danach mit Waschbenzin saubermachen und mit Fett füllen.

Neue Schraube brauchst zu aber in jedem Fall.

Sieht so aus als ob sich zum Schluss nicht die Schraube im Lager gedreht hat, sondern die Schraube im Rahmen.
 
@chris

Ich würde das auch mit WD40 machen. In WD40 getränkte Ohrtupfer haben sich bei mir als praktisch erwiesen. Auf jeden Fall vor dem Fetten das WD40 wieder restlos entfernen.

Mittel für das Lagereinpressen:

Für das Einpressen der Lager habe ich mir jetzt übrigens Montagepaste von Dynamics besorgt. Ich werde über den Erfolg (oder Misserfolg) berichten. Shimano Anti Seize hatte der Händler meines Vertrauens nicht vorrätig. Das wird bestellt, sollte das Dynamics nicht taugen.
 
Tipp am Rande, bevor du die Lager einbaust, mach vorsichtig mit einem Skalpell und / oder einem kleinen Schraubendreher die Dichtscheiben raus.
Dann die Lager von beiden Seiten mit Fett füllen und die Dichtscheiben wieder reinmachen.

Kannst Du das mal näher beschreiben ?

Ich hatte nur mal kurz versucht mit dem Skalpell den Dichtring eines
kugelgelagerten Taxx Schaltwerksröllchens zu öffnen.
Da hat sich nichts gerührt, hab aber danach gemerkt dass sich nach dem
Versuch dieses Röllchen viel schwerer gedreht hat als der unmanipulierte
Kollege und hab es daraufhin sein gelassen.

Aus welchem Material sind diese Dichtscheiben ?
Dachte das sei nur Plastik, hatte sich für mich dann übers Skalpell so
angefühlt wie Metall.

Meinst Du man kann die Dichtscheiben, vorsichtig, auf diese Art mehr als
einmal ein- ausbauen.



Hätte nämlich am Hinterbau auch ein zwei schwergängige, gedichtete Lager
die ich gerne entrosten aber möglichst nicht gleich auspressen möchte !

Danke
 
Also bei üblicherweise verbauten 2RS Rillenkugellagern, sind auf beiden Seiten mit Gummi ummantelte Metallscheiben, 2 RS eben. Da kann man am Innenring vorsichtig zB mit der Spitze eines (stumpfen) Cuttermessers reinpieken und die Scheibe abheben. Wenn man dabei nicht reinschneidet, geht auch nix kaputt. Wenn du Metalldichtscheiben wie bei ZZ hast, musst du meist außen einen Sicherungsring/draht entfernen. Aber besser 2RS nehmen!
Besser ist natürlich, wenn man Fett reinpackt, bevor es rostig geworden ist. :-)
 
Danke !

Ich hatte es natürlich an der Aussenseite versucht.
Haben keinen Sicherungsring, sind dann wohl 2 RS.
Die Taxx Röllchen sind ja nicht so teuer, dann werd ich wohl noch einen
Versuch wagen.

Sind zwar neu, war aber neugierig und wollte nur wissen wieviel Fett
denn nun drin ist. ;)

Wenn das gut geht kann ich mich ja mal an die Hinterbau lager wagen.
 
@chris

Mittel für das Lagereinpressen:

Für das Einpressen der Lager habe ich mir jetzt übrigens Montagepaste von Dynamics besorgt. Ich werde über den Erfolg (oder Misserfolg) berichten. Shimano Anti Seize hatte der Händler meines Vertrauens nicht vorrätig. Das wird bestellt, sollte das Dynamics nicht taugen.

Ich wollte Euch noch das Ergebnis berichten:

Montage Paste von Dynamics hat sich nicht bewährt, die Partikel in Ihr sind zu groß, die Montage ist schwierig bis unmöglich, ich habe die Finger davon gelassen. Letztendlich habe ich mich für Locktide 641 entschieden und die Lager gut gefettet (wie Ihr auch empfohlen habt). Der Kleber wird nicht zu fest, so dass ich die Lager später wieder lösen kann und im Betrieb bleiben sie (bislang) an Ort und Stelle.
 
Sorry, dass ich das alte Thema nochmals hochhole...

Frage: werden Rahmenlager nur trocken verbaut?

Folgende Situation: Habe mit Kumpel Lager am Dämpferdreieck gewechselt. Lager wurden leicht eingefettet eingesetzt. Es handelt sich um Originallager vom dt. Bikehersteller (keiner der großen...).

Die Schraube, die die zwei Dämpferdreiecke mitsamt Dämpfer dazwischen hält, musste wohl mehrfach auf Tour nachgezogen werden,da sie sich lockerte (insgesamt drei Touren ~30km, AM-Einsatz S0-1).

Das Lager hat sich jetzt verabschiedet, die äußere Hülse/Scheibe ist defekt, die einzelnen Kugeln rollten munter durch die Gegend...Schraube schief.

Der Rahmenhersteller behauptet jetzt, die Dreiecke wären defekt, Ursache wäre das Lager einsetzen mit Fett.

Stimmt das?

Da der Hersteller mE unverschämte Preise dafür ansetzt (Lagersatz 100€, Montage 200€...) und noch andere "Kleinigkeiten :( , habe ich ein wenig den Verdacht der Abzocke. Ich hätte jetzt eher vermutet, dass die Lagersitze nicht sauber gearbeitet waren, die ersten Lager haben auch nur 12 Monate gehalten (2. Rad, Max 1000km pro Jahr)...

Da ich mir technisch bzgl des Einpressens aber nicht sicher bin, möchte ich den Bikehersteller (noch) nicht nennen.

Danke für eure Einschätzung/Hilfe!
 
Beim Lagereinbau kann sehr vieles falsch laufen. Auch kann es sehr schädlich sein wenn man lockeren Schrauben fährt. Was aber überhaupt nicht sein kann ist das ein eingefetteter Lagersitz schuld daran sein soll.

Der Rahmenhersteller behauptet jetzt, die Dreiecke wären defekt, Ursache wäre das Lager einsetzen mit Fett.

Also ihr habt den Rahmen selbst mit neuen Lagern bestückt, diese haben sich nach kurzer Zeit verabschiedet und dann habt ihr das beim Hersteller reklamiert? Dann wundert es mich nicht das der Hersteller euch gegenüber in Abwehrstellung geht. Für den Hersteller sieht das so aus -> Der Kunde baut scheiße und der Hersteller soll dafür gerade stehen.

Die Schraube, die die zwei Dämpferdreiecke mitsamt Dämpfer dazwischen hält, musste wohl mehrfach auf Tour nachgezogen werden,da sie sich lockerte (insgesamt drei Touren ~30km, AM-Einsatz S0-1).
Deutet für mich auf einen Montagefehler hin.

Also alles nochmal zerlegen, frisch zusammen bauen. Defekte Lager dabei tauschen. Und genau nach Explosionszeichnung zusammen bauen.
 
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