Etappe 4 Steinach - ca. 8 km hinter Lana 45 km 2042 hm
Wir schauen aus dem Fenster und tatsächlich die Leute haben uns nicht zuviel versprochen. Es ist strahlend blauer Himmel. Zum Frühstück erwartete uns ein reich gedecktes Buffet. Dennoch mussten wir vor dem Start der Etappe schweren Herzens eine weitere Entscheidung treffen. Wegen der sehr kurzen Tour vom Vortag waren wir der Meinung es nicht bis Freitag nach Riva zu schaffen. Deshalb nahmen wir die offizielle 4 Etappe komplett aus unserem Programm. Stattdessen planten wir in Sterzing in den Zug zu steigen und nach Meran zu fahren. Ab Meran wollten wir schauen wieviel Kilometer wir noch schaffen. Etwas erleichtert hat uns die Entscheidung, da wir 2012 schon einmal von Sterzing nach Meran über den Jaufenpass fuhren.
Gegen 08:30 Uhr fuhren wir Richtung Gries, auf dem Weg war es ein wenig schattig, da es die Sonne noch nicht über den Bergkamm schaffte. In Gries fuhren wir Richtung Vinaders. Kurz hinter der Autobahnbrücke gab es eine verlockende Auffahrt um wieder auf die Marvin Route zu stoßen. Wir fuhren ca. 70 hm aufwärts als uns ein freundlicher aber bestimmter Bauer aufhielt und mitteilt, dass der Weg für Bikes tabu ist. Also drehen wir um fahren wieder zurück und auf der Straße weiter bis nach Vinaders. Endlich sind wir wieder auf der Route und direkt beginnt der Aufstieg zur Sattelbergalm. Bei dem Wetter und den schattenspendenden Bäumen am Wegessrand war dieser Aufstieg sehr angenehm zu meistern.


Nach einer kurzen Rast auf der Sattelbergalm ging es direkt mit dem Aufstieg weiter, zuerst noch fahrbar dann lange schiebend erreichen wir den Sattelberg.

Weiter fahren wir auf der alten Militärstraße.

Bis wir den schon mehrfach gelobten Trail erreichen...wobei nicht ganz beinahe wären wir vorbei gefahren. Erst durch mein lautes Veto und ein paar Meter zurück schieben erreichten wir den Trail und stürzen uns mit einigen Adrenalinschüben gen Tal.

Unten in Gossensass entdecken wir einen Bahnhof und es fährt tatsächlich ein Zug direkt nach Meran. Wir haben noch genau Zeit um Tickets zu kaufen und ein Bier reinzukippen (wörtlich). Im Zug setzt dann ein wenig die Trägheit ein, wir dösen vor uns hin, bis mein Kumpel an einem Bahnhof meint "Kommen wir nicht durch Lana" ich schau aus dem Fenster sag "Ja". Etwas hektisch stürzen wir aus den Zug, doch der Hitzeschlag bremst uns direkt aus. Willkommen in Italien. In Lana füllen wir erneut unsere Vorräte auf und beginnen mit den nächsten Anstieg. Doch irgendwie fühlt sich mein Hinterrad schwammig an und tatsächlich das Hinterrad verlor nach und nach Luft. Ich pumpe den Reifen nochmal auf und wir beschlossen solange es noch geht weiter zu fahren. Es wurde langsam dunkel und ohne zu wissen wo wir die Nacht verbringen wollen wir keinen Schlauch mehr wechseln.
Nach ca. 600 hm erreichen wir eine Hütte und fragen ob wir dort biwaken können. Die Antwort kam promt "kein Problem" so geht also Gastfreundlichkeit. Die Hütte sieht man im nächsten Bild im Hintergrund.
Etappe 5 irgendwo hinter Lana - Burgruine Belfort 79 km / 2409 hm
Heute gibt es zum Frühstück trockenes Wurst - Brötchen und Cola schmeckt genauso wie es aussieht.

Wird Zeit das wir loskommen. Ach da war ja noch was. Bevor wir loskommen muss ich noch meinen Schlauch tauschen, was nach so einer Mahlzeit nicht unbedingt zur Motivation beiträgt entsprechend lange dauert die Reparatur. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einigen Flüchen ist es geschafft und angestachelt von einem bellenden Hund kann es endlich losgehen. Der Aufstieg zum Gampenpass wird ein zähes Unterfangen. Zudem verpassen wir mal wieder einen Abzweig auf den Route. Es geht steil über eine übelst matschige mit riesigen Pflastersteinen gespickten Weg bergab bis wir merken, dass wir auf dem falschen Weg sind. Also das ganze wieder bergauf. Nach jeder Kurve brauchen wir eine Verschnaufpause bis es weiter gehen kann. Erinnerungen an den Chaschauna Pass vom letzten Jahr erwachen.
Wir erreichen den Gampenpass. Wir freuen uns über eine Straße mit einer angenehmen Steigung. Vor uns fährt ein Rennradfahrer scheinbar auch auf dem letzten Ast. Als er mitbekommt dass da zwei schwer beladene Jungs mit Mountainbikes langsam auf ihn aufschließen steigt er aus dem Sattel und holt nochmal das letzte aus sich raus. Immer im zickzack fahrend erreicht er vor uns den Übergang.
Nach dem Übergang geht es kontinuierlich bergab, dennoch gibt es immer wieder fiese Gegenanstiege. Noch vor 14 Uhr sind wir am Santa Giustina See. Hier dürfen wir nochmals Zusatzhöhenmeter nehmen, da wir die Abfahrt nach Cles verpassen und die schöne Passstraße hinunter fahren. Nachdem wir die Passstraße auch in entgegengesetzter Richtung erleben dürfen, machen wir ein kurze Pause. Jetzt spielt uns der Kopf und die schweren Beine einen Streich, denn wir entscheiden die Dolomiti Brenta Bike Ost Route mit 400 hm weniger zu nehmen. Bis nach Sporminore ist es eine tolle Strecke, doch auch hier treffen wir vermutlich eine falsche Entscheidung. Wir werden vom Hunger gepackt in Sporminore gibt es leider keine Pizzeria. Ein junger Man teilt uns mit, dass nur 4 km bis nach Spormaggiore sind. Leider verschweigt er und, dass wir von 700 hm auf 300 hm abwärts fahren und ca. das gleiche wieder rauf. Was macht man nicht alles für eine Pizza und diese Pizza war es durchaus wert.
Den Ort Spormaggiore kannten wir auch noch von der Tour 2012, deshalb wussten wir, dass es nicht unweit eine alte Burgruine gibt. Ca. 21:00 nahmen wir im dunklen den letzten Anstieg für heute in Angriff und gegen 22:00 Uhr erreichten wir die Ruine.
Etappe 6 Burgruine Belfort - Riva 61 km / 1104 hm

Sehr früh brechen wir über die Passstraße nach Andalo auf. Die Höhenmeter waren schnell geschafft und wir können in Andalo Kaffee ordern. Jetzt finde ich gerade die Quittung nicht, aber den Kaffee den ich bestellte war mit Alkohol das früh um 09:00 Uhr mein lieber Schieber.
Nach Andalo ging es bergab zu den wunderschönen Molvenosee und wir fahren wieder auf der Marvin Route weiter, welchen wir wenig später zumindest auf einer Fahne im Winde wehen sehen (also den Marvin). Bis nach Ponte Arche ging es dann geschmeidig bergab. Dort nehmen wir die letzten Höhenmeter in angriff. Wir waren dann schon sehr früh nahe dem Ziel, deswegen machten wir am Tennosee nochmals Rast und tranken unser erstes Erfolgsbier. Bis nach Riva ging es dann recht fix runter. Nachdem wir öfters nochmal die Route verloren und der Gardasee lockte fuhren wir einfach die Passstraße runter.
In Riva checkten wir noch schnell im youth hostel ein bevor wir am Gardsee die Socken auszogen ... oder war es doch umgekehrt.

Fazit: Eine insgesamt sehr schöne Tour, wenig Straße, wenig Verkehr, tolle Landschaften. Auf einer Transalp haben wir noch nie soviel geschoben wir auf der Marvin Route. Echte Tragepassagen gibt es dafür keine.
Die Route bietet noch viele offene Punkte sie auch noch ein zweites mal zu fahren, dann evtl. mit weniger Gepäck.
Die Etappe 3 würde ich vermutlich dann so planen einen Stopp auf der Sattelbergalm einzulegen und am nächsten Tag die Grenzkammstraße und den Jaufenpass fahren.
Ein bisschen geärgert haben wir uns über uns, da wir vermutlich doch auch die West Route ohne Problem geschafft hätten. Aber wie heißt es hätte hätte Fahrradkette.
Tolle Tour, tolles Abenteuer! Danke Marvin.
Grüße
kommski