Ich finde den Thread super! Mein erster Gedanke war: Warum nur während des Lockdowns/Covid ?
Fahrtechnik üben kostet so wenig, und bringt so verdammt viel. Ich bin in den Anfangsjahren excessiv ausschließich Wanderwege/Steige in den Alpen gefahren (3Mal pro Woche) und der Fortschritt war solala. Dann habe ich mit fahrtechnischen Basics (Aufm Rad stehend balancieren -> bis hin zum Trial) vor der Haustüre angefangen und bin nur noch einmal in 2 Wochen in die Berge gefahren. Und trotz Bergabstinenz haben auf einmal Schlüsselstellen funktioniert, die vorher (bei mir) einfach nicht gingen - es ging fahrtechnisch richtig was vorran.
In meinen Augen machen viele den Fehler, und fahren Trails ohne dass die grundlegenden Basics sitzen. (Balance fehlt, falsche Haltung auf dem Rad usw.)
Ich nenn mal zwei ganz simple Beispiele, wo man (meiner Erfahrung nach) mit wenig Einsatz eine enorme Steigerung der Fahrtechnik erreichen kann:
1. Balance
1.1 Einfach mit dem Rad auf dem geraden Boden stehend balancieren ohne die Füße abzusetzen.
1.2 Als Steigerung die geiche Übung wenn 1.1 sitzt auf eine schräge übertragen (Sowohl abwärts als auch aufwärts) - Sprich in der Schräge balancieren ohne die Füße auf den Boden abzusetzen. Das ganze idealerweise im Gelände -> Hier wird paralell dazu der kontrollierte blockierfreie Einsatz der
Bremsen geübt.
1.3 Vorderrad eine Treppenstufe tiefer setzen als das Hinterrad und in der Stellung balancieren. Je nach Fortschritt kann man sich höhere Treppenstufen oder gar hohe Absätze suchen und die Übung auf diese übertragen.
2. Fahr ich das Bike, oder fährt das Bike mich?
Mit angewinkelten Armen/Beinen fahr ich das Rad, mit durchgestreckten fährt das Rad mich
2.1 Durchgestreckte Arme/Beine -> statische Haltung -> Kontrollverlust.
Habe schon oft beobachtet wie sich Leute aufm Trail mit Durchgestreckten Armen/Beinen statisch auf das Rad stellen nach dem Motto: "Die 180mm Federweg erledigen das schon"
Was meiner Meinung nach wenig Einsatz kostet und enorm viel bringt ist es Arme und Beine anzuwinkeln und lernen dynamisch und aktiv mit dem Rad zu arbeiten.
Idealerweise im ersten Schritt am besten ein ungefedertes Rad zur Hand nehmen, und mit diesem den Bordstein runterzufahren. Hierbei die Haltung so anpassen, dass man selbst den Schlag abfängt/abfedert und dabei noch genug Spielraum für weitere Situationen hat. Das ganze lässt sich so steigern, dass man am Ende mit nem ungefederten Rad ne Treppe runterrattern kann ohne dass man groß ausm Konzept kommt - zahlt sich auf dem Trail aus weil der Federweg nur noch die Fahrfehler ausbügeln muss, und man selbst lernt aktiv mit dem Rad zu arbeiten.
Das klingt unspektakulär, ja vielleicht beknackt - , bringt aber meiner Meinung nach viel.
Das coole: Für solche Dinge muss man nicht das Auto anschmeissen, sich über Staus auf Autobahnen quälen, oder 1000hm hochstrampeln um in geeignetes Gelände zu kommen - man kann es einfach mal eben vor der Haustüre üben - und den Fortschritt auf dem Trail genießen.
Die Übungen oben sind ganz simple Beispiele wie man mit wenig Einsatz sehr viel erreichen kann.
Auf ähnliche Art und Weise kann man super Hinterradversetzen üben ohne auf nem Trail gewesen zu sein.
Solche Dinge stellen auch die Basis für fortgeschrittene Fahrtechniken dar. Sitzt die Balance nicht, bringt einem der Rest auch nicht viel (Meiner subjektiven Meinung nach)
Als Materialtipp fürs technische Fahren :
Keine zu großen Bikes / Laufräder / Hinterräder. Was zum Tourenfahren und Ballern toll ist, ist fürs technische Fahren meiner Meinung nach Kontraproduktiv. Ich habe selbst ein Jahr lang ein 29er ausprobiert, und bin damit nicht klargekommen. Hinterradversetzen wird unnötig erschwert, und das sperrige Hinterrad / Bike steht einem bei vielen technischen Dingen im Weg - schränkt sogar ein.
Anbei noch ein Fahrtechnik-Video was mir persönlich sehr viel gebracht hat (Danke Ryan
)