A1, A44, A443/A46, B7, und dann die B480 Richtung Winterberg hinter einem Wohnmobil hereiern - so gehts nach Wiemeringhausen. Dann rechts ab, dem Hinweisschild "W..meringhausen 2 km" gefolgt.
Doch Moment - wieso steht da am Ortseingang "Wulmeringhausen"? - OK, ich befinde mich im Sauerland, aber falsch geschriebene Ortseingangsschilder? Also umgedreht und die 2 km zur B480 zurück. Da kommt auch schon das nächste verkackte Wohnmobil, aber ein paar km weiter auch das echte und einzig wahre Wiemeringhausen.
Schnell nachgemeldet (was entgegen der Ankündigung noch bis 15 min vor Start möglich war) und die liebevoll handgemalte Startnummer in Empfang genommen. Finaler Parkplatz im Ort gesucht, zurück zum Startbereich (wie der Sprecher hinterher sagen wird: "einer der schönsten Sportplätze des Sauerlandes") und zur zeitlichen Überbrückung erstmal ein leichtes Sportlermittagessen, bestehend aus einer sauerländischen Abart der Donauwelle, Pflaumenkuchen und Kaffee.
Die Startaufstellung erfolgt nach der Devise "wer sich zuerst anstellt, steht vorne". Ich hab mal wieder keinen Bock auf Hektik und verlasse kurz nach 13:00 h in einem Pulk von Weißsocken den Startbereich. Vorne soll sich ein Führungsmotorrad befinden.
Die erste Steigung ruft bei manchem heftige Schnaufattacken hervor und offenbart einmal mehr eklatante Defizite bei der Radbeherrschung zahlreicher Bergradfahrer. Doch bei relativ wenigen Startern (laut Sprecher ca. 300) kommt es nur zu etwas zähflüssigem Verkehr, und der ist ja bei der Einteilung der eigenen Kraftreserven schon mal ganz hilfreich ;-)
Also in Zweierreihe gemächlich mit satten 5 km/h den Forstweg hochgekurbelt und erstmal einen übereifrigen Drängler angepöbelt: "Ich würd die Hörnchen gleich ganz senkrecht stellen". Es ist diesig, regnet aber nicht, die Reihen lichten sich - das Ganze fängt an, Spaß zu machen.
Von km 8 bis km 16 soll es laut Streckenprofil nur bergauf gehen - der Mann mit der krassen Hörnchenstellung wird dazu auserkoren, mich den Berg hochzuziehen. Die Verpflegungsposten mit den bescheuerten Plastikbechern (ein Drittel verschwappt bei der Übergabe, ein Drittel landet auf dem Trikot und den restlichen Schluck kann man sogar trinken) links liegen gelassen - die volle Trinkflasche und die Donauwellen sollten bei dem kühlen Wetter mindestens für die erste 33-km-Runde reichen.
Auf den Schotterabfahrten stellt sich mal wieder heraus, dass eine Brille hilfreich gewesen wäre; der Schlammbeschuss hält sich auf den breiten, geschotterten Wegen aber noch halbwegs in Grenzen. Auch die beim Start vom Sprecher angedrohten Wanderer sieht man (wetterbedingt?) nur selten. Plötzlich: Chicken-Alarm! Doch das Strike mit dem Zopf fährt zwar ganz gut bergauf, outet sich aber im anschließenden Downhill auf einer fahrtechnisch anspruchsvollen Schotterabfahrt der Marke "4 m breit, keine Kurven, kein Stein über Tischtennisballgröße" als Angstbremserin - da lohnt sich eine HR-Federung doch mal. Nachdem für das kurzfristig leicht beunruhigte männliche Ego die Welt wieder in Ordnung ist, kommt doch tatsächlich ein Stück Singletrail, es wird eine herrenlose Brille eingesammelt (bei näherem Hinsehen überflüssig, da schon der eine oder andere drübergefahren war, so dass sich die Wiedersehensfreude des Eigentümers wohl in Grenzen halten wird). Trotzdem beschließe ich, dass der gute Wille zählt und damit der Pfadfinderforderung nach einer guten Tat pro Tag (von zweien war nie die Rede) genüge getan ist. Nach ca. eindreiviertel Stunden biege ich weitgehend unbeeindruckt von den Zielsprint-Attacken der Schnupperrundenfahrer in die zweite Runde ein.
Die wird deutlich einsamer, vorne nix, hinten nix - nicht so das Wahre. In der ersten Steigung bemerke ich den Hörnchenmann von hinten, also ruhig weiterkurbeln. Das dachte sich der wohl auch und macht keinerlei Anstalten, aufzuschließen - na gut, dann vorne mal gucken. Irgendein Streckenposten ruft mir "Platz 41" zu (ich bin nicht wirklich begeistert). Platz 40 ist zwar kaum langsamer als ich, scheidet aber aus ästhetischen Gründen als Koalitionspartner aus. Die mitgebrachte Pampelmusensaftschorle neigt sich dem Ende zu, also einer Helferin an der nächsten Verpflegung schon von weitem erklärt, dass ich gerne die Trinkflasche befüllt hätte. Ob sie denn etwa nebenherlaufen soll? Das traue ich ihr eher nicht zu und halte lieber grinsend an. Flasche voll, ne halbe Banane und ein Stück Energieriegel können bei der Gelegenheit auch nicht schaden, kurz erklärt, wie frau die Flasche verschließt, artig bedankt und weiter gehts. Eine erste Geschmacksprobe offenbart, dass es sich leider nicht um das am Start versprochene von der örtlichen Muckibude gesponsorte Iso-Getränk, sondern um schnödes Wasser handelt.
Platz 39 ist fertig mit der Welt, Platz 38 dagegen ganz schön hartnäckig und besteht darauf, kilometerweit etwa 20 bis 50 m vor mir herzufahren. Solch ein Mangel an Kooperationsbereitschaft ärgert dann doch. In einer Senke vergisst er, Schwung zu holen und hat mich von da an in seinem Windschatten am Arsch kleben. Am Beginn der letzten Steigung hat der Mohr seine Schuldigkeit getan.
Leider bestätigen Anflüge von Krämpfen ein paar Minuten später, dass Wasser nicht das ideale Sportgetränk ist, aber da ist ex-38 zum Glück schon so weit weg, dass eine gemäßigtere Gangart nicht weiter auffällt. Ein paar Minuten weiter macht es (glücklicherweise uphill) einmal kurz "paff!" und die Luft aus dem HR entweicht in die Atmoshäre. Ich bin froh, den Gedanken verworfen zu haben, den Rucksack mit meinem nicht übermäßig kleinen, aber leistungsfähigen Bastard aus Stand- und Minipumpe im Auto zu lassen. Weniger begeistert mich das Loch im Mantel mitten auf der Lauffläche. Mittlerweile wird aus ex-38 wieder 38, bis ich wieder aus der Boxengasse fahre, bin ich Nummer 45 oder so.
Noch 2 oder 3 km bergauf, 3 km Forststraßen-DH und ein kurzes Radweg-Einzelzeitfahren und ich rolle nach gut 3,5 h durchs Ziel. Eigentlich will ich mir ja noch die Siegerehrung ansehen, aber als der Sprecher ernsthaft verkündet, damit bis zur Ankunft des letzten Fahrers warten zu wollen, und die Abstände der Eintreffenden immer länger werden, habe ich keine Lust mehr. Ob die mutmaßlich 1 h vor mir eingetroffenen 66-km-Sieger noch 3 h gewartet haben, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat der Sprecher sich die Pokale irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit selber überreicht.
Fazit: Wer fahrtechnische Herausforderungen sucht, verbringt den Tag der deutschen Einheit lieber woanders, wer Schmallenberg und Bredelar mag, der ist in www.wiemeringhausen.de auch gut aufgehoben. Und mit max. 12 EUR Startgeld sicher besser bedient werden als in Willingen (wenn man mal vom großen Festival der Poser absieht).
Bis näxtes Jahr!
Doch Moment - wieso steht da am Ortseingang "Wulmeringhausen"? - OK, ich befinde mich im Sauerland, aber falsch geschriebene Ortseingangsschilder? Also umgedreht und die 2 km zur B480 zurück. Da kommt auch schon das nächste verkackte Wohnmobil, aber ein paar km weiter auch das echte und einzig wahre Wiemeringhausen.
Schnell nachgemeldet (was entgegen der Ankündigung noch bis 15 min vor Start möglich war) und die liebevoll handgemalte Startnummer in Empfang genommen. Finaler Parkplatz im Ort gesucht, zurück zum Startbereich (wie der Sprecher hinterher sagen wird: "einer der schönsten Sportplätze des Sauerlandes") und zur zeitlichen Überbrückung erstmal ein leichtes Sportlermittagessen, bestehend aus einer sauerländischen Abart der Donauwelle, Pflaumenkuchen und Kaffee.
Die Startaufstellung erfolgt nach der Devise "wer sich zuerst anstellt, steht vorne". Ich hab mal wieder keinen Bock auf Hektik und verlasse kurz nach 13:00 h in einem Pulk von Weißsocken den Startbereich. Vorne soll sich ein Führungsmotorrad befinden.
Die erste Steigung ruft bei manchem heftige Schnaufattacken hervor und offenbart einmal mehr eklatante Defizite bei der Radbeherrschung zahlreicher Bergradfahrer. Doch bei relativ wenigen Startern (laut Sprecher ca. 300) kommt es nur zu etwas zähflüssigem Verkehr, und der ist ja bei der Einteilung der eigenen Kraftreserven schon mal ganz hilfreich ;-)
Also in Zweierreihe gemächlich mit satten 5 km/h den Forstweg hochgekurbelt und erstmal einen übereifrigen Drängler angepöbelt: "Ich würd die Hörnchen gleich ganz senkrecht stellen". Es ist diesig, regnet aber nicht, die Reihen lichten sich - das Ganze fängt an, Spaß zu machen.
Von km 8 bis km 16 soll es laut Streckenprofil nur bergauf gehen - der Mann mit der krassen Hörnchenstellung wird dazu auserkoren, mich den Berg hochzuziehen. Die Verpflegungsposten mit den bescheuerten Plastikbechern (ein Drittel verschwappt bei der Übergabe, ein Drittel landet auf dem Trikot und den restlichen Schluck kann man sogar trinken) links liegen gelassen - die volle Trinkflasche und die Donauwellen sollten bei dem kühlen Wetter mindestens für die erste 33-km-Runde reichen.
Auf den Schotterabfahrten stellt sich mal wieder heraus, dass eine Brille hilfreich gewesen wäre; der Schlammbeschuss hält sich auf den breiten, geschotterten Wegen aber noch halbwegs in Grenzen. Auch die beim Start vom Sprecher angedrohten Wanderer sieht man (wetterbedingt?) nur selten. Plötzlich: Chicken-Alarm! Doch das Strike mit dem Zopf fährt zwar ganz gut bergauf, outet sich aber im anschließenden Downhill auf einer fahrtechnisch anspruchsvollen Schotterabfahrt der Marke "4 m breit, keine Kurven, kein Stein über Tischtennisballgröße" als Angstbremserin - da lohnt sich eine HR-Federung doch mal. Nachdem für das kurzfristig leicht beunruhigte männliche Ego die Welt wieder in Ordnung ist, kommt doch tatsächlich ein Stück Singletrail, es wird eine herrenlose Brille eingesammelt (bei näherem Hinsehen überflüssig, da schon der eine oder andere drübergefahren war, so dass sich die Wiedersehensfreude des Eigentümers wohl in Grenzen halten wird). Trotzdem beschließe ich, dass der gute Wille zählt und damit der Pfadfinderforderung nach einer guten Tat pro Tag (von zweien war nie die Rede) genüge getan ist. Nach ca. eindreiviertel Stunden biege ich weitgehend unbeeindruckt von den Zielsprint-Attacken der Schnupperrundenfahrer in die zweite Runde ein.
Die wird deutlich einsamer, vorne nix, hinten nix - nicht so das Wahre. In der ersten Steigung bemerke ich den Hörnchenmann von hinten, also ruhig weiterkurbeln. Das dachte sich der wohl auch und macht keinerlei Anstalten, aufzuschließen - na gut, dann vorne mal gucken. Irgendein Streckenposten ruft mir "Platz 41" zu (ich bin nicht wirklich begeistert). Platz 40 ist zwar kaum langsamer als ich, scheidet aber aus ästhetischen Gründen als Koalitionspartner aus. Die mitgebrachte Pampelmusensaftschorle neigt sich dem Ende zu, also einer Helferin an der nächsten Verpflegung schon von weitem erklärt, dass ich gerne die Trinkflasche befüllt hätte. Ob sie denn etwa nebenherlaufen soll? Das traue ich ihr eher nicht zu und halte lieber grinsend an. Flasche voll, ne halbe Banane und ein Stück Energieriegel können bei der Gelegenheit auch nicht schaden, kurz erklärt, wie frau die Flasche verschließt, artig bedankt und weiter gehts. Eine erste Geschmacksprobe offenbart, dass es sich leider nicht um das am Start versprochene von der örtlichen Muckibude gesponsorte Iso-Getränk, sondern um schnödes Wasser handelt.
Platz 39 ist fertig mit der Welt, Platz 38 dagegen ganz schön hartnäckig und besteht darauf, kilometerweit etwa 20 bis 50 m vor mir herzufahren. Solch ein Mangel an Kooperationsbereitschaft ärgert dann doch. In einer Senke vergisst er, Schwung zu holen und hat mich von da an in seinem Windschatten am Arsch kleben. Am Beginn der letzten Steigung hat der Mohr seine Schuldigkeit getan.
Leider bestätigen Anflüge von Krämpfen ein paar Minuten später, dass Wasser nicht das ideale Sportgetränk ist, aber da ist ex-38 zum Glück schon so weit weg, dass eine gemäßigtere Gangart nicht weiter auffällt. Ein paar Minuten weiter macht es (glücklicherweise uphill) einmal kurz "paff!" und die Luft aus dem HR entweicht in die Atmoshäre. Ich bin froh, den Gedanken verworfen zu haben, den Rucksack mit meinem nicht übermäßig kleinen, aber leistungsfähigen Bastard aus Stand- und Minipumpe im Auto zu lassen. Weniger begeistert mich das Loch im Mantel mitten auf der Lauffläche. Mittlerweile wird aus ex-38 wieder 38, bis ich wieder aus der Boxengasse fahre, bin ich Nummer 45 oder so.
Noch 2 oder 3 km bergauf, 3 km Forststraßen-DH und ein kurzes Radweg-Einzelzeitfahren und ich rolle nach gut 3,5 h durchs Ziel. Eigentlich will ich mir ja noch die Siegerehrung ansehen, aber als der Sprecher ernsthaft verkündet, damit bis zur Ankunft des letzten Fahrers warten zu wollen, und die Abstände der Eintreffenden immer länger werden, habe ich keine Lust mehr. Ob die mutmaßlich 1 h vor mir eingetroffenen 66-km-Sieger noch 3 h gewartet haben, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat der Sprecher sich die Pokale irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit selber überreicht.
Fazit: Wer fahrtechnische Herausforderungen sucht, verbringt den Tag der deutschen Einheit lieber woanders, wer Schmallenberg und Bredelar mag, der ist in www.wiemeringhausen.de auch gut aufgehoben. Und mit max. 12 EUR Startgeld sicher besser bedient werden als in Willingen (wenn man mal vom großen Festival der Poser absieht).
Bis näxtes Jahr!