Kleiner reifen-vergleichstest bei nässe mit überraschungen

Registriert
24. April 2007
Reaktionspunkte
0
Ort
Knonau
Letztlich hat es mich mit dem neuen satz reifen auf nassem asphalt/kurve ziemlich derb hingehauen. Dabei bin ich nicht einmal sonderlich risikobetont gefahren… ;)
Ergebnis: die üblichen schürfwunden, einen zermatschten helm und eine heftige zerrung im oberschenkel :(
Bei der kleinen zwangspause und beim blättern durch diverse bikemagazine habe ich mir dazu überlegungen gemacht und festgestellt, dass kaum brauchbare analysen zum fahrverhalten bei nässe/steinboden in den magazinen gemacht wurden. Sodann habe ich mich spontan zu einem einfachen vergleichstest mit meinen bescheidenen mitteln :) entschlossen. den will ich euch natürlich nicht vorenthalten.


Die 'versuchsanordnung':
  • betonboden vor meinem haus, schön nass gemacht
  • vier bikes mit unterschiedlicher bereifung (teilweise mischbereifung)
  • ich, der die bikes im stehen bei unterschiedlicher neigung gegen den nassen boden drückt und so die reibung bei simulierter kurvenlage 'ertastet'


Getestete pneus & ergebnisse:

- nobby nic 2.25
Der klassiker überhaupt hält sich auf dem rutschbelag vertikal ganz wacker. Ab einer seitenneigung von ca. 30 grad (das ist dann, wenn nur noch die seitenstollen greifen) schliddert der reifen aber deutlich weg.
Schwalbe_Nobby_Nic.jpg
[/URL][/IMG]

- smart sam 2.25
Der billigste von schwalbe war der beste im nässetest! Auch bei ziemlicher neigung (=kurvenlage) von ca. 45 grad greifen die flächigen stollen auf dem feuchten beton mit fühlbarem restgrip! Die überraschung im vergleich!
smartsam.jpg
[/URL][/IMG]

- fat albert 2.25
Guter grip auf den mittelstollen, bei stärkerer neigung zieht der gummi etwas weg, greift dann aber wieder sporadisch. Immerhin noch etwas bessere reaktion als beim nobby.
fatalbert.jpg
[/URL][/IMG]

- rubber queen 2.4
Der endurogummi von continental hält sich gerade noch so auf den mittelstollen. aber sobald das bike nur geringfügig abgewinkelt wird, geht der reifen weg wie auf schmierseife! Von dem imposanten stollenprofil hätte man deutlich mehr erwartet! DIE enttäuschung im test!
continental-rubber-queen.jpg
[/URL][/IMG]

- wild rock'r 2.4
Michelin's neuer kommt mit traktorartigen stollen daher, die für den test eigentlich das beste hoffen liessen. Leider schmiert der reifen fast genauso schnell ab wie der continental. In seitenlage lässt sich nur minimal mehr reibung spüren als bei dem anderen enduropneu.
Michelin_Wild_Rock_R_detail_5.jpg
[/URL][/IMG]

- rubena 1.95 (vom baumarkt)
Der billigreifen bildet eine etwas ungewöhnlich 'flache' lauffläche, die seitenstollen sind hochgezogen. Solange die neigung nicht über ca. 20 grad hinausgeht, hält sich der rubena noch sensationell gut. Erst bei stärkerer kurvenneigung flutscht dieser dann doch ziemlich schnell weg. Immerhin ganz passabel für einen 10€ gummi!
rubena1.95.jpg
[/URL][/IMG]

Kritik am test
Der test war zugegebenermassen nicht wirklich professionell. Er wurde auch nicht unter 100% vergleichbaren bedingungen durchgeführt (z.b. genau gleiches gewicht drückt jeweils auf die reifen, genauer neigungwinkel, jeweils gleich reifenbreite, gleiche abnutzung usw.). Auch ist nicht für jeden das fahrverhalten auf steinboden überhaupt ein kaufkriterium.

Meine private testanordnung lässt aber rückschlüsse auf die fahrsicherheit bei wenig optimalen bedingungen zu, nämlich bei nassem asphalt. Eine disziplin, die für tester der üblichen bikemagazine anscheinend kaum interessant zu sein scheint! In der praxis fahren wir mit unseren bikes doch regelmässig auf normalen strassen bis zum traileinstieg...


Fazit
Besonders enttäuscht hat mich das abschneiden der dickeren stollenreifen. Die gummimischung scheint (aus mir unbekannten gründen) hier auch etwas härter zu sein.
Interessant wäre noch eine wiederholung des test bei unterschiedlichen untergründen und mit einer verbesserten testanordnung. Ob die 'dicken' auf naturboden/kurvenlage eher brillieren können? Wer hilft mir bei einem mega praxistest ;) ?

Weitere kritik/andere erfahrungen/diskussion willkommen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Gleichmal vorweg, dein Testbericht ist fünf mal mehr wert als der letzte Testbericht in der Mountain Bike. Warum?

Du greifst dir eine Eigenschaft heraus und untersuchst die Produkte darauf.
Du schreibst ausreichend wie der (zugegebenermaßen einfache) Test funktioniert.
Du übst Kritik am eigenen Test, das ist besonders wichtig.

Also von daher schon mal ein großes Dankeschön! :)

Meine Gedanken zu deinen Ergebnissen:

1. Es ist unwahscheinlich, dass du über deinen Versuchsaufbau eine realistische Reifenlast erreichst. Vielleicht rührt das schlechte Abschneiden der Grobstoppler daher, dass die Kraft nicht ausreichte die Stollen so zu "verbiegen" dass diese flächig auf dem Asphalt aufliegen. Berührt der Gummi nur mit der Kante den Asphalt kann er nicht wirklich grippen können. Vielleicht hilft es den Druck herabzusetzen, sodass beim Test eine realistische Verformung auftritt.

2. Je runder die Kontur des Reifens, desto eher liegt ein Teil des Gummis flächig auf. Das erklärt vll. warum der wenig profillierte runde Reifen bei deinem Test gut abgeschnitten hat.

3. Oft muss der Gummi auch erst ein wenig "angefahren" werden, damit er eine gute Rauigkeit entwickelt und die Trennmittelreste komplett weg sind. Kanns sein, dass die Grobstoppler noch recht neu sind?

4. Interessant wären auf jeden Fall noch Alter und Zustand der Reifen und natürlich der Reifendruck.

5. Grobstoppler werden wahrscheinlich immer am Asphalt unterlegen sein :)

Aja und eine schnelle Heilung der Wunden wünsche ich!

mfg, navpp

Edit: Ich bin in gewisser Weise ein messtechnikgelehrter, aber so eine grade Bauchgefühlaussage eines Menschen sollte man nie unterschätzen. Man hat das oft ganz gut im Gefühl was Sache ist, auch wenn keine Messmittel zur Verfügung stehen um dieses Gefühl auch reproduzierbar nachzuweisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi navpp!

Danke für die Rückmeldung! Tatsächlich ging der Testidee ein Bauchgefühl voraus, welches durch den Versuch mehr oder weniger bestätigt wurde. Die genaue Praxissituation nachzustellen ist ja auch wenig attraktiv, wenn man dafür mehrmals seitwärts mit dem Körper über den Asphalt schliddern muss :)
Ja, die Endurogummis sind recht neu (ca. 40km). Ich wäre froh drum, wenn die sich noch etwas einfahren würden.

Immer auf der Suche nach dem perfekten Schlappen...
Gruss mountainbiter
 
Hallo,
ist zwar ein interressanter Test von dir, aber glaub ich im Fahrtest nicht zu vergleichen, hab zur zeit den direkten Vergleich zwischen FA 2.35 und RQ 2.4, komiserhweise hält der RQ auf z.B. nassem Kopfsteinpflaster wirklich gut und verleiht sicherheit, wogegen ich dieses Jahr 2x mit dem FA ohne Vorwarnung gut abgeflogen bin, auf der gleichen Strecke, ich sag mal, Fahrtest und Schiebetest sind hier glaub ich nicht wirklich zu vergleichen, also mal schoner anlegen und echt mal ausfahren, gibt glaub ich realistischere Vergleiche.

Mfg.
Wolfgang
 
Senf:
Die Frage oben ist berechtigt, ob die Contis vielleicht noch glitschig von der Backform waren. Sowohl meine TKC 80 als auch der Sport Contact, den ich vorletzte Woche montiert habe, waren im Neuzustand ziemlich schmierig und mußten gut angerauht werden!
Beton ist naß immer noch recht griffig, im Gegensatz zu Asphalt. Sehr interessant wäre der Test also vor allem auf einer Asphaltoberfläche.
Das gute Abschneiden des Sam verwundert nicht ganz so sehr, wenn man das feine Diamantprofil auf den Stollen betrachtet. Viele kleine Kanten bringen auf Beton mehr als mehrere grobe große. Die sind jedoch schnell abgefahren und dann sieht der Test vermutlich schon anders aus.
Dennoch ist die Idee gut, und eine kippbare Asphaltfläche, die einen Test unter immer gleichen Bedingungen zuließe, wäre leicht zu konstruieren.
 
Schöner Test :daumen:

Jedoch muss ich zu diesem Bericht leider sagen das er für die getesteten Reifen nicht wirklich aussagekräftig ist.

Da es sich um MTB Reifen handelt darf man sich nicht wundern das Reifen, die ein gröberes Profil aufweisen, auf Asphalt weniger Grip haben.
Es wäre ein guter Test für Reifen die hauptsächlich auf der Straße Verwendung finden und dementsprechnend aufgebaut sind.
Das Problem ist doch, das Stollenreifen auf Asphalt zu wenig Angriffsfläche haben und daher leichter wegrutschen (vor allem die Grobstolligen).

Leiwand wäre, wenn du diesen Test auf einem naturbelassenen Boden widerhohlen würdest.
Immer weiter so ;)

LG
Dominik
 
Danke fürs testen

Ich merk den Unterschied immer wenn ich mountainbike auf die stadtschlampe wechsle. Hab am Bike den Vredestein Bull Lock, der auf nassem Harten Boden sehr gerne wegrutscht, dafür in tiefem weichen Boden gut greift und am Stadtrad den Bontrager Urban Earl, bei dem ich mich auch auf Regenfahrten beherzt in die Kurven lege, weil er einfach tollen halt hat, mit dem ich aber nicht im Schlamm spielen gehen mag.

Dass der Sam gut abgeschnitten hat überrascht mich nicht, der rollt auf asphalt schön leicht und bietet trotzdem sehr anständigen seitenhalt, hält auch erstaunlich lange, bis das profil man deutlich nachlässt hat man da schon einige tausend km abgespult (vor allem am vorderrad)
 
Je nach Gelände ist Asphalt-Grip nicht unwichtig, sprich: Steine. Wir haben hier sehr viele Steine, teils besteht der Trail nur aus diesen. Ich kann deine Testergebnisse bei einem Reifen zufällig Teilen. Der Michelin ist auf nassen Steinen eine Blamage, der rutscht wie auf Eis. Selbst bei vorsichtigster Fahrweise rutscht er in jede beliebige Richtung unvermittelt weg, ohne Bremse, ohne Lenkbewegung.
Bin am nächsten Tag dieselbe Strecke mit meinem Maxxis HighRoller 42a ST gefahren - wie Kleber auf den Steinen. Selbst mit vorsichtiger Provokation nur langsam und kontrolliert zum rutschen zu bringen. Und das obwohl ich mehr Druck drin hatte!
 
Danke für die Antworten! Tatsächlich lege ich Wert darauf, dass auch Stollenreifen auf Asphalt halbwegs sicher sind! Ob ausserdem die Grobstoller bei nassen Felsen (soll ja mal vorkommen :-) nicht genauso ins Schleudern kommen...?
Wenn ich mal viel Zeit und einen Sponsor gefunden habe, schaue ich mir die Sache mal auf unterschiedlichen Naturböden an ;)
 
mtb-reifen test auf asphalt :lol:

asphalt ist etwas anders beschaffen als fels. kopfsteinpflaster kommt dem wahrscheinlich recht nahe.

tatsächlich hatte ich die queen schonmal auf nassem fels. grippt wie eh und jeh.

bist du auf dem bike gewesen oder hast du nur das rad gekippt und dann gedrückt?
wieviel luftdruck hast du gehabt?
 
Der Smart Sam hat ein großes Problem in Schräglage bei echtem Fahrergewicht. Die dünnen langen Seitenstollen klappen dann nämlich um und verlieren fast alle Traktion.
Hab das diverse Male in an schrägen Hängen im Gelände erlebt.
Ist bei Reifen mit besser abgestützten und größeren Seitenstollen (alter Fat Albert z.b.) deutlich besser.
 
Zurück