ich möchte nochmal betonen, daß ich diese diskussion hier sehr fruchtbar und interessant finde.
zum thema möchte ich noch einmal eines loswerden:
es ist sicherlich richtig, daß gewisse menschengruppen pder bestimmte verhaltensweisen ein höheres erkrankungsrisiko tragen als andere. das mögen raucher sein, konsumenten von alkohol, sportler etc. etc.
nun für jede spezifische verhaltensweise unterschiedliche bonus-, malus, oder zusatzversicherungssysteme zu schaffen bringt aber nix.
erstens würden die verwaltungskostenquoten in den himmel wachsen und das ist ja nun nicht sinn der sache.
zweitens: wenn ihr euch zusatzversicherungen anschaut, werden hier immer sich ausschliessende oder zumindest von der paarung her möglichst unwahrscheinliche krankheitsrisiken in einem versicherungspaket (zahn, ausland, brille bspw.) gepackt. ihr werdet keine zusatzversicherung finden, die nur ein einzigers spezifisches risiko abdeckt, weil ein derartige versicherung nur von tatsächlichen risikoträgern abgeschlossen würde und daher permanent auszahlen müsste - negative risikoselektion genannt. daher gibt es keine reinen brillenversicherungen, sportversicherungen und zahnversicherung....etc. brillenversicherungen würden natürlich nur von brillenträgern abgeschlossen werden und jedes mitglied würde natürlich auch leistung beziehen....der beitrag wäre innerhalb kürzester zeit unbezahlbar, selbiges gilt für sport usw. das prinzip der versicherung kann ja nur deswegen funktionieren, weil nicht jeder leistungen bezieht. es ist nunmal so, dass nicht alle soviel aus dem versicherungstopf entnehmen werden, wie sie eingezahlt haben, dafür können aber andere, die darauf angewiesen sind auf höhere leistungen hoffen, als sie de facto eingezahlt haben. keiner von uns weiß, wer es nötig haben wird und darum funktioniert das system (deswegen bin ich bspw. auch gegen eine analyse des erbguts zur diagnose von erbkrankheiten, einmal festgestellt würden solche leute keinen versicherungsschutz mehr bekommen)
meines erachtens bringt es auch nichts auf die dicken oder die raucher oder wen auch immer zu schimpfen. jeder von uns trägt ein individuelles risiko und über das gesamtkollektiv gleicht sich das risiko ungefähr aus. jeder von uns trinkt alkohol oder raucht oder hat wechselnde sexualpartner/ungeschützten geschlechtsverkehr oder hat übergewicht oder ernährt sich falsch oder hat eine veranlagung für bestimmte krankheiten oder hat allergien oder ist regelmässiger teilnehmer im strassenverkehr oder hält sich in asbestverseuchten räumlichkeiten auf oder hat eine überwiegend sitzende tätigkeit oder aber eine gefährlichere als der sessel-pupser vom amt etc. etc. man könnte dies ewig weiterführen und schließlich wird man merken, dass wir uns mal nicht zuviel darauf einbilden sollten, ob wir a bisserl radl fahren oder nicht, weil es myriaden andere einflüsse auf unsere gesundheit gibt, die wir nicht beeinflussen können und weil wir manchmal auch einfach nur glück haben. um mal kurz etwas spirituell zu werden: wir sollten eigentlich jeden tag mit dankbarkeit annehmen, den wir gesund erleben dürfen. jeder der krank ist und sei es nur eine grippe oder jeder, der jemanden kennt, der krank ist oder aufgrund von krankheit oder unfall sogar gestorben ist, weiß, was ich sagen möchte....
ansonsten müssten wir bspw auch ein malussystem für frauen einführen, die die KV mehr kosten, weil sie länger leben und daher die kassen länger "belasten" und außerdem kinder kriegen oder aber einen bonus für männer, weil sie früher den löffel abgeben - das kann es ja dann wohl nicht sein. in der privaten ist dies im übrigen anders, weil hier nicht alle in denselben topf für alle einzahlen, sondern jeder sein individuelles risiko trägt (m.E.), daher ist die PKV für frauen immer teurer, als für männer - hat dann aber nix mehr mit solidarversicherung zu tun. wie wärs mit einer zusatzabgabe für menschen, die in großstädten wohnen und aufgrund der luftverschmutzung definitiv stärker zu asthma, allergien etc tendieren und auch ein viel höheres unfallrisiko im strassenverkehr tragen... oder wie ist es mit einer zusatzabgabe für menschen, die in ballungsgebieten wohnen, in denen die behandlungskosten aufgrund der infrastrukturellen gegbenheiten höher sind. in großstädten verlangen ärzte für ein und dieselbe behandlung mehr geld als auf dem land...kann es ja wohl auch nicht sein. die kosten, die das gesundheitswesen tragen muß entstehen also nicht ausschließlich durch die erkrankung, sondern auch durch die preise die zu zahlen sind (logisch eigentlich, wird nur oft übersehen).
insofern bin ich eher skeptisch, daß es ein dem individuellen risiko entsprechendes und gerechtes bonus- oder malussystem gibt. die alternative für mich ist daher, um die beiträge in einem erträglichen maß zu halten, zuallererst die effizienz zu steigern und mißbrauch zu verhindern....und meiner meinung wäre das bezahlen von leistungsdiagnostik bzw. das vortäuschen medizinischer notwendigkeiten zur durchführung einer LD ein eindeutiger mißbrauch, daß hab ich ganz oben bereits gesagt
imho
gruß